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Elyas – A Mission without Mercy

Originaltitel: Elyas__Herstellungsland: Belgien, Frankreich, USA__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: Florent-Emilio Siri__Darsteller: Roschdy Zem, Laëtitia Eïdo, Jeanne Michel, Dimitri Storoge, Sherwan Haji, Eric Savin, Nabil Elouahabi, Toussaint Martinetti, Frédéric Maranber, Aguibou Ba, Leonid Glushchenko u.a.
Elyas – Mission without Mercy DVD Cover

„Elyas – Mission without Mercy“ bietet feine Action!

Florent-Emilio Siri hat mit „Das tödliche Wespennest“, „Hostage“ und „Intimate Enemies“ Duftmarken im Actiongenre gesetzt. Taffe Action in stilvoller Inszenierung sind eine Art Markenzeichen des Regisseurs. Doch Siri ist kein sonderlich emsiger Regisseur. In 25 Jahren hat er nur sieben Filme und eine Serie auf die Beine gestellt. Seit seiner letzten Regiearbeit sind sechs Jahre vergangen. Doch Rost hat er wahrlich nicht angesetzt. Das beweist „Elyas“.

Elyas war Teil der Special Forces. Aus einem Einsatz in Afghanistan hat er eine posttraumatische Belastungsstörung mitgebracht, die sich in Paranoia-Zuständen und psychotischen Schüben äußert. Trotzdem verschafft ihm ein ehemaliger Kamerad einen lukrativen Job als Bodyguard. Elyas soll eine Familie aus dem Nahen Osten beschützen. Nour, die junge Tochter, sollte in ihrer Heimat zwangsverheiratet werden, doch ihre Mutter und ihr Onkel wollten sie vor dem Schicksal bewahren und flohen gen Europa.

Nun gilt es, das Mädchen vor dem Zugriff seines Vaters zu bewahren. Elyas findet sich zunächst gut in seinen neuen Job ein. Doch seine Paranoia macht ihm zusehends zu schaffen. Er sieht überall Bedrohungen und beginnt, es sich mehr und mehr mit den anderen Bodyguards zu verscherzen. Doch Elyas soll im Grunde Recht behalten. Nours Vater hat diverse Schergen angeheuert, um des Mädchens habhaft zu werden.

Als die Lumpen ihre Großattacke starten, ist Elyas sofort angeknippst und er beginnt einfach zu funktionieren. Er kann mit Nour und ihrer Mutter fliehen und muss nun Mittel und Wege finden, seine Schutzbefohlenen weiterhin effektiv zu beschützen.

Schaut in den Film hinein

Taffe Action von Florent-Emilio Siri

Der deutsche Verleih sieht in „Elyas – A Mission without Mercy“ der besseren Vermarktbarkeit wegen einen „John Wick“-Wiedergänger. Vor allem im saustarken Showdown mit wuchtiger Action an edlen Bildern ist man geneigt, dieser Einschätzung zuzustimmen. Zuvor jedoch bewegt sich „Elyas“ eher auf den Pfaden von „Man on Fire“ in der Denzel-Washington- / Tony-Scott-Variante.

Ein vom Leben gezeichneter Mann, der für ein kleines Mädchen noch einmal aufblüht und versucht, es vor dem Unbill unserer Welt zu beschützen. Der wesentlichste Unterschied: Elyas‘ Schützling wird nicht früh entführt. Entsprechend ist er immer an ihrer Seite, was dafür sorgt, dass beide noch viel mehr miteinander verwachsen, als das im Vorbild der Fall war. „Elyas“ transportiert ergo auch eine Menge Sentiment, ohne jedoch kitschig oder überdramatisch zu werden.

Die Mischung aus hartgesottenem Thrill und gefühligeren Momenten, in denen Nour den verschlossenen Elyas immer mehr aufbricht, funktioniert richtig gut, zieht in den Film hinein und hält ihn problemlos am Laufen. Ein weiterer Clou der Story ist, dass es Regisseur Siri in der ersten Stunde schafft, immer in der Schwebe zu halten, ob Elyas nun nur die Flöhe husten hört, oder doch einer Art Verschwörung auf der Spur ist.

Und Siri schafft dies nicht nur mittels seiner Erzählung, sondern auch mittels technischer Kniffe. So wählt er seine Montage und einige Kamerawinkel so clever, dass man als Zuschauer keine Ahnung hat, ob Elyas nun endgültig austickt und seine Auftraggeber ausradiert, oder ob da doch jemand anderes ballert. Klasse. Auf dem Höhepunkt des Verwirrspiels glaubt Elyas selbst, der Böse des Filmes zu sein.

Infolgedessen wird auch ein erkleckliches, durchgehendes Spannungslevel aufgebaut und gehalten. Denn obschon das Verwirrspiel um Elyas‘ Zustand irgendwann sehr eindeutig aufgelöst wird, findet das Drehbuch immer neue Wendungen, um die Spannung oben zu halten. Wem Elyas etwa trauen kann und darf, wird ebenfalls zu einem interessanten Faktor.

Die Action von „Elyas“

Und auch in der Action haut Siris Film ordentlich einen raus. Nach etwa 30 Minuten Film wird die erste Actionszene gezündet. Hier zeigt Elyas gegen zahlreiche Söldner, was er auf dem Kasten hat. Trockene Kopfschüsse und spritzender Lebenssaft bestimmen die Szenerie. Elyas selbst hantiert auch gerne mal mit einem Messer und rammt einem Goon einen Sonnenschirm durch den Körper. Feines Waffenhandling bei Elyas und seinen Gegnern sorgt für ordentliches Augenfutter. Und der Schauplatz, ein herrschaftliches Anwesen, darf auch ein wenig Schaden nehmen.

