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Kodar: The Primordial God of Light and Ether

Originaltitel: Kodar: The Primordial God of Light and Ether__ Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2024__ Regie: Will Ropp__ Darsteller: Nick Skardarasy, Maddie Ziegler, Natalie Rousseau, Akiko Morrison, Jordan Roberto Chien, Julia Silverman, …

Kodar: The Primordial God of Light and Ether

Den Kurzfilm kann man sich (in der Originalfassung) hier anschauen!

„Sorry, uhm… can I start again?“
„No, no, no, no, no. What the fuck! You can’t do it like that!“
„I tried to get the face-paint off…“
„Not the face-paint! You can’t fuck up the ‚you have cancer‘ line!“

Würde man mich nach meinen liebsten Shorts des Jahres 2024 fragen, wäre die elfminütige Dramödie „Kodar: The Primordial God of Light and Ether“ weit oben auf meiner Liste: Seines Zeichens das Regie-Debüt des 1994 geborenen Schauspielers Will Ropp, der zuvor u.a. in „Silk Road“ und „the Greatest Beer Run ever“ zu sehen war sowie das Werk zudem auch produzierte und co-verfasste. Letzteres hatte er gemeinsam mit seinem männlichen Lead Nick Skardarasy getan – welcher seinerseits bis dato primär bloß an kleineren Kurzfilmen (á la „Thin Walls: An Evening with my Neighbors“ oder „the Ascension Program“) mitgewirkt hatte…

Für die weibliche Hauptrolle gelang es Ropp indes, die international bekannte Schauspielerin und Tänzerin Madison Nicole ‚Maddie‘ Ziegler gewinnen zu können: Mit polnischer, deutscher und italienischer Abstammung 2002 in Pittsburgh zur Welt gekommen, begann jene im Alter von vier mit dem Tanzen und erlangte mit ihrer Performance in dem Musikvideo zu Sia’s 2014er Hit „Chandelier“ große Aufmerksamkeit – wonach noch mehrere weitere Kollaborationen mit der Australierin folgten (mein Favorit: „Elastic Heart“; zusammen mit Shia LaBeouf), ebenso wie Kino-Auftritte in Streifen wie Steven Spielberg’s „West Side Story“ und „Fitting in“…

Charlie (Skardarasy) ist ein allein und zurückgezogen lebender, unter einer gewissen sozialen Phobie leidender Doktor, der sich an Halloween dazu entscheidet, doch mal etwas zu wagen und als seine liebste Fantasy-Figur verkleidet in die Praxis zu gehen – und zwar als der Titel-gebende Kodar: Eine gehörnte Gestalt mit weiß-roter Haut, befellten Beinen und Hufen. Bereits die Begegnung mit seiner MFA (Natalie Rousseau) verunsichert ihn dann aber auf Anhieb – denn zum einen ist ihr Kodar nicht vertraut – „Are you dressed like the devil?“ – und trägt zum anderen sonst niemand außer er ein Kostüm (sie hat bloß einen Haarreif mit kleinen Katzenohren auf)…

Als sich darauf auch noch seine ersten Patientinnen (ein kleines Mädchen und eine ältere Dame) vor ihm erschrecken, begibt er sich stracks daran, die Schminke abzuwischen – was ihm allerdings nicht wirklich glückt; den Anblick nur noch verschlimmert und ihn selbst innerlich zunehmend belastet. Er bricht sich die Hörner ab und droht vollends von einer Panik-Attacke übermannt zu werden – bis seine Arzthelferin an der Tür klopft und ihm die Akte seines nächsten Termins überreicht: Eine junge Frau (Ziegler), deren Test-Ergebnisse zurück sind und besagen, dass sie Leukämie hat. Eine Verschiebung des Gesprächs steht außer Frage…

