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Killerparasit

Originaltitel: Parasite__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1982__Regie: J.R. Bookwalter__Darsteller: Robert Glaudini, Demi Moore, Luca Bercovici, James Davidson, Al Fann, Tom Villard, Scott Thomson, Cherie Currie, Vivian Blaine, James Cavan, Joanelle Romero, Freddy Moore, Natalie May, Cheryl Smith, Joel Miller u.a.

Killerparasit Banner

Killerparasit

Mediabook Cover C von „Killerparasit“.

Manchmal, wenn die Produktivität mal wieder stockt, da würde man sich gerne mal kurz Charles Bands Mindset ausborgen. Der dreht und produziert völlig unbeschwert seit einem halben Jahrhundert seine zahllosen kleinen Rip-Offs, einfach so, nonstop, immer weiter, ohne sich einen feuchten Kehricht darum zu scheren, ob sie einen künstlerischen Wert in sich tragen, geschweige denn, ob sich in zehn Jahren überhaupt noch jemand mit ihnen beschäftigen wird; schließlich hat er bis dahin wieder ganz neue gedreht.

Als Charles Band („Meridian“) 1982 mit „Killerparasit“ gerade mal seinen dritten Film überhaupt realisierte und dafür gemeinsam mit seinen Drehbuchautoren eine dystopische Zukunft erdachte, die inzwischen längst zur Vergangenheit gegoren ist, da tat er das ohne Anspruch auf innere Kohärenz. Völlig egal, ob sich die im Skript behaupteten Kaffee- und Benzinpreise bewahrheiten würden, vertragen musste sich seine Vision vor allem mit den Sehgewohnheiten der zeitgenössischen Klientel, die drei Jahre zuvor die Gelegenheit hatte, Kaliber wie „Alien“ und „Mad Max“ auf der großen Leinwand zu bestaunen. Was er hier liefert, ist eine einfache Mischung dieser beiden Klassiker. Bitte einmal Facehugger-Attacke samt Alien-Geburt auf Filmlänge gestreckt, serviert in einem Bett aus Endzeitszenarien, in denen Papiergeld als Tapete benutzt wird, Konserven den Hunger stillen und eine Limonade aus frisch gepressten Zitronen die ganz besondere Freude der Woche ist, et voilà, der Hunger ist gestillt.

Lamborghinis, Klapperschlangen und jede Menge Staub bestimmen im Weiteren das Szenenbild, das mit starkem Western-Einschlag für sich wirbt und lediglich von einem Tankstellenwart (der klassische Außenposten an den Toren zur Hölle), einem Betreiber eines Diners (die einzige gute Seele weit und breit), einer Motelbesitzerin (Typ „verrückte Alte“) und ein paar nichtsnutzigen Herumtreibern bevölkert wird. Last but not least hat Band auch noch eine taufrische Demi Moore („Massive Talent“) in ihrem Quasi-Filmdebüt zu bieten, ein zartes Pflänzchen in rauer Umgebung, das zarte Pflänzchen in rauer Erde anbaut. Kurzum, viel Getöse, viel Genre-Konformität, viel Zerbrechliches. Wenn das mal nicht das perfekte Biotop für einen Wissenschaftler (Robert Glaudini) ist, seine hochgefährlichen Experimente durchzuführen…

Killerparasit

Erste Schritte zur Oscarnominierung: Demi Moore in „Killerparasit“.

Falls Band mit diesem Mikrokosmos die Symptome einer zusammengebrochenen Weltwirtschaftsordnung darstellen möchte, so tut er dies auf überaus schrullige Weise. In den Topf geworfen wird nicht etwa das, was nahrhaft erscheint, sondern was bunt genug ist, um ein zahlendes Publikum anzuziehen. Deswegen platzt unser Fremder von außerhalb auch erst einmal schön in eine Vergewaltigungsszene und holt sich zum Dank für die Rettung von der Blondine in Not ein paar Schellen ab. Was hier in Anlehnung an die großen Endzeitklassiker als Umkehrung der uns bekannten Gesellschaftsnormen verkauft werden soll, ist in Wirklichkeit eine nicht allzu gut kaschierte Entschuldigung dafür, die Gerettete noch ein paar zusätzliche Minuten barbusig Amok laufen zu lassen.

