Originaltitel: Jarhead 2: Field of Fire__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2014__Regie: Don Michael Paul__Darsteller: Josh Kelly, Cole Hauser, Danielle Savre, Bokeem Woodbine, Ronny Jhutti, Cassie Layton, Jesse Garcia, Jason Wong, Esai Morales, Stephen Lang, Chad Mountain, Amr El-Bayoumi u.a. |

Don Michael Pauls Pseudosequel „Jarhead 2“ ist im Gegensatz zum Original ein Kriegsactionfilm
Obwohl der große Run in Sachen Direct-to-video-Sequels etwas nachgelassen hat, erscheinen immer wieder welche, manchmal auch mit seltsamen Stilblüten wie etwa das neun Jahre nach dem Erstling nachgeschobene Pseudosequel „Jarhead 2“.
Beim Titel hören die Gemeinsamkeiten dann auch fast schon aus: Aus dem ersten Golfkrieg des Originals wurde hier Afghanistan, die Handlung wurde dementsprechend in die Gegenwart verlegt und nun wurde das Ganze zum gängigen Kriegsactionfilm für die Videotheken umgemodelt, auch wenn einzelne Szenen noch an den Erstling erinnern. So etwa der Auftakt, der das im Film selten gezeigte Abladen eines LKW in der eigenen Basis unter Feindfeuer zeigt und dabei die Absurdität des Szenarios betont, wenn die amerikanischen Soldaten für banale Vorräte durch den Kugelhagel rennen müssen. Als es den Vorgesetzten von Chris Merimette (Josh Kelly) bei dieser Aktion erwischt, hat das auch Relevanz für die Story: Merimette wird befördert.
Der erste Auftrag als neuer Squadleader folgt auf dem Fuße: Merimette soll mit seiner Truppe einen Außenposten beliefern, in der Nähe des von den Taliban kontrollierten Gebietes. Dabei wird die Truppe mit groben Pinselstrichen gezeichnet und muss sich vor allem durch Äußerlichkeiten unterschieden: Neben Merimette gehören der Weiße Cooper (Chad Mountain), der Schwarze Kettner (Bokeem Woodbine), Danielle ‘Danni‘ Allen (Danielle Savre) als einzige Frau, der Latino Soto (Jesse Garcia), der Asiate Li (Jason Wong) und der einheimische Übersetzer Khalid (Ronny Jhutti) zum Team; das muss neben ein, zwei knapp skizzierten Charakterzügen pro Person reichen.
Bei der Fahrt durch Feindesland treffen Merimette und seine Leute auf eine Navy-Seal-Einheit unter Führung von Fox (Cole Hauser), welche Anoosh (Cassie Layton) beschützen. Merimette und seine Leute sollen nun beim Schutz der jungen Frau helfen, die von den Taliban erbittert gejagt wird…
httpv://www.youtube.com/watch?v=YKTXZGAHxvs
Anoosh ist älter als ihr offensichtliches Vorbild, die pakistanische, von den Taliban für vogelfrei erklärte Aktivistin Malala Yousafzai, und deren Geschichte umfasste dann auch weniger bildschirmtaugliches Geballer und amerikanischen Soldatenheroismus, aber „Jarhead 2“ will ja in erster Linie ein Genrefilm fürs Videothekenpublikum sein – auch wenn zwischendurch immer wieder Töne des Erstlings angeschlagen werden. Etwa wenn die Soldaten eine mögliche Bombe am Straßenrand finden, das Bombenräumkommando anfordern und dieses stundenlang nicht kommt, während man sich mitten in feindlichem Gebiet findet, aber ohne Befehl zur Untätigkeit verdammt ist. Es sind kleine Szenen wie diese, welche sich mit Absurdität des Krieges ähnlich wie der Vorgänger beschäftigen, aber es ist ein Ansatz, der zeitweise etwas mehr Ambitionen zeigt.
Inszenatorisch steht allerdings weniger „Jarhead“ als Werke wie „Black Hawk Down“, „Lone Survivor“ und „The Hurt Locker“ Pate für „Jarhead 2“. Allerdings ist Regisseur Don Michael Paul („Company of Heroes“) kein Ridley Scott und keine Kathryn Bigelow, auch kein B-Stilist wie Isaac Florentine oder William Kaufman. Insofern sind die Feuergefechte und Explosionen dann nicht mehr als gute Hausmannskost; teilweise mit einigen blutigen Einschüssen und im unmittelbaren, aber nicht verwackelten Kamera- und Montagestil gedreht, aber ohne wirklich einprägsame Momente, die „Jarhead 2“ irgendeine Langzeitwirkung bescheren würden.
Worauf sich der Regisseur allerdings verlassen kann, ist sein Ensemble, zumindest größtenteils. Die einzige wirkliche Schwäche markiert der etwas austauschbare Josh Kelly („Transformers 3“), dem ein wenig die Leading-Man-Qualitäten fehlen um den Film ausreichend zu tragen. Dafür kann Cole Hauser („Olympus Has Fallen“) mit einer starken Performance überzeugen und Bokeem Woodbine („The Big Hit“) erweist sich erneut als sichere Bank für markige Nebenrollen. Als etwas unterforderte Charakterfressen sitzen Stephen Lang („In the Blood“) und Esai Morales („La Linea“) kleine Parts als kommandierende Offiziere ab, haben aber Präsenz und auch die weniger bekannten Nebendarsteller schlagen sich alle routiniert.
Routine ist sowieso ein gutes Stichwort: Ohne große Überraschungen, aber auch ohne große Längen wandelt sich „Jarhead 2“ zum Survivalactioner im Kriegsformat, dessen Truppe bei der Mission immer weiter dezimiert wird. Dabei muss das eine oder andere Vorurteil hinterfragt oder gar revidiert werden, was auf erwartbare Weise geschieht, dem Film aber immerhin sein stärkstes (wenn auch klischeehaftes) Bild beschert, wenn sich zwei frühere Streithähne zusammenraufen und sich gemeinsam dem Kugelhagel einer Talibanübermacht entgegenstellen, damit ihre Kollegen eine Chance haben. Ebenfalls nett sind kleine Einsprengsel wie die Verwendung der Opium-Grundlage Mohn als Betäubungsmittel, aber das lenkt kaum davon ab, dass „Jarhead 2“ ein reichlich generischer Kriegsactionfilm ist.
Doch als routinierter B-Film bedient Don Michael Pauls Pseudosequel, das unter seinem Namen eher leidet und damit Unmut auf sich zieht, das Genrepublikum ganz ordentlich. Klar funktioniert hier alles nach Schema F, die ungewohnteren Einsprengsel sind rar und die die Action ist eben bloß Hausmannskost, aber für okaye Kriegsaction ohne größere Ambitionen reicht das noch.
DVD und Blu-Ray des Films sind bei Universal erschienen, ab 16 freigegeben und entsprechen der amerikanischen Unrated, die aber nur in zwei Miniszenen länger als die R-Rated ist. Die DVD bietet kein Bonusmaterial, die Blu-Ray zwei kurze Deleted Scenes.
© Nils Bothmann (McClane)
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