Originaltitel: Chung Shing Ma__Herstellungsland: Hongkong__Erscheinungsjahr: 1982__Regie: Ronny Yu__Darsteller: Leung Ka-Yan, Chow Yun-Fat, Fan Mei-Sheng, Yuen Yat-Choh, Eddy Ko, Cherie Chung, Guk Ching Suk, Yang Wei, Chiang Cheng u.a. |

In „The Postman Fights Back“ von Ronny Yu übernehmen Leung Ka-Yan und Chow Yun-Fat einen gefährlichen Auftrag
„The Postman Fights Back“ war der dritte Film von Regisseur Ronny Yu („China White“), allerdings der erste, der auch in westlichen Gefilden Aufmerksamkeit erregte, im Gegensatz zu „The Servant“ und „Savior“ zuvor.
Der Film spielt während der Gründungsphase der chinesischen Republik, als sich verschiedene Fraktionen bekriegten, um die Kontrolle über jungen Staat zu erhalten. All diese Hintergründe werden zu Beginn allerdings im Schweinsgalopp via Text durchexerziert, sodass kaum mehr hängen bleibt als dass es eben Seite A und Seite B gibt, die jeweils Verbündete besitzen. „The Postman Fights Back“ tut sich allerdings dramaturgisch auch keinen Gefallen, indem er danach erst einmal komplett weg vom großen Ganzen geht und sich auf den Sendboten Ma (Leung Ka-Yan) konzentriert.
Der ist wie ein alternder Cowboy im Spätwestern: Einerseits ein kompetenter Fighter, der seinen Langfinger-Kumpel Yao Jin (Yuen Yat-Choh) vor Häschern beschützen und sich selbst verteidigen kann, andrerseits ein Relikt vergangener Tage, dessen harte Arbeit kaum gedankt wird, dem man kaum Lohn geben will und dessen Job durch den anstehenden Bau der Eisenbahn bald überflüssig gemacht wird. Es ist aber weniger die Perspektivlosigkeit als das gute Zureden seines Kumpels Yao Jin, dass ihn dazu bringt einen Auftrag von Hsiu (Eddy Ko) anzunehmen: Er soll mehrere Kisten bei Banditen abliefern, damit diese sich mit Hsiu im Machtkampf verbünden.
Natürlich gibt es die genretypische Auflage, dass man nicht in die Kisten reingucken darf und diese eher sprengen soll, ehe sie den Feinden in die Hände fallen. Davon gibt es einige auf dem Weg, weshalb sich Ma und Yao Jin Verstärkung in Form des Spielers Fu Jun (Chow Yun-Fat) und des Sprengmeisters Bu (Fan Mei-Sheng) holen…
Schaut euch den Trailer zu „The Postman Fights Back“ an
Mit seiner zusammengewürfelten Heldentruppe und der Men-on-a-Mission-Struktur erinnert „The Postman Fights Back“ an Spät- und Italowestern wie „Die gefürchteten Vier“ oder „Töte alle und kehr allein zurück“, ein spätes Untergangsgefecht mit Maschinengewehr und massig Toten gemahnt an den Showdown von „The Wild Bunch“, auch wenn hier ein einzelner Held anstelle einer todgeweihten Cowboy-Truppe das Feindeslager aufmischt. Analog zu besagten desillusionierten Westernstücken kommen auch hier nur die wenigsten lebend von der Mission zurück. Dummerweise baut das Publikum kaum eine Bindung zu den Hauptfiguren auf, weshalb diese Tode weitaus weniger tragisch als gedacht rüberkommen. In manchen Fällen hat das aber auch mit der Inszenierung zu tun – gerade eine weibliche Figur wird von „The Postman Fights Back“ regelrecht lieblos entsorgt, als habe der Film nichts mit ihr anzufangen gewusst.
Ähnlich abrupt wie das Leben vieler Hauptfiguren werden dann auch die Subplots abgewürgt, die „The Postman Fights Back“ immer wieder aufbaut. Es stoßen weitere Personen hinzu, etwa die junge Dorfbewohnerin Guifa (Cherie Chung), die auf der Suche nach ihrer versklavten Schwester ist, die eine oder andere Liebesgeschichte deutet sich an, zwischendurch wird an der Richtigkeit der Mission gezweifelt – aber all das versandet irgendwo im Nichts, weshalb sich diese Nebenhandlungen nur wie Verschwendung von Laufzeit anfühlen. Ein Plottwist um die Identität eines geheimnisvollen Ninja, der ihnen folgt, soll wohl überraschen, wirkt aber einfach nur konfus und dient wohl nur dazu, um einen Endboss aufzubauen.
