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Die Verschwörung im Schatten

Originaltitel: Shadow Conspiracy__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1997__Regie: George Pan Cosmatos__Darsteller: Charlie Sheen, Donald Sutherland, Linda Hamilton, Stephen Lang, Ben Gazzara, Nicholas Turturro, Stanley Anderson, Theodore Bikel, Charles Cioffi, Paul Gleason, Terry O’Quinn, Sam Waterston, Gore Vidal, Henry Strozier, Dey Young u.a.
Die Verschwörung im Schatten

In „Die Verschwörung im Schatten“ von George Pan Cosmatos geraten Charlie Sheen und Linda Hamilton ins Visier von Verschwörern

Nach dem Tod seiner Frau 1997 zog sich George Pan Cosmatos („Rambo II“) aus dem Filmgeschäft zurück, acht Jahre starb er selbst an Krebs. Sein letzter Film, „Die Verschwörung im Schatten“, kam 1997 heraus und spielte gerade einmal 2,3 Millionen Dollar ein, hatte aber rund zwanzigmal so viel gekostet.

Dabei surft Cosmatos‘ Letztling eigentlich auf einer populären Welle der damaligen Zeit, geht es doch auch hier um Überwachungstechnologie („Fletchers Visionen“, „Der Staatsfeind Nr. 1“) und Verschwörer in den höchsten Regierungskreisen („Absolute Power“), die einem Normalo hinterherhetzen. Wobei Normalo sich eher auf die Action-Qualitäten von Bobby Bishop (Charlie Sheen) bezieht, denn beruflich ist der Mann ein Powerbroker und persönlicher Berater des Präsidenten (Sam Waterston). Er schreibt Reden und bügelt Krisen aus, bringt abtrünnige Abgeordnete auf Linie und verhindert schlechte Presse, zum Missfallen der Enthüllungsreporterin Amanda Givens (Linda Hamilton), die in politischen Kreisen gut vernetzt ist. Aber ist eben doch eher ein Schreibtischtäter, der zwar gern joggen geht, sich allerdings nicht durch Schusswaffen- und Martial-Arts-Training auszeichnet.

Stattdessen ist Bobby ein Uni-Absolvent, dessen ehemaliger Professor Yuri Pochenko (Theodore Birkel) Teil eines Akademiker-Rentnerzirkels ist, der auf brisante Informationen stößt. Da muss man bald die ersten drehbuchtechnischen Kröten schlucken, denn die Prämisse sieht vor, dass die schwer gebildeten Senior Citizens eine Formel gebildet haben, mit der sie verdächtige Muster im Verhalten von Regierungsangestellten erkennen können. Kollege Zufall packt noch einen drauf: Die Verschwörer haben davon bei einer anscheinend umfassenden Überwachung sämtlicher Kommunikationsaktivitäten in Washington etwas davon spitzgekriegt und schicken einen Killer (Stephen Lang), der das kleine Grüppchen mit Ausnahme von Pochenko kurzerhand ausradiert.

Der flüchtige Prof kontaktiert seinen früheren Studenten Bishop, wird aber von dem Auftragsmörder umgenietet, ehe er ihm etwas Substanzielles mitteilen kann. Allerdings gerät dadurch auch Bobby ins Visier der Verschwörer, die Jagd auf ihn machen. In Amanda findet er eine Verbündete, die dadurch allerdings ebenfalls auf der Abschussliste steht…

Schaut euch den Trailer zu „Die Verschwörung im Schatten“ an

Das Drehbuch von Adi Hasak („3 Days to Kill“) und Ric Gibbs (dessen einziges Spielfilmdrehbuch dieses bleiben sollte) bekleckert sich absolut nicht mit Ruhm, ist „Die Verschwörung im Schatten“ doch voller Logikfehler. Dass man Bobby trotz Nicht-Wissen ins Visier nimmt, kann man vielleicht noch damit begründen, dass die Verschwörer sich nicht sicher sind, ob er noch Informationen von Pochenko erhalten hat. Allerdings ist es schon absurd, dass ein geheimer Zirkel mit der Subtilität einer Dampframme vorgeht und bei jeder Gelegenheit alles und jeden umlegen lässt: Potentielle Mitwisser, Leute, die im Weg sind, und Zivilisten, die in die Schusslinie geraten. An einer Stelle tarnt der Killer den Mord an Amandas Herausgeber zwar als Suizid, legt aber gleich noch eine weitere Person in der Redaktion um, sodass die Vertuschung eh nicht funktionieren würde. An einer anderen Stelle muss Drehbuchgott Zufall mal wieder hart arbeiten, wenn Bobby schlagende Beweise bekommen hat, das Tonbandgerät aber genau im falschen Moment eine Fehlfunktion hat und das inkriminierende Tape ins Wasser plumpsen lässt. Und ins Weiße Haus kommt Bobby selbst als Gesuchter easy hinein, um sich geheime Dateien an einem Rechner anzusehen. Ansonsten kaut das Autorenduo einen Standard nach dem anderen durch. Man lernt nur wenige Funktionsträger kennen, darunter Bobbys Mentor Jacob Conrad (Donald Sutherland), den Präsidenten, den Vizepräsidenten Saxon (Ben Gazzara) oder den Kongressabgeordneten Page (Gore Vidal). Nur eine der Figuren ist allerdings dauerhaft präsent und entpuppt sich dann (zumindest fürs Publikum) wenig überraschend als Kopf der Verschwörung.

