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Osiris

Originaltitel: Osiris__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2025__Regie: William Kaufman__Darsteller: Max Martini, Linda Hamilton, Brianna Hildebrand, LaMonica Garrett, Michael Irby, Linds Edwards, Jaren Mitchell, David B. Meadows u.a.
Osiris

In „Osiris“ von William Kaufman kämpfen Max Martini, Linda Hamilton und ihre Mitstreiter gegen böse Aliens

In der Regel ist William Kaufman eher der Mann für erdgebundene Action mit Grit, mit „Daylight’s End“ hatte er schon mal das Endzeitgenre bedient, mit „Osiris“ versucht er sich am Sci-Fi-Action-Horror.

Nach einem Intro mit Weltraumbildern geht es allerdings erstmal auf bewährtem Kaufman-Terrain. Sergeant Kelly (Max Martini) und seine Special-Forces-Einheit gehen irgendwo im Nahen Osten gegen Terroristen vor, die typischen „Allahu Akbar“-Rufer mit AK-47 in den Händen, die zwar reihenweise im Feuer der Spezialeinheit fallen, aber durch ihre schiere Überzahl zur Gefahr werden. Es ist die B-Variante entsprechender Szenen aus „Black Hawk Down“ oder „13 Hours“, Kellys Einheit erleidet den ersten Verlust und wird eingeschlossen. Ein ausgiebiges Inferno, an dessen Ende eine Verzweiflungstat steht, nämlich die Order eines Luftschlags gegen die eigene Position. Doch abrupt bricht die Science Fiction ins Kriegsgeballer, als ein Raumschiff erscheint, welches die Terroristen erledigt und Kellys Einheit hochbeamt.

Im Gegensatz zum Publikum ist den Protagonisten nur so halbwegs klar, was passiert ist, als sie in einer fremden Umgebung erwachen. Sie haben all ihre Ausrüstung, die Munition ist aufgefüllt und manche von ihnen haben unerklärliche Talente erworben, wenn sie unbekannte Schriftzeichen lesen können oder wissen, wie die Technik an diesem Ort funktioniert. Man muss schnell an die „Predator“-Reihe denken, gerade mit Blick darauf, dass die Antagonisten der Soldatentruppe offensichtlich sportliche Chancen lassen, aber diese Hauptinspirationsquelle scheint bei dem Script von Paul Reichelt („The Channel“) und Kaufman selbst immer wieder durch.

Bei ihrer Erkundungstour stößt die Einheit auf gehäutete Leichen und die gefangene Ravi (Brianna Hildebrand). Als sie die junge Frau befreien, werden sie jedoch von einem Alien angegriffen, welches sie mit Mühe töten können. Der außerirdische Krieger ist jedoch nicht der einzige seiner Art, sondern hat viele Kameraden, die Jagd auf die Menschen machen…

Schaut euch den Trailer zu „Osiris“ an

Waffenbewehrte Elitekämpfer gegen Außerirdische, Menschenjagd als Sport mit Trophäen, gehäutete Leichen, die von der Decke hängen – die Inspiration durch „Predator“ sowie dessen Sequels trieft „Osiris“ aus jeder Pore, bis hin zum Finale, indem sich Mensch und Außerirdischer natürlich im Nahkampf bekriegen. Ein wenig „Alien“- und „Aliens – Die Rückkehr“-Inspiration gibt es auch, gerade wenn man sich in engen Raumschiffgängen bekriegt oder durch noch engere Luftschächte kriegt, Spurenelemente von „Starship Troopers“ und „A Quiet Place“ gibt es vielleicht auch noch. Originell ist „Osiris“ also nicht, dafür wenigstens ambitioniert für seine Budgetregionen. Überraschenderweise sind die VFX für B-Verhältnisse recht ordentlich geraten, gerade das Weltraumintro und der finale Shot sehen besser als erwartet aus. Auch bei Laserwummen und ähnlichem müssen die CGI-Leute ran, die Aliens dagegen werden altmodischer Maskentrickarbeit zum Leben erweckt und sind trotz eher einfallsarmem Design recht schick anzusehen.

Osiris

Sergeant Kelly (Max Martini) muss sich auf eine neue Art von Feind einstellen

Dummerweise scheint Kaufman einen entscheidenden Punkt vergessen zu haben, der mitverantwortlich für den Klassikerstatus vieler seiner Vorbilder ist: Einnehmende Charaktere, die markig und memorabel sind. „Osiris“ bietet einfach einen Haufen bärtiger Soldaten mit kurzen Haaren, über die man so gut wie nichts erfährt und die bisweilen austauschbar sind. Selbst von Kelly weiß man kaum mehr, als dass er eine kleine Tochter hat, viele seiner Kumpane kommen fast ohne Eigenschaften abseits des Soldatentums daher. Einzig und allein Nash (Linds Edwards), der kurz vorm Ausrasten steht, sich selbst als Hinterwäldler bezeichnet und nach eigener Aussage an zwei Dinge, nämlich Jesus und Dolly Parton glaubt, hat tatsächlich ein echtes Profil, sogar mehr als der nominelle Held. Bei Ravi und der später auftauchenden Anya (Linda Hamilton) sieht es kaum besser aus, weshalb das Treiben einen eher kalt lässt. Ein paar nette Sprüche („What do you think?“ – „I think your daddy should have thought twice before he started banging his sister”) und das Singen des 2Pac-Songs „California Love“ als kleines Leitmotiv sind ganz nette Details, die aber keine echte Charakterzeichnung ersetzen.

