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Predator: Badlands

Originaltitel: Predator: Badlands__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2025__Regie: Dan Trachtenberg__Sprecher: Elle Fanning, Dimitrius Schuster-Koloamatangi, Mike Homik, Rohinal Nayaran, Reuben De Jong, Cameron Brown u.a.
Cover

Das Kinoplakat von „Predator: Badlands“.

Ein neuer Held

Die offizielle Rassenbezeichnung „Yautja“ hat sich inzwischen herumgesprochen. „Predator“ ist nurmehr das primäre Attribut, vom Menschen verliehen, um den tödlichsten Killer von allen zu beschreiben. Menschen wiederum gibt es keine in den Welten, in denen sich „Predator: Badlands“ abspielt. Menschenähnliche Attribute hingegen schon. Und das nicht nur auf den Gesichtern der Androiden.

Von ungefähr kommt die Verlagerung der Perspektive vom Menschen auf eine bis dahin immer geheimnisvoll wirkende Spezies nicht. Dan Trachtenberg hatte sich in seinen ersten beiden Einträgen in die Franchise bereits intensiv in die Kultur der außerirdischen Jäger hineingedacht und sie gegen Ausschnitte einer vom Menschen geschriebenen Kriegsgeschichte gespiegelt. „Prey“ (2022) war der nicht mehr für möglich gehaltene Ausweg aus einer Sackgasse, in die 20th Century Fox seine Marke in den 2010er Jahren gesteuert hatte.

Das Duell einer jungen weiblichen Comanchen mit einem Predator setzte die richtigen Prioritäten, indem es sich nach dem lauten Getöse des Vorgängers von Shane Black auf das Fundamentalste besann. Die animierte Episoden-Erzählung „Predator: Killer of Killers“ (2025) baute diesen Ansatz dann weiter aus und nutzte etliche Epochen der Kriegsgeschichte, von der Vikingerzeit über das alte Japan bis in den Zweiten Weltkrieg hinein, um das Handeln des externen Besuchers zu kontextualisieren, es abzugleichen, zu studieren und zu verstehen.

„Predator: Badlands“ ist nun der konsequente nächste Schritt in dieser Vision. Erstmals ist der Predator nicht mehr der unsichtbare Angreifer, der aus der Tarnung heraus Nadelstiche setzt, sondern findet sich selbst auf dem Präsentierteller wieder, einer wilden Natur ausgesetzt, deren Flora und Fauna keine Gnade kennt. Mehr noch: Der Mensch selbst glänzt gar völlig mit Abstinenz, nur seine Schaffenskraft in Form von Maschinen und künstlicher Intelligenz nimmt noch Einfluss auf das Geschehen. Das markante „WY“ der Weyland-Yutani-Corporation stempelt demnach in Verweis auf das Alien-Predator-Universum sein Echtheitszertifikat auch auf diesen Ableger.

Der Einfluss, den etwa die „Herr der Ringe“-Trilogie in den 2000ern oder die „Planet der Affen“-Trilogie in den 2010ern auf Hollywoods Geschichtenerzählen genommen haben, ist durchweg wiedererkennbar. Es erfordert einen gewissen Mut, den narrativen Fokus auf eine Kunstfigur zu verlagern und den Zuschauer über eine komplette Filmlänge mit den nativen Klick- und Grunzlauten der Yautja-Sprache alleine zu lassen. Der Bedingung dafür kann nur darin liegen, das Menschenähnliche in der Predator-Gattung offenzulegen, also nicht nur bildlich, sondern auch ganz und gar wörtlich seine Maske fallen zu lassen.

Das kann funktionieren, weil die Kreatur, die erstmals 1987 gegen Arnold Schwarzenegger antrat, immer schon menschliche Züge hatte, Allianzen schmiedete, Respekt bezeugte, soziales Handeln aufzeigte. Die Ähnlichkeit zu den zivilisierten Hochkulturen der Bestie Mensch ist der Schlüssel in Trachtenbergs Ansatz.

Mit dem Herzen eines echten Kämpfers

Dass er ein blutjunges Exemplar ins Zentrum stellt, erscheint nur folgerichtig, lässt sich die Kriegskunst im Prozess des Lernens doch am effektivsten veranschaulichen. Verkörpert von Dimitrius Schuster-Koloamatangi, der ein paar Jahre jünger ist als Kevin Peter Hall zur Zeit des Originals, dafür aber noch einmal ein paar Zentimeter größer, erscheinen die digitalen Gesichtszüge der mit dem Namen Dek getauften Hauptfigur vergleichsweise glatt und unausgebildet, wenn man die Krater zum Vergleich heranzieht, aus denen die winzigen Perlaugen seiner gruseligen Vorgänger gestarrt hatten.

