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The Huntress

Originaltitel: Paau Mooi__Herstellungsland: Hongkong__Erscheinungsjahr: 1998__Regie: Clarence Fok__Darsteller: Almen Wong Pui-Ha, Michael Wong, Ben Lam, Ching Siu-Lung, Noel Chik King-Man, Chong Wing, Kenix Kwok u.a.
The Huntress DVD Cover

„The Huntress“ bedient sichtlich die Sex-und-Gewalt-Schiene.

Die kleine Ying Yang wächst in Nordchina in ärmlichsten Verhältnissen auf. Ihre Mutter und Schwester sterben früh den Hungertod, so dass Ying Yang sich alleine durchschlagen muss. Irgendwann begegnet sie einem Kerl, in den sie sich verliebt. Doch er geht ihr fremd und tötet obendrein das ungeborene gemeinsame Kind.

Ying Yang beschließt nun, um eines besseren Lebens willen, nach Hongkong auszuwandern. Hier verdingt sie sich als Auftragskillerin, die alsbald die ganz großen Jobs an Land zieht. Als sie beginnt, sich durch die Chefs der Triaden zu fräsen, kreuzt sie die Wege des in den Triadenmorden ermittelnden Cops John. Und sie verliebt sich in ihn.

Was folgt, ist eine der ungewöhnlichsten Love-Storys der Actionfilmgeschichte. Denn während John Ying Yang aus beruflichen Gründen stalkt, um die Mörderin der Triadenbosse dingfest zu machen, bemerkt Ying Yang den Cop früh bei seinem Tun und dringt ihrerseits neugierig in dessen Privatsphäre ein. Verbringt gar ganze Tage in dessen Wohnung und lebt, wie er hier leben würde. Näher kann sie ihm kaum kommen.

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Wenig Erotik meets wenig Action

Doch man kennt die Regeln des Genres: Freilich kommen sich die beiden doch näher. Und Produzent und Drehbuchautor Wong Jing („Naked Soldier“) steht mit seinem guten Namen dafür, dass das Ergebnis von sleazig über schmierig bis ultrakitschig reicht und gerne turbo-erotisch wäre.

Insgesamt erinnern allerdings alle erotisch gemeinten Momente eher an Playboy-Clips aus den 90ern: Sprich, es gibt viel Videoclip-Ästhetik, wummernde Beats und ab und an ETWAS Haut – vor allem wenn Almen Wong als Ying Yang und Michael Wong als John minutenlang übereinander herfallen. Das ist ab und an nett anzusehen, zumeist aber doch eher etwas überzogen.

Über den ganzen Liebesschmuh vergisst „The Huntress“ nur zu oft seine Handlung. Und John vergisst mehr als einmal, warum er noch einmal hinter Ying Yang her war. Immerhin soll er sie verhaften. Letzten Endes wird beim Sex allerdings er ans Bettgestell gefesselt. So kann es gehen. Irgendwann verliert man auch als Zuschauer jeglichen Sinn für die Handlung. Wer hier was warum macht, ist infolgedessen mehr als unklar.

Irgendwann taucht sogar der Kerl wieder auf, der Ying Yangs Fötus brutal „abtrieb“. Wer sich dementsprechend ein Anziehen in der Dramaturgie erhofft, darf gerne weiter hoffen. Mehr aber auch nicht. Irgendwann sind einfach alle irgendwie hinter Ying Yang her, John gerät ebenfalls dummdoof zwischen alle Fronten und so ist dann alsbald Showdown-Zeit.

Bis dahin zündet Regisseur Clarence Fok („Special ID“) nur sehr wenig Action. Und die, die er reicht, geht in seiner extrem um Dynamik bemühten Optik total unter. Kameraschwenks, schräge Perspektiven, Bildüberlagerungen, schnelle Schnitte und teils experimentell anmutende Bildinhalte nehmen der Action Wucht und Übersicht. Zudem sind die Actioneinlagen größtenteils sehr schnell wieder vorbei. Es explodiert mal eine Karre, Bloodpacks platzen und es wird mal gekickt, wirklich aufwändig wird es aber nie. Selbst der Showdown startet gefühlt nie durch, hat kaum Augenfutter zu bieten und mutet in Sachen Härte nie befriedigend an.

Der wilde Inszenierungsstil macht auch vor den Handlungsszenen nicht halt. „The Huntress“ wäre gerne wild und frisch, strengt aber mit seinen gräulich-blauen Bilderfluten irgendwann ziemlich an. Auch die unter den Bildern wummernde Musik ist teils extrem seltsam ausgefallen und von dem Begriff „schön“ meilenweit entfernt. Sogar seltsames Raubtiergebrüll (das dem „Her Name is Cat“-Alternativtitel geschuldet zu sein scheint) bekommt man hier von der Tonspur zu hören.

Darstellerisch wird nicht viel geboten. Hauptdarstellerin Almen Wong („Naked Weapon“) wird als Ying Yang brutal als Crossfit-Jesus überinszeniert. Sie wirkt fit bis in jede noch so kleine Haarspitze, ist von den dramatischen Aspekten ihrer Rolle aber reichlich überfordert. Spielt sie zusammen mit Michael Wong („Born Hero“), der in seinen wenigen gelungenen Schauspielmomenten einen sehr westlichen Schauspielstil fährt, wird nur noch offensichtlicher, wenn Almen Wong sich entweder ins Overacting flüchtet oder gar nicht erst versucht, zu spielen. Aufgrund der verquasten Anlage des Filmes kann Ben Lam („Total Risk“) als fieser Babykiller nie so wirklich sein vorhandenes Potential als Bösewichtdarsteller ausspielen.

„The Huntress“ ist purer Style over Substance

Im Grunde hat Wong Jing mit „The Huntress“ einfach einen weiteren „Naked Killer“-Klon zu Papier gebracht. Als Produzent ließ er selbiges dann von Regisseur Clarence Fok vollkommen überstilisieren. Und der löste einfach jedwede Handbremse. Die wenigen Einstellungen, in denen die Kamera mal vollkommen normal eine Szene abfilmt, kann man an einer Hand abzählen.

Ansonsten bekommt man einen Streifen serviert, der ultradynamisch wirkt, es aber nicht ist. Weil vor allem die Story mit dem optischen Furor nie mithalten kann. Und weil die beiden Liebenden der alles dominierenden Liebesgeschichte wirklich keinerlei Chemie miteinander entwickeln. Und spätestens wenn manch langweilige Szenerie mittels Kameragewackels zur heißen Action hochgekocht wird, ohne dass es selbige geben würde, verliert man die Geduld mit dem Streifen.

04 von 10

Eine deutsche DVD zum Film erschien am 31. Januar 2025 von dem Label Asia Cinema. Der Film ist hier mit einer FSK 18 Freigabe ungeschnitten und kommt in guter Bild- und Tonqualität. Bislang waren alle anderen deutschen Veröffentlichungen des Filmes trotz FSK 18 Freigabe geschnitten.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Asia Cinema__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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