Fast im gleichen Atemzug wird man auch schon Zeuge des fragwürdigen Filmschnitts, der sich auch fortan regelmäßig auffällig machen wird, wenn der verwirrte Held von den Missetätern mit dem Kopf in einen Pool gedrückt wird, wo eine Klapperschlange zischt, nur dass die Klapperschlange sich beim Gegenschnitt keineswegs im Pool befindet, sondern vermutlich irgendwo in der Wüste. All die Schnitte und Gegenschnitte während des müden Zweikampfs führen uns letztlich zu einem letzten blutigen Effekt. Die Kamera fährt dazu ganz nah an die blutige Spitze eines Metallrohrs, das aus der Brust eines Tunichtguts ragt. Und wir wissen spätestens jetzt: Dies ist ein 3D-Film.

Band hatte die Zeichen der Zeit mal wieder richtig gedeutet und war entsprechend früh am Start, als sich das 3D-Revival der 80er anbahnte, das zwischenzeitlich mehr oder weniger zwei Jahrzehnte im Dornröschenschlaf verbracht hatte. Wir haben es also mit einem Streifen zu tun, der den Gimmick-Charakter des altmodischen Vorführkinos mit der immer noch heißen Blockbuster-Attitüde der späten 70er um „Star Wars“ (man beachte auch die Laser-Technologie, die im Killerparasiten-Universum von der Pistole bis zum Kugelschreiber in jedem denkbaren Accessoire untergebracht ist) und „Der Weiße Hai“ kombiniert – womit er interessanterweise schneller die Kinos enterte als zum Beispiel „Der Weiße Hai 3“, der erst ein Jahr später auf den 3D-Effekt setzte.

Dumm nur, dass ein Charles Band eben kein Steven Spielberg war und Embassy Pictures, das sich zu jener Zeit verstärkt auf niedrig budgetierte Genreware wie „The Fog“ (1980) oder „The Howling“ (1981) konzentrierte, kein Universal. 800.000 bis zu maximal einer Million Dollar soll „Killerparasit“ gekostet haben; als Gegenwert bekommt man auf den ersten Blick zumindest wenig Absichtsvolles. In der Alptraumsequenz aus dem Vorspann, die mit Glaudinis Klageschreien qualvoll in die Länge gezogen wird, gibt es in Form einer psychedelisch verfremdeten Geburt nach dem berüchtigten „Alien Burst“-Vorbild schon mal einen Vorgeschmack auf die Effekte, die sich im weiteren Verlauf aber lediglich auf ein paar sporadische Auftritte des Parasiten ausweiten werden.

Stan Winston steht erstaunlicherweise im Vorspann und hat das Creature Design zu verantworten, mit dem er bereits einigen Creature Features des anbrechenden Jahrzehnts vorgreift, wie Juan Piquer Simóns „Slugs“ (1988) oder Douglas McKeowns „Kosmokiller“ (1983). Mit seinen späteren Meisterwerken haben die Schleimbeutel allerdings noch nicht viel zu tun, was aber auch viel mit der Inszenierung zu tun haben dürfte, werden sie doch nur gelegentlich für den obligatorischen 3D-Effekt vor die Linse gescheucht und verbringen ihre restliche Zeit wenig effektiv in Nuckel-Position am Körper der Befallenen. Überzeugender gerät da schon manches Make-Up, bis hin zur wachsigen Komplettmaske, aus der auch mal etwas Ekliges herausbrechen darf. Hinzu addiert werden darf ein halbherziger Feuerstunt im Finale, bei dem Schutzkleidung samt Helm und Handschuhe viel zu offensichtlich sind. Für die erhobenen Ansprüche bietet „Killerparasit“ insgesamt zu wenige Effekte, zu wenig Blut, zu wenige Schauwerte, um auf ganzer Strecke Hänger zu vermeiden.

Killerparasit

Right In Your Face.