An Tatendrang und Heldenmut mangelt es ihm trotz mangelnder Erfahrung allerdings nicht. So bringt das Drehbuch also die schlichte Handlung in die Spur, die darin besteht, dass unser schwacher Dek, ein Nachkomme des stolzen Njohrr (ebenfalls gespielt von Schuster-Koloamatangi), plant, zum Planeten Genna zu reisen, um den dort herrschenden Spitzenprädatoren zu töten und dem Vater, der sein eigenes Fleisch und Blut aufs Grausamste verstoßen hat, dadurch den Beweis seiner Stärke zu überbringen.

Predator und Android in Predator: Badlands

Die Helden von „Predator: Badlands“. © 2025 20th Century Studios. All Rights Reserved.

Es ist vor allem die Wikinger-Mythologie, auf der Trachtenberg weiter aufzubauen gedenkt. Die familiären Konflikte hat man in dieser Form zuletzt auch in Robert Eggers‘ „The Northman“ (2022) gesehen, sie werden aber diesmal nur grob skizziert, um die Motivation des hitzköpfigen Jungspunds zu veranschaulichen. Mit der schnellen Ankunft auf Genna nimmt „Predator: Badlands“ dann die Gestalt von ätherischen Odysseen wie „Viking Vengeance“ (2018) an, erinnert bisweilen auch an das erste Drittel von „Riddick – Überleben ist seine Rache“ (2013). Hochauflösend gefilmte Wattgebiete begrüßen den Reisenden, obskure landschaftliche Konstruktionen werden durch majestätische Kamerafahrten sichtbar und stecken den Parcours ab. Puristisches Survival-Kino im Solo-Modus bahnt sich an.

Solo oder Koop?

Es wäre eine Option gewesen, einfach bei diesem minimalistischen Solo-Ansatz zu bleiben. Dek funktioniert überraschend gut als Protagonist, er vermag Emotionen zu transportieren, mit seinem Überlebenswillen zu begeistern und den unverwüstlichen Kniff vom Underdog auf fremdem Terrain mit viel Ausdruck zu verkörpern. Nebenbei fasziniert er durch seine physiognomische Beschaffenheit; Maulwerkzeuge und Struktur der Haut wurden wohl nie eingehender studiert als hier. Derart tief in die Biologie eines fremdartigen Wesens eintauchen zu können, ist durchaus ein Vorteil der vorangeschrittenen Computertechnologie, die letztlich ja auch die erzählerische Verlagerung begünstigt hat. Selbst in der Nahaufnahme digitaler Animation bleibt eine gewisse Glaubwürdigkeit des Creature Designs bewahrt… das mit ein Grund dafür ist, weshalb der „Predator“ neben dem „Alien“ zu einem der faszinierendsten Monster der Filmgeschichte geworden ist.

Dann entschließt sich Trachtenberg aber doch für einen kooperativen Ansatz. Als Elle Fanning in der Rolle der unterkörperlosen Androidin Thia auf den Plan tritt und permanent den menschlichen Hang zu rhetorischen Sprachmitteln imitiert, wie um ein fortgeschrittenes Kommunikationsbewusstsein zu beweisen, ist das Ergebnis allerdings weniger „Enemy Mine“ (1985) als vielmehr „A.I. – Künstliche Intelligenz“ (2001).

Die Dialoge versuchen sich an philosophischen Betrachtungen zu den Unterschieden zwischen Werkzeug und empathisch handelndem Wesen, die allerdings nicht zu höherem Erkenntnisgewinn führen, sondern lediglich zu einer Moralisierung fremder kultureller Ausprägungen, immer mit der leicht belehrenden Botschaft im Hintergrund, langfristig führe nur soziales Handeln zum Überleben. Was für die Spezies Mensch, für die dieser Film letztlich natürlich gemacht ist, stimmen mag, ist in deren Abwesenheit von der Leinwand aber vielleicht doch eine etwas anmaßende Aussage, die alle potenziell spannenden Ansätze der kompromisslosen Darstellung einer fremdartigen Kultur achtlos glattbügelt. Kurzum: der Predator wird mitunter in menschliche Raster gezwängt, seine äußere Erscheinung droht zu einem weiteren Tierkostüm neben all den Kongs, Cesars und Gollums zu werden.

