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Armor

Originaltitel: Armor__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: Justin Routt__Darsteller: Sylvester Stallone, Josh Wiggins, Dash Mihok, Jason Patric, Laney Stiebing, Erin Ownbey, Jeff Chase, Victoria Paige Watkins, Joel Cohen, Josh Whites u.a.
Jason Patric und Sylvester Stallone geraten in "Armor" aneinander.

Jason Patric und Sylvester Stallone geraten in „Armor“ aneinander.

Der ehemalige Cop James Brody verdient seine Kohle inzwischen als Cash-Truck Fahrer. Seit ziemlich genau einem Monat bildet er ein Team mit seinem Sohnemann Casey. Der braucht den Job, da in seiner kleinen Familie Nachwuchs ansteht. Während der altgediente Haudegen James jeden ruhigen Arbeitstag als einen guten Arbeitstag ansieht, wünscht sich sein Sohn irgendwie mehr Action.

Als James eines Tages einen schwarzen Transporter im Rückspiegel auftauchen sieht, ahnt er schon, dass der Moment des höheren Actionanteils gekommen ist. Zum einen hat er den Transporter schon bei einer früheren Fahrt bemerkt und zum anderen beginnt dieser unversehens den Geldtransporter zu rammen. James hält dagegen und wird von der üblichen Route abgedrängt.

Auf einer Brücke endet die wilde Fahrt, denn ein weiterer Transporter verstellt James und Casey den Weg. Als der sie verfolgende Transporter auf der Brücke angelangt ist, fliegen dessen Türen auf und die Insassen ballern auf den Cash-Truck. James und Casey verbarrikadieren sich in dem Gefährt. Während sie belagert werden und mitverfolgen müssen, wie die Gangster in den Wagen zu kommen versuchen, geben Vater und Sohn alles, um herauszufinden, aus welchem Grund ihr Fahrzeug so wichtig ist, dass es in einer derart konzertierten Aktion gestellt wird.

Schaut in den Film hinein

Sylvester Stallone beehrt einen Actionfilm ohne Action

In seinen ersten 25 Minuten versucht „Armor“, mit James einen glaubwürdigen Charakter aufzubauen. Das Schicksal hat dem inzwischen trockenen Alkoholiker übel mitgespielt und ihm viel zu früh seine Frau genommen. Seitdem hat er sich ein wenig vom Leben zurückgezogen und ist auch mit seinem Sohn nicht so dicke, wie man denken würde. Klischeefrei geht anders, aber James funktioniert. Auch sein Sohn geht absolut in Ordnung.

Zudem werden beide Figuren von Jason Patric („Shrapnel“) als James und Josh Wiggins als Casey gut gespielt. Vor allem haben beide zusammen eine echt gute Chemie und wirken als Vater und Sohn absolut glaubwürdig. Nach den 25 Minuten Einführung startet der Film in seinen actionreicheren Part. Alles wird mit einer Verfolgungsjagd eingeleitet, die unter dem alten Hollywood-Problem leidet: Die Karren „rasen“ mit 30 dahin und extrem überzogene Lenkmanöver sollen ein irres Tempo andeuten.

Sylvester Stallone in "Armor"

Sylvester Stallone spielt den Anführer der Lumpen.

Zudem rasen Kamera-Drohnen auf die Gefährte zu und von ihnen weg. Wirklich rasanter macht all das die Kaffeefahrt aber nicht. Zudem fehlt es an Eye Candy. Es gibt keine Unfälle mit anderen Wagen (die Straße ist im Gegenteil gespenstisch leer) und am Ende der Verfolgungsjagd steht auch kein großer Blechschaden. Wenn dann auf der Brücke losgeballert wird, will man einfach nur im Strahl kotzen.

CGI-Mündungsfeuer und CGI-Treffereffekte nehmen dem Geballer jedweden Druck. Und während die Angreifer mit automatischen Waffen nix treffen, setzen unsere Helden mit ihren Handfeuerwaffen trockene Kopfschüsse. Kurzum: Gute Action geht anders. Eine Explosion, die den Geldtransporter auf die Seite legt, macht Laune. Danach hat die Action dann Sendepause.

Im Geldtransporter überlegen Vater und Sohn fieberhaft, wie sie der Situation entkommen können. Nebenbei decken sie Vergangenes auf und entlarven Lebenslügen. Vor dem Gefährt labern die Ganoven Stuss und kommen überhaupt nicht zu Potte. Das ist umso schlimmer, da sie von Sylvester Stallone („Rambo“) angeführt werden. Der sieht in einigen Szenen erschreckend alt aus und er wirkt von dem Film nicht sonderlich angetan. Gelangweilt stapft er von Charakter zu Charakter und spult mit denen Nullinger-Dialoge ab.