„Kodar: The Primordial God of Light and Ether“ führt Charlie binnen 90 Sekunden rundum zufrieden stellend ein: In dieser Zeit erfährt der Zuschauer im Grunde alles, was man über ihn wissen muss. Beim Läuten des Weckers erklingt sogleich ein Zitat Kodars – dem von Charlie sehr gemochten Protagonisten eines Videogames sowie einer in bestimmten Kreisen gefeierten Buch-Reihe: „Man’s greatest foe is fear himself!“ Während er in den Tag startet, sehen wir seine relativ schlicht eingerichtete Wohnung (inklusive verwelkter Blumen und schmutzigem Geschirr in der Küche) und hören ihn bei einem Telefonat mit seinem Therapeuten…

Er ist kein selbstgewisser Typ – möchte es nun aber mal versuchen, einen Schritt voran zu gehen: Raus aus der Comfort-, rein in die Confidence-Zone. Unverzüglich ist man auf seiner Seite. Das Cosplay-Outfit verleiht ihm ein ungewohntes Maß an Selbstvertrauen und Mut – und das an jenem Tage sogar in der Öffentlichkeit: Eine Gelegenheit, die ihm der betreffende Halloween-Brauch offeriert. Er hat sich viel Mühe gegeben und betritt die Praxis guter Dinge – wo das Mädel am Empfang mit ziemlicher Überraschung spontan bloß „Wow.“ dazu meint. Prompt keimen Zweifel in ihm auf – woraufhin er vorsichtig nachfragt: „Is that a good ‚wow‘, or…?“

Es ist nicht allein, dass keiner erkennt, als wen er sich da eigentlich verkleidet hat – „Is this costume too niche?“ – sondern überdies noch die Reaktionen der Leute um ihn herum, die schwer auf ihn einwirken. Also will er aufgeben – bekommt das Make-up und die Prosthetics aber nicht richtig entfernt. Innerlich beginnt er in sich zusammenzubrechen – und ausgerechnet in diesem Zustand verlangt es sein Job ihm ab, jemandem eine schlimme, unerwartete Diagnose mitzuteilen. Bislang war man bei Claire (Ziegler) von Pfeifferschem Drüsenfieber ausgegangen – nicht etwa von Leukämie; welche bei ihr obendrein auch nicht mehr im Anfangs-Stadium ist…

Augenblicklich ist sie positiv angetan von seinem Kostüm – lässt ihn überhaupt nicht richtig zu Wort kommen und möchte gar ein Foto davon machen, da sie das an ihren Vater erinnert: „My dad is the same with Halloween – he goes hard…“ (Ziegler’s Betonung letzteren Satzteils wusste mir prächtig zu gefallen) Beide reden einfach drauf los – bis Claire „There’s a chance the cells are malignant.“ heraushört. Schlagartig verändert das natürlich alles. Charlie stolpert mit seinen Formulierungen noch ein wenig umher – bringt die Lage dann aber doch sachlich auf den Punkt, bevor er sich für sein Auftreten entschuldigt und ihr einen Kollegen zu holen gedenkt…

„Wait“, ruft sie ihn jedoch zurück: „It did not have to be this way, my son. This path is of your choosing. The winds of the north whisper your name in plain, Kodar. For those that seek the truth, the spoils still endure.“ Charlie ist verblüfft: Sie kennt die „Golden Maps“-Trilogie – und zwar so genau, dass sie daraus zitieren kann! Diese Gegebenheit Schrägstrich Gemeinsamkeit hebt die Schwere der Situation von ihnen – zumindest für ein paar Momente, in denen Claire mit den bedrückenden Gedanken und Ängsten dieser Nachricht nicht allein ist. Eine ungewisse Zeit liegt vor ihr – doch kann sie sicher sein, dass er ihr entlang des Weges zur Seite stehen wird…