Aber insgesamt entwickelt „The Postman Fights Back“ nie Zug, sondern wirkt wie eine Zusammenstellung von verschiedenen Reisestationen, obwohl irgendwo in dem Ganzen schon eine Geschichte über die Gründungswirren der Republik, mehrere Abenteurer, die in die Geschehnisse hineingezogen werden, und deren moralische Entscheidung steckt, nur leider wird diese Geschichte nie richtig erzählt.
So sind die imposanten, teilweise verschneiten Landschaften (gedreht wurde zum großen Teil in Südkorea), durch die der zusammengewürfelte Haufen zuppelt, eine merklich größere Attraktion als die Story. Das Setting erinnert bisweilen an einen Schneewestern wie „Leichen pflastern seinen Weg“, aus dem auch die Szene stammen könnte, in der die Schurken mit einem MG aufgehängte Gefangene grausam perforieren. Solche Momente sind es dann auch, welche die Wandlung Fu Juns vom Hallodri zum Helden vorantreiben.
Chow Yun-Fat („The Seventh Curse“) hatte in seiner Prä-John-Woo-Phase noch nicht sein späteres Image als ultracooler, aber auch tragischer Held, hier ist er linkischer, spitzbübischer unterwegs, was ihm ganz gut gelingt, während man seinen Kampfszenen ansieht, dass er kein Martial Artist ist. Ist er in der Rückschau der größte Name ist Cast, so gehört die Hauptrolle Leung Ka-Yan („Ip Man 3“), der als edelmütiger Sendbote auch die beste Performance abliefert. Ansonsten ist da schauspielerisch wenig Bemerkenswertes zu sehen, auch von Fan Mei-Sheng („Tragic Hero“), Yuen Yat-Choh („Red Force“) und Cherie Chung („Killer Target“) nicht. Einzig und allein Eddy Ko („Lethal Weapon 4“) als Auftraggeber, dem man kein Stück über den Weg traut, setzt da noch Akzente.
Hauptattraktion des Ganzen bleiben dann die Actionszenen, die aber noch den Feinschliff manch anderer Actionfilme des New-Wave-Hongkong-Kinos vermissen lassen. Meistens wird gekämpft, hin und wieder kommen auch kurzer Schusswaffeneinsatz oder Explosionen dazu – für letztere zeichnet vor allem Bu verantwortlich, der Sprengsätze an dressierte Ratten bindet. Es gibt einige nette Ideen, etwa einen Fight gegen Schlittschuh-Banditen auf einem gefrorenen See, die Choreographie der Kampfszenen ist unterschiedlich gut, wobei vor allem das Duell im Wald zu Beginn und der dynamische Final Fight zu den stärkeren Szenen zählen. Nachdem der Beginn noch etwas stockend verläuft, gibt es spätestens ab dem ersten Aufeinandertreffen von Ma und Fu Jun in erfreulicher Regelmäßigkeit Action zu sehen, auch wenn man noch nicht die Qualitäten späterer Ronny-Yu-Martial-Arts-Filme wie „The Bride with the White Hair“ oder „Fearless“ erwarten darf.
Als Frühwerk des Regisseurs besitzt „The Postman Fights Back“ schon ein paar Meriten, etwa die schöne Landschaft, einige nette Actionszenen und die Übertragung eines Spätwestern-Flairs in ein Eastern-Setting. Die holpernde Geschichte, die überraschend uninteressanten Hauptfiguren und die immer wieder abgewürgten Subplots zeigen allerdings, dass Ronny Yus Filmschaffen noch ordentlich Luft nach oben hatte, wie spätere Werke eindrucksvoll belegen sollten.
Knappe:
In Deutschland ist „The Postman Fights Back“ bisher noch nicht erschienen. Dieser Besprechung lag die britische DVD von Hong Kongs Legends zugrunde, die von der BBFC ungekürzt ab 15 Jahren freigegeben wurde. Sie enthält einen Audiokommentar von Stephen Hammon, Interviews mit Chow Yun-Fat und Leung Ka-Yan, Trailer, eine Fotogalerie sowie Showcases zu den beiden Hauptdarstellern als Bonusmaterial.
© Nils Bothmann (McClane)
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