Punkte werden eher in den „weichen“ Kategorien eingefahren, deren Gelingen man weniger gut vorausplanen kann. Auch wenn der klein skalierte Rahmen mit seinem abgezählten Cast das schmale Budget nur allzu deutlich entlarvt, kann die staubige Atmosphäre durchaus als gelungen, wenn auch nicht als homogen bezeichnet werden. Manchmal fühlt man sich an ähnlich geartete Streifen wie „Curse II – The Bite“ (1989) oder einige spätere Werke aus der Full-Moon-Schmiede erinnert, und wenn man den perfekt polierten Countach LP400 schwarz funkelnd in der Sonne an der staubigen Tankstelle stehen sieht, könnte es sich glatt um eine futuristische Neuauflage von „Knight Rider“ handeln.

Als die Gang um Anführer Ricus (Luca Bercovici) das Diner betritt, in dem der Wissenschaftler gerade seine Dosensuppe schlürft, wird sogar beinahe Spencer-Hill-Land betreten – mit dem Unterschied, dass unser Held nicht schlagfertig genug ist, um es mit einer Gruppe Rowdys aufzunehmen. Sowohl Bercovici als auch Hauptdarsteller Glaudini machen aber im weiteren Verlauf noch interessante Wandlungen durch, gerade Letzterer verkörpert ohnehin nicht den klassischen Helden, sondern ähnelt in seiner Rolle fast eher einer tragischen Gestalt wie Jeff Goldblums Seth Brundle in „Die Fliege“. Demi Moore bringt in jungen Jahren schon eine Menge Ausstrahlung mit und Vivian Blaine, eine ehemalige Diva des klassischen Hollywood, spielt in der Rolle der Motelmanagerin mit dem verblassten Ruhm ihrer Vergangenheit.

Dazu kommt der Score von Richard Band, den man im allerbesten Sinne als „eerie“ bezeichnen kann, weil er mit seinen paranoiden Streichern, Pauken und Bässen, die manchmal sogar Elmer Bernsteins „Ghostbusters“-Filmmusik anklingen lassen, eine effektive Spukhauskulisse zu errichten weiß, die zu gleichen Teilen unheimlich wie ironisch wirkt. In Frage stellen kann man da allenfalls, ob das nicht schon ein bisschen zu „drüber“ ist für die niederen Ambitionen des Films, der sich zum Ziel gesetzt hat, mit möglichst simplen Mitteln maximale Wirkung zu erzielen.

Am Ende ist „Killerparasit“ jedenfalls immer noch ein 3D-Film über Killerparasiten. In dieser Funktion liefert er schlichtweg zu wenig Plastisches. Man möchte heute kaum glauben, dass dieser Film für das Kino gedreht wurde; vieles wirkt zu klein für die große Leinwand, nicht nur das aus erfolgreichen Kinohits zusammengeklebte Skript, sondern auch die eigentliche Produktion. Wer nur drei Monate länger wartete, konnte immerhin stattdessen „Das Ding aus einer anderen Welt“ im Kino sehen. Und doch; Charles Bands hatte immer schon einen Riecher, der ihn grundsätzlich in die richtige Richtung führte. Andere mögen die fetteren Würmer aus dem Boden gezogen haben, doch er war immer an der Front dabei und wurde auf seine Weise fündig.

5 von 10

Informationen zur Veröffentlichung von „Killerparasit“

Limited Collector’s Edition #88

Wenn so ein Parasit seinen Wirt wechselt, dann ist ein bisschen Inkubationszeit zu berücksichtigen. Es dauerte jedenfalls bis zum 18. November 1982, also fast genau acht Monate, bis Charles Bands „Killerparasiten“ von den amerikanischen auf die deutschen Kinos übergesprungen waren. Nicht allerdings ohne Schnittauflagen: Für eine FSK16-Freigabe entfernte der Verleih einige Gewaltspitzen, darunter das blutige Rohr und einige Tritte in den Unterleib einer Figur. Während die folgende deutsche VHS zwar ungeschnitten, aber auch ungeprüft blieb, kam es im Jahr 1987 zur Indizierung. Für spätere TV-Ausstrahlungen verwendete man wieder das geschnittene Master.

