Originaltitel: Good Day for It__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2011__Regie: Nick Stagliano__Darsteller: Robert Patrick, Lance Henriksen, Mika Boorem, Hal Holbrook, Kathy Baker, Samantha Mathis, Robert Englund, Richard Brake, Christian Kane, Joe Flanigan, Skye McCole Bartusiak u.a. |
Lance Henriksen und Robert Patrick wurden beide durch ikonische Rollen bei James Cameron zu gefragten Nebendarstellern in Hollywood und Actionhelden aus der zweiten Reihe, spielten markige Rollen in „Akte X“ oder dessen Spin-Off „Millennium“, doch erst 2011 waren die beiden gemeinsam zu sehen und zwar in der Low-Bugdet-Produktion „Good Day for It“.
Der Film von Storylieferant und Regisseur Nick Stagliano beginnt interessant, da er nicht alles direkt erklärt. Man sieht Luke Cain (Robert Patrick), der nicht zu sehr auffallen will, der eine Halskette kauft, der aber auch eine Pistole im Handschuhfach seines Wagens verstaut. Und man sieht das Teeniemädchen Emily Bryant (Miko Boorem), die mit jemandem chattet, sich für ein Treffen in Rose’s Café in einem nahen Ort verabredet und ihrer Mutter Sarah (Samantha Mathis) nichts davon erzählt. Schnell stellt sich heraus, dass Luke ihr Chatpartner mit Nicknamen Lone Wolf ist. Doch spielt er ihr vor, ein gleichaltriger Junge zu sein, oder weiß sie, wen sie trifft? Wenn ja, ist er ein Onlinefreund, ein entfremdeter Verwandter oder eine zwielichtige Gestalt, für die Emily einen Auftrag hat?
Ehe diese Fragen geklärt werden, springt „Good Day for It“ wiederum zu dem Gangstertrio Norman Tyrus (Richard Brake), Wayne Jackson (Robert Englund) und Dale Acton (Christian Kane), das gerade einen Handlanger foltert, der dem Boss Geld geklaut haben soll. Der Mann beteuert seine Unschuld bis besagter Boss – Lyle (Lance Henriksen) – vor ihm steht, da singt er wie ein Kanarienvogel und bittet um Vergebung, was Lyles Ruf unterstreichen soll. Der ist allerdings erwartbarerweise nicht sehr erfreut und schickt seine Untergebenen zum Kaffeeholen, während er den Dieb höchstselbst ausführlich massakriert.
Der Botendienst führt Norman, Wayne und Dale in jenes Diner, wo auch Emily auf Luke wartet. Als sich Wayne und Dale gegenüber Besitzerin Rose (Kathy Baker) und Koch Hec (Hal Holbrook) verhalten wie offene Hose, erscheint Luke und schreitet ein. Doch das Ganze soll bald ein Nachspiel haben…
Schaut euch den Trailer zu „Good Day for It“ an
„Good Day for It“ hat ein sichtbar knappes Budget, Stagliano („The Florentine“) ist kein besonders produktiver oder umjubelter Filmemacher, aber für diesen Film bekam er eine beeindruckende Besetzung aus Hollywoods zweiter Reihe zusammen. Die größten Aktivposten sind dabei Robert Patrick („Die Geldwäscherei“) und Lance Henriksen („On Fire“) als Gegenspieler. Beide können auf ihr Image als Heavys bauen, Patrick spielt den harten Mann mit Prinzipien, Henriksen den gnadenlosen Gangsterboss, der jede Zuwiderhandlung gegen sich aufs grausamste bestraft sehen will. Im Schlussakt stehen sich die beiden gegenüber, doch egal ob im Doppel oder allein, die beiden haben Charisma und Präsenz, auch wenn sie hier mit zweit- bis drittklassigem Drehbuchmaterial zurechtkommen müssen. Robert Englund („Windfall“) und Richard Brake („Barbarian“) schütteln die Schurkenperformances gekonnt aus dem Ärmel, Christian Kane („New York Taxi“) wirkt eher bemüht. Andere gestandene Akteure haben es weniger gut getroffen, gerade Samantha Mathis („Friedhof der Kuscheltiere: Bloodlines“), Hal Holbrook („Ein Richter sieht rot“) und Kathy Baker („Jennifer 8“) wirken für ihre Verhältnisse ungewohnt hölzern und schwach. Die Karriere von Mika Boorem war nach größeren Nebenrollen in Filmen wie „Blue Crush“ zur Zeit von „Good Day for It“ schon massiv auf dem absteigenden Ast, doch ihre mäßige Performance hier bekräftigt vielleicht, warum dem so war.
