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Ultimate Justice

Originaltitel: Ultimate Justice__Herstellungsland: Deutschland__Erscheinungsjahr: 2016__Regie: Martin Christopher Bode__Darsteller: Mark Dacascos, Brandon Rhea, Matthias Hues, Mike Möller, Mike Leeder, Wolfgang Riehm, Martin Baden, Henry Muller, Verena Konietschke, Mathis Landwehr u.a.
Ultimate Justice DVD Cover

Mark Dacascos, Mike Möller, Mathis Landwehr und Matthias Hues klöppeln sich durch „Ultimate Justice“.

Wir haben euch den deutschen Kampfsportfloh Mike Möller bereits im Rahmen eines großen Interviews anlässlich der Veröffentlichung seines Filmes „Street Gangs“ ausführlich vorgestellt. In selbigem outete er sich als riesiger Fan von Actionfilmen, der es sich zur Mission gemacht hat, selbst genau solche Filme auf den Weg zu bringen. Mit seiner zweiten größeren Produktion „One Million K(l)icks“ setzte er diese Bemühungen um den deutschen Actionfilm fort. Und „Ultimate Justice“, seine aktuellste Produktion, kann mit Mark Dacascos und Matthias Hues sogar auf international bekannte B-Stars bauen…

Ausgangspunkt für die Story von „Ultimate Justice“ ist der private Sicherheitsdienst „VME“, den die Freunde Hans und Gus mit Blut, Schweiß und Tränen über die Jahre hinweg erfolgreich gemacht haben. Als jedoch bei einem Einsatz von „VME“ ein Teammitglied getötet wird, auch weil es zu Unstimmigkeiten zwischen Hans und Gus gekommen ist, zieht Gus für sich die Reißleine. Er hat genug von dem gefährlichen Job.

Er kommt mit Hans überein, dass es besser sei, „VME“ zu verkaufen und sich selbst aus dem Geschäft zurückzuziehen. Der Verkauf macht beide reich und zunächst scheinen auch beide mit ihrer Entscheidung glücklich zu sein. Doch acht Jahre später ist klar, dass Gus mit dem Ende von „VME“ deutlich besser zurechtkommt als Hans. Dem fehlt das Adrenalin, die Action, die Gefahr. Zudem wird bei ihm eine schwere Krankheit diagnostiziert, die ihn erst recht denken lässt, dass er die letzten Jahre verschwendet habe.

Den absoluten Tiefschlag bekommt er, als er und seine kleine Familie von ruchlosen Lumpen überfallen werden, die ihn krankenhausreif prügeln, seine Frau vergewaltigen und töten und seine Tochter entführen. Sofort ist Gus zur Stelle. Er ruft das alte „VME“-Team zusammen und will für seinen Freund Hans Rache nehmen und natürlich dessen Tochter befreien. Es ist an der Zeit für „Ultimate Justice“.

Schaut in „Ultimate Justice“ mit Mark Dacascos und Mike Möller hinein

httpv://www.youtube.com/watch?v=l7c4lGZdz6E

Und so trashy wie der Titel klingt, ist dann auch der gesamte Film. Allerdings ist das nicht einmal negativ gemeint. Denn „Ultimate Justice“ macht ziemlich viel ziemlich richtig! Zunächst einmal hält das Drehbuch die Story lange Zeit so schlank wie irgendmöglich. Interessant ist, dass es die Story auf wirklich sehr viele Schultern verteilt, das Team um Gus also sehr groß anlegt. So wirkt der Film zunächst ein wenig, als wäre er mit Figuren überladen. Doch sobald die Story richtig rollt, zeigt sich „Ultimate Justice“ wenig zimperlich und nimmt einige Figuren sehr kompromisslos aus dem Spiel.

So arbeitet das Drehbuch konsequent auf sein großes Finale hin, das vor allem von der großen Frage getrieben wird, wer hinter all den Vorgängen steckt. Die Auflösung wirkt zwar ein wenig überkonstruiert, funktioniert allerdings ganz gut und gestaltet sich reichlich unvorhersehbar. Man ist sogar geneigt, zu sagen, dass das Finale den bis dahin sehr simplen Handlungsverlauf durchaus aufwertet.

Ultimate Justice mit Mark Dacascos als Gus

Mark Dacascos gibt Gus, den Helden von „Ultimate Justice“.

Für die teils wirklich schlechten Dialoge entschädigt das Finale allerdings nur bedingt. Zudem nimmt sich der Film auch ein ganzes Stück zu ernst. Ein wenig Ironie und ein paar gute Sprüche hätten hier sicherlich Wunder gewirkt. Aufgrund der Entscheidung, in Englisch zu drehen, um so für den internationalen Streaming-/Videomarkt interessanter zu werden, wirken einige der deutschen Darsteller extrem steif und unsicher. Hier und da ist dann auch die Intonation der Dialoge eine echte Qual für die Ohren.

Aber sei es drum: Die Story hält den Film zusammen, schlägt am Ende ein paar interessante Haken und hat somit ihre Schuldigkeit getan. Immerhin soll sie in erster Linie eines sein: Der Kitt zwischen den Actionszenen. Und das klappt definitiv. Vom ersten Einsatz von „VME“ über die Attacke auf Hans‘ Familie bis zu den folgenden Ermittlungen des Teams um Gus, die in immer neue Actionscharmützel münden, ist „Ultimate Justice“ eigentlich permanent in Bewegung. Dabei bleiben leider die ganz großen und megakomplexen Big-Bang-Action-Szenerien aus. „Ultimate Justice“ beschränkt sich mehr auf kleine, aber feine Actionszenen, in denen irgendwann jeder aus dem großen Team mal glänzen darf.