Im Jahr 2012, nach Ablauf der 25-Jahre-Frist, wurde die Indizierung wieder aufgehoben, es dauerte dann aber doch bis zum Jahr 2016, bevor ’84 Entertainment „Die Killerparasiten“ erstmals seit der VHS wieder in einer ungeschnittenen Fassung auf den Markt brachte. Das geschah in etlichen DVD-Auflagen, darunter Mediabooks sowie kleine und große Hartboxen. Mit dabei war unter anderem der Soundtrack als Datei auf der DVD sowie eine zweite DVD mit der 3D-Fassung des Films und einer Anaglyph-Brille. Wie bei der VHS wurde aber auch hier auf eine Neuprüfung verzichtet.

Inzwischen hat die Neuprüfung stattgefunden, und so erscheint die Blu-ray-Premiere von Wicked Vision als „Limited Collector’s Edition Nr. 88“ mit dem blauen FSK16-Siegel.

Die Verpackung

Stolze fünf Mediabook-Cover stehen diesmal zur Auswahl, jedes von ihnen mit einer Limitierung von 222 Stück. Eine Neuanfertigung ist nicht dabei, alle Poster wurden im Rahmen der damaligen Kinovermarktung des Films erstellt.

Mediabooks

„Killerparasit“ erscheint in fünf verschiedenen Mediabook-Ausführung mit einer Auflage von je 222 Stück.

Bei Cover A und B handelt es sich um deutsche Motive. Insbesondere Cover B dürfte vielen Kennern des Films geläufig sein, wurde es doch für die VHS und die meisten der nachfolgenden DVD-Editionen verwendet. Charmant, wie der Cast sich bissbereit im geöffneten Maul der undefinierbaren Wurm-Fisch-Kreatur zum Gruppenfoto positioniert. Die blendend weißen Nadelzähne mit ihren blutigen Spitzen sind wohl der Blickfang dieses Artworks, das durch die wolkigen Leuchteffekte auch insgesamt besonders hell geraten ist. Die Darsteller sind aber doch eher expressionistisch als realistisch geraten. Ein merkwürdiges Detail ist die Nase des Ungeheuers, aus der eine Mischung aus Blut und Schnodder läuft. Mittendrin prangt in fetten roten Buchstaben mit gelber Umrandung der deutsche Titel.

Cover A hingegen basiert auf dem deutschen Kinoplakat. Fun Fact: Der Film lief bei uns ursprünglich gar nicht als „Killerparasit“, sondern unter dem englischen Originaltitel „Parasite“ mit dem Zusatz „Die neue Superdimension des Terrors“. In exakter Nachbildung wurde dieses Poster nun für Cover A auf dem Mediabook abgedruckt, inklusive der beiden „3D“-Symbole links und rechts neben dem Titel. Das Poster selbst zeigt wiederum die Kreatur mit geöffnetem Maul und spitzen Zähnen, in deren Innerem sich gerade die Pyro-Szene mit dem brennenden Stuntman abspielt, während die Hand einer Leiche eher schlecht als recht montiert aus dem Maul ragt. In dieser Inkarnation gleicht der Parasit vor allem den „Piranhas“, die Joe Dante 1978 auf sein Publikum losließ.

Das live zur Ansicht vorliegende Cover C basiert auf dem originalen US-Plakat und ähnelt der deutschen Kinovariante sehr, gibt sich insgesamt aber etwas zurückhaltender. Das Monster ist das gleiche, aber anstatt einer Filmszene wartet im Maul bloß gähnendes Schwarz. Ein wenig wirkt es so wie der Eingang zu einem Fahrgeschäft in einem Themenpark, erst recht in Kombination mit den fetten rosa „3D“-Icons, die in mehreren Ebenen daraus schallen. Der moosgrüne Filmtitel kommt aufgrund der recht offenen Raumaufteilung mit vielen Schwarzanteilen besonders frei zur Geltung.

