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Fast Charlie

In „Fast Charlie“ gibt Pierce Brosnan unter der Regie von Phillip Noyce den alternden Profikiller Charlie Swift. Als rivalisierende Gangster Mordanschläge auf seinen Boss und dessen Crew verüben, geht der Hitman auf Rachefeldzug in diesem Actionthriller.

Originaltitel: Fast Charlie__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Phillip Noyce__Darsteller: Pierce Brosnan, Morena Baccarin, James Caan, Gbenga Akinnagbe, Christopher Matthew Cook, Brennan Keel Cook, Toby Huss, Fredric Lehne, Lindsey G. Smith, Sharon Gless, Jacob Grodnik, David Chattam, Stephen Louis Grush, Don Yesso, Jared Bankens, Susan Gallagher u.a.
Fast Charlie

In “Fast Charlie” schickt Phillip Noyce den alternden Profikiller Pierce Brosnan auf Rachetour

Für eine Weile gehörte der Australier Phillip Noyce mit Filmen wie „Blinde Wut“, „Sliver“ und zwei Tom-Clancy-Verfilmungen zu den großen Hollywoodhandwerkern, seit einer Weile arbeitet er vor allem fürs Fernsehen und an moderater budgetierten Filmen, wie etwa „Fast Charlie“.

Charlie Swift (Pierce Brosnan) ist ein Hitman, arbeitet für den alternden Gangsterboss Stan Mullen (James Caan), der wiederum mit einsetzender Demenz zu kämpfen hat. Zusammen mit dem Jungspund Blade (Brendan Keel Cook) soll Charlie einen unliebsamen Nichtsnutz ausschalten, doch es kommt zu Komplikationen, bei denen eine kopflose Leiche erst der Anfang ist. Es sind bekannte Konstrukte, von der Paarung eines alten Fuchses mit einem jungen Hitzkopf als Azubi bis zur quasifamiliären Mafiastruktur, allerdings präsentiert mit augenzwinkerndem, lakonischem Humor, ohne direkt ins Revier von Quentin Tarantino und Guy Ritchie einzudringen.

In diesem Zuge lernt Charlie auch Marcie Kramer (Morena Baccarin) kennen, die Ex der Zielperson. Es entspinnen sich romantische Bande zwischen dem charmanten Ausputzer und der toughen Tierpräparatorin, während der Film parallel den Blickwinkel erweitert: Man lernt die Crew von Stan kennen, aber auch den Gangsterboss Beggar (Gbenga Akinnagbe), dem zuliebe der Hit aus der Eingangssequenz ausgeführt wurde. Es sind zwei Welten: Da die eher klassische Mafiastruktur mit Häuschen in der Vorstadt bei Stan & Co., dort Beggar und seine Redneck-Gangster, die im ländlichen Raum hausen und regelmäßig Leichen an die Alligatoren im Sumpf verfüttern.

Diese Welten prallen aufeinander, als Beggar beim alternden Stan Schwäche wittert und seine Crew losschickt, um Stans Truppe umzubringen. Das gelingt auch weitestgehend – bei Charlie allerdings nicht. Der wiederum will Vergeltung üben und hat immer noch die Fähigkeiten dazu…

Schaut euch den Trailer zu „Fast Charlie“ an

„Fast Charlie“ ist ein später Vertreter der Alter-Mann-räumt-nochmal-auf-Filme, die mit dem Erfolg von „Taken“ begannen und zu der Brosnan bereits mit „The November Man“ beitrug. Gerade in der Hinsicht ist „Fast Charlie“ allerdings eine Enttäuschung, denn es werden zwar einige Leichen produziert, doch sonderlich spektakulär ist das nicht. Meist werden die Leute aus dem Hinterhalt erschossen oder mit Tricks um die Ecke gebracht, längere Kampfhandlungen sucht man selten. „Fast Charlie“ geht nicht ganz so weit wie „The Equalizer 3“, in welchem der Racheengel fast wie ein Slasher-Killer auftrat, doch auch Charlie Swift schießt die meisten seiner Gegner ohne große Gegenwehr nieder. So erweist sich Beggars markige Ankündigung „I’ve got more men than you got bullets“ als hohles Gerede, zumal die wenigsten Schurken einen würdigen Abgang bekommen. Selbst den rivalisierenden Auftragskiller Lloyd ‘The Freak‘ Mercury (Christopher Matthew Cook) schaltet Charlie zwar auf memorable Weise aus, aber auch vergleichsweise actionarm.