„Kodar: The Primordial God of Light and Ether“ basiert auf einer Idee Skardarasys, welche ihm angesichts seines eigenen Vaters kam, der selbst Mediziner ist und sich jedes Jahr gern zu Halloween verkleidet – privat ebenso wie auf der Arbeit. Als er Ropp von diesem Story-Ansatz erzählte, erweckte das umgehend sein Interesse – und so begaben sie sich daran, eben jenen zu einem von ihnen realisierbaren Projekt hin auszugestalten. Zusätzlicher Antrieb für Ropp dabei: 2007 war seine Mutter an Darmkrebs verstorben – was ihn seither u.a. dazu bewogen hatte, ein Botschafter der Aufklärungs- und Forschungs-Organisation „Stand up to cancer“ zu werden…

Die Figur Kodar (samt Look and Lore) entstammt der Phantasie Skardarasys und Ropps. Sowohl in ihrer intakten als auch verwischt-zerstörten Form kann sich die betreffende Make-up-Arbeit sehen lassen – einschließlich des netten Details, dass aus einem der abgebrochenen Hörner einige Haare Charlies heraushängen. Die vorhandene Kombination der „aberwitzigen“ Elemente dieses Bereichs mit der ernsten Thematik – also die individuellen Belastungen, mit denen die Charaktere zu ringen haben – funktioniert erfreulich gut. Weder oberflächlich noch unbeholfen, sind die Emotionen und der Humor nachempfindbar und wirkungsvoll…

„I wanted to make something that explored those situations in life, when you don’t know whether to laugh, cry, or run away“, berichtete Ropp – sowie dass ihm Ben Affleck am Set von „the Way back“ geraten hatte, sich bei seinem ersten Anlauf als Regisseur komplett auf diese Herausforderung zu konzentrierten, ohne parallel dazu zusätzlich noch eine Darsteller-Rolle zu übernehmen. Im Vorliegenden passte das unweigerlich, da es für ihn außer Frage stand, dass jemand anderer als Skardarasy Charlie verkörpern würde – während sich Ropp und Ziegler bereits von Megan Park’s „the Fallout“ her kannten, in dem sie enge Freunde von Jenna Ortega’s Part spielen…

Skardarasy vermittelt die Entwicklung Charlies von Zuversicht über Verunsicherung, Anxiety und Panik bis hin zurück zu Zuversicht absolut glaubwürdig – und Ziegler überzeugt im Zuge eines ähnlichen „Wechselbads der Gefühle“ gleichermaßen: Ihre Chemie miteinander passt, bei ihren Darbietungen sind jeweils kleine Feinheiten ansprechend zu registrieren und die „Dreifaltigkeit“ ihrer Performances, Dialoge und Interaktionen verleiht diesem Kurzfilm seine sympathisch-unterhaltsame Beschaffenheit – aller Awkwardness und Tragik zum Trotz. Und um sie nicht zu übergehen: Als Arzthelferin Hazel gefiel mir Natalie Rousseau („Shithouse“) ebenfalls…

Da ich selbst mal eine verwandte Diagnose wie die erhalten hatte, welche Claire hier hören und verdauen muss, bin ich froh darüber, dass Ropp das richtige Händchen dafür besaß, die nötige „tonale Balance“ der Materie zu meistern. Auch die Musik-Untermalung Alex Bonoffs, einzelne gewählte Shots Bryce Holdens („I trapped the Devil“) sowie Editing-Entscheidungen Zoé Krafts („Transplant“) sind lobenswerter Beschaffenheit. Alles in allem ist „Kodar: The Primordial God of Light and Ether“ eine gelungene, stimmige, bewegende quirky-amüsante Dramödie mit zwei prima agierenden Leads und einem angenehmen Sinn für Hoffnung…

gute7 von 10

Stefan Seidl

Kodar: The Primordial God of Light and Ether

(© Short of the Week)

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Copyright des „Kodar: The Primordial God of Light and Ether“ Postermotivs und der Screenshots: Short of the Week / Will Ropp & Natalie Rousseau (Producers)__ Freigabe: Not Rated__ DVD/BluRay: nein/nein

 

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