Originaltitel: Sentinel__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: Stefano Milla__Darsteller: Michael Paré, Ellie Patrikios, John Stewart Arnold, Neil Cole, Denitza Diakovska, Marcus Nel-Jamal Hamm, Ivan King, Paolo Mazzini, Jason R. Moore u.a. |
In der Zukunft öffnet sich ein Portal und fiese Außerirdische kommen auf unsere Erde. Jahrzehnte später haben sich die überlebenden Menschlein auf den Mond gerettet. Immer wieder schmieden sie Pläne, wie sie die Erde zurückerobern könnten. Doch das ist leichter gesagt, als getan.
Da werden die Mondbewohner Damon, Jarrod und Robin einbestellt. Man unterbreitet ihnen einen neuerlichen Plan. Aktuell werde das Portal der Außerirdischen nur von einer „Schildwache“ genannten Kreatur bewacht. Diese sollen die drei abmurksen, um hernach das Portal zu schließen. Voller Tatendrang brechen unsere Helden auf. Doch auf dem Weg zur Erde wird die Mission grundlegend verändert.
Die drei sollen nun durch die Zeit reisen und im Grunde verhindern, dass das Portal überhaupt geöffnet wird. Doch da kommt es zu einem Zwischenfall und die drei Mondbewohner werden wild in der Zeit verstreut.
Trash mit Michael Paré
„Sentinel: Die Invasion“ beginnt mit einer beispiellos schlecht in Szene gesetzten Actioneinlage. Bei dieser entwickelt man als Zuschauer keinerlei Gespür dafür, was hier eigentlich gerade auf dem Screen abgeht. Lächerlich ins Bild kopierte Special Effects von Blitzen und Explosionen sorgen für ungläubiges Kopfschütteln. Die Bebilderung wirkt planlos und die Schauspielleistungen sind unter aller Kanone. Wem da für das, was noch kommen wird, nicht Übles schwant, der ist hart im Nehmen.
Und seid beruhigt, es wird noch schlimmer. Zum Beispiel bekommen wir die soeben erwähnte Actioneinlage noch einmal präsentiert. Diesmal erweitert um Elemente, die sie vermutlich durchschaubarer machen sollen. Das gelingt ansatzweise, die Szene bleibt trotzdem abscheulich schlecht.
Doch bevor wir die Szene noch einmal serviert bekommen, müssen wir erst einmal viel leiden. Denn die Story von „Sentinel: Die Invasion“ ist mit schlecht noch nett umschrieben. Während die Mission unserer Helden noch halbwegs geradlinig angeschoben wird, macht der plötzlich über den Zuschauer hereinbrechende Zeitreiseaspekt keinerlei Sinn. Ab und an läuft die Logik im Film förmlich Amok. Nichts passt mehr zusammen und vor allem hat man irgendwann keinerlei Ahnung mehr, worum es eigentlich gehen soll.
Während man also versucht, irgendwie in die Handlung hineinzukommen, schmeißen einen zahlreiche Fragezeichen wieder raus. Was wollen die Aliens auf der Erde? Wieso ließen sie die Menschen auf den Mond fliehen? Warum machen sie den nicht einfach platt? Weshalb sieht man keines der Aliens im Film? Wovon lebt die Menschheit auf dem Mond? Lebensmittel und Wasser dürften hier ja eher knapp ausfallen.
Schnell mischen sich weitere Fragen unter. Etwa: Wer sind die Helden überhaupt? Inwiefern sollen sie die Welt retten können? Warum schickt man da nur drei Hansel? Wieso hat man für die drei Helden keine guten Darsteller gecastet? Und aus welchem Grund sollte mich jucken, was die Blassbacken da nun machen oder nicht? Schrecklich. „Sentinel: Die Invasion“ lässt wirklich ALLES unversucht, den Zuschauer in seine Welt zu ziehen
Um auch mal etwas Positives zu sagen, möchte ich anmerken, dass die Robin-Darstellerin Ellie Patrikios wirklich schön anzusehen ist und sie als weibliches Tough-Cookie durchaus das Potential zur alleinigen Heldin der Chose gehabt hätte. Der wäre man vermutlich sogar gerne durch den Wirrsinn gefolgt.
