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Slaughterhouse

Originaltitel: Slaughterhouse Rock__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1988__Regie: Dimitri Logothetis__Darsteller: Toni Basil, Nicholas Celozzi, Tom Reilly, Donna Denton, Hope Marie Carlton, Tammy Hyler, Steven Brian Smith, Ty Miller, Al Fleming, Michael J. Scherlis, Jeff Speakman u.a.
Slaughterhouse

Eighties-Horror mit Jeff Speakman in einer Minirolle: „Slaughterhouse“ von Dimitri Logothetis

Was eine Beschlagnahme so alles anrichten kann. Im Falle von „Slaughterhouse Rock“, hierzulande nur „Slaughterhouse“ genannt, gab sie einem nicht überharten, vor allem aber kreuzlangweiligen Horrorfilm den Nimbus des Verrufenen und machte ihn wesentlich interessanter als der filmische Erguss an sich ist.

Es ist die Geschichte des von Alpträumen geplagten Collegestudenten Alex Gardner (Nicholas Celozzi), deren Leitmotive ein dämonischer Killer, die Gefängnisinsel Alcatraz und ein bestimmter Rocksong sind. Schnell lernt man das vollkommen egale Figureninventar um Alex kennen: Seinen Bruder Richard (Tom Reilly), dessen Freundin Krista (Hope Marie Carlton), deren brave Freundin Carolyn (Donna Denton), die sich prompt in Alex verguckt, sowie saublöde Sprüche reißende Kumpels, die aus unerfindlichen Gründen zu den besten Freunden der Gardners gehören, obwohl ihr nerviges Rumgekasper jeden vernunftbegabten Menschen in die Flucht schlagen würde.

Nun muss der Zuschauer eine halbe Stunde über sich ergehen lassen, in denen sich Alltagsszenen und Alpträume im regen Wechsel die Hand schütteln, stets mit den gleichen bemühten Inserts von Wolkendecken und Alcatraz. Während Alex unheimliche Begegnungen der geisterhaft-dämonischen Art hat, wird schnell klar, welcher Erfolgsfilm der 1980er hier offensichtliches Vorbild war: „Nightmare on Elm Street“. Gerade die Auswirkungen der Träume, Alex‘ Versuche Schlaf zu vermeiden und entsprechendes Hochschrecken aus dem Schlaf, etwa mitten im Unterricht, sind teilweise fast eins zu eins aus dem großen Vorbild übernommen.

Glücklicherweise ist eine Dozentin Expertin für derartige Phänomene und gibt Alex den Rat doch noch schnellstmöglich mitten in der Nacht nach Alcatraz zu reisen um dem Spuk ein Ende zu bereiten. Dozentin und Freundesclique kommen ebenfalls mit, doch der auf Alcatraz ansässige Dämon ist ohne Vorbereitung nicht so einfach klein zu kriegen – was mit einem Minimum an Intelligenz handelnde Menschen schon vorher hätten ahnen können…

httpv://www.youtube.com/watch?v=j05WkK8O3Vs

Slaughterhouse

Will der nur spielen oder beißt der etwa? Der Dämon in Aktion

Besagtes Minimum an Intelligenz schien Regisseur Dimitri Logothetis („Body Shot“) und seinen Drehbuchautoren allerdings abzugehen, denn hier stimmt rein gar nichts, wenn das hanebüchene Script von Hölzchen auf Stöcken kommt: Der geisterhafte Killer ist ein kannibalisch veranlagter Bürgerkriegssoldat, der von Indianern getötet wurde, aber aufgrund von Magie seinen Tod überlebte, von den Jugendlichen aber endgültig beseitigt werden könnte (warum nicht damals von den Indianern, die zu den gleichen Methoden griffen?), der auf Alcatraz spukt, was über einer indianischen Begräbnisstätte gebaut wurde, wobei seine Asche in einer Urne im Keller rumsteht. Achja, Schützenhilfe bekommt Alex vom Geist einer toten Rocksängerin, die mit ihrer Band damals den Dämon suchte, ihn freisetzte und dann gemeuchelt wurde, den Übelwicht jetzt aber aufhalten will, weil sie ihr Verhalten nach ihrer eigenen Ermordung in der Rückschau als fehlerhaft ansieht. Warum der Lump nun ausgerechnet Alex telepathisch kontaktiert, wie genau die Regeln sind, nach denen Dämon agiert und andere Fragen dieser Art werden dabei auch nicht beantwortet, sodass hier fast gar nichts Sinn macht.