Cover D stammt aus Thailand, und auch hier muss man wieder an einen Themenpark denken, eine Wildwasserbahnfahrt vielleicht, werden die Darstellerköpfe doch mit Tiefenwirkung hintereinander aufgereiht und schreien wie Parkbesucher bei der Abfahrt. Das schnittige, rot beleuchtete Linienmuster zwischen den Darstellern sorgt für Dynamik, der diesmal in Gelb gedruckte Titel für einen schönen Kontrast.

Die Auswahl rund macht Cover E aus Frankreich, das sich auf den Alien-Burst-Effekt konzentriert (zumal der Parasit hier stark dem Maul-im-Maul von H.R. Gigers Alien ähnelt) und damit gezielt die Body-Horror-Aspekte bedient. Witzig ist es allerdings, dass die Hände, die das Hemd zur Seite streifen, fast wie eine Hommage an Clark Kent wirken, der da Platz macht für „Superman“.

Das Booklet

Auch die Innenausstattung gerät schleimig-blutig wie Cover E, bestehen die Flächen hinter den Disc-Trays doch aus Zahnfleisch, Rachen und leuchtenden Zähnen, von denen Speichel tropft. Das spanische Artwork, das die Front des Booklets ziert, sorgt mit seiner blau-grünen Kolorierung für entsprechende Kontraste und liefert vor allem ungefilterte Alien-Schwingungen, ist der Parasit doch hier nun wirklich kaum mehr vom frisch geschlüpften Baby-Alien aus Ridley Scotts Klassiker zu unterscheiden.

Für die im Booklet enthaltene Lektüre sorgt ein weiteres Mal Christoph N. Kellerbach. Der beginnt mit einem kurzen Abriss dessen, wofür „Killerparasit“ in die Filmgeschichte eingegangen ist, um anschließend den Teppich von hinten aufzurollen. Gerade der Mittelteil des Essays explodiert geradezu vor Querbezügen und Insider-Details; da wird dann beispielsweise auch mal ausgegraben, dass die Eltern von Drehbuchautor Frank Levering Anti-Atom-Aktivisten waren, um dadurch mögliche Einflüsse des Autoren für die Gestaltung der Welt im Film aufzuarbeiten. Für ein bisschen Gossip ist nebenbei auch noch Zeit (Demi und Charles? Wirklich?!?), für harte Fakten zu den Darstellern und zur Produktion ohnehin. Wichtig ist natürlich auch der Abschnitt zur Veröffentlichung, der noch einmal gezielt auf die 3D-Thematik eingeht sowie außerdem auf die Indizierung, bevor es mit einem kleinen Fazit zum Schlusswort kommt. Anschließend folgen noch vier Seiten mit jeweils zwei Aushangfotos, die in den Schaukästen deutscher und amerikanischer Kinos hingen.

Das Bild: 3D und 2D

Die Blu-ray, die wir in die Halterung eingesteckt finden, trägt im Übrigen das „Blu-ray 3D“-Logo. Aber keine Sorge: Natürlich lässt sich die Scheibe auch auf handelsüblichen 2D-Playern bzw. TVs abspielen. Für diese Rezension stand leider kein 3D-Fernseher zur Verfügung, insofern konnte nur die 2D-Version getestet werden; wer einen solchen Fernseher jedoch sein Eigen nennt, darf sich über eine entsprechende Abspieloption freuen und sollte sie auch austesten, da der 3D-Effekt dem Hörensagen nach sehr effektiv ausgefallen sein soll.

Ob 2D oder 3D, restauriert wurde das Bild in jedem Fall, und zwar im Jahr 2019 im Auftrag von Kino Lorber. Damals erschien die amerikanische Blu-ray, die höchstwahrscheinlich auch Hauptquelle der vorliegenden Edition ist. Das zu jenem Zeitpunkt fast 40 Jahre alte Bildmaterial hatte bereits Schäden genommen; auch das Single-Strip-Verfahren, mit dem der 3D-Effekt im Gegensatz zum Double-Strip-Verfahren vergleichbarer Filme erzeugt wurde, soll entsprechende Auswirkungen auf die Bildquelle haben. Dementsprechend sind für das Ergebnis der Restauration von „Killerparasit“ keine Wundertaten zu erwarten. Streckenweise hagelt es Filmkorn in einem unnatürlichen Ausmaß, die Optik wirkt grob, staubig und kontrastreich. Die Farben allerdings fallen recht kräftig aus und verleihen der Kulisse etwas angenehm Fiebriges. Wenn der Lamborghini in tiefstem Schwarz an der Tankstelle steht und die Sonne reflektiert, prägt man sich das durchaus ein. Die Präsentation mag ihre Mängel sichtbar im Bild tragen, sie fühlt sich aber im besten Sinne nach Film an.