Auf welch dünnem Eis sich der Regiseur mit seinem Kurs bewegt, macht sich spätestens dann bemerkbar, als das ungleiche Duo noch auf einen weiteren Begleiter stößt, einen organischen Bewohner des Planeten, der aus einem grimmigen SciFi-Reißer eine bekömmliche Fantasy-Komödie zu machen droht. Wenn das Trio abends am Lagerfeuer sitzt und erlegtes Fleisch teilt, schlagen sogar mit aller Härte „Ice Age“-Vibes durch. Manny grunzt und verdreht die Augen, Sid macht Faxen. Befremdliche Assoziationen, die man sich dann doch gerne erspart hätte.

Verspieltes World Building

Davon abgesehen ist der Wechsel in die Perspektive des Predators auch schon der größte Zaubertrick von „Predator: Badlands“, dem innerhalb der laufenden Handlung keine gleichermaßen bedeutsamen Verschiebungen mehr gelingen wollen. Es kommt zu reiner Variation und schließlich zur Stagnation. Die Weltendesigner haben sich zwar einiges einfallen lassen, um die Natur mit spitzen Kanten zu versehen; vom explodierenden Wurm über die Dornen verschießende Blume mit Annäherungsdetektor bis zur scharfschneidigen Wiese strotzt der Planet vor schrillen Gefahren, wenn auch eingeleitet mit einer längst zum Taschenspielertrick geronnenen „Es gibt immer noch einen größeren Fisch im Teich“-Kettenreaktion, die man so nun schon zu oft gesehen hat. Und dennoch, das sieht streckenweise nicht nur malerisch aus, sondern wird auch sinnvoll für taktisch geprägte Actionsequenzen genutzt, die stellenweise echten Unterhaltungswert und zusätzlich noch ein bisschen Eingeweide-Gematsche bieten.

Predator: Badlands mit Monster

In „Predator: Badlands“ ist der Predator nicht das gefährlichste Monster. © 2025 20th Century Studios. All Rights Reserved.

Weil es sich letztlich aber immer nur um einfach abgeleitete Variationen irdischer Naturphänomene handelt, mit denen die Physik nicht einmal ansatzweise auf die Probe gestellt wird, verliert dieses Spiel auf Dauer an Reiz und der rudimentäre Plot gerät wieder in den Vordergrund. Zu sagen hat er wiederum zu diesem Zeitpunkt nicht mehr viel. Der Tag verstreicht, die Sonnen verschieben sich und minütlich erstrahlt Genna in neuem Glanz, aber abgesehen vom optischen Schauwert geht alles einfach seinen Gang. Irgendwann bereitet ein kurzer, enttäuschender Klimax der Odyssee ein abruptes Ende, bevor eine Erscheinung am Horizont noch einmal die Weichen setzt für eine Fortführung mit Rückbezügen auf die vergangenen Filme.

„Predator: Badlands“ versetzt zuerst Schranken… und erstarrt dann zu Eis

„Predator: Badlands“ ist ein Tanz auf der Schneide. Konsequent treibt Dan Trachtenberg zunächst seine in zwei Vorgängerfilmen vorbereitete Vision voran und wagt den dauerhaften Sprung ins Predator-Blickfeld, das nicht länger bloß ein Thermovision-Gimmick ist, sondern narratives Herzstück. Das tut er im vollen Vertrauen in die Mythologie der Yautja, die er völlig zu Recht als stark genug einschätzt, um einen ganzen Film auch ohne direkte Einmischung des Menschen zu tragen.

Hauptfigur Dek sorgte nach Veröffentlichung der Trailer für reichlich Skepsis, wird den Anforderungen in Aktion jedoch durchaus gerecht, auch wenn seine Figurenzeichnung sich vor allem auf die Stereotype alter Kulturen stützt. Kritisch wird es erst im Rudel, als man sich auf einmal eher in einem Familien-Animationsfilm wähnt als in einem Kampf auf Leben und Tod. Weil die bis dahin so organisch fließende Entwicklung der Reihe gleichzeitig zum Stehen kommt, bleibt der dritte „Predator“ in vier Jahren hinter seinen Erwartungen zurück – trotz vielversprechender Ansätze.

5 von 10

Informationen zur Veröffentlichung von „Predator: Badlands“

Der deutsche Kinostart von „Predator: Badlands“ fand am 6. November 2025 statt. Es ist wahrscheinlich, dass der über die Disney-Tochtergesellschaft 20th Century Studios produzierte Streifen im ersten Quartal 2026 bei Disney+ landen wird. Für eine Auswertung auf DVD- Blu-ray und Ultra-HD Blu-ray wird in Deutschland voraussichtlich Leonine sorgen; ein Veröffentlichungsdatum ist allerdings noch nicht bekannt.

Sascha Ganser (Vince)

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Copyright aller Filmbilder und Screenshots/Label: Disney / 20th Century Studios / Leonine__FSK Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein / Nein (tba)

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Categorised in: Creature Feature, Reviews

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