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American Warriors Extreme Weapons

Originaltitel: Ninja Extreme Weapons__Herstellungsland: Hongkong, USA__Erscheinungsjahr: 1987__Regie: Victor Sears aka Godfrey Ho__Darsteller: James Gray, Donald Muir, Lawrence Sanders, Michael Stevens, Peter Powell, Paula Myren, Jean Bush u.a.
American Warriors Extreme Weapons

“American Warriors Extreme Weapons” bietet viel Film für wenig Geld.

James ist ein Privatdetektiv und als solcher Teil eines gewaltigen Polizeieinsatzes, bei dem ein paar Drogenlumpen eingebremst werden sollen. Die wollen James Heimat nämlich mit Drogen fluten. Zwar kann der eigentliche Deal unterbunden werden, doch die Cops um James feiern zu voreilig. Plötzlich tauchen weitere Parteien auf, die einen Koffer voller Drogen klauen. Dann mischen sich auch noch Ninjas ein und am Ende sind zahllose Leute tot und der Koffer verschwunden. James bekommt nun den Auftrag, den Koffer wieder zu beschaffen.

Also zumindest wird dies zu Beginn von „American Warriors Extreme Weapons“, der im Original „Ninja Extreme Weapons“ heißt, angedeutet. Im weiteren Verlauf wird der Koffer aber nur am Rande eine Rolle spielen – nämlich immer dann, wenn die titelgebenden Ninas aufeinander eindreschen. Was die für Probleme miteinander haben, wird irgendwann zwar erklärt, verstehen tut man aber nicht viel.

Derweil gerät James in irgendwelche Vorgänge rund um einen Frauenhändlerring, der weder mit den Ninjas noch mit dem Drogenkoffer irgendwie im Zusammenhang steht. Was ist denn hier nur los?

Genießt die köstliche „Oma-Szene“

Cut and Paste Action von Godfrey Ho

Um Licht ins Dunkel zu bringen, muss man hinter die Kulissen von „American Warriors Extreme Weapons“ schauen. Dieser stammt von dem Produktionsstudio Filmark International. Dieses wurde geleitet von Thomas Tang. Der stand im, so nannte er es selber, freundschaftlichen Wettbewerb mit dem Studio IFD. Dessen Chef, Godfrey Ho, war berühmt berüchtigt für seine Art des Filmemachens: Er drehte mit „bekannteren“ amerikanischen Gesichtern eine verquere Rahmenhandlung in wenigen Tagen herunter, fügte diese mehr oder weniger gelungen mit billig aufgekauften asiatischen Filmen zusammen und am Ende stand ein „neuer“ Film.

Genau dieses Prinzip machte sich auch Thomas Tang zu eigen. Mehr noch, bei „American Warriors Extreme Weapons“ engagierte er doch tatsächlich „Konkurrent“ Godfrey Ho für die Inszenierung der Rahmenhandlung! Der agierte einfach unter dem Synonym Victor Sears und machte ansonsten das von ihm bekannte Cut-and-Paste-Ding. Setzte also die Ninja-Rahmenhandlung selbst in Szene und verwurstelte diese mit einem offensichtlich thailändischen Streifen.

Dass bei einer solchen Herangehensweise an das Medium Film kaum etwas entstehen kann, das wie aus einem Guss wirkt, dürfte klar sein. Zumal freilich auch nie Szenen gedreht wurden, die die Darsteller der neuen Rahmenhandlung mit den Darstellern des aufgekauften Filmes zusammenbrachten. So laufen in „American Warriors Extreme Weapons“ einfach zwei Handlungen nebeneinander her. Nur über die Synchronisation wird etwas bemüht Zusammenhang hergestellt.

Die offensichtlichste Folge: Gleich zwei Showdowns! Aber gut, von denen kann man ja nie genug haben. Ansonsten muss man sagen, dass der eingekaufte thailändische Streifen ein stinklangweiliger, schlecht gespielter und total unspannender Thriller ist, der die Geduld des Zuschauers gewaltig strapaziert. Im Grunde schaut man nur Hauptfigur James beim Schwitzen, Frauen-Angraben und Sinnlos-Herumliegen zu. Infolgedessen bleiben auch nur ein paar absolut wahnsinnige Szenen in Erinnerung. Zwei Highlights:

James gerät auf einem Parkplatz vor einer Bar mit ein paar Lumpen aneinander. Man prügelt sich. Als James ins Hintertreffen zu geraten droht, springt auf einmal der Kofferraum eines geparkten Autos auf und ein Typ schnellt heraus, der mit James auf die Lumpen einprügelt. Am Ende wird er erklären, dass er zufällig am Ort des Geschehens vorbeikam. Wat? Wollte der gerade einen Spaziergang machen, weil er in dem Kofferraum wohnt oder wie? Großartig.

In einer anderen kaputten Szene fährt unser James durchs thailändische Hinterland, als random eine alte Oma auf der Straße liegt. James will ihr helfen, als irgendwelche Lumpen aus einem Gebüsch gesprungen kommen und ihn ankicken. Und was macht unser James? Er klaubt die Oma von der Straße auf – und wirft sie auf die Angreifer. Genial!