Der Ton: Kino-Synchronisation, Video-Synchronisation und Original

Beim Ton darf der User zwischen fünf Optionen wählen. Bei den ersten beiden Optionen handelt es sich um den deutschen Ton einmal in der Kino- und einmal in der Video-Synchronisation. Qualitative Unterschiede sind weder im technischen noch im handwerklichen Sinne spürbar. In der Kinofassung haben wir unter anderem Christian Rode (Michael Caine, Christopher Plummer u.a.), Gerd Duwner (Danny DeVito, Ned Beatty u.a.) oder Randolf Kronberg (Eddie Murphy u.a.) unter den Sprechern.

Die VHS-Synchro ist vielleicht nicht ganz so namhaft besetzt, hat aber u.a. mit Dagmar Heller (Beverly D’Angelo, Mia Farrow u.a.), Christian Tramitz (u.a. diverse Animationsrollen) oder Hartmut Neugebauer (John Goodman u.a.) ebenso erfahrene wie kompetente Sprecher an Bord, die andere Akzente setzen; so ist es am Ende persönliche Präferenz, zu welcher Fassung man greift, zumal es bei dem in DTS-HD Master Audio 2.0 präsentierten Ton keine massiven akustischen Unterschiede gibt. Dass dem so ist, ist übrigens der Nachbearbeitung durch Wicked Vision geschuldet, die die VHS-Synchro noch einmal angefasst haben, weil es in früheren Fassungen durch etliche Framecuts zu Problemen mit Asynchronität gekommen sein soll.

Der englische Ton ist ebenfalls in Stereo verfügbar, zusätzlich jedoch auch in einer 5.1-Abmischung. Beide klingen in Dialogszenen zurückhaltend, können aber durchaus ihre Stimme erheben, wenn Richard Band mal wieder die Streicher aktiviert oder Charles Band die Handpuppen tanzen lässt.

Der Audiokommentar

Die fünfte Tonspur ist ein Audiokommentar von Alan J. Adler, vermutlich ebenfalls aus dem Jahr 2019. Der Drehbuchautor übt zu Beginn der Sitzung Selbstzweifel, ob er sich nach vier Jahrzehnten überhaupt noch an viele Details erinnern kann, ist aber im weiteren Verlauf durchaus dazu in der Lage, praktisch jeden Darsteller und jede erwähnte Person hinter den Kulissen nicht nur beim Namen zu nennen, sondern sich auch an ihre Hintergründe zu erinnern. Das hilft enorm bei der Kontextualisierung der Szenen, die er auf diese Weise Schritt für Schritt aufschlüsselt, wobei er seinen eigenen Hintergrund als Autor als Ausgangsbasis nutzt, ohne durchgängig in der Perspektive des Schreiberlings zu verweilen. Der Hauptfilm ist mit deutschen und englischen Untertiteln versehen, für den englischsprachigen Audiokommentar sind außerdem deutsche Untertitel an Bord.

Die Extras

Adler ist neben seinem Kollegen Michael Shoob auch Protagonist der ersten Featurette im Bonus-Abteil. In „From the Inside“ (11 Min.) erläutern die Beiden, wie es zu der unwahrscheinlichen Zusammenarbeit dreier Drehbuchautoren (Adler/Shoob/Levering) aus unterschiedlichen Teilen Amerikas kam. Die Party-Anekdote, die auch Kellerbach im Booklet erwähnt, ist Ausgangspunkt der Ausführung zur Entstehung des Drehbuchs für einen Film, der zunächst einmal nichts hatte als einen griffigen Titel: „Parasite“.