Jason Patric und Josh Wiggins

Jason Patric (rechts) und Josh Wiggins als Vater-Sohn-Gespann.

Nach 60 Minuten drängt sich dann der Gedanke auf, dass „Armor“ vollkommen auserzählt ist. Eigentlich passiert auf der Brücke gar nichts. Und man checkt gar nicht, wieso? Warum kommen da zum Beispiel nie andere Autos an die Brücke? Zumal Establishing-Shots andeuteten, dass in der Gegend keine weitere Brücke über den sehr breit wirkenden Fluss darunter führt. Noch unlogischer wird es, wenn man sieht, dass in unmittelbarer Nähe der Brücke auch Häuser stehen. Die Explosion und das Geballer müssen doch Notrufe auslösen.

Passiert alles nicht. Also greift man zu dem bewährten Mittel, dass die Gangster sich untereinander zerfleischen. Das verläuft nach sattsam bekannten Klischees, verschafft aber wenigstens dem „Ray Donovan“-Schluffi Dash Mihok („Trespass“) ein paar Minuten echte Screentime. Der Zuschauer hat da aber innerlich längst abgeschaltet, weil die Helden zu dem Zeitpunkt immer noch die Familiengeschichte durchgehen. Soll heißen: Es kommt einfach nie Spannung auf.

Sylvester Stallone in Action in "Armor"

Ein actionreicherer Moment des Actionstars Sylvester Stallone.

Alles mündet in einen traurigen Showdown, der mit einer geilen Explosion beginnt und hernach einen miesen Special Effect nach dem anderen bemüht. Lowlight: Das hässlichste animierte Wasser der jüngeren Filmgeschichte bedroht das Leben unserer Helden. Keine Ahnung, wer das als spannend verstehen kann. Ein Pfeil im Bild, an dem „reißendes Wasser“ gestanden hätte, wäre bedrohlicher gewesen als dieses Komplettversagen der Digitalartisten.

Von derartigen Aussetzern (es gibt auch noch turbohässliche Flammen zu bestaunen) abgesehen, ist der Film ordentlich in Szene gesetzt. Manche Bilder von den Gegenden, die der Cash-Truck durchrollt, sehen sogar richtiggehend atmosphärisch aus. Es gibt zahlreiche Drohnenaufnahmen und das Setting der Brücke funktioniert. Leider wird es recht wenig bespielt und ist letzten Endes nur ein Gimmick. Wirklich schön sind die zahlreichen erdigen Songs im Film.

„Armor“ funktioniert nicht

Sylvester Stallone hat mit „Backtrace“ oder den „Escape Plan“-Sequels bewiesen, dass er sich für B-Ware nicht zu fein ist. Und eigentlich kann das den Filmfan nur freuen, bekommt man den Actionveteran so doch häufiger auf die Netzhaut gebrannt. Leider ist „Armor“ kein Film, der Sylvester Stallone überhaupt verdient hat. Zumal er ihn gnadenlos unterbeschäftigt und ihn nicht einmal wirklich Action machen lässt. Ein wenig ballern, ein wenig Befehle nuscheln, mehr ist da nicht. Vermutlich war Sly nicht länger als drei Tage vor Ort. Wenn überhaupt.

Das Drumherum ist nicht weniger enttäuschend. Die Prämisse ist eigentlich ganz hübsch, wirkt aber null zu Ende gedacht, hat viele Logikbugs und hätte ein paar Twists und Turns gut vertragen. Dass die Belagerungssituation in „Armor“ nämlich in erster Linie zu Endlosgelaber führt, hatte sicher kein Actionfan auf der Rechnung. Und so gut die Helden auch funktionieren, was sie in der Stresssituation umtrieb, interessierte mich persönlich einen Scheiß.

So war mir dann auch egal, wer hier warum bis zu dem unlogischen und kitschigen Ende überlebt. Ich wollte eigentlich nur Sly sehen und der machte sich arg rar. Das Ergebnis ist viel egales Gelaber an einem eklatanten Mangel an Action, Spannung oder Tempo.

03 von 10

In Deutschland erscheint der Film am 13. Februar 2025 auf DVD und Blu-ray von LEONINE. „Armor“ kommt ungeschnitten mit einer Freigabe ab 16. Digital kann man den Film bereits seit einigen Tagen anschauen.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: LEONINE__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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