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A Toy Story – Alles hört auf kein Kommando

Originaltitel: Toy Story 4__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Josh Cooley__Sprecher: Tom Hanks, Tim Allen, Annie Potts, Tony Hale, Jordan Peele, Keegan-Michael Key, Keanu Reeves, Christina Hendricks, Joan Cusack, Bonnie Hunt, Madeleine McGraw, Kristen Schaal, Bill Hader, Jay Hernandez, Timothy Dalton, Laurie Metcalf u.a.
A Toy Stoy - Alles hört auf kein Kommando

Neben alteingesessenen Sprechern wie Tom Hanks und Tim Allen ist in “A Toy Story” auch Keanu Reeves als Cast-Neuzugang dabei

Die „Toy Story“-Trilogie hatte sich nicht nur qualitativ von Film zu Film gesteigert, sondern auch inhaltlich und erzählerisch ein Projekt zum Thema Erwachsenwerden verfolgt, das 2010 in einem absolut runden Schluss mündete. Insofern war Skepsis angesagt, als neun Jahre später mit „Toy Story 4“, hierzulande „A Toy Story – Alles hört auf kein Kommando“, ein weiteres Sequel anstand, obwohl die Pause kleiner als jene zwischen Teil 2 und 3 war.

Der vierte Teil greift ein Thema aus dem Vorgänger auf: Den Wegfall des Schäferinnenpüppchens Bo Peep, das in „Toy Story 3“ zu den bereits weggegebenen Spielzeugen gehörte. In der Auftaktsequenz des Nachfolgers sieht man jenen Moment, Bos Akzeptanz der Tatsache, dass sie nicht mehr gebraucht wird, und Woodys Abschied von ihr. Das alles noch zu einer Zeit, als die Spielzeuge noch Andy gehörten. Als die Haupthandlung einsetzt, befindet die Spielzeugtruppe um Cowboy Woody, Spaceranger Buzz Lightyear und Co. bereits im Besitz der kleinen Bonnie (siehe „Toy Story 3“). Die setzt aber andere Akzente, macht lieber Cowgirl Jessie zur Heldin ihrer Spiele und lässt Woody immer öfter im Schrank.

Woody sieht sich trotz dieser Schmähungen weiter als Hüter seines Kindes und unterstützt das Mädchen, als der erste Kindergartentag ansteht und es von den anderen Kindern gemobbt wird. Dabei baut sie aus einer alten Plastikgabel, Pfeifenreinigern und Co. ihr neues Spielzeug Forky, das Woody erstmal vor dem Selbstmord bewahren muss, weil es sich für Müll hält. Kurz darauf steht ein Roadtrip mit Bonnie an, die ihre Spielzeuge mit in den Urlaub nimmt. Das gibt den Animateuren neue Gestaltungsmöglichkeiten abseits vom Eigenheim (ähnlich wie die Kindertagesstätte im Vorgänger), die Pixar-typisch auf der Höhe der Animationskunst präsentiert werden.

Als Bonnie und Familie auf einem Campingplatz Halt machen, entdeckt Woody in einem Antiquitätengeschäft jene Lampe, die einst zu Bo Peep gehörte. Um sein Love Interest wiederzufinden, begibt er sich in den Laden, muss aber feststellen, dass nicht alle antiquarischen Spielzeuge es gut mit ihm meinen…

httpv://www.youtube.com/watch?v=4YKv__f7KzE

Technisch ist auch dieser „Toy Story“-Film mal wieder state of the art, inhaltlich ist man dagegen auf ausgetretenen Pfaden unterwegs, denn das Thema des Emanzipierens und Loslassenkönnens war im direkten Vorgänger durchexerziert und zu einem befriedigenden Ende geführt worden. Hier wird es vielleicht noch einen Schritt weitergedacht, wenn einige der verlorenen Spielzeuge akzeptieren, dass sie vielleicht gar kein Kind brauchen, das sie besitzt, mit dieser Wahl vielleicht sogar glücklicher sind. Doch „A Toy Story“ fühlt sich nie so an, als würde er das Thema fortschreiben, sondern kann den Eindruck eines drangetackerten Sequels nicht wirklich loswerden.

A Toy Stoy - Alles hört auf kein Kommando

Die altbekannten Helden Woody und Buzz Lightyear mit Rückkehrerin Bo Peep und den Neuzugängen Bunny und Ducky

Auch sonst gibt es einige Parallelen zum Vorgänger. Der Antiquitätenladen als eigenes Spielzeug-Ökosystem abseits des klassischen Kinderzimmers erinnert an den Kinderhort aus Teil 3, die Puppe Gabby Gabby an Lotso aus jenem Film: Beide tun freundlich, verfolgen aber fiese Pläne, wobei im Falle von Gabby Gabby schnell klar ist, dass sie es auf Woodys intakte Sprachbox abgesehen hat, weil ihre eigene kaputt ist. Am Ende gibt es immerhin einen netten, aber auch nicht ganz unvorhergesehenen Twist in Sachen Schurken, den man „A Toy Story“ anrechnen kann. Sonst ist das hier guter Pixar-Standard mit ein paar altbekannten, aber immerhin recht herzig umgesetzten Botschaften vom Schlage „Sei du selbst“, „Vertrau auf dich und deine Freunde“ und „Lass dich von Rückschlägen nicht unterkriegen“ – da war das Studio schonmal innovativer und wagemutiger.