In „Three Dimensions of Terror“ (15 Min.) geht es konkret um das Aufkommen der neuen 3D-Welle und ihre technische Realisierung für „Killerparasit“, aber auch um die Auswahl der Drehorte, die Crew, speziell die beiden großen Namen der Produktion, Demi Moore und Stan Winston, sowie die Spezialeffekte. Man kann dieses Feature durchaus als vollwertiges Making Of bezeichnen, zumal sich die unterschiedlichsten Interviewpartner zu Wort melden und das Ganze auch werbewirksam mit Soundtrack versehen ist.

Der Score von Richard Band kommt in „Symphony for Slimy Slugs“ (9 Min.) noch einmal gesondert zur Geltung. Der Komponist und Bruder von Regisseur Richard Band spricht über seine Anfänge im Geschäft und seine ersten Gelegenheiten, mit einem Orchester zusammenzuarbeiten.

Ferner finden wir unter „Parastic“ (7 Min.) noch ein Interview mit Lance Anderson, der am Set von „Killerparasit“ für die Umsetzung und Vorbereitung der Effekte verantwortlich war. Anderson, der mindestens bis 2014 aktiv war und zwischenzeitlich für „Das Comeback“ (2006) auch eine Oscarnominierung einheimste, spricht unter anderem über sein erstes Engagement in Alla Arkushs „Herzquietschen“ (1981) und den Einfluss, den Effektlegende Stan Winston auf ihn ausgeübt hat.

Kurz, aber hochinteressant ist auch die Mini-Featurette „Die 3D-Restaurierung von Parasite“ (2 Min.). Die Tonspur bleibt hier rein instrumental, im unteren Bereich des Bildes werden aber Deskriptionen eingeblendet, um zu erläutern, was man auf den oberhalb ablaufenden Bildvergleichen zu sehen bekommt. Wer die Restaurationsarbeit besser verstehen und das präsentierte Bild noch besser schätzen will, sollte hier unbedingt reinschauen.

Versteht sich von selbst, dass auch das zeitgenössische Werbematerial dokumentiert ist: So findet man englische TV- und Radiospots sowie den englischen und deutschen Trailer auf der Scheibe. Allesamt setzen sie die Betonung natürlich auf das 3D-Erlebnis, um die Leute ins Kino zu locken. Am Ende wartet außerdem eine 11-minütige, musikalisch untermalte Bildergalerie, in der man Zugriff hat auf etliche Poster, Aushangfotos, Behind-the-Scenes-Fotos, Artikel und Mediencover.

Soundtrack auf CD

Abschließend wäre noch zu sagen, dass die GEMA zuletzt vermutlich recht viel zu tun hatte, denn wie auf einigen anderen jüngsten Sammlereditionen von Wicked Vision kommt auch „Killerparasit“ wieder ohne DVD, aber dafür mit dem Soundtrack auf CD. Nicht nur Richard Bands Arbeit ist wesentlich hochwertiger als das Gedudel des durchschnittlichen Low-Budget-Horrorfilms, auch die Audioqualität der Aufnahme kann sich absolut hören lassen. Obgleich die Laufzeit mit 37 Minuten eher überschaubar bleibt, weil es eben keine Themensongs oder dergleichen gibt, ist das etwas, auf das man als Soundtrack-Liebhaber womöglich öfter mal zurückkommt.

Fazit

„Killerparasit“ hat sicherlich das Potenzial, auch innerhalb des B-Horror-Fanlagers die Gemüter zu spalten. Alleine als Dokumentation eines Frühwerks von Charles Band, Demi Moore und Stan Winston hat der Horrorstreifen im „Alien“-Fahrwasser aber einen gewissen Wert, zumal er eines der ganz frühen Beispiele für das 80er-Revival des 3D-Kinoevents darstellt. Mit der Restauration und den Extras der amerikanischen Kino-Lorber-Blu-ray ist die Edition außerdem gut ausgestattet und bietet noch zusätzlichen Mehrwert in Form der guten Aufbereitung der deutschen Tonspuren, der nach wie vor zuverlässigen Untertitel-Bearbeitung, des ausführlichen Booklets und der zahlreichen Artwork-Optionen.

Sascha Ganser (Vince)

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