Doch, wie bereits gesagt, muss auch diese Besetzung halt mit dem arbeiten, was ihnen Stagliano und Drehbuchautor James C. Wolf („The Virtuoso“) anbieten – und das ist leider nicht besonders viel. „Good Day for It“ ist eine Art Kammerspiel, das zu großen Teilen in dem Diner stattfindet, mit nur gelegentlichen Abstechern zu Nebenschauplätzen wie der Farm des unglückseligen Diebes oder einer Fahrzeugkontrolle auf der Landstraße. Das mag von Anfang an die Grundidee gewesen sein, das mag dem Budget geschuldet gewesen sein, bedeutet in seiner Reduktion aber auch, dass die Interaktion der Charaktere liefern muss. „Good Day for It“ ist eine Mischung aus Drama und Thriller; Drama in der Hintergrundgeschichte von Luke, Thriller in der anstehenden Konfrontation mit den Gangstern, die das letzte Drittel zu einer Art Mexican Standoff macht.
Dummerweise bedeutet all das keine knisternde Spannung, sondern gähnende Langweile, denn sobald das Verhältnis von Emily und Luke klar wird, hat der Film sein Pulver verschossen und reiht ein Klischee an das andere. Da gibt es eben den sadistischen Gangsterboss, die triebgesteuerten Handlager, die aufzufallen drohen, obwohl sie es nicht sollen, da gibt es den Gesetzeshüter, der zufällig vor Ort ist, da gibt es die Aufforderung der Schurken so zu tun, als ob nichts wäre, wenn genau jener Deputy das Diner betritt usw. Vor allem aber findet all das mit quälender Langsamkeit statt, sodass es jedes Mal ewig braucht bis eine vorhersehbare Entwicklung eintritt. Die Dialoge sind einfältig und plump, manchmal müssen die Figuren einander auch noch die offensichtlichsten Dinge erklären, sodass „Good Day for It“ irgendwann zur Geduldsprobe wird. Und wenn es auf den letzten Metern nochmal zu einer Handgreiflichkeit kommt, dann ist diese dermaßen amateurhaft inszeniert und mit einem miesen Sounddesign versehen, dass es fast Amateurfilmniveau hat.

Mit Lyle Tyrus (Lance Henriksen) ist nicht gut Kirschen essen, wie Emily Bryant (Mika Boorem) feststellen muss
Vor allem aber ist „Good Day for It“ phasenweise dann auch noch himmelschreiend blöde. Da trichtern die Gangster Hec ein, dass er den Deputy loswerden soll, finden es aber nicht im Geringsten verdächtig, dass er dem Gesetzeshüter das Essen mit dem Kommentar in die Hand drückt, dass er doch schon mal auf der Fahrt etwas davon essen, also in die Transportbox gucken, soll. *SPOILER* Noch ein ganz großer Knaller ist der, dass Luke zwar seit 15 Jahren vor seinen ehemaligen Kameraden auf der Flucht ist, Norman aber nicht wiedererkennt, während dieser es sofort tut. Dass Kollege Zufall sie an einem Ort zusammenführt, den die Gangster sonst nie aufsuchen, ist auch schon ein dicker Hund. Und wenn die wiedervereinte Familie ihre Verhältnisse offen vor den Gangstern diskutiert, obwohl Emily und Sarah dadurch besonders in Gefahr geraten, geht das auf keine Kuhhaut mehr. *SPOILER ENDE*
Vielleicht hat Stagliano seine Besetzung fürstlich bezahlt, vielleicht hat keiner davon das Drehbuch vorher gelesen – anders kann man sich diesen guten B-Cast kaum erklären, der mit dem lausigen Script und der schwachen Regie sichtlich zu kämpfen hat. Robert Patrick und Lance Henriksen können zwar einigermaßen punkten, Robert Englund und Richard Brake ein wenig, ansonsten ist „Good Day for It“ nach nettem Beginn eine reine Geduldsprobe voller Klischees, Blödheiten und Dialogen, die zwischen plump, dröge und kitschig changieren. Es ist ja fast schon eine Leistung einen Film mit einem derartigen Ensemble in den Sand zu setzen.
In Deutschland ist „Good Day for It“ bisher nicht erschienen. In den USA gibt es eine DVD-Veröffentlichung, bei der allerdings kein Händler ein Label angibt. Aktuell kann man den Film legal auf dem US-YouTube-Kanal Movie Central streamen, auch in Deutschland.
© Nils Bothmann (McClane)
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