Was genau die Schattenregierung der Verschwörer, die dem Film seinen Titel gibt, denn nun genau auszeichnet, erfährt man nicht und ihre konkreten Pläne werden mit Ausnahme eines Attentatsversuchs im Finale nie genau definiert. Aber „Die Verschwörung im Schatten“ versucht sich gar nicht erst als großer Politthriller, sondern tritt die Flucht nach vorn an – im wahrsten Sinne des Wortes. Schon bald flitzen Bobby und Amanda nur noch vor dem Killer davon, sammeln kleine Puzzlestücke auf und finden Leichen, weshalb sie bald selbst als Verdächtige gelten. Logisch ist das nicht immer, hat aber zumindest Tempo genug, um so manchen Klops in der Handlung zu überspielen.

Vergleicht man „Die Verschwörung im Schatten“ mit den eingangs genannten Filmen, vor allem Tony Scotts High-Tech-Thriller „Der Staatsfeind Nr. 1“, dann fällt auf, dass Cosmatos‘ Werk inszenatorisch etwas altbacken daherkommt – und das liegt nicht nur daran, dass Scott quasi das Doppelte an Budget auf den Kopf hauen durfte. So kommen dann auch die Actionszenen eher als solide Hausmannskost daher, die nicht auf dem neuesten Inszenierungsstand ist, aber immerhin ist Cosmatos da Handwerker genug, um die Schauwerte immer noch gut aussehen zu lassen. Als Normalos wählen Bobby und Amanda meist die Flucht und nicht die Gegenwehr, aber auch das sorgte für eine schicke Aktionen, etwa wenn sie den Killer vom Dach ihres Autos abschütteln müssen. Hin und wieder kommt es auch mal zu einer Rangelei oder einem Schusswechsel, das Finale kommt dann als größere Actionsequenz daher, in welcher ein ferngesteuerter Modellhubschrauber eine entscheidende Rolle spielt. Letzteres ist zumindest kein business as usual im Genre, sodass „Die Verschwörung im Schatten“ actionseitig am Ende niemanden vom Hocker haut, sich aber auch keine großen Blößen gibt.

Für Charlie Sheen („Blinder Hass“) war der Flop von „Die Verschwörung im Schatten“ dann ein Schritt auf seinem Weg in Richtung B-Liga, den Washingtoner Politprofi mit heroischen Zügen spielt er jedoch ziemlich gut. Nur er und Linda Hamilton („Terminator: Dark Fate“) haben kaum Chemie miteinander, was den Film etwas runterzieht, obwohl auch Hamilton ihre Rolle okay verkörpert. Stephen Lang wirkt so, als würde er die Profivariante seines Serienmörders aus „Auf die harte Tour“ spielen, hat aber Charisma mit seinem Granitgesicht. Donald Sutherland („Backdraft“) macht einen ganz guten Job als Mentor, mit Ben Gazzara („Zone 99“), Paul Gleason („Stirb langsam“) und Terry O’Quinn („Blinde Wut“) veredeln einige Charakterfressen in Nebenrollen den Film.

Ob „Die Verschwörung im Schatten“ die vernichtenden Kritiken verdient hat, die bei Kinostart über ihn ausgekippt wurden, darüber kann man streiten. Immerhin serviert Cosmatos seinen Publikum eine flotte Hetzjagd mit okayen Schauwerten, die eher auf Tempo denn auf Neuerungen setzt und sauber inszeniert daherkommt. Allerdings ist der Plot oft 08/15 und das Drehbuch an einigen Stellen himmelschreiend blöd, sodass es auch kein allzu ruhmreicher Letztling für den Regisseur ist – aber eben auch keine Vollkatastrophe.

In Deutschland ist „Die Verschwörung im Schatten“ bisher nur auf DVD erschienen, in der jüngsten Auflage bei Highlight/Constantin Film. Als Bonusmaterial gibt es Trailer und Darstellerinfos, allerdings bieten alle deutschen DVD-Auflagen keinen Originalton und noch dazu das falsche Bildformat (WS 1,85:1 statt WS 2,35:1).

© Nils Bothmann (McClane)

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