Wir zelebrieren Actionfilme, die rocken!

Cleaner (2025)

Originaltitel: Cleaner__Herstellungsland: Großbritannien__Erscheinungsjahr: 2025__Regie: Martin Campbell__Darsteller: Daisy Ridley, Clive Owen, Taz Skylar, Matthew Tuck, Ruth Gemmell, Howard Charles, Lee Boardman, Rufus Jones, Flavia Watson u.a.
Cleaner

In der „Stirb langsam“-Variante „Cleaner“ von Martin Campbell kämpft Daisy Ridley gegen Terroristen

Zu der ganzen Schar früherer Hollywood-Actionregisseure, die heute wesentlich kleinere Brötchen backen und primär fürs Heimkino drehen, siehe Renny Harlin, siehe Simon West, gehört auch Martin Campbell, der jüngst vor allem Actionheldinnen in Filmen wie „The Protégé“, „Dirty Angels“ und nun „Cleaner“ in Szene setzt.

Dabei geht es nicht wie in Renny Harlins Thriller „Cleaner“ von 2007 um Tatortreiniger, sondern eine reguläre Putzkraft, nämlich Joanna ‘Joey‘ Locke (Daisy Ridley). Die Ex-Soldatin hat es allerdings nicht gerade leicht: Die Militärkarriere hat sie abgebrochen, der kleingeistige Chef bei ihrem Job als Fensterreinigerin an Hochhäusern hat sie auf dem Kieker und sie muss sich um ihren autistischen Bruder Michael (Matthew Tuck) kümmern, der gerade zum neunten Mal aus einer Unterbringung gepflogen ist. Durch seinen Zustand ist Michael ein begabter Hacker (na, ob das wohl nochmal wichtig im Film wird?), was ihm allerdings Ärger einbringt. So muss Joey ihren Bruder dann auch mit zur Arbeit schleifen, zu der sie mal wieder viel zu spät kommt.

Ihr Arbeitsplatz ist die Fassade der Zentrale eines Energiekonzerns. Dort laufen gerade die Vorbereitungen für eine große Aktionärsversammlung inklusive Party. Irgendwie vollziehen die „Die Hard“-Rip-Offs einen Kreislauf: Nachdem man vom Flugzeug über das Schiff und den Zug bis hin zum Weißen Haus schon so gut wie alle Handlungsorte durchgespielt hat, kommt man mit Filmen wie „Skyscraper“ mit Dwayne ‘The Rock‘ Johnson oder diesem hier wieder im guten alten Hochhaus Schauplatz an. Sogar das Firmenfeier-Setting ist gleich, wobei man einen sympathisch weltgewandten Chef vom Kaliber eines Takagi hier vergeblich sucht – das Konzernboss-Brüderpaar aus Geoffrey (Rufus Jones) und Gerald Milton (Lee Boardman) besteht aus einem auf Perfektion bedachten Schaumschläger und einem notgeilen Griesgram.

Aufgrund ihrer Verspätung muss Joey Überstunden schieben, als Ökoterroristen unter der Leitung von Marcus Blake (Clive Owen) die Party stürmen, fast alle Geiseln betäuben und die restlichen Partygäste zur Herausgabe von schmutzigen Konzerngeheimnissen zwingen wollen. Da sich Michael noch im Gebäude befindet, tut Joey alles, um die Pläne der Terroristen zu vereiteln…

Schaut euch den Trailer zu „Cleaner“ an

„Cleaner“ ist keine klassische One-(Wo)Man-Army-Action, trotz des militärischen Backgrounds der Heldin. Diese schnappt sich nicht einfach eine Waffe und geht auf Schurkenjagd, sondern versucht wie dereinst John McClane eher auf andere Weise Hilfe zu holen. Doch wo „Stirb langsam“ aus dieser Situation geschickt in den Privatkrieg gegen die Terroristen überleitete, da lässt „Cleaner“ seine Heldin zwei Drittel der Laufzeit an der Außenseite des Gebäudes bleiben. Ihre Handlungsoptionen sind begrenzt, der Nervenkitzel leider auch, denn das schmale Budget lässt die CGI-Außenszenen mal mehr, mal weniger glaubwürdig aussehen – aber immerhin besser als die durchweg mäßigen CGI-Explosionen.

Vor allem aber macht Campbell wenig aus dieser Art Mini-Kammerspiel im Film, wenn Joey weder vor noch zurück kann, auf einer mehr und mehr lädierten Plattform steht und wenig Handlungsoptionen hat. Das Drehbuch von Simon Uttley („Alleycats“), Paul Andrew Williams („The Cottage“) und Matthew Orton („Operation Finale“) findet immer wieder Gründe, warum die Terroristen die Reinigungskraft auf dem Präsentierteller nicht einfach wegputzen – mal ist eine andere Geisel wichtiger, mal soll Joey auf arg konstruierte Weise eine Rolle in ihren Plänen spielen.