Fast Charlie

Charlie Swift (Pierce Brosnan) ist schnell mit der Waffe und hat Gefühle für Marcie Kramer (Morena Baccarin)

Drehbuchautor Richard Wenk ist durch vorige Stoffe wie „The Mechanic“ oder „The Protégé“ für das Auftragskillergenre prädestiniert und adaptiert hier Victor Gischlers Roman „Gun Monkeys“. Ob es an der Vorlage oder an Wenks Drehbuch liegt, jedenfalls kann der Film mit markigen Sprüchen und Lebensweisheiten seines Protagonisten punkten. Auf Beggars Ankündigung, dass dieser mehr Männer als Charlie Patronen habe, antwortet Charlie nur cool: „I can always buy more bullets“. An anderer Stelle spricht Charlie im Off einen memorablen Mini-Monolog über Verrat, so wie sein Off-Kommentar den ganzen Film über begleitet und mit Leben füllt. Es ist die Stimme eines Mannes, der in seinem höheren Alter schon viel gesehen, viel erlebt und viel getan hat, nicht alles davon schön. Eine abgeklärte Weltsicht, die dem Geschehen mit einer Portion Sarkasmus, wenn nicht sogar Zynismus begegnet, was für den unterschwelligen Humor von „Fast Charlie“ sorgt, der die wohl beste Qualität von Noyce‘ Actionthriller darstellt.

Erzählerisch kann „Fast Charlie“ da bei weitem nicht mithalten. Die Exposition zieht sich, nach einem Drittel schaltet der Film in den Rachemodus, woraus später eine etwas egale Suche nach einem MacGuffin wird. Das wirkt aber alles seltsam unaufgeregt, zumal der Film immer wieder Potential verschenkt. Da werden bei Stans Geburtstagsfeier beispielsweise diverse Mitglieder seiner Crew vorgestellt, nur um wenige Szenen später sang- und klanglos im Off umgebracht zu werden. Dass Oberboss Sal (Fredric Lehne) die Revierstreitigkeiten zwar nicht gutheißt, aber Charlies Rachefeldzug unterbinden will, spielt nur auf dem Papier eine Rolle. Und nach dem Showdown folgt ein Twist, der einerseits mutlos wirkt, andrerseits null Bewandtnis für die eigentliche Handlung hat. Auch die Liebesgeschichte zwischen Charlie und Marcie hat zwar durchaus Außenseiterromantik, wirkt aber immer wenig unterfüttert, in den schlechtesten Momenten sogar wie ein Mittel zum Zweck, damit Marcie in Gefahr geraten kann, eine größere Fallhöhe simuliert wird und noch ein paar Schurken umgebracht werden können, was immerhin zur ziemlich coolen Zweckentfremdung eines präparierten Vogels führt.

Fast Charlie

Für seinen Boss Stan Mullen (James Caan) ist Charlie zu einer Art Pflege geworden

Letzten Endes ist dann doch in erster Linie Pierce Brosnan („Black Adam“), der den Laden zusammenhält und mit dankbarem Material arbeiten kann. Seine coole Performance als Gentleman-Gangster vom alten Schlag, mit Ehrenkodex, aber ohne falsche Skrupel, das ist eine Schau. Ebenso gut ist Morena Baccarin („Deadpool & Wolverine“) als No-Nonsense-Frau, die weder Kampfamazone noch kreischendes Opfer ist, sondern eine Seelenverwandte Charlies, die sich ebenso lakonisch durchs Leben schlägt. Gbenga Akkinagbe („All the Devil’s Men“) als Oberschurke kommt hingegen nie richtig im Film, James Caans („Tashunga“) letzte Rolle vor seinem Tod ist auch nur bedingt würdevoll. Der charismatische Fredric Lehne („Split“) war vermutlich nur für ein oder zwei Drehtage am Set, auch Toby Huss („Copshop“) setzt nur kleine Akzente und den Rest der Belegschaft nimmt man kaum wahr, trotz mehrerer Charakterfressen in ihren Reihen.

„Fast Charlie“ überzeugt mit seinem starken Hauptdarstellerduo, dem humoristischen, aber nie offen komödiantischen Grundton und einigen markigen Mono- und Dialogen. Schade nur, dass der Rest vom Film so fahrig geschrieben ist, nie in die Pötte kommt und auch in Sachen Action nicht sonderlich viel bietet. Irgendwie möchte man „Fast Charlie“ aufgrund seiner Qualitäten schon mögen, aber so richtig will das angesichts seiner Defizite nicht gelingen.

Starke:

„Fast Charlie“ erscheint in Deutschland bei EuroVideo auf Blu-Ray und DVD, ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: EuroVideo__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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