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Inferno USA

Originaltitel: Getting Even__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1986__Regie: Dwight H. Little__Darsteller: Edward Albert, Joe Don Baker, Audrey Landers, Rod Pilloud, Billy Streater, Blue Deckert, Caroline Williams, Paul Napier u.a.
Inferno USA

In „Inferno USA“ von Dwight H. Little muss Edward Albert den Schurken Joe Don Baker und einen fleischfressenden Killervirus aufhalten

Dwight H. Little ist das Beispiel für einen Genreregisseur, der sich hochgearbeitet hat. Erst arbeitete er als Second Unit Director an „Der Triumph des Mannes, den sie Pferd nannten“, dann durfte er mit schmalem Geld sein Regiedebüt „KGB: The Secret War“ drehen. Der wiederum erregte genug Aufmerksamkeit, um Finanziers für seinen nächsten Film „Getting Even“ zu bekommen, in Deutschland als „Inferno USA“ veröffentlicht, anderweitig auch als „Hostage Dallas“ bekannt.

Hauptfigur ist Leslie Taggar (Edward Albert), allgemein bekannt als Tag. Taggar besitzt seine eigene Firma, ist aber auch ein Teufelskerl, der als Söldner Aufträge für die Regierung erledigt – ein Alleskönner, wie er in einem Film wie „Buckaroo Banzai“ in komödiantischer Form dargestellt wurde, hier mit vollem Ernst präsentiert. Weil ‘Tag‘ Taggar so ein geiler Hecht ist, braucht er auch keine Elitesoldaten an seiner Seite, wenn er den Sowjets in Afghanistan einen scheißegefährlichen Kampfstoff klaut, nein, sein dicklicher Kumpel Kurt (Blue Deckert) und der ältere Wissenschaftler Doc (Rod Pilloud) reichen ihm als Verstärkung, wenn sie den Stoff an sich bringen, zig Russkies über den Haufen ballern und am Ende deren ganzes Lager in die Luft jagen, was jetzt ziemlich spektakulär klingt, inszenatorisch dann allerdings doch eher „A-Team“-Niveau mit etwas mehr Härte ist.

Die Regierung will, dass Taggar gleich ein Gegenmittel gegen den Kampfstoff, ein fleischfressendes Virus, entwickelt und stellt dafür Tags Ex-Kollegin und Ex-Flamme Paige Starson (Audrey Landers) ab. Das schmeckt dem rivalisierenden Industriellen King R. Kenderson (Joe Don Baker) nicht, der den Auftrag viel lieber hätte. Zumindest eine Alleskönnerin hat auch der auf Lager, denn seine Assistentin Molly (Caroline Williams) ist auch seine Flamme und noch dazu erfahrene Wissenschaftlerin. So viele Multitalente haben natürlich auch den Vorteil, dass man das Personal des Films im kleinen Rahmen halten kann und nicht zu viele Sprechrollen bezahlen muss.

Kenderson jedenfalls will Taggar allerdings eins auswischen und den Auftrag selbst bekommen, weshalb er die Behältnisse mit dem Kampfstoff stehlen lässt, als er und Taggar als Gäste bei einem Event sind. Dummerweise kommt es bei Kendersons Forschung an den Gasbehältern zu einem folgenschweren Unfall…

Schaut euch den Trailer zu „Inferno USA“ an

In einem Interview erzählte Dwight H. Little, dass „Inferno USA“ als Eitelkeitsprojekt einer texanischen Ölbaronfamilie zustande kam, die nach einem jungen Regisseur außerhalb der Gewerkschaft suchten und ihre Kontakte sowie ihre Besitztümer (Hubschrauber, Ranches, ein Learjet) bereitstellten. Die Bedingung war allerdings, dass all diese Dinge dann auch im Film zu sehen sein mussten. Dummerweise fühlt sich „Inferno USA“ genauso an, nämlich als wäre er einfach um die Ausstattung herum geschrieben. Gerade die Entwicklung des Schurken ist reichlich hanebüchen: Vom Kapitalisten wird er in Rekordzeit zum Erpresser und Terroristen, vor allem weil seine Flamme durch den Kampfstoff zu Tode kommt, den er doch selbst in seiner Hybris klauen ließ. Der Laborunfall, bei dem das passiert, ist schon heillos konstruiert: Als das Team das Gas in einem Glaskäfig leitet, um es an einem Hamster zu testen, fällt einem Kerl ein Klemmbrett auf den Kasten. Weil der schwerreiche Kenderson anscheinend nur das Billigste vom Billigsten verwendet, zerbricht direkt der Glaskasten und der Virus frisst sich auch direkt durch die Hazmat-Suits, sodass direkt alle Forscher draufgehen, indem ihnen die Fresse wegschmilzt.