Cleaner

Ex-Soldatin und Fensterputzerin Joanna ‘Joey‘ Locke (Daisy Ridley) kann als Einzige etwas gegen die Terroristen ausrichten

Ansonsten paust das Drehbuchtrio brav wie offensichtlich Standardsituationen aus dem großen Vorbild „Stirb langsam“ ab: Das Familienmitglied in Gefahr, wo man schon mit der korrupten Konzern-Bagage im Gegensatz zu den „Die Hard“-Geiseln kein Mitleid hat, der fehlgeschlagene Erstürmungsversuch der Polizei, das Tech-Genie an den Überwachungskameras auf Terroristenseite usw. Auf Seiten der Polizei gibt es die üblichen Ränkespiele, hier ist nun die Chefin Claire Hume (Ruth Gemmell) als Umsichtige, SWAT-Captain Royce (Howard Charles) als Hitzkopf.

Eine Prise „The Rock“ gibt es auch noch, wenn sich auf Terroristenseite zwei Lager bilden: Hier die auf Gewaltfreiheit bedachten Idealisten um Marcus, dort die fanatischen Hardliner um Noah Santos (Taz Skylar) – man ahnt wie das ausgeht. Sowieso besitzt das Malen-nach-Zahlen-Script von „Cleaner“ so wenig eigene Ideen, dass plotseitig mehr Vorhersehbarkeit als Spannung regiert, manche eigene Idee funktioniert weniger gut, etwa die Einbindung des Bruders. Der ist nicht nur Handlungsmotivation für Joey und fürs Fachsimpeln über „Avengers: Endgame“ da, nein, am Ende natürlich genau der Tech-Wizard, den man in einer heiklen Situation braucht.

So richtig ans Eingemachte geht es dann auch erst im Schlussdrittel, wenn Joey nach über eine Stunde Spielzeit endlich mal im Gebäude agiert. Dann schaltet sie eine Handvoll Terroristen aus, was sich auf zwei Fightszenen verteilt. Dann kann Stunt Coordinator Matthew Stirling („F1 – Der Film“) immerhin vom Leder ziehen, wenn man Joeys Skills aus der Militärzeit begutachten kann. In sauber choreographierten, aber leider etwas kurzen Kampfszenen setzt sie MMA- und Nahkampffähigkeiten ein, benutzt auch die Umgebung (wie heißen Dampf aus einem Heizungsrohr) zu ihrem Vorteil.

Die Hauptdarstellerin ist durchtrainiert und macht erfreulich viel selbst, die Inszenierung ist dynamisch und hat ein paar nette Ideen im Gepäck, etwa die Kameraführung, als eine Terroristin via Granate aus dem Gebäude geblastert wird. Die Schurkenriege könnte manchmal etwas mehr Profil vertragen, immerhin der Oberbösewicht macht etwas her, auch wenn er jetzt nicht mit einem Hans Gruber („Stirb langsam“), einem Eric Qualen („Cliffhanger“), einem Joshua Foss („Sudden Death“) oder einem William Strannix („Alarmstufe: Rot“) mithalten kann.

Cleaner

Zwischen Noah Santos (Taz Skylar) und Marcus Blake (Clive Owen) gibt es Reibung unter den Ökoterroristen

Daisy Ridley („Mord im Orient-Express“) schlägt sich ganz gut als Heldin, egal ob beim chaotischen Tagesbeginn in den ersten Filmszenen oder im Antiterrorkampf, muss aber über weite Strecken zu passiv und untätig bleiben, um wirklich glänzen zu können. Clive Owen („Gemini Man“) als Ökoterrorist mit Prinzipien und Taz Skylar („The Kill Team“) als Fanatiker haben da mehr Raum zum Glänzen und nutzen ihn, während Ruth Gemmell („Bridgerton“) und Howard Charles („Scorpion King – Das Buch der Seelen“) als gegensätzliche Polizisten Akzente setzen. Der Rest spielt seine Klischeerollen auf solide Weise, etwa Rufus Jones („The Foreigner“) und Lee Boardman („Memory – Sein letzter Auftrag“) als wenig sympathischer Brüderpaar, ist aber wenig einprägsam.

Martin Campbell macht inszenatorisch das Beste aus den begrenzten Mitteln, kommt aber nicht so wirklich gegen ein Script an, das sich inspirationsfrei beim Vorbild „Stirb langsam“ bedient und die Hauptfigur für fast zwei Drittel vergleichsweise untätig sein lässt. Im Schlussdrittel dreht „Cleaner“ immerhin noch auf und liefert einige nette Fights, die Schurkenriege kann sich sehen lassen, aber unter den unzähligen „Die Hard“-Rip-Offs gibt es am Ende des Tages wesentlich bessere Filme.

„Cleaner“ ist in Deutschland bei Vuelta/AL!VE auf DVD und Blu-Ray erschienen, ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben. Als Bonus gibt es Trailer.

© Nils Bothmann (McClane)

Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Vuelta/AL!VE__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

Tagged as: , , , , , , , , , ,

Wie Viele Actionnerds gibt es?

  • Keine Sorge, du bist mit deiner Vorliebe nicht allein! Uns besuchten bereits 20818968 andere Actionnerds