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Play Dead – Schlimmer als der Tod

Originaltitel: Play Dead__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Patrick Lussier__Darsteller: Bailee Madison, Jerry O’Connell, Anthony Turpel, Chris Lee, Chris Butler, Jorge-Luis Pallo, Kyler O’Neal, Haley Pilz, Sterling Beaumon u.a.
"Play Dead - Schlimmer als der Tod" Cover

In “Play Dead – Schlimmer als der Tod” deckt eine junge Frau in einem Leichenschauhaus finstere Geheimnisse auf.

Patrick Lussiers Karriere startete nach Arbeiten für TV-Serien wie „Highlander“ oder „MacGyver“ als Stamm-Cutter von Wes Craven richtig durch. Im Jahr 2000 wechselte er für „God’s Army 3“ auf den Regie-Stuhl. Hier brachte er unterhaltsame Werke wie „Drive Angry“ oder „My Bloody Valentine 3D“ auf den Weg. Ausgerechnet nach dem positiv im Fandom aufgenommenen „Drive Angry“ begann allerdings eine seltsam lange Durststrecke für Lussier.

Der drehte zwar noch einige Episoden von Serien wie „Scream“ oder „The Purge“, zum nächsten Film, „The Trick“, sollten jedoch knapp acht Jahre vergehen. Der litt an einer sichtlichen Unterfinanzierung, bot ansonsten aber solide Slasher-Kost. Drei Jahre später steht der neueste Lussier-Streifen an. „Play Dead – Schlimmer als der Tod“ heißt dieser und erzählt folgende Story.

Chloe hat nach dem Tod ihrer Eltern extreme Geldsorgen. Ihr Bruder T.J. beschließt darum, zu handeln. Er überredet seinen Buddy Ross zu einem Überfall. Doch der verläuft katastrophal. Ross wird umgenietet und T.J. kann nur knapp fliehen. Dabei vergisst er jedoch sein Handy am Tatort. Da dieses eine eindeutige Identifikation des Jungen möglich machen würde, startet Chloe eine Verzweiflungstat, um ihren Bruder vor Schlimmerem zu bewahren.

Die Gerichtsmedizinstudentin bremst ihre Körperfunktionen mittels entsprechender Mittelchen auf nahezu Null und wird als verstorben ins örtliche Leichenschauhaus verbracht. Hier springen Chloes Lebensgeister alsbald wieder an und sie versucht, die Asservatenkammer zu finden und T.J.s Handy aufzutreiben. Doch in den Eingeweiden des überraschend gewaltigen Gebäudes stellt sich dies als herausfordernde Aufgabe heraus.

Auch und vor allem, weil der unheimliche Gerichtsmediziner, der in dem Gemäuer seinen Dienst verrichtet, ein fieses Geheimnis zu haben scheint. Und das ist noch gar nichts, denn als der tot geglaubte Ross sich auf einmal als quicklebendig erweist, weiß Chloe gar nicht mehr, was hier gespielt wird.

Schaut in den Film hinein

Thrill im Leichenhaus

Das Leichenschauhaus diente schon verschiedenen Spielfilmen der thrillenden Art als Schauplatz. Genannt seien die großartigen „The Autopsy of Jane Doe“ oder „Nightwatch“. In deren Sphären kann „Play Dead“ allerdings bei weitem nicht vorstoßen. Die Gründe dafür sind mannigfaltig. Der Hauptgrund: Die präsentierten Figuren verfangen nicht. Das lange Zeit als Zweipersonenstück präsentierte Kammerspiel hat auf der einen Seite eine egale Heldin, deren schwierige „Lage“ ebenso wenig überzeugt, wie der seltsame Move ihres Bruders, einen Überfall anzukurbeln, obwohl er dafür sichtlich nicht der Typ ist.

Bailee Madison in "Play Dead"

Bailee Madison spielt Chloe in “Play Dead”.