Besagte Szene sticht in ihrer Garstigkeit heraus (neben einem folgenden Racheakt des zunehmend durchgeknallten Kenderson), denn sonst hat „Inferno USA“ eher die Lockerheit, Unbedarftheit und Naivität einer Vorabend-Actionserie der 1980er. Tag ist ein Tausendsassa, der im Verlauf der Handlung selbstredend seine Ex-Flamme Paige klarmacht, dem man aber nie Wut über einen Verrat oder Trauer über einen Verlust abkauft. Doch nicht nur tonal, auch dramaturgisch findet „Inferno USA“ keinen Flow, sondern eher wie eine notdürftige zusammengeschriebene Verbindung von Szenen. Mal verrichten Tag und Paige Ermittlungsarbeit, die aber zu kaum etwas führt, nur um dann doch das Lösegeld zu bezahlen, wobei Kendersons Handlanger dann auch noch kurzfristig eine eigene Agenda entwickeln. Doch eine einheitliche, geschweige denn spannende Geschichte will nicht entstehen, zumal das Publikum eh von Anfang an weiß, dass Kenderson hinter allem steckt, während Tag und Co. noch darüber rätseln, ob die Russen sich ihren Kampfstoff vielleicht zurückgeholt haben.

In Sachen Action sieht man Littles Talent auch nur teilweise. Der anfängliche Überfall auf das Camp der Russen bietet Geballer, das man aufgrund der schlechten Ausleuchtung aber nur semigut sieht, aber immerhin eine fette Explosion am Ende. Danach gibt es ein paar Schusswechsel, Prügeleien und eine kleine Autojagd, die alle ganz okay daherkommen, aber auch nicht vom Hocker reißen. Erst im Finale kommt nochmal Schmackes in die Sache, wenn die erwähnten Hubschrauber der Finanziers zum Einsatz kommen. Dank der Kontakte der Geldgeber durfte man außerdem auf dem Reunion Tower in Dallas drehen und die Helikopter in dessen unmittelbarer Nähe fliegen lassen, was für ein spektakuläres Finish mit einigen Stunts und einer Kletterpartie auf der Spitze des Turms sorgt. Verantwortlich hierfür zeichnet Paul Baxley („Nameless – Total Terminator“), seines Zeichens erfahrener Stunt Coordinator sowie Vater des Stunt-Profis und späteren Regisseurs Craig R. Baxley.

Es gibt also reichlich Kompetenz im Stuntbereich, darstellerisch dann in erster Linie bei Joe Don Baker, der sein Image als rural-kerniger Haudrauf-Typ, das er durch Filme wie „Walking Tall“ kultivierte, hier mal in schurkischer Form einsetzt und dabei eine ganz gute Figur macht. Eher dürftig ist der schnörresbewehrte Held Edward Albert („Red Sun Rising“), der wie ein Thomas-Magnum-Verschnitt der zweiten Klasse mit Möchtegern-Bond-Ambitionen rüberkommt, ähnlich wie „Dallas“-Star Audrey Landers in der weiblichen Hauptrolle. Der Rest vom Fest ist kaum der Rede wert und bekommt auch weniger Augenmerk und Screentime als die Besitztümer der Ölbarone.

Das Videocover und der deutsche Verleihtitel versprechen zwar einiges, aber ein Inferno wird hier nicht abgebrannt, sondern eher ein Strohfeuer. Das Finale mit seinen Stunts und seiner Hubschrauberaction macht etwas her, ein paar andere Einlagen wie der Zweikampf auf der Achterbahn haben auch etwas, von den Schauwertqualitäten eines „Rapid Fire“ und eines „Zum Töten freigegeben“ ist „Inferno USA“ noch weit entfernt. Die Story macht zudem wenig her, die beiden Hauptdarsteller lassen es an Charisma missen, sodass nur Joe Don Baker als Schurke noch ein paar Akzente setzt.

„Inferno USA“ erschien in Deutschland in der Erstauflage bei VPS auf VHS, später noch als Kaufkassette bei Cinema Video, freigegeben ab 16 Jahren und an vier Stellen leicht gekürzt (in erster Linie beim Laborunfall). Weltweit gibt es in bisher nur in den Niederlanden auf DVD, dort allerdings auch nur in VHS-Qualität.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: VPS__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Ja__Blu Ray/DVD: Nein/Nein

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