In der thailändischen Handlung steigt kaum vernünftige Action, richtig übel ist der 70s-Dekor aller Innenräume und irgendwie gucken in dem Part alle wie Flasche leer. Zudem kommt der Schnitt des Streifens, der tatsächlich ohne ein einziges Close Up auskommt und sich so in Dialogszenen Schnitt-Gegenschnitt-Momente spart, da immer alle Gesprächspartner in einer Einstellung zu sehen sind, äußerst rumpelig daher.

In dem Part, den Godfrey Ho verbrochen hat, steigen dann alle Ninja-Elemente. Hier gibt es ein paar erstaunlich gut choreografierte Fights zu sehen, bei denen unsere blauen, roten und weißen Ninjas auch an Seilzügen durch die Schauplätze fliegen dürfen. Leider ist die hier gezündete Action total unblutig geraten. Die Handlung in diesem Abschnitt versteht man erst dank der allerletzten Einstellung, wobei sich daraufhin eher noch mehr Fragen auftun.

Zumindest ist Hos Part flotter und dynamischer in Szene gesetzt. Dank dem Fieswicht atmen diese Szenen auch viel Wahnsinn. Der rollt immer im Rollstuhl herum, kann aber mal mit Krücken und dann sogar ohne erstaunlich gut laufen. Und im Finale katapultiert er sich förmlich aus seinem Stuhl und fightet los. Keine Ahnung, was das darstellen soll. Dazu gesellen sich Ninjas, die sich beim Saltoschlagen! umziehen!! und die ihrem Meister eine köstlich doofe Ninja-Massage!!! verpassen. Muss man eigentlich alles gesehen haben, um es glauben zu können.

„American Warriors Extreme Weapons“ bietet zwei schlechte Filme zum Preis von einem

Wenn der Name Godfrey Ho auch nur geraunt wird, neigen viele Actionfans zu einem gepflegten Augenrollen. Dennoch schaffte er es, mit seinen zusammengewürfelten Filmen den Markt ordentlich zu fluten und vor allem die Ninja-Filmwelle komplett mitzunehmen. Ein paar coole Artworks, die vollkommen auf die Kultfiguren abgestellt waren, und schon war der Ausleihvorgang in den Videotheken sicher.

Dass man sich da meist zwei schlechte Filme zum Preis von einem geliehen hatte, sah man ja erst, wenn die VHS schon vom Player aufgesogen worden war. Und es brachte auch nichts, sich den Namen Godfrey Ho zu merken und seine Filme fortan zu meiden. Denn das warnende „Qualitätssiegel“ Godfrey Ho prangte nur sehr selten auf den Kassetten, hatte der sich doch beinahe unendlich viele Synonyme zugelegt und damit die Ninja-Fan-Verarsche so richtig rund gemacht.

„American Warriors Extreme Weapons“ ist dahingehend nur ein typisches Beispiel von vielen. Zwei nicht zueinanderpassende Filme laufen nebeneinander her und finden zu keinem Zeitpunkt irgendwie zusammen. Alles fühlt sich wie Stückwerk an. Freilich fehlt in dem aufgekauften Film zudem spürbar die eine oder andere Handlungsszene, weil Godfrey Ho gerne unter 90 Minuten Laufzeit blieb und er ja auch noch die Ninja-Action implementieren musste.

Was im Fall von „American Warriors Extreme Weapons“ die Frauenhändlerstory nur noch undurchschaubarer macht. So werden beispielsweise James Kompagnons irgendwann einfach in den Film geworfen, ohne das irgendwer erzählen würde, wer die Leute eigentlich sind, die ihm auf einmal nicht mehr von der Seite weichen. Hos selbst gedrehte Szenen sind fast vollkommen auf Action ausgerichtet und im Vergleich zu dem Rest eigentlich ganz ordentlich in ihrer Anmutung. Es ist aber halt trotzdem blöd, wenn in einem „Ninjafilm“ die Ninjas nur 20 Minuten lang am Start sind und sie sonst nicht einmal in Dialogen eine Rolle spielen.

3 von 10

Der Film wurde bereits von zahlreichen Labels unter ständig variierenden Titeln veröffentlicht: „Ninja Extreme Weapons“, „Todeswaffe Ninja“ oder „Ninja: American Warrior“. Aktuell hat sich Tonpool des Streifens angenommen. Hier heißt der Film „Ninja Extreme Weapons“ und kommt mit einer FSK 18 uncut. Dazu gesellt sich der Bonusfilm „Death Code Ninja“, der ebenfalls das hier vorgestellte Prinzip „Zusammenschmeißen“ zelebriert. Unter dem Pseudonym Tommy Cheung führte Godfrey Ho etwas Ninja-Gehopse um gefährliche Sicherheitsunterlagen der Kronkolonie Hongkong mit einem Film rund um ein mörderisches Killer-Pärchen zusammen, bei dem einer alsbald den Tod des anderen rächen muss. Beide Filme kommen im ultrabreiten Format daher, sind aber leider nicht anamorph auf die Datenträger aufgespielt. Das finale Bild tendiert so in Richtung Briefmarkengröße. Schärfe und Co. bewegen sich auf wenig erklecklichem Niveau.

In diesem Sinne:
freeman

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