Dabei lassen die Stuntmen rund um Mike Möller vor allem Matthias Hues („Karate Tiger 8“) richtig gut aussehen. Wenn der seine Gegner meterweit durch die Lüfte tritt oder schmeißt, trägt das seiner noch immer beeindruckenden Physis hinreichend Rechnung. Mike Möller selbst zeigt ein paar hochkomplexe Bewegungsabläufe, schnelle Kicks, hohe Sprungkicks sowie diverse „Scott-Adkins-Moves“ und wenn er sich in einer Szene einen Motorradhelm aufsetzt und mit einem Baseballschläger ins Gefecht zieht, sitzt man einfach nur johlend auf dem heimischen Sofa. Nur cool.

Ultimate Justice mit Mike Möller

Kommt ein Mike Möller geflogen, tritt dich sauber, in dein Gemächt…

Sein Kumpel Mathis Landwehr („Immigration Game“) streicht leider ein wenig zu früh die Segel. Er darf infolgedessen leider gar nichts weiter zeigen. Dagegen darf Mark Dacascos („Drive“), der als souveräner Held des Streifens auch die beste Schauspielleistung abliefert, ordentlich ballern und auch den einen oder anderen feinen Kick gegen diverse Lumpenkauleisten abliefern. Dennoch hätte man sich als Hardcore-Dacascos-Fan schon ein paar spektakulärere und vor allem umfangreichere Martial-Arts-Einlagen gewünscht.

Insgesamt wurden alle Filmfights sehr fein von Mike Möller choreografiert, stellen toll auf die Stärken der jeweiligen Fighter ab und zeugen von Möllers Auge für spektakuläre Martial-Arts-Szenen.

Die restlichen Teammitglieder von „VME“ dürfen zwar hier und da auch mal die Fäuste kreisen lassen, zumeist sind sie aber mehr mit Geballer und Messerstechereien beschäftigt. Vor allem in den Ballerszenen bekommen die Stuntmen wieder gut zu tun, denn wer hier getroffen wird, darf natürlich meterweit durch die Gegend fliegen. Leider ist das präsentierte Blut weitgehend digital und größtenteils nicht sonderlich schön anzuschauen, aber naja. Zudem fallen die größer gedachten Stunteinlagen (Autokollision, Verfolgungsjagd mit Motocross-Maschinen,…) leider deutlich ab. Wobei hier sicher das liebe Geld eine nicht unerhebliche Mitschuld tragen dürfte.

Ultimate Justice Autoaction

Audi und VW im feurigen Wettstreit…

Apropos Geld: Der überwiegend im Schwabenländle gedrehte Film macht keinen großen Hehl daraus, dass für besonders beeindruckende Sets kein Budget da war. Es gibt zwar auch ein paar herrschaftlich anmutende Wohnräume zu sehen, überwiegend spielt der Film aber eher in abgerisseneren Gefilden. Baustellen, Schrottplätze und eine Barackensiedlung drücken dem Film ihren Stempel auf – liefern zugleich aber immer auch plausible Erklärungen für das Auftauchen spezieller „Waffen“.

Technisch gesehen wirkt „Ultimate Justice“ aufgrund des billigen Digitallooks immer mal wieder recht amateurig. Obschon sich die Kamera wirklich bemüht, vor allem in der Action viel Dynamik zu generieren und nicht jedwede Erzeugung kinetischer Energie den Stuntmen zu überlassen. Abseits der Action mutet die Kameraarbeit aber reichlich piefig an. Zumindest knallen so aber die lustigen Szenen, in denen gefühlt jeder Schwabe Kung Fu beherrscht, noch ein wenig mehr – es fühlt sich fast an, als würde da von Regisseur Martin Christopher Bode eine Art Parallelwelt aufgespannt werden.

Was am Ende bleibt, ist ein Film, an dem nicht nur Mike Möller seinen Spaß haben sollte. Beständig wird in gut choreografierten Fights aufeinander eingehauen. Wird nicht gekickt, wird ordentlich geballert. Und wird nicht geballert, wird gefoltert. Entweder die Lumpen – mit allen möglichen Werkzeugen – oder die Ohren des Zuschauers – mit üblen, teils schlecht englisch eingesprochenen Dialogen. In der Folge ist in dem storytechnisch funktionalen „Ultimate Justice“ permanent etwas los, weshalb es definitiv nicht langweilig wird… Soooo man denn ein Herz für Action hat. Und für Leute, die mit Herzblut versuchen, in der deutschen Filmlandschaft mit Action etwas zu reißen. Das ist schon aller Ehren wert und bringt definitiv auch ein paar Sympathiepunkte. Dank Mark Dacascos, der als Held einfach immer eine sichere Bank ist, ist der Film eigentlich auch für die breite Masse interessant. Eigentlich, denn die meines Erachtens charmant trashy Machart von „Ultimate Justice“ dürfte für die meisten Rezipienten zu unfreiwillig komisch sein. Dennoch bleibt am Ende nur ein Fazit und das lautet: Weiter so, Mike!

6 von 10

Über eine deutsche Veröffentlichung ist mir bislang nichts bekannt. Das Review basiert auf der kanadischen Code-1-DVD von dem Label Vision Films. Ein deutscher Actionfilm wird zuerst in den USA released… Was könnte mehr über den deutschen Actionmarkt aussagen als das?

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label der kanadischen VÖ: Label Vision Films__Freigabe: Not Rated__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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