Im zweiten Actionhighlight macht Elyas in einem Wohnwagen mit vier Gegnern klar Schiff. Knochen werden gebrochen, Flaschen in Hälse gerammt, Messer durch Extremitäten getrieben und Genicke an Kühlschranktüren zerbrochen. Elyas ist warmgelaufen und die Action des Filmes erst recht.

Diese gipfelt in einen tollen, lang ausgespielten Showdown in einem gewaltigen Hochhaus. Hier dringt unser Held mittels Fallschirmsprunges ein und ballert sich dann durch mehrere Etagen. Dabei kommen auch interessante Waffen zum Einsatz, etwa jene, die um die Ecke schießen kann. Elyas verlässt sich in seinem Tun allerdings nicht nur auf moderne Waffensysteme, sondern auch auf Messer, Granaten und seine Fäuste. Entsprechend ist in dem Showdown auch einiges los. Eine aktivierte Feuerlöschanlage und ein Raum voller Kulturgüter sorgen optisch für Abwechslung.

Die Action ist dabei immer übersichtlich in Szene gesetzt. Wie bereits erwähnt, darf auch die Umgebung unter dem Beschuss leiden. Die Trefferwirkungen bei Menschen bieten einen sauber getricksten Mix aus handgemachten platzenden Bloodpacks und CGI-Blutfontänen. Abgesehen vom Gekämpfe und Geballer wird auch ein Transporter mittels eines anderen Autos aufs Dach gedreht und ein Truck darf explodieren.

Auch abseits der Action ist „Elyas – A Mission without Mercy“ sauber und mit Blick für wertige Bilder inszeniert wurden. Denen sieht man an, dass Siri auch den einen oder anderen Taler mehr verbraten durfte. Vom herrschaftlichen Anwesen über eine Sinti-und-Roma-Siedlung hin zum großartigen Showdown-Setting wissen die Schauplätze durch die Bank zu gefallen. Etwas mehr Druck hätte ich mir vom leider etwas zu egal bleibenden Score gewünscht.

Roschdy Zem überzeugt mit nuanciertem Spiel

Darstellerisch ist „Elyas“ die große Show von Roschdy Zem („Intersections“). Der Mime bringt die Befindlichkeiten seines Charakters Elyas mit kleinen und kleinsten Gesten reduziert, aber extrem gekonnt rüber. Dabei ist schon eine der ersten Szenen, die Elyas charakterisieren soll, Gold wert. In der sitzt Elyas in einer Disco und hat wie ein Getriebener alle Gäste im Blick. Nebenbei saugt er alle Infos zu seinem neuen Job auf und baut einen Zigarettenfilter zu einer tödlichen Waffe um. Großartig.

Im Zusammenspiel mit der tollen Nour-Darstellerin Jeanne Michel bekommt sein Charakter dann mehr Gefühle reingezogen, was Zem ebenfalls stark zu transportieren versteht. Interessant ist, dass Zem optisch fieser aussieht als die Fieswichte im Film. Sein nuanciertes Spiel jedoch lässt ihn in der Wahrnehmung des Zuschauers nie unsympathisch werden. Eine wirklich tolle Leistung.

Schade ist jedoch, dass „Elyas“ keinen wirklichen Fieswicht aufzubauen versteht. Zwar kommt die Rolle Nours Vater zu, ABER den bekommt man nie zu sehen. Auch metzelt sich Elyas nicht durch eine Ladung von Lumpen, die in ihrer „Wertigkeit“ immer mehr zunehmen. Er nimmt eigentlich nur Henchmen aus dem Spiel. Darunter gibt es ein paar Kanten, die sich länger wehren, aber keiner hat wirkliches Format. Das verwehrt dann dem Showdown auch einen Aufstieg in die absolute Action-Oberliga, denn dem fehlt spürbar ein echter Final-Fight.

„Elyas – A Mission without Mercy“ haut rein

Der neue Actioner von Florent-Emilio Siri rockt schon ordentlich. In dem hartgesottenen Thriller wird eine Menge Kroppzeug umgenietet, abgestochen und anderweitig aus dem Leben gerissen. Elyas schreckt auch vor Folter nicht zurück, um an sein Ziel zu gelangen. Diese derben Seiten an „Elyas – A Mission without Mercy“ setzt Siri stilbewusst und mit Sinn für Hochglanzaction um. Dass der Film sichtlich über ein umfangreicheres Budget verfügte, kommt der Wahrnehmung der Action ebenfalls extrem zugute.

Doch auch storytechnisch hat die Koproduktion aus Frankreich, Belgien und den USA eine Menge auf dem Kasten. So spielt sie etwa gekonnt mit dem geistigen Zustand ihres Helden, nur um danach ein gutes Gespür dafür zu beweisen, wie sie den Charakter aufbrechen und für den Zuschauer zugänglicher machen kann. Roschdy Zem bedankt sich für seine facettenreiche Rolle mit einem ebensolchen Spiel, wobei er ebenfalls von tollen Darstellern flankiert wird. Durchgehend hohe Spannung, eine wertige Umsetzung und ein flottes Tempo sorgen für zusätzlich hohe Unterhaltungswerte. Weitere Abenteuer von Elyas dürften gerne folgen, dann aber bitte mit fieseren beziehungsweise präsenteren Bösewichten.

07 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film kommt von SquareOne Entertainment und ist mit einer wohlverdienten Freigabe ab 18 ungeschnitten. Streamen könnt ihr den Actioner auch.

In diesem Sinne:
freeman

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