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The Mean One

Originaltitel: The Mean One__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Steven LaMorte__Darsteller: David Howard Thornton, Krystle Martin, Josh Arnold, Erik Baker, Stephanie Bates, John Bigham, Steven Busby, Saphina Chanadet, Ernie Charles, Christine DiTillio, Robert DiTillio, Molly Flanagan u.a.
The Mean One DVD Cover

“The Mean One” präsentiert einen blutrünstigen Grinch.

„The Mean One“ funktioniert im Duktus der Poohniverse-Filme (etwa „Winnie the Pooh: Blood and Honey“), indem er berühmte Kinderbuchfiguren nimmt, diese ordentlich gegen den Strich bürstet und zu brutalen Killern in blutrünstigen Slashern macht. Der wesentlichste Unterschied: Die Poohniverse-Filme machten sich den Umstand zunutze, dass die Winnie-the-Pooh-Geschichte von Alan Alexander Milne 2022 gemeinfrei wurde und dementsprechend jeder die Figuren in seinem Sinne nutzen durfte. „The Mean One“, der sich überdeutlich an Dr. Seuss’ 1957 veröffentlichtes Kinderbuch „How the Grinch Stole Christmas!“ dranhängt, hatte diesen Vorzug nicht.

Infolgedessen ist der Film durch und durch ein unautorisiertes Werk. Um ganz sicher zu gehen, deklarierten die Macher das Ganze als Spoof. Entsprechend wird aus Whoville Newville, aus Cindy Lou wird nur Cindy und wann immer jemand kurz davor ist, „Grinch“ zu sagen, wird er von anderen übertönt, die etwa nach einem Mister Finch suchen. Trotzdem erkennt man das Vorbild. Das beginnt bei dem ikonisch geformten Berg, der über der Stadt thront, geht über gereimte Off-Kommentare sowie die vom weihnachtlichen Geist beseelte Grundstory und endet nicht mit der eindeutig Grinch-inspirierten Maskerade des fiesen Killers im Film.

Die kleine Cindy muss an Weihnachten miterleben, wie ein Wesen im Weihnachtskostüm ihre Mutter umbringt. 20 Jahre später kehrt Cindy in ihre alte Heimat zurück. Sie ist bereit, mit ihrem Vater am Ort des Geschehens das kommende Weihnachten zu begehen und mit ihrer Vergangenheit abzuschließen. Doch irgendwas stimmt nicht in Newville. Niemand ist in Weihnachtsstimmung, kein Haus ist geschmückt, keine Weihnachtslieder dröhnen über die Straßen.

Da taucht auch schon das Wesen im Weihnachtsmann-Kostüm wieder auf und bringt Cindys Vater brutal um. Der reicht es nun endgültig. Sie beschließt, gegen das Monster in den Krieg zu ziehen.

Schaut in den Film hinein

Der Grinch als Slasher

„The Mean One“ macht den Grinch zu einem wirklich brutalen Killer. Er nimmt ihm alle verbliebene Menschlichkeit und macht ihn zu einem echten Monster, das großen Gefallen an seinem Tun zu haben scheint. Und dabei geht es wenig zimperlich vor. Menschen, die dem Weihnachtsfest frönen wollen, werden halbiert, in den Fleischwolf geworfen, zerhackt, durchbohrt, enthauptet und abgestochen. Das wird mal an leider ziemlich billigen Handmade-Effekten und mal an schrecklich misslungenen CGIs gereicht. Der Bodycount ist insgesamt sehr hoch und die Macher hatten sichtlichen Spaß daran, herum zu matschen.

Blöderweise sind einem die Figuren, die es erwischt, reichlich egal. Zumeist hat man keine Ahnung, wer sie überhaupt sind. Derweil labern die Hauptfiguren teils richtig üblen Quark und gehen einem mit ihren dämlichen Entscheidungen gehörig auf den Sack. Im Grunde macht das den Grinch-Killer zum eigentlichen Helden der Chose, reduziert er doch mit jedem wesentlichen Kill den Nervfaktor im Film. Der hat zudem keine Ahnung, wie Spannung geht und kriegt nicht einmal Jump Scares auf die Kette.

Dennoch scheitert „The Mean One“ nicht vollends durch. Wie bei den Poohniverse-Filmen verfing zumindest der Ansatz, eine ikonische Kinderbuchfigur vollkommen auf Links zu drehen, bei mir vollkommen. Es bereitet große Freude, zu sehen, wie wichtige Elemente der Urgeschichte neu interpretiert und mit einem perversen Twist versehen werden. Das funktioniert ordentlich. Zudem überrascht die vom Film so gar nicht erwartete Detailfreude.

