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Paris has fallen

Originaltitel: Paris Has Fallen__Herstellungsland: Frankreich, Großbritannien__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: Hans Herbots, Oded Ruskin__Darsteller: Tewfik Jallab, Ritu Arya, Emmanuelle Bercot, Jamie Maclachlan, Akbar Kurtha, Tyler Fayose, Ben Addis, Sean Harris, Ana Ularu, Camille Rutherford, Jérémie Covillault, Karl Collins u.a.

Preview

Poster zu Paris has fallen

„Paris has fallen“ macht ordentlich Action in der französischen Hauptstadt.

2013 powerte sich Gerard Butler durch „Olympus has fallen“ und beschützte im von Terroristen besetzten Weißen Haus den Präsidenten von Amerika. Drei Jahre später gab Butlers Mike Banning in „London has fallen“ in der britischen Hauptstadt auf den Präsidenten acht. Und 2019 musste Banning in „Angel has fallen“ seinen eigenen Hals aus der Schlinge ziehen. Alle drei Actioner performten gut am Boxoffice und erarbeiteten sich ihre Fanbase.

Die lechzt natürlich nach neuen „… has fallen“-Abenteuern und bekommt sie nun in Gestalt einer Serie. Diese ist eine britisch-französische Ko-Produktion und konnte auch die Film-Urproduzenten von den Millennium-Studios sowie Gerard Butler als Geldgeber gewinnen. Jeweils vier Episoden setzten die TV-erprobten Regisseure Oded Ruskin und Hans Herbots nach einem Drehbuch von Howard Overman („Future Man“) in London und Paris in Szene. Das dementsprechend acht Folgen (jede hat etwa 43 Minuten Laufzeit) umfassende Ergebnis heißt: „Paris has fallen“. Wir haben die ersten vier Episoden für euch gecheckt!

„Paris has fallen“: die Stadt der Liebe als Spielplatz eines fiesen Bösewichtes

In der britischen Botschaft in Paris findet eine große Festivität statt. Es wird getrunken, gelacht, geredet und einer Aufführung zugeschaut. Als ein Pantomime einer Frau eine Waffe ins Gesicht hält, kippt die Stimmung. Der Mann drückt eiskalt ab. Wenige Sekunden später haben Angreifer die gesamte Botschaft übernommen. Ihre Ziele: der Verteidigungsminister von Frankreich und der britische Botschafter. Letzterer wird schnell gestellt.

Der Verteidigungsminister kann sich zunächst des Zugriffes durch die Terroristen aufgrund des beherzt und brutal durchgreifenden Agenten Vincent erwehren. Doch irgendwann muss sich auch Vincent der Übermacht beugen und der Minister wird ebenfalls gefangen genommen. Vincent schmiedet eilig mit der angeblichen HR-Angestellten Zara einen Plan, die Lage zu klären. Und es gelingt: Mittels der Hilfe der anrückenden Polizei können zahlreiche Angreifer ausgeschaltet werden. Allerdings entkommt Jacob Pearce, der Anführer der Terroristen, mit einigen seiner Henchmen.

Pearce diente einst in der französischen Fremdenlegion in Afghanistan und wurde hier mehrmals von seinem Land hintergangen. Als neben seinen Kameraden auch noch ihm nahestehende Personen diesem Verrat zum Opfer fielen, schwor er, all jene, die ihn verraten haben, zu bestrafen. Darunter eben auch der französische Außenminister und der britische Botschafter. Und Pearce plant, noch deutlich wichtigere Personen zur Rechenschaft zu ziehen.

Zara, die sich als MI6-Agentin entpuppt, und Vincent werden derweil zum Teil einer neuen Anti-Terror-Task-Force. Mann um Mann wollen sie sämtliche Henchmen von Pearce und danach ihn stellen.

Schaut in die Serie hinein

Die „… has fallen“-Reihe wird eindrucksvoll als Serie fortgesetzt

„Paris has fallen“ startet furious. Die erste Episode ist eine einzige Abfolge aus Aktion und Reaktion. Es sind noch keine fünf Minuten vergangen, da wird bereits die britische Botschaft besetzt. Nun geht es Schlag auf Schlag. Pearce wird ganz kurz verortet, Zara und Vincent definieren sich rein über ihre Taten. Die Serie drängt vorwärts, es bleibt kaum Zeit für Erklärungen. 30 Minuten später ist das, was man eigentlich als Rahmen der Serienstory wähnte, bereits vorbei. Die Botschaft ist befreit. In den nächsten zehn Minuten werden die Figuren für die eigentliche Handlung in Stellung gebracht und schon ist die erste Episode vorbei.

