Originaltitel: Black Lotus__Herstellungsland: Niederlande, USA__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Todor Chapkanov__Darsteller: Rico Verhoeven, Frank Grillo, Marie Dompnier, Peter Franzén, Pippi Casey, Rona-Lee Shimon, Magnus Samuelsson, Simon Wan, Kevin Janssens, Hristo Petkov, Roland Møller u.a. |

Frank Grillo macht Rico Verhoeven in „Black Lotus“ das Leben schwer.
Der Niederländer Rico Verhoeven begann mit sechs Jahren unter der Anleitung seines Vaters Kampfsport zu trainieren. Heute gilt der 1,96 Meter Hüne als einer der erfolgreichsten Schwergewichtskämpfer im Kickboxen überhaupt. Als solcher weiß sich Rico Verhoeven auch zu vermarkten und schaffte es bereits in diverse einheimische Fernsehserien und in den Actioner „Kickboxer: Die Abrechnung“. Als Co-Produzent von „Black Lotus“ verschaffte er sich nun seine erste Actionhauptrolle.
Er spielt Matteo, ein Mitglied einer Spezialeinheit, das im Rahmen einer Geiselbefreiung zu hitzköpfig reagiert und dadurch den Tod seines besten Freundes John verursacht. Fünf Jahre zieht sich Matteo daraufhin vom Leben zurück und schleppt unter anderem Baumstämme in Rumänien. Nach diesen Jahren der Selbstgeißelung beschließt er, sich für sein damaliges Fehlverhalten bei der Frau seines Freundes und deren Tochter zu entschuldigen.
Helene und ihr Töchterlein Angie leben inzwischen in Amsterdam und haben sich hier ein Leben ohne John aufgebaut. Dazu gehört auch Paul, der neue Mann im Leben der beiden Frauen. Doch Paul hat Probleme. Er ist ein Broker und hat viel Geld seines Kunden Saban veruntreut. Der Schwerverbrecher ist zwar darauf konzentriert, einen großen Zusammenschluss zweier verfeindeter Organisationen zu koordinieren, kann Paul dessen Verhalten aber auch nicht durchgehen lassen.
Also entführt Saban die kleine Angie. Matteo, der bei Helene und Angie untergeschlüpft war und zu der Tochter seines Freundes eine enge Bindung aufgebaut hat, sieht es als seine Verpflichtung an, das Mädchen zu befreien. Und wenn er dazu ganz Amsterdam niederbrennen muss.
Saubere Action aus den Niederlanden
Die niederländisch-amerikanische Koproduktion „Black Lotus“ wurde in den Niederlanden sogar in die Kinos gehievt. Und man kann diesen Schritt angesichts des Endergebnisses durchaus nachvollziehen. Der bulgarische Regisseur Todor Chapkanov, der bereits mit „Undisputed IV“ bewiesen hat, dass er weiß, wie Action geht, sorgt für eine souveräne Umsetzung der Geschichte von Tad Daggerhart, die sich erstaunlich lange Zeit lässt, bis sie ihre Action anschiebt.
„Black Lotus“ ist es wichtig, die Bindung zwischen Matteo und Angie glaubhaft zu machen. Was wirklich gut funktioniert, da der gewaltige Rico Verhoeven als Matteo sehr sympathisch rüberkommt und mit der kleinen, aufgeweckten Pippis Casey angenehm herzig interagiert. Wenn Matteo nach der Entführung von Angie in den Angriffsmodus schaltet, ist man als Zuschauer dank gelungener Involvierung direkt mit drin.
Zudem will das Drehbuch von „Black Lotus“ die Situation um Paul genüsslich eskalieren lassen. Und dass nicht ohne Grund, denn der über Paul ins Spiel gebrachte Saban wird von dem größten Namen im Cast gegeben: Frank Grillo („Boss Level“). Der darf optisch in seinen Maßanzügen sehr cool rüberkommen, aber sein Charakter Saban definiert sich leider mehr über Gelaber als über Taten. Dementsprechend wirkt Saban nie so wirklich gefährlich und kommt Gillo nie so richtig als Bösewicht im Film an. Seine tatkräftigen rechten Hände wirken da schon deutlich präsenter. Und obwohl in diesem Part also Licht und Schatten vorherrschen, funktioniert auch dieser Story-Aspekt.

Kante Rico Verhoeven als Kante Matteo in „Black Lotus“.
Mit seinen Einlassungen um die Fusion zweier großer Gangsterorganisationen und die damit einhergehende Einführung zweier Interpol-Agenten meint es die Story von „Black Lotus“ dann aber zu gut. Diese Momente sind für den Film und seine Wirkung absolut verzichtbar und hätten im Sinne einer strafferen Erzählung weichen sollen. Denn obschon kaum Längen aufkommen, braucht der Film dennoch 50 Minuten, bis er in Richtung Action umschwingt. 50 Minuten, in denen der Actionfan durchaus das ein oder andere Mal unruhig zur Uhr guckt.
Actiontechnisch wird zu Beginn ein kurzes Intermezzo gereicht, in dem Matteo und Co. in der Hamburger Elbphilharmonie (gedreht wurde in einem riesigen bulgarischen Theater) aufräumen dürfen. Die Action ist hier noch wenig griffig, die CGI-Blutfontänen nerven und alles wirkt seltsam unpräzise. Doch dieser Eindruck ändert sich im weiteren Verlauf deutlich. Vor allem in den letzten 30 Minuten darf Rico Verhoeven dann zeigen, was für Power er hat. Und sein Regisseur zelebriert dies gekonnt.
Ein geiles Highlight ist eine Szene, in der Verhoeven einen Gegner frontal in die Mittelpartie tritt, woraufhin der Getroffene wegfliegt und gegen ein geparktes Auto knallt, das infolgedessen weggeschoben wird! Derart wuchtig darf der Hauptdarsteller noch einige Male austeilen. Waffen hat er zwar immer mal im Anschlag, final regelt er aber fast alles über seine Physis. Seine Gegner dürfen mit Handfeuerwaffen und Messern gegen ihn versagen. Ab und an setzt es auch kleine Gewaltspitzen, die ihre Wirkung nicht verfehlen. Beispielsweise wenn Matteo von der Waffe eines Gegners den Schlitten abzieht und ihn einem anderen Lump in den Hals rammt.