Und auch der Antagonist der Heldin funktioniert nicht. Zu Beginn noch reizvoll als quasi stummer Gegner angelegt, haut es den Charakter fast aus der Kurve, wenn er das erste Mal redet und dabei ziemlichen Kokolores ablässt. Zudem findet Lussier keinen Weg, die Situation zwischen den beiden Antipoden zu verschärfen. Chloe flieht meist fast schon lachhaft easy aus allen Problemlagen und der Gerichtsmediziner macht nie den Eindruck, als wolle er wirklich mal ernst machen.

Die erste Stunde des mit 105 Minuten deutlich zu lang geratenen Thrillers bietet entsprechend leider viel Leerlauf und auch langweilige Momente. Hinzu kommt, dass vor allem Hauptdarstellerin Bailee Madison („The Strangers: Opfernacht“) in sehr vielen Szenen sehr überfordert wirkt. In manchen Szenen kann man ihre Mimik teils gar nicht deuten. Dagegen macht Jerry O’Connell („Danger Park“) als Gerichtsmediziner einen ordentlichen Job, wird allerdings vom Drehbuch teils ziemlich alleine gelassen und kann keinerlei Bedrohlichkeit aufbauen.

Jerry O'Connell als finsterer Gerichtsmediziner in "Play Dead"

Jerry O’Connell gibt den finsteren Gerichtsmediziner in “Play Dead”.

Leider schafft es auch Patrick Lussier selbst nicht, mithilfe technischer Mittel Spannung aufzubauen. Dem Leichenschauhaus geht jedweder morbider Charme ab. Die Kamera schleicht nicht durch dunkle Gänge. Aus verwinkelten Bereichen schießen keine Schatten. Nichts. Auch der eigentlich okaye Synthie-Score bemüht sich nicht wirklich um Thrill. Und last but not least verwundert die heftige FSK-18-Freigabe. Ja, es wird eine Figur ziemlich explizit vom Gerichtsmediziner geöffnet, aber derartiges hat heute jede Krimiserie teils noch drastischer zu bieten.

Doch „Play Dead“ scheitert nicht vollends durch. Denn kurz bevor man alle Hoffnung fahren lassen will, werfen Regie und Drehbuch plötzlich mehr Figuren in den Film. Und der wird aufgrunddessen deutlich lebendiger, flotter und interessanter. Der Bodycount zieht an, unsere Heldin darf durchaus intelligent agieren (und in anderen Szenen wiederum richtiggehend gehirnamputiert wirken) und die dann zahlreicher vertretenen Bösewichter packen auch mehr.

Jerry O'Connell quält Bailee Madison

Jerry O’Connell quält Bailee Madison – und sie hat es verdient.

So klingt der Thriller durchaus spaßig aus, hat große Freude daran, seinen Oberfieswicht richtig sadistisch leiden zu lassen und entschädigt sogar für den einen oder anderen Großhänger im bisherigen Verlauf. Diverse offene Fragen und klaffende Logiklöcher bleiben dabei aber unbehandelt.

„Play Dead – Schlimmer als der Tod“ ist nach vorläufiger Leichenstarre erfreulich untot

Wenn man die ersten zwei Drittel von „Play Dead“ halbwegs wach durchgestanden und trotz der farblosen Heldin und dem egalen Bösewicht nicht das Handtuch geworfen hat, überrascht Regisseur Patrick Lussier mit einer deutlichen Tempoverschärfung. Diese pumpt ordentlich Leben in seinen bis dahin reichlich unspektakulär verlaufenen Thriller.

Wirklich aufregend oder eine Spannungsbombe wird der Film so zwar auch nicht, aber zumindest klingt er doch unterhaltsam aus. Und das ist mehr, als man nach den klischeesatten, verschlafenen ersten zwei Dritteln erwarten konnte.

4 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 25. Mai 2023 von Eurovideo. Der Film kommt ungeschnitten mit einer Freigabe ab 18. Man kann den Film im Übrigen auch streamen.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Eurovideo__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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