Originaltitel: Ricky Stanicky__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: Peter Farrelly__Darsteller: Zac Efron, John Cena, Andrew Santino, Jermaine Fowler, Riley Stiles, Oscar Wilson, Gaius Nolan, Brian Jarvis, Lex Scott Davis, Nathan Jones u.a. |

John Cena gibt „Ricky Stanicky“.
Halloween 1999 wird Ricky Stanicky geboren. Direkt an seinem Geburtstag fackelt er mal eben ein ganzes Haus ab. Wie das gehen soll? Nun, Ricky ist kein Mensch. Ricky ist eine Art imaginärer Freund, den die drei Buddys Dean, JT und Wes erfinden, um nicht in Trouble zu geraten. Denn einer ihrer „Süßes, sonst gibt es Saures“-Streiche ging vollkommen schief und hatte das abgefackelte Domizil zur Folge. Ein eilig drapierter Hinweis auf ebenjenen Ricky Stanicky wird von den anrückenden Feuerwehrleuten und Cops dankbar angenommen.
Die drei Freunde erkennen sofort das Potential, das Ricky Stanicky innewohnt. Fortan wird Ricky immer herangezogen, wenn die drei einen Sündenbock brauchen. Selbst im Erwachsenenalter dient Ricky den Dreien als Ausredenlieferant. Dabei hat ihr Lügengespinst bereits uferlose Ausmaße angenommen. Um selbst nicht durcheinander zu geraten, haben sie sogar eine Art Drehbuch entwickelt, das sie mit jeder Lüge fortschreiben.
Eines Tages treiben sie es zu weit. JT verpasst die Geburt seines Sohnes. JT war mit Dean und Wes bei einem geilen Konzert, seiner Frau hatte er aber vorgeflunkert, er müsse mit seinen Kumpels Ricky bei dessen Krebs-Operation beistehen. Nicht nur JTs Frau hat nun genug. Auch die Lebensgefährten von Dean und Wes drängen darauf, endlich diesen sagenumwobenen Ricky Stanicky kennenzulernen.
In ihrer Not engagieren die drei Freunde einen abgewrackten Schauspieler. Wider Erwarten geht der vollends in der Rolle des Ricky auf und sorgt mit seinen furiosen Auftritten dafür, dass das Lügengespinst immer auswegloser gerät.
Komödie mit spielfreudigem John Cena
Nachdem die Story von „Ricky Stanicky“ von David Occhino und Jason Decker ersonnen wurde, brauchte es unglaubliche sechs Autoren, um selbige in ein Drehbuch zu gießen. Sogar Regisseur Peter Farrelly, der mit seinem Bruder Bobby Komödienhits wie „Dumm und Dümmer“ oder „Verrückt nach Mary“ auf den Weg gebracht hatte, musste Hand anlegen. Das Ergebnis ist reichlich unausgegoren und kommt nach schwungvollem Start doch gehörig ins Stolpern.
„Ricky Stanicky“ gelingt es zunächst sehr gut, seine Grundidee zu etablieren. Die „Geburt“ des imaginären Freundes ist wundervoll temporeich getaktet und hat groben Humor zu bieten, der an die Highlights der Farrelly-Brüder denken lässt. Ein gewitzter Animationsvorspann zeigt dann auf, wie Ricky den Freunden immer wieder als Alibi und Ausrede dient. Und auch hernach stimmt das Tempo, wenn Dean, Wes und JT ihre mittels Ricky erkaufte Freiheit genießen.
Hier taucht dann auch John Cena („Freelance“) erstmals als abgewrackter Schauspieler auf. Und er drängt mit Verve in den Film. Der Dampfplauderer redet ohne Punkt und Komma und sorgt für amüsante Momente. Etwa wenn er in genialen Verkleidungen Alice Cooper, Billy Idol und andere Rockikonen nachahmt und deren Texte herzhaft zu Hommagen an die Masturbation verdreht.
Und auch in den Folgemomenten ist der Film ganz bei sich. Wenn das Lügengespinst erstmals so richtig zu implodieren droht und der von John Cena gespielte Schauspieler engagiert wird, um Ricky Stanicky bei einer Beschneidungsfeierlichkeit zu geben. Ab sofort dreht John Cena so richtig auf. Spielfreudig entwirft er einen ungemein lebendigen Charakter, der nicht nur die drei Freunde mit seinem Wissen und seiner Bauernschläue überrascht.
Blöderweise ist „Ricky Stanicky“ eine typisch amerikanische Komödie. Soll heißen: Auf den amüsanten Start folgt die moralische Läuterung aller Charaktere. Die Figuren wälzen ihre Probleme. Es wird ewig diskutiert, was zu tun ist. Der Witz weicht beinahe vollends aus dem Film. Die Komödie wird zum Drama, das sich selbst viel zu ernst nimmt. Und sie berappelt sich nicht mehr. Denn Regie und Drehbuch haben keine Idee, wie sie aus der Situation, in die sie sich hinein laviert haben, herauskommen sollen.
Wo amerikanische Komödien sonst auf einen turbulenten Showdown setzen, wird „Ricky Stanicky“ richtig moralinsauer und vor allem unglaubwürdig. Das ganze Finale funktioniert kein Stück und ist außer Stande, irgendeinen Gag zu lancieren. Das Ergebnis ist ein unwürdiges Ende, das den Film noch einmal so richtig runterzieht.
Das ist vor allem für den großartigen John Cena richtig schade. Der und seine Figur hätten einen weitaus besseren Film verdient. Cena ist sich mal wieder für nichts zu schade, lässt keine Peinlichkeit aus und kommt trotzdem angenehm sympathisch rüber. Da haben seine Co-Stars tatsächlich große Probleme, mitzuhalten. Einzig Zac Efron („Baywatch“) als Dean kommt noch einigermaßen gegen die Cena-Show an, während Andrew Santino als JT und Jermaine Fowler („Der Prinz aus Zamunda 2“) als Wes formvollendet untergehen. Als Showstealer kann zumindest William H. Macy („Planet der Affen: New Kingdom“) punkten, der ein paar coole Gags abbekommen hat. In einer relativ egalen Nebenrolle ist zudem Nathan Jones („Mad Max: Fury Road“) dabei.
„Ricky Stanicky“ könnte selbst gute Ausreden gebrauchen
Die technisch wertig in Australien abgedrehte Komödie ist von den Genre-Großtaten ihres Machers weit entfernt. Während des Filmes gibt es den einen oder anderen Schmunzler zu verzeichnen und ein Kampf zwischen einer Gans und einem Hund verleitet sogar zu einem Lacher, davon abgesehen bleibt aber keine einzige wirklich witzige Szene in Erinnerung. Eigentlich ist es nur John Cena, der wirklich positiv aus dem viel zu langen, erzählerisch verquasten und vor allem in seiner zweiten Hälfte chronisch unlustigen „Ricky Stanicky“ herausragt.
Die Komödie wurde für Prime Video produziert und ist genau hier auch ansehbar. Über eine physische Veröffentlichung ist mir nichts bekannt.
In diesem Sinne:
freeman
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