Cindy rüstet sich gegen den Grinch

Cindy rüstet sich für den Kampf gegen den fiesen Grinch.

Wenn etwa Hauptfigur Cindy sich selbst zu einer Kampfmaschine formt und dabei mit überdimensionierten Zuckerstangen trainiert, ist das unvermutet witzig. Am Ende zieht sie dann mit einer Pumpgun in den Kampf, die wie eine Zuckerstange angemalt ist. An ihrer schusssicheren Weste trägt Cindy Handgranaten in Form von Christbaumkugeln und ihre Weste wird von einem Weihnachtsstern verziert.

Überhaupt ist der Moment, in dem Cindy beschließt, als Räumkommando dem Grinch-Viech in den Arsch zu treten, ein toller. Der gerne noch breiter zelebriert hätte werden können. Und nach dem Cindy gerne noch rabiater mit dem Ungeheuer umspringen hätte dürfen. Sprich, irgendwie hätte ich mir den Endfight derber gewünscht.

David Howard Thornton in The Mean One

David Howard Thornton mal nicht als Clown, dafür als Grinch.

Gespielt wird der Grinch-Lookalike von David Howard Thornton, der der Horrorgemeinde als Art der Clown in den „Terrifier“-Filmen viel Freude bereitete. Auch ihm hätte ich mehr Wirkzeit gewünscht, denn wenn jemand einen perversen Gegenentwurf zu Jim Carreys wahnwitziger „Grinch“-Interpretation hätte abliefern können, dann ja sicher er. Doch er kommt kaum dazu. Er muss nur metzeln und wird davon abgesehen leider kaum gefordert.

Als Gegnerin macht Krystle Martin einen zunächst leider arg passiven und in Teilen auch schlechten Job. Darf sie sich dann zur Kampfmaschine wandeln, funktioniert ihre Cindy um ein Vielfaches besser. Vermutlich auch, weil der vorwiegend als Stuntfrau („Malignant“) tätigen Dame das Kämpferische ihrer Figur blendend steht. Sie erinnerte mich durchgehend an eine wuchtigere Ronda Rousey. Über die restlichen Darsteller, die zudem an einer scheußlichen Synchronisation leiden, lege ich lieber den Mantel des Schweigens.

Denn „The Mean One“ hatte nicht viel Geld. Weder für gute Darsteller noch für schöne Bilder. Der Film hat einen reichlichen Billo-Look abbekommen. Die Bilder sind digital glatt und ultra langweilig. Zumeist flüchtet sich der Film in einen wenig durchdacht wirkenden Komplementärfarbenlook, um nicht zu scheußlich auszusehen. Was kaum klappt. Auch die Maske des Killerwesens fand ich wenig gelungen. In der Action wirkt der Film arg rumpelig und mit wenig Gefühl für einen gewissen Flow geschnitten. Und zudem will die Kamera mit ziemlichem Gewackel die billigen Splatter-Effekte kaschieren. Was auch nur so semi klappt.

„The Mean One“ ist kein „Good One“

Man muss „The Mean One“ zugute halten, dass immer klar ist, worauf er hinaus will. Der Grinch soll verwurstet werden und das macht der Film auch. Wenn man nach dem Blutfaktor geht, kann man das sogar wortwörtlich nehmen. Und in dem Zusammenhang macht der Film auch gerüttelt Laune. Gegen Ende gelingen ihm sogar ein paar unvermutet starke Szenen, wenn es beispielsweise um die Motivation des Killerwesens geht.

Das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass der Weg zum Showdown eher steinig ist. Kaum eine Figur verfängt, die Dialoge sind zum Davonlaufen, die technische Umsetzung gerät entgeisternd, die Schauspieler sind mies, die deutsche Synchro noch mieser und selbst wenn der Killer loslegt und amtlich herum saut, zündet „The Mean One“ dank bescheidener Effekte und seltsam hektischer Umsetzung nicht. Er braucht fast 60 Minuten, um endlich die Idee zu entwickeln, dass Cindy gegen den Killer zu Felde ziehen sollte. Und selbst dann startet der Film von Steven LaMorte („Never Leave Alive“) nicht wirklich durch. So wird die Chance für einen wirklich garstigen Weihnachtsreißer allzu freigiebig verschenkt.

04 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 7. November 2024 von Sunfilm / Tiberius Film und ist mit einer Freigabe ab 16 ungeschnitten. Streamen könnt ihr den Film auch.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Tiberius Film / Sunfilm__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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