Rico Verhoeven tut, was ein Mann tun muss.
Die Action ist übersichtlich in Szene gesetzt. Die Choreographien setzen auf Wucht und Direktheit. Einzig eine größere Einlage gegen Ende in einer Art Nachtclub ist deutlich verspielter arrangiert und hat einige tänzerische Momente zu bieten – inklusive kurzen Gun-Fu-Einsprengseln. In einer fetteren Explosion darf es zudem ein Auto zerreißen und Menschlein werden durch die Gegend geschleudert. Kurzum: Die Schauwerte stimmen.
Im Übrigen auch abseits der Action. Denn Amsterdam ist ein mithin unverbrauchtes Setting und das nutzt Todor Chapkanov gekonnt aus. Setzt die Metropole mit klaren, angenehm farbigen Bildern in Szene und macht einen großen Bogen um abgeranzte Viertel oder Hinterhöfe. Amsterdam ist schön, wir sollten das zeigen, scheint die Devise bei den Dreharbeiten gewesen zu sein. Entsprechend wertig wirkt „Black Lotus“ auch, für dessen Showdown sogar ein großer Platz der Stadt abgesperrt wurde. Dazu kommen kleinere Kameraspielereien, die echt top funktionieren. In einer Szene etwa dreht sich die Kamera in der Vertikalen um 360 Grad um unseren Helden und blendet in eine Rückblende über. Oder wenn Matteo mit einem Rad durch Amsterdam rast, sitzt ihm eine Kamera sozusagen im Nacken.

Matteo rettet einen Goon, um ihn hernach besser killen zu können.
Darstellerisch hätte man Rico Verhoeven gerne ein wenig dynamischer aufstellen dürfen. Er wirkt immer mal wieder zu gewollt schweigsam. Dabei macht der Riesenklotz einen äußerst sympathischen Eindruck und er wirkt auch nicht, als würden ihn ein paar Dialogzeilen überfordern. Frank Grillo macht einen okayen Job, auch wenn man schon merkt, dass dieser Job rein auf den Erhalt eines dicken Paychecks und eines Amsterdam-Urlaubs ausgerichtet war. Da hat man den Mimen schon engagierter erlebt.
In den Nebenrollen liefern Kanten wie Roland Møller („Skyscraper“), Magnus Samuelsson („The Last Kingdom“) und Simon Wan ordentlichen Bösewichtsupport. Peter Franzén darf als Paul nach durchaus sympathischen Start immer schmieriger agieren, Marie Dompnier überzeugt als Helene ebenso wie Pippi Casey als Angie. Und obschon ihre Figur der Interpol-Agentin für den Film echt egal ist, macht Rona-Lee Shimon vor allem in der Action eine wirklich gute Figur!
„Black Lotus“ zeigt, wie gute Action geht
Jetzt zeigen uns sogar schon die Niederländer, wie krachige Action geht, die obendrein richtig cool und vor allem wertig aussieht. Wenn man sich „Black Lotus“ anschaut, fragt man sich schon, wieso wir Deutschen so etwas nicht auch auf die Beine gestellt bekommen. Obendrein macht der Actioner aus den Niederlanden auch im noch weiter gefassten Vergleich eine gute Figur. Vor allem dem aktuellen B-Ausstoß der Amerikaner zeigt er durchaus effektiv, wo der Hammer hängt.
Rico Verhoeven hat also eine Menge richtig gemacht mit seinem Actioner. Vor allem setzte er auf die richtigen Leute und stellte sich dann voll und ganz in den Dienst des Filmes. Der braucht etwas, bis er richtig rund läuft. Außerdem hätte er gerne mehr von der guten Action zeigen dürfen und Frank Grillo als Bösewicht mehr fordern sollen. Und auch einige überflüssige Storyparts hätten im Entstehungsprozess des Drehbuchs gestrichen werden müssen. Es war also definitiv mehr drin, im Großen und Ganzen aber passt das, was „Black Lotus“ abliefert.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien am 25. August 2023 von Splendid Film. Der Film kommt mit einer FSK 16 ungeschnitten. Neben dem Streifen gibt es vier kleine Featurettes zu Einzelszenen, bei denen man vor allem Rico Verhoeven als allgegenwärtigen Begeisterungsmotor erleben darf. Auf verschiedenen VoD-Portalen kann man den Film auch streamen.
In diesem Sinne:
freeman
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