Originaltitel: Shí ren sha__Herstellungsland: China__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Huanxiang Chen__Darsteller: Xin Zer Tan, Fan Dong, Xiaoxuan Wei, Xin Cai, Ziling Huang, Wei Dai, Bao Guang u.a. |

Creature Feature aus China: „Shark Evil“.
Als wir unserem titelgebenden Fieshai das erste Mal begegnen, attackiert der einen Trawler. Man kennt sich. Der Kapitän des Hochseefischerbootes hat eine Captain-Ahab-ähnliche Obsession für den Hai. Der scheint derweil bereits häufiger mit Fischern aneinandergeraten zu sein. Davon zeugen zahlreiche Verletzungen und eine in seinem Körper steckende Harpune.
Brachial löscht der Hai die Besatzung des Bootes aus. Dabei fängt er sich eine weitere Harpune in seinen geschundenen Körper. Die Harpune hängt an einer Ankerkette, die sich in der Schiffsschraube des Bootes verfängt. Fortan zieht die kräftige Fressmaschine den Trawler einfach hinter sich her.
Von all dem ahnt eine kleine Truppe junger Chinesen nichts. Die haben sich eine Yacht gemietet, um darauf einen Geburtstag zu begehen. Zudem soll ein etwas arg umständlich gedachter Heiratsantrag Teil der Reise sein.
Doch da haben sie die Rechnung ohne unseren fischigen Hauptdarsteller gemacht. Der nimmt die Menschenhäppchen dankbar entgegen und dünnt die Gruppe brutal aus. Die Überlebenden schaffen es gerade so, sich auf den Trawler zu retten. Hier beginnt der Überlebenskampf erst so richtig.
Chinesisches Creature Feature mit teuflischem Hai
Das Artwork von „Shark Evil“ protzt mit einem gewaltigen Hai, der „fies lächelnd“ unter einer im Wasser dahintreibenden Dame aufzutauchen gedenkt. Es ist Häppchentime. Entsprechend glaubt man auch, bei dem Creature Feature aus China einen übertriebenen Spaßfilm der Marke „Land Shark“ vor sich zu haben. Doch der eigentliche Film will gar kein „Meg“ sein. Der Hai ist zwar ein gewaltiger Vertreter seiner Art und dürfte mit den größeren Weißen Haien mithalten können, er wirkt aber dennoch der Natur verhaftet.
Auch seine Attacken, etwa auf den Trawler, wirken nicht überdimensioniert. Eher werden die Fischer durch dumme Zufälle und Selbstüberschätzung gemeuchelt. Dass „Shark Evil“ nicht als Fun-Creature-Feature geplant war, wird spätestens dann klar, wenn die Truppe der Feierchinesen zahlenmäßig extrem reduziert wurde. Haben sich die Überlebenden nämlich auf den Trawler gerettet, wird der Film zum astreinen Survival-Movie.
Denn der Zuschauer weiß vom Einstieg, dass das Trinkwasser auf dem Fischerboot extrem knapp war. Und die getätigten Fischfänge rotten längst unter Deck vor sich hin. Da unsere Überlebenden weder Hochseefischer sind noch Überlebenskünstler, ist nun guter Rat teuer. Und „Shark Evil“ lässt sie ordentlich leiden.
Leider nimmt der Film in diesem Abschnitt den Hai extrem zurück. Der darf nur noch zuschlagen, wenn der Film deutlich zu langsam zu werden droht. Und das ist bei einem 70 Nettominuten auffahrenden Streifen nicht so oft der Fall. Erst im Finale darf dann der Hai wieder so richtig aufdrehen und Screentime verschlingen.
Der Hai ist zwar eindeutig digitaler Natur, aber von erstaunlicher Qualität. Wo die Chinesen gerne mal Körner liegen lassen, hauen sie diesmal durchaus einen raus. Der Hai ist faszinierend designt. Sein Körper ist zerschunden. Zeugt von zahlreichen Schlachten, offensichtlich auch gegen Menschen. Häufiger denkt man, der Hai könnte auf einem Rachefeldzug gegen die Menschheit sein. Irgendwann formuliert der Film selbst das auch mal so aus. Was den Hai direkt ein wenig tragisch auflädt.
Der darf aber trotzdem animalisch bleiben und sich seinen Trieben hingeben. Sprich: Hier sterben einige Menschlein. Leider macht „Shark Evil“ daraus nicht viel. Denn während die Angriffe des Hais wahnsinnig druckvoll geraten und häufiger denken lassen, dass der Fieshai sich selbst für einen Delfin halten könnte, sind die Ableben der Menschlein eher harmloser Natur. Es wird zwar mal in einen Kopf gebissen und ein Charakter wird auch halbiert, die Umsetzung dieser Effekte ist aber eher lachhafter Natur. Auch die im Wasser treibenden Blutlachen machen wenig Eindruck.
Und selbst im Finale trauen sich die Macher um Regisseur Huanxiang Chen nicht, auf die Splatterpauke zu hauen. Dabei wird hier wirklich einiges angerichtet. Schade. Darstellerisch wirken die Hauptfiguren immer mal wieder ein wenig blass, was aber auch daran liegt, dass das Drehbuch offensichtlich keine Lust darauf hatte, Probleme zu wälzen.
Entsprechend gibt es hier keine sinnlos forcierten Beziehungsprobleme oder ähnliche Unfug-Momente, die man im zeitgenössischen Creature-Feature gerne mal aufrollt, um filmische Meter zu machen. Dafür hat „Shark Evil“ gar keine Zeit. Der ist – von den schwachen „Splattermomenten“ abgesehen – sehr wertig in Szene gesetzt. Die Ozeanbilder überzeugen ebenso wie die wenigen Settings der Yacht und des ausgiebig bespielten Trawlers.
„Shark Evil“ schnappt ordentlich zu
Die eigentliche Geschichte von „Shark Evil“ lehnt sich in ihrer Dünnheit an aktuelle Hai-Creature-Features der Marke „Something in the Water“, „Shark Bait“, „Maneater“ oder „The Reef: Stalked“ an. Eine Truppe Menschlein wird in Gefahr gebracht und muss sich nun gegen den Unbill der Natur und deren perfekte Jäger der Meere behaupten. Dem weiß „Shark Evil“ keine neuen Aspekte abzugewinnen, hat dafür aber ein gutes Tempo, durchaus Spannung und gestaltet vor allem den Survivalpart sehr überzeugend und intensiv.
Sobald der stark umgesetzte Digital-Hai dann zuschlägt, hat „Shark Evil“ sehr druckvolle und spektakuläre Momente zu bieten. Und rund um den Hai hat man häufiger das Gefühl, das hier mehr drin war. Dass man ihn zum Antihelden hätte stilisieren können, der sich gegen die Menschheit auflehnt. Doch das war bei dem ultrakurzen Filmhappen offensichtlich nie vorgesehen. Der will eher geradlinig zum blutigen Finale kommen – und das klappt erstaunlich gut.
DVD und Blu-ray zum Film erschienen am 30. Januar 2025 von Dolphin Medien. Der Film ist uncut ab 16 freigegeben und kann natürlich auch gestreamt werden.
In diesem Sinne:
freeman
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