Zudem muss sich das Kreativteam um Regisseur Josh Cooley auch den Vorwurf machen lassen, dass es sich wie ein Kind verhält, das seine alten Spielzeuge achtlos in die Ecke wirft, um mit coolen neuen Dingen zu spielen. Will heißen: Außer Woody, Buzz und Bo Peep werden viele der gewohnten Figuren zu besseren Cameos verdammt, darunter Jessie, Rex, Slinky und das Ehepaar Potato Head. Stattdessen kommen Neuzugänge verstärkt zum Zug, darunter der neurotische Forky, dem „Arrested Development“-Dödel Tony Hale seine Stimme leiht, der von Actionstar Keanu Reeves („John Wick“) gesprochene Duke Kaboom, eine Motorradfahrer-Actionfigur aus Kanada, und das Duo Ducky und Bunny. Dabei handelt es sich – die Namen sagen es schon um – ein Hasen- und Entenplüschtier, die als Preis auf dem Rummelplatz zu gewinnen sind, vom Komikerduo Keegan & Peele gesprochen werden und für amüsante Szenen sorgen, wenn sie sich Tagträumereien voller Größenwahn hingeben, die Monster- und Horrorfilme im Pixar-Stil zitieren. Auch sonst machen die neuen Figuren Laune, sei es Dukes Posing, Forkys suizidales Verhalten oder Bo Peeps Überlebensstrategien, inklusive eines Stinktier-Modellautos, das ihre drei Schafe fahren. Es ärgert nur, dass „A Toy Story“ die alten Bekannten so in den Hintergrund drückt und die Newcomer dermaßen forciert – manches Plakat etwa rückt Ducky und Bunny sogar in den Mittelpunkt.

A Toy Stoy - Alles hört auf kein Kommando

Actionstar spricht Stuntbiker Duke Kaboom, dessen Design und Hintergrundgeschichte sich an einem echten Evel-Knievel-Spielzeug orientieren

Doch so wirklich böse kann man „A Toy Story“ nicht sein. Die Animationen sind top, ebenso der Sprechercast rund um seine Stars Tom Hanks („Fegefeuer der Eitelkeiten“) als Woody und Tim Allen („Redbelt“) als Buzz, die unter anderem flankiert werden von Christina Hendricks („Dark Places“) als Gabby Gabby, Joan Cusack („Plötzlich Familie“) als Jessie und Carl Weathers („Action Jackson“) als Combat Carls. Die meisten Gags sind amüsant, etwa wenn Duke Kaboom es mit dem neu gefundenen Selbstbewusstsein übertreibt, und auch die animierten Actionszenen sind rasant, aber nicht überlang – ein Makel, der manchen Pixar-Frühwerken anlastete. Apropos Frühwerke: Zahlreiche In-Jokes und Verweise dürfen natürlich nicht fehlen (diverse Teile aus anderen Werken sich im Antiquitätenladen) sowie einige Popkulturzitate, etwa wenn der an Evel Knievel angelehnte Duke in bester „E.T.“-Manier vor Mondhintergrund durch die Luft segelt, Gabby Gabby und ihre Handlanger im „Shining“-Modus unterwegs sind oder Ducky bekannte (Werbe-)Sprüche aus „Star Wars“ oder „Alien“ zitiert.

Auch die schwächeren Pixar-Filme überzeugen mit detailreichen Animationen, hervorragenden Sprechercasts, putzigen Gags und netten Einfällen, was man auch von „A Toy Story“ sagen kann. Jedoch fühlt er sich immer noch wie ein unnötiger Wurmfortsatz an, der Pixars Flaggschiffreihe nichts Neues hinzufügen kann, nachdem die ersten drei Teile sich so konsequent weiterentwickelten. Von daher fühlen sich die 08/15-Botschaften etwas schal an, während die Einführung vieler neuer Charaktere forciert wirkt. Nett, aber eben auch ein klarer Rückschritt. Vielleicht trifft der eigenwillige deutsche Verleihtitel es doch ganz gut: Es ist eben nur irgendeine Toy Story, keine konsequente Fortschreibung der Saga.

Walt Disney hat „A Toy Story” hierzulande auf DVD und Blu-Ray veröffentlicht, von der FSK ohne Altersbeschränkung freigegeben. Auf beiden Medien gibt es einen Audiokommentar zum Film, auf der Blu-Ray zusätzlich zwei Featurettes und ein paar Trailer.

© Nils Bothmann (McClane)

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