Aber der Film will eben drei Helden und die beiden männlichen Darsteller Jason R. Moore (TV-Serie „The Punisher“) und Neil Cole erden Ellie Patrikios‘ Einsatz mit ihrem schrecklich schlechten Spiel heftigst. Und auch Michael Paré („The Puppetman“) hat als Präsident der Mondmenschen sichtlich keinerlei Bock auf den Film. Entsprechend lässt er sich nur abfilmen, wie er im Bürosessel hockend, sinnlose Reden schwingt.
Und man kann es keinem der Darsteller verdenken, dass sie agieren, wie sie agieren. Dass der Film um sie herum nichts taugt, muss sich bereits an den vornehmlich italienischen Sets mehr als deutlich abgezeichnet haben. Sie rennen da auf dem Mond mit sichtlich nicht dichten „Raumanzügen“ herum. Der Kameramann vor ihnen muss ihnen vorgekommen sein, als habe er auf einer Rüttelplatte gestanden. Die Dialoge können sich nicht gut angefühlt haben. Die Sets wirken wenig wertig und vor allem immer so eng, als hätten die sich da permanent gegenseitig auf dem Schoß sitzen müssen.
Und was die Schauspieler da an Action zu bewältigen hatten, war so aufregend und spektakulär, dass EIN Stuntman am Set ausreichte. Auch die Optik der Schildwache MUSS bei allen Beteiligten eigentlich ein schlechtes Gefühl in der Magengegend ausgelöst haben. Nichts gegen Man-in-a-Suit-Effekte, aber der Suit sollte schon geil aussehen und die Illusion von etwas Fremdartigem stützen. Bei „Sentinel: Die Invasion“ sieht man hingegen überdeutlich, wo der Suit verläuft und wo die Gliedmaßen des darin versteckten Menschleins.
Die Postproduction machte dann noch einen weiteren großen Haufen auf das ohnehin nicht gute, ekelhaft glatte und digitale Filmmaterial. Hässliche Farbkorrekturen lassen den Film nur noch ranziger wirken und die schlechten Effect-Shots passen null zu dem restlichen Filmmaterial. Manche Effekte erinnern gar an 90-Videothekenware. Allerdings auf keine nostalgische Art und Weise. Die von der Schildwache erzeugten Splattereinlagen sind einfach nur mies, die Explosionen, Blitze, Brände, CGI-Mündungsfeuer und auf die Kamera spritzendes Blut scheinen auf ganz anderen Ebenen als der eigentliche Film zu schweben.
Was den filmischen Gesamteindruck nur bestätigt, denn hier geht wirklich so gut wie nichts zusammen. Zumindest die insgesamt drei mit der Filmmusik beauftragten Künstler wollten abliefern. Sie stemmen Musik, die in ihrer Epik mit Trailermusik mitzuhalten vermag, allerdings eben keine bildliche Entsprechung erhält. An „Sentinel: Die Invasion“ ist nichts episch. Also außer der deutschen Synchronisation – die ist nämlich episch schlecht.
Um „Sentinel: Die Invasion“ wird uns kein Alien beneiden
„Sentinel: Die Invasion“ versucht, dem Zuschauer ab einem gewissen Zeitpunkt weiszumachen, er spiele weitgehend auf einer mittelalterlichen Burg. Die sieht in ihren Establishing Shots sogar richtiggehend hübsch aus, wird aber optisch höchst unvorteilhaft gereicht. Und sobald unsere Helden in der Burg unterwegs sind, sehen deren Eingeweide plötzlich nach gewöhnlichen Kellergängen in einer Turnhalle oder einer Mall aus. Viel zu modernes Mauerwerk und damals gar nicht genutzte Baumaterialien machen die Illusion von der Burg komplett zunichte.
Doch das ist zu dem Zeitpunkt auch schon total egal, denn da ist beim Zuschauer die Illusion, in „Sentinel: Die Invasion“ einen guten Film entdeckt zu haben, längst komplett und nachdrücklich zerstört. Angesichts des mies gespielten, schlecht geschriebenen und amateurhaft inszenierten Haufen Unrates, der auch verdammt früh verdammt heftig zu langweilen beginnt, bleibt eigentlich nur eine Hoffnung: Dass die von Regisseur Stefano Milla geteasten Fortsetzungen bitte ausbleiben mögen.
Die DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 16. Januar 2025 von Tiberius Film. Der Film ist mit einer Freigabe ab 16 ungeschnitten und kann freilich auch gestreamt werden.
In diesem Sinne:
freeman
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Copyright aller Filmbilder/Label: Tiberius Film__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |