Originaltitel: Breathing Fire__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1991__Regie: Lou Kennedy, Brandon De Wilde, Rick Mitchell (Nachdrehs)__Darsteller: Jonathan Ke Quan, Eddie Saavedra, Ed Neil, Jerry Trimble, Bolo Yeung, Wendell C. Whitaker, Allen Tackett, Jacqueline Pulliam, Laura Hamilton, Drake Diamond, T.J. Storm u.a. |
Der bizarrste Moment des teils extrem unterhaltsamen Kickbox-Actioners „Bloodbrother“ steigt direkt zu Beginn des Streifens. Eine Bank. Darin eine asiatische Omi, die sich an ihren Wimpern herumspielt. Doch halt! Das ist doch keine Oma. Nein, das ist Bolo Yeung in Frauenkleidern! Als plötzlich ein Banküberfall in dem Gebäude anrollt, schlägt Bolo in dem Outfit rabiat um sich und plättet kurz darauf noch einen Typ auf der Herrentoilette. Das muss man erst einmal sacken lassen.
Darum zum Film. Dieser dreht sich um Tony und seinen Adoptivbruder Charlie. Beide leben bei Tonys Vater Michael. Der ist ein astreiner Psychopath, der zur Aufrechterhaltung seines aufwändigen Lebensstils Banken überfällt. Freilich ohne, dass seine Kinder davon wissen. Bei einem Banküberfall machen Michael und seine Kollegen die Riesenbeute: Goldbarren satt.
Diese können freilich nicht sofort unters Volk gebracht werden. Also beschließen Michael und Co., erst einmal Gras über die Sache wachsen zu lassen und das Gold zu verstecken. Da droht einer der Räuber auszuscheren. Michael bringt ihn und seine Frau brutal um die Ecke. Doch die Tochter des Räubers überlebt und schlägt sich zu David durch. David ist Michaels Bruder, der von dessen finsterer Seite zumindest ahnt. Dennoch zieht er Michael ins Vertrauen und bringt die junge Dame zu ihm.
Zu Michaels Glück erkennt sie ihn nicht. Weshalb der seinem Plan weiterhin eiskalt folgt. Derweil freunden sich Charlie und Tony mit dem Mädchen an, gehen bei Kampfkünstler David in die Martial-Arts-Schule und beschließen, als es hart auf hart kommt, sich auch gegen ihren Vater zu stellen.
Actioner mit Jerry Trimble und Bolo Yeung
Zugegeben, „Bloodbrother“ ist schon ein wenig umständlich konstruiert. Da tauchen irgendwelche Brüder aus der Versenkung auf, der Adoptivvater ist ein Voll-Psycho, was niemand merkt, die Vergangenheit von Charlie ist zutiefst tragisch und wird beständig verschwiegen und die Tochter des gekillten Räubers erkennt die Henchmen seines Killers, aber nicht den Anführer, weil der seinen angeklebten Bart nicht trägt. Das ist teilweise schon hanebüchen, keine Frage, ABER von derartigen Stolpersteinen abgesehen, funktioniert die Story hinter dem Actioner gut genug, um keine Langeweile aufkommen zu lassen.
Auch und vor allem, weil die Darsteller von Tony (Eddie Saavedra) und Charlie (Jonathan Ke Quan) prächtig miteinander harmonieren. Auch der später ins Geschehen eingreifende Ed Neil hat als David eine irre Ausstrahlung, eine topp Chemie mit den Jugendlichen und fantastische Kampfkünste auf Lager. Schade, dass er in der Folge nur noch bei den „Power Rangers“ mitwirken durfte und ansonsten keinerlei Rolle vor der Kamera spielte. Das gemeinsames Spiel dieses Dreierpacks sorgt für Kurzweil, holt den Zuschauer ab und lässt ihn immer dranbleiben.
Zudem sorgen die beiden Regisseure Lou Kennedy und Brandon De Wilde in flotter Abfolge für richtig geile Action. Die beiden lassen ihre Helden nämlich sehr schnell und sehr spektakulär kicken und kleiden dies in Bilder, die man sonst eher aus dem Hongkong-Kino kennt. Dementsprechend dürfen da schonmal sehr schräge Perspektiven zum Tragen kommen. Dabei haben die ersten Konfrontationen zumeist eher einen spielerischen Charakter. Erst mit der zunehmenden Dramatisierung des Filmes nehmen auch die Fights an Intensität zu. Dabei sorgt schon die Tatsache, dass Tony und Charlie zumeist im Doppelpack antreten, für eine enorme Dynamik.
Wird nicht gefightet, wird sich in geilen Trainingsmontagen spektakulär verbogen, werden Bäume zertreten oder Telefonbücher zerkloppt. Dabei kommt „Bloodbrother“ sehr gelegen, dass sowohl Saavedra als auch Ke Quan („Indiana Jones und der Tempel des Todes“, „Die Goonies“) ganz genau wissen, was sie da tun. Ihnen stehen mit Bolo Yeung („Bloodsport“) und Jerry Trimble („Live by the Fist“) ausgewiesene Könner ihres Fachs gegenüber. Und beide dürfen in dem Streifen mehrmals zeigen, was sie draufhaben. Vor allem Trimble darf einen sehr geilen Stroboskop-Fight gegen Ed Neil hinlegen. Aufs Schauspielen hatten aber sowohl Kimble als auch Yeung keine Lust, das sei warnend erwähnt. Letzterer durfte zumindest wieder seine Brustmuskeln tanzen lassen und seine weibliche Seite entdecken.
„Bloodbrother – The Fighter, the Winner“ sollte Actionfans wahrlich munden
Ja, bei der Story gilt es, manchen Klops zu schlucken. Keine Frage. Und ein wenig mehr Spannung, schon weit vor dem Showdown, hätte „Bloodbrother – The Fighter, the Winner“ auch nicht geschadet. Allgemein fragt man sich als Zuschauer häufiger, wo der fieswichtige Vater von Tony und Charlie eigentlich immer steckt, warum er nicht häufiger ins Geschehen eingreift und nicht früher Nägel mit Köpfen macht. Immerhin hat er die Lösung all seiner Probleme direkt unter seinem Dach!
Diese Probleme macht die eigentlich permanent vorhandene, wertige Action mehr als wett. Die wesentlichsten Charaktere prügeln sich eigentlich unentwegt durch leichtfüßige, flotte und sehr hübsch choreografierte Fights oder herrlich absurde Trainingsmontagen. Zudem sind vor allem die Helden der Chose durch die Bank sehr sympathisch und haben wie ihre Gegner gewaltig was auf dem Kasten. Und zum Glück nimmt sich der Film selbst nicht sonderlich ernst. Fragt Bolo, nennt ihn aber nicht Bolonine, Bolonia oder so! Erstaunlich ist eigentlich nur, dass so gut wie keiner der Macher von „Bloodbrother“ mit diesem unterhaltsamen Film eine Eintrittskarte für Hollywood lösen konnte. Der Film selbst fand zwei Fortsetzungen. Allerdings nur in Deutschland. Hier wurde der im Original „Breathing Fire“ betitelte Actioner nämlich zum Startpunkt einer Fantasie-Videothekenreihe.
Der Actioner ist eigentlich nicht sonderlich hart geraten. Erst gegen Ende zeitigt er mal derbere Konsequenzen und etwas Blut darf fließen. Die Indizierung des Streifens ist aber zu keiner Sekunde nachvollziehbar. Die harte FSK 18 Freigabe ebenfalls nicht. Zumindest veröffentlichte ihn Imperial Pictures nach seiner Deindizierung ungeschnitten und in VHS-Qualität auf DVD.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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