Die Zeit verflog förmlich. Auch und vor allem, weil die Action angenehm packend, direkt, ruppig und blutig über den Zuschauer herein brach und treibender Motor der Episode war. Wer nun glaubt, Episode zwei würde die Bremse reinhauen, der irrt. Die Story nimmt richtig Fahrt auf. Die beiden Hauptcharaktere Vincent und Zara werden kurz und knackig vorgestellt und während sie einen Mann von Pearce jagen, macht der Jagd auf den nächsten Namen auf seiner Liste. „Paris has fallen“ darf sich bis hierher tatsächlich als Actionserie bezeichnen. Der Actiongehalt ist hoch, die Story verdichtet sich und die Geschehnisse bleiben spürbar spannend.

Vincent beschützt den Verteidigungsminister

Vincent (Tewfik Jallab) beschützt den Verteidgungsminister von Frankreich. © Studiocanal / Simon Ridgway, {year 4} – www.simonridgway.com

In Folge drei folgt dann, was man eigentlich bei der zweiten Folge erwartet hatte. Die Serie wird erstmals ruhiger. Erzählt dafür aber eine schöne Geschichte um eine ehemalige Agentin, die in die Geschehnisse hineingezogen wird. Melancholie mischt sich unter. Die Spannung ist vor allem psychologischer Natur. Sämtliche Figuren erfahren mehr Vertiefung. „Paris has fallen“ kann auch ruhig – ohne zu langweilen. Das Beste: Die Folge hat ein tolles Finish in einem Autotunnel, in dem amtlich blaue Bohnen fliegen!

In Episode vier legt die Erzählung noch einmal zu. Pearce besorgt sich Material für eine gewaltige Bedrohung. Zudem teast „Paris has fallen“, dass die erste Staffel neben Pearce weitere Fieswichte in der Hinterhand zu haben scheint, lässt aber nicht einmal ansatzweise erahnen, um wen es sich noch handeln könnte. Dazu gesellt sich feine Action auf einem Flugzeuglandeplatz. Ich bin angefixt.

Endlich mal wieder eine echte Actionserie

Die TV-Fortsetzung der Gerard-Butler-Reihe hat wirklich Schmackes. Die Handlung mag insgesamt nicht mega komplex anmuten, hat aber ein tolles Tempo und verzeichnet nicht einmal in der ruhigen dritten Folge so etwas wie Langeweile. Was meines Erachtens nicht selbstverständlich ist, musste man im Vorfeld angesichts der Handlungen der Filme doch große Angst haben, dass der Serie vermutlich recht schnell die Story ausgehen könnte. Doch die Macher bekommen das toll geregelt und generieren eine Atemlosigkeit, wie sie den ersten Staffeln von „24“ immer inhärent war – und das bislang ganz ohne Maulwurfsjagden.

Probleme hat das Ganze aber freilich auch. Warum ein geiler Bösewicht wie Jacob Pearce seine Kontrahenten nicht einfach umnietet, wenn er die Gelegenheit dazu hat, und sie stattdessen lieber mit seinen Plänen voll labert – nur der Actionfilmgott weiß, wieso. Der kann sicher auch erklären, wie man mittels eines ultra kurz eingesteckten Flashdrives die gesamte Flugleitstelle von Paris übernehmen kann. Kurzum: „Paris has fallen“ hofft nicht auf den Drehbuch-Oscar, sondern ist eben eine Actionserie, die sich zahlreicher Klischees bedient und nicht immer sonderlich logisch ist.

Zara (Ritu Arya) sorgt für Action in Paris has fallen

Zara (Ritu Arya) sorgt für Action in Paris has fallen. © Studiocanal / Simon Ridgway, {year 4} – www.simonridgway.com

Das größte Pfund der Serie ist in jedem Fall ihr Bösewicht. Jacob Pearce wird unglaublich plastisch gezeichnet. Immer wieder präsentiert ihn die Serie oben ohne, um den Zuschauer angesichts des zerschundenen Körpers des Mannes immer wieder daran zu erinnern, durch welche Hölle er gegangen ist. Diverse Unwägbarkeiten hinsichtlich seiner Vergangenheit machen ihn gar ambivalent. Denn während er sich selbst als hintergangen und im Recht betrachtet, sehen das die Agenten um Zara und Vincent freilich anders. Die zeichnen ihn als Irren, der in Afghanistan durchgedreht ist.

Gespielt wird Jacob Pearce von Sean Harris. Der ist hier zwar „nur“ in einer Art „Mission: Impossible – Fallout“ Duktus unterwegs, aber es funktioniert einfach. Die ausgestellte bedrohliche Ruhe und die Eiseskälte passen einfach auf den Charakter des Jacob Pearce. Das Beste: Jacob Pearce ist ein Bösewicht, der sich auch selbst die Hände schmutzig macht. Dieser Bösewicht wäre für jeden Actionfilm eine Zierde.

Da können die beiden positiven Identifikationsfiguren nicht mithalten. Vor allem Tewfik Jallab („Fast Convoy“) tut sich als Vincent doch sehr schwer, Charisma zu versprühen. Er ist keinerlei Vergleich zu dem wuchtigen Gerard Butler in den Filmen. Zudem wirkt Jallab in den Actionszenen ab und an etwas unglücklich. Man sieht ihm an, dass er keinen Kampfsporthintergrund hat. Und seine Affäre mit einer wichtigen Dame kommt irgendwie seltsam cringe rüber, auch weil beide keinerlei Chemie miteinander haben.

Sean Harris als Jacob Pearce in Paris has fallen

Sean Harris als fieser Jacob Pearce in „Paris has fallen“. © Studiocanal / Simon Ridgway, {year 4} – www.simonridgway.com

Ritu Arya („Red Notice“) macht da als Zara einen deutlich einnehmenderen Job. Sie kommt angenehm taff rüber, hat aber auch ein sympathisches Lächeln, das immer mal wieder ihren Mund umspielt. Und sie darf in der Action wirklich hart hinlangen. Ich denke, es wird auch vielen anderen Zuschauern schnell so gehen, dass sie ihre Zara als eigentliche Heldin der Serie begreifen werden – und Vincent eher als eine Art Chauffeur. Die restlichen Darsteller machen ihre Sache gut, bekanntere Gesichter sind aber nicht darunter.

Kommen wir zu der Action. Hier macht „Paris has fallen“ viel Laune. Die Eröffnungsactionsequenz in der Botschaft setzt gute Duftmarken, was einen in der Serie erwartet. Zara darf hier bereits extrem ruppig austeilen und einem Typ den Absatz eines hochhackigen Schuhs ins Auge rammen. Die Botschaft wird gut zerballert und Vincent darf in einem hübschen One Shot um das Leben des Ministers schießen und schlagen. Die Action versprüht eine angenehm physische Komponente und darf auch blutig saften. Ab und an spritzt da zwar auch CGI-Blut, aber es schaut zumindest gut aus!

Zara und Vincent in Paris has fallen

Ritu Arya empfiehlt sich als neue Actionheldin. © Studiocanal

Im weiteren Verlauf der Serie behält die Inszenierung der Action diesen Duktus durchgehend bei. Was allerdings fehlt, sind ein paar echte Highlights. So sind Explosionen leider absolute Mangelware. Auch eine wirklich spannende Verfolgungsjagd hat es bislang noch nicht gegeben. Doch vielleicht legen hier die letzten vier Episoden noch nach? Was bislang vollends ausblieb, sind die von dem mit produzierenden Millennium-Studio gewohnten schwachen CGI-Effekte. Daumen drücken, dass es so bleibt.

Abseits der dynamisch und wirklich zackig in Szene gesetzten und auch montierten Action kommt „Paris has fallen“ mit absolut kinotauglichen Bildern daher. Die direkten Anschlüsse an jeweils vorhergehende Episoden lassen sowieso an einen durchgehenden Film denken. Zudem protzt die Serie mit zahlreichen Schauplätzen in und um Paris, was sie zusätzlich wertig wirken lässt. Und die für die Musik zuständigen Ian Arber und Dave Rowntree sorgen ebenfalls für viel Dynamik.

„Paris has fallen“ darf gerne in Serie gehen

Die ersten vier Episoden von „Paris has fallen“ sollten vor allem Actionfans wirklich Spaß machen. Auch und vor allem, weil hier nicht nur Actionserie dran steht, sondern eben auch drin ist. Die erste Hälfte der Staffel protzt mit Tempo und Dynamik und hat offensichtlich auch Spaß daran, Action zu machen.

Dazu gesellt sich ein Heldengespann, das eine gute Chemie miteinander hat, wobei vor allem Ritu Arya echte Duftmarken setzt und gerne als künftige Actionheldin vorgemerkt werden darf. Das Highlight des Staffelstarts ist aber definitiv der Bösewicht. Sean Harris beziehungsweise sein Jacob Pearce ist alleine schon das Anschauen der Serie wert. Ich freue mich auf die zweite Staffelhälfte und würde mir weitere Staffeln in der Machart von „Paris has fallen“ definitiv anschauen. Vielleicht fällt ja mal Berlin?

Vorläufig:
08 von 10

Die ersten vier Episoden von „Paris has fallen“ gingen am 23. Dezember 2024 bei dem Amazon Prime Channel „Studiocanal Presents: Allstars“ live. Die restlichen vier Folgen sollen am 30. Dezember 2024 folgen. Das an der Produktion beteiligte ZDF wird die Free-TV-Premiere der Serie übernehmen. Ein Termin dahingehend ist noch nicht bekannt. In Frankreich ist die Serie bereits als DVD und Blu-ray erhältlich, was freilich auch für Deutschland hoffen lässt.

In diesem Sinne:
freeman

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