Das zweite Problem von „Osiris“ ist seine zunehmend egale Handlung. Kaufman versucht sich an Worldbuilding, zaubert mit Anya in der zweiten Halbzeit als Erklärbären hervor, doch so wirklich verfangen will die Geschichte nicht. Alle Erklärungen wirken halbgar, andere Szenen wie die Kapseln voller Menschen sollen wohl in erster Linie cool aussehen, bleiben aber ohne Nachhall oder echte Weiterentwicklung. Warum die einen gejagt werden, die anderen in Kapseln gehalten und wieder andere in stinknormalen Gefängniszellen, das erschließt sich nicht so wirklich. Und warum die Aliens einerseits angeblich in der Tinte stecken und dringend ihre Artgenossen rufen müssen, andrerseits aber Menschen, die ihnen gefährlich werden können, für eine Jagd wecken, ist auch unklar. Ansonsten wiederholt sich die Dauerhatz durch die Gänge etwas, bei der Kellys Einheit in erwartbarer Reihenfolge dezimiert wird. Die Beleuchtung ist nicht immer optimal, der dunkel-orangefarbene Look ist nicht immer ansprechend, muss aber wohl auch ein wenig die begrenzten Mittel in Sachen Locations und Kulissen auffangen.

Osiris

Anya (Linda Hamilton) kämpft schon länger gegen die Aliens

Worauf bei William Kaufman natürlich Verlass ist, das ist die Action. Die Handhabung der Waffen ist realistisch, ebenso das Vorgehen in den Kampfszenen, in denen die Soldaten Deckung suchen, sich Feuerschutz geben und an einer Stelle einen Hinterhalt legen. Im Finale gibt es einen ordentlich choreographierten Nahkampf inklusive pfiffigem Finishing Move, doch bei den Schießereien besteht irgendwann ein gewisser Abnutzungseffekt, da sich manche Situation ein wenig wiederholt, etwa wenn die Soldaten einen Gangabschnitt verteidigen, während die Aliens sich hinter Energieschilden verstecken und langsam vorrücken. Warum die Special-Forces-Männer auch nur die eine Laserwumme behalten und den toten Aliens keine weiteren abnehmen, ist leider ziemlich fraglich. Dass die Helden das erste Alien mit ihren konventionellen Waffen kaum kleinkriegen, die Fieswichte später allerdings reihenweise damit über den Haufen schießen, kann man mit etwas Wohlwollen noch dem Lerneffekt zuordnen.

Mit Max Martini in einer der Hauptrollen hatte Kaufman bereits „The Channel“ gedreht und auch hier kann er als bärbeißiger Held mit seinem Charisma punkten, sodass er wesentlich mehr aus der Hauptfigur herausholt als das Drehbuch. Linda Hamilton („Die Verschwörung im Schatten“) mag der größte Name im Cast sein, hat aber vergleichsweise wenig Screentime und ist auch in erster Linie da, um den Plot ein wenig zu erklären. Brianna Hildebrand, die durch ihre Rolle in den „Deadpool“-Filmen etwas Bekanntheit erlangte, ist okay, am ehesten setzen noch LaMonica Garrett („The Last Ship“) und Linds Edwards („Homefront“) als Teammitglieder ein paar Akzente.

„Osiris“ sieht erfreulicherweise wieder etwas wertiger aus als die vorigen Kaufman-Filme „Shrapnel“ und „Warhorse One“, was bei der Mischung aus Sci-Fi-Setting und B-Budget nicht gerade selbstverständlich ist. Die Action ist auf gewohnt gutem Niveau, wird im Laufe des Films aber wenig variiert, während das Treiben sehr offensichtlich von „Alien“ und vor allem „Predator“ inspiriert ist. Das Creature Design ist ordentlich, deren Umsetzung ebenfalls, die Ausleuchtung des Ganzen dagegen verbesserungswürdig – bei „Osiris“ wechseln sich Licht und Schatten leider ab, wobei der Schatten sich vor allem in der zweiten Hälfte zeigt, wenn es etwas repetitiv wird.

„Osiris“ erscheint in Deutschland am 20. November 2025 bei Plaion auf Blu-Ray und DVD, ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben.

© Nils Bothmann (McClane)

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