Mit Originalität halten sich Logothetis und die Seinen auch nicht lange auf: Neben den offensichtlichen Anleihen an „Nightmare on Elm Street“ klaut man noch die Idee der palavernden Seelen toter Freunde aus „American Werewolf“, den Indianer-Friedhof-Spukursprung aus „Poltergeist“ und eine Schwebeszene aus „Der Exorzist“, wobei der Film letzteres immerhin im Dialog anspricht. Dies mag als ironische Anspielung gedacht sein, die jedoch im zweifel- bis mangelhaften Humorverständnis von „Slaughterhouse Rock“ untergeht: Keiner der dummen Sprüche und Witze reizt auch nur zum Schmunzeln, sondern sie sind eigentlich nur peinlich, aber man muss viele davon ertragen, wenn die nervigen Evolutionsbremsen miteinander durch die Lande zuckeln; selbst am Ort des Grauens wird in einer Tour gekalauert, weshalb man es auch nie schade findet, wenn irgendeiner der Lappen gerade dran glauben muss, aber mit Figurenzeichnung oder Dramaturgie hat man beim formelhaften Dezimieren der Youngster eh nichts am Hut.

Slaughterhouse

Jeff Speakman spielt einen Café-Besucher in einer Minirolle

Die meisten Kills sind sowieso auf eine zehnminütige Phase zu Beginn des letzten Drittels konzentriert, denn von einem durchdachten Spannungsbogen hat anscheinend keiner der Beteiligten je gehört. Stattdessen reiht die unfähige Regie eine schlecht ausgeleuchtete Szene an die nächste ohne je einen kohärenten Erzählfluss hinzubekommen, was die Ansätze von Atmosphäre auf Alcatraz sofort zerstört (auch wenn die Innenaufnahmen klar nicht dort gedreht wurden). Zudem muss man reichlich Füllmaterial über sich ergehen lassen, am meisten Fremdscham verursachend in einer Balla-Balla-Tanzszene der untoten Sängerin mit lauter Rückblenden für all jene, die sich an die vorigen 45 Minuten des Films schon nicht mehr erinnern können (man kann es ihnen kaum übelnehmen).

Tatsächlich kann man sich allenfalls an die paar Derbheiten des Films erinnern: Zwei Traumsequenzen (Brustkorb aufgerupft, Röstung über dem Feuer) und ein Kill (Faust durch den Brägen) bieten zwar Härten, aber jetzt auch nichts Außergewöhnliches, was die Beschlagnahme rechtfertigen würde (also abseits des damaligen Video- und Horror-Verteufelungswahns). Doch es sind eben auch nur ein paar Bluteffekte in einem weder sonderlich gruseligen noch überharten Horrorfilm von der Stange, dessen Mordszenen durchweg unspannend inszeniert werden, während man die potentiellen Opfer des Schurkendämons schon an der Nasenspitze erkennen kann, wobei sie einem eh komplett am Allerwertesten vorbeigehen.

Das liegt auch an der durch die Bank weg blassen Schauspielerriege. Nicholas Celozzi („Zum Töten freigegeben“) schlafwandelt sich semi-apathisch durch den Film, Donna Denton („Gor“) als meist in der Ecke stehendes, den Helden anhimmelndes Love Interest ist fast schon ein Paradebeispiel für eine passive Frauenfigur im Horrorfilm und der Rest fällt höchstens unangenehm auf, allen voran die konstant overactende und sich zum Affen machende Toni Basil („Catchfire“) als untoter Sängerinnensupport. Actionfans können in einer Café-Szene kurz den späteren Genrestar Jeff Speakman („The Expert“) sehen.

Insofern kann man wohl nur Speakman-Komplettisten und Menschen, die jeden Eighties-Horrorfilm schauen wollen, nicht komplett von „Slaughterhouse Rock“ abraten: Inkompetent geplottet, stümperhaft inszeniert und ganz schwach gespielt, unlogisch, kreuzöde und mit einem Humorverständnis ausgestattet, das die Sau graust: Da helfen auch ein paar ganz gut getrickste Derbheiten, die den Zuschauer kurz aus seiner Lethargie reißen, nichts, die dem Film seinen ungerechtfertigten Ruf als angeblich ach so harte Genreware einbrachten.

Retrofilm hat Slaughterhouse in deutscher Sprache in Deutschland und Österreich auf DVD und Blu-Ray veröffentlicht, ungeprüft und mit der amerikanischen R-Rated- sowie der minimal längeren Unrated-Fassung an Bord. Die Medien sind indiziert, im Gegensatz zur VHS von Gloria aber nicht beschlagnahmt. In Sachen Bonusmaterial gibt es nur Trailer, bei der Blu-Ray zusätzlich noch eine Bildergalerie. „Slaughterhouse“ ist auch noch unter den Alternativtiteln „Alcatraz Horror“ und „Tanz der Dämonen 2“ veröffentlicht worden (obwohl er mit „Tanz der Dämonen“ nichts zu tun hat).

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Retrofilm__FSK Freigabe: ungeprüft__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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