Originaltitel: Shadow Force__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2025__Regie: Joe Carnahan__Darsteller: Mark Strong, Kerry Washington, Omar Sy, Ed Quinn, Da’Vine Joy Randolph, Natalia Reyes, Yoson An, Sala Baker, Marvin Jones III, Jahleel Kamara u.a. |

Joe Carnahan lässt in „Shadow Force“ Killer Killer jagen.
Die Shadow Force ist eine Spezialeinheit, die im Namen der G7-Staaten global die ganz finsteren Jobs ausführt. Als Mitglieder zog der Gründer, Jack Cinder, die versiertesten Killer der Welt zusammen. Zu ihnen gehörten auch Isaac und Kyrah. Als die sich ineinander verlieben und ein Kind zeugen, wird es schwierig. Um ihr Kind wenigstens ansatzweise normal aufziehen zu können und weil sie ahnen, dass sie als Teil der Shadow Force auf der falschen Seite der Geschichte stehen, beschließen sie, mit der Organisation zu brechen.
Nun hat die Shadow Force eine ganz besondere Regel: Um ihre Geheimnisse zu bewahren, darf niemand lebend die Einheit verlassen. Entsprechend hecken Isaac und Kyrah einen Plan aus. Während Isaac sich ab sofort um die Erziehung des gemeinsamen Sohnemanns Ky kümmern soll, wird Kyrah wie ein Schatten über beide wachen. Auch wenn das bedeutet, dass Kyrah keinen wirklichen Anteil am Aufwachsen ihres Kindes haben kann.
Jahre später schaltet Kyrah einen Shadow-Force-Killer aus, weil dieser Isaac und Ky zu nahe gekommen war. Parallel gerät Isaac unverschuldet in einen Banküberfall. Hier macht er mit den Räubern ein Halbes und wird dabei gefilmt. Diese Ereignisse bringen beide zurück auf den Radar von Cinder. Der ruft sofort seine verbliebenen Killer zusammen, lobt ein horrendes Kopfgeld auf Isaac und Kyrah aus und bläst zur Jagd auf die beiden Abtrünnigen.
Actionfilm mit wenig Action von Joe Carnahan
Joe Carnahan hat mit „Narc“, „The Grey“ und „Boss Level“ ein paar wirklich enorm lichte Momente in seiner Filmographie. Viel häufiger passiert es ihm aber, dass er die Power seiner zumeist testosterongeladenen Projekte einfach nicht auf die Straße bekommt. Womit wir leider schon bei „Shadow Force“ wären. Während dem Zuschauer dank dem Trailer und der ersten zehn Minuten Film sofort klar ist, wo die Reise hingehen muss, verplempert Drehbuchautor und Regisseur Joe Carnahan wertvolle Laufzeit mit Nebensächlichkeiten.
Mark Strong („The Silent Hour“) darf zuviel Gift und Galle spucken, uninteressante Regierungsagenten werden lanciert und beileibe nicht alle Szenen der Familienzusammenführung von Kyrah, Isaac und Ky sind sonderlich erquickend. Außerdem hätte der „gute“ Joe Carnahan das Potential der Shadow-Force-Killer nie derart verschwendet, wie er es hier tut. Diese sind so egale Nebenfiguren, dass man sie bis zum Showdown gar nicht als Bedrohung begreift.
Allgemein greift das gesamte Verfolgungsjagdszenario so gut wie nie. Weil Carnahan keine wirkliche Verfolgungsjagd entwickelt. Kyrah, Isaac und Ky fahren stattdessen einfach irgendwo hin und Cinder weiß keine Sekunde später, wo er seine Leute hinschicken muss – wo diese dann auch nur nicht zuschlagen.

Kerry Washington als Flintenweib Kyrah.
Denn Carnahan geizt fast die gesamte erste Filmhälfte über mit Action. Eine größere, den Banküberfall, präsentiert er überstilisiert. Dabei ist die Action nur zu sehen, wenn gefeuert wird, ansonsten bleibt der Screen schwarz. Was keinen rechten Sinn macht, weil es in der Situation taghell ist. Videoschnipsel zeigen dann kurze Fetzen der Actionszene und lassen einen fast schon traurig denken, dass man die Szene gerne richtig gesehen hätte. Zumal daraufhin gute 45 Minuten nichts mehr passiert in Sachen Action.
Stattdessen konzentriert sich Carnahan nun auf die Zusammenführung der Heldenfamilie. Was – wie bereits erwähnt – nicht halbwegs so gut funktioniert, wie es sollte. Denn Omar Sy („The Killer“) als Isaac und Kerry Washington („Bad Company“) als Kyrah haben lange Zeit keine wirklich gute Chemie miteinander. Man mag gar nicht glauben, dass deren Figuren mal ineinander verliebt waren, so kalt agieren sie miteinander.
Glücklicherweise ändert sich das im weiteren Verlauf, trotzdem kann man sich des Eindruckes nicht verwehren, dass sowohl Sy als auch Washington befreiter und bedeutend besser spielen, wenn sie ihre Szenen ohne den jeweils anderen bestreiten. Und obschon ich zugeben muss, dass der Familienpart ein paar schöne Momente aufweist, ging er mir mit der parallel dazu immer mehr abnehmenden Laufzeit für fette Action mehr und mehr auf den Zünder.

In „The Killer“ jagte er selbst einen Killer, nun wird er gejagt: Omar Sy
Erst in der zweiten Filmhälfte steigt dann endlich eine als Actionszene zu begreifende Einlage. Motorradfahrer und ein Truck jagen hier unsere Heldenfamilie in einer gepanzerten Karre. Und wieder versteckt Carnahan Teile der Action. Diesmal in dichtem Nebel. Abgeturnt schaut man zu, wie die Lumpen Signalraketen auf die Helden schießen. Wenn der Truck ein anderes Auto auf der Straße plattwalzt und zum Explodieren bringt, sieht man davon so gut wie nix. Nicht einmal der Sound knallt hier so wirklich.
Danach muss man wieder gefühlte Ewigkeiten dem immer Gleichen zuschauen: Mark Strong labert fieswichtig vor sich hin und Isaac und Kyrah finden ihren Ky so niedlich. Es gibt ein bisschen Verrat, ein wenig getwiste um Nebenfiguren, aber nichts davon ist auch nur für einen Cent interessant oder gar spannend. Kurzum: Man sehnt den Showdown herbei.
Hier versammelt Carnahan alle Figuren im „True Romance“-Duktus in einem Raum und lässt die die Hölle entfachen. Endlich fliegen die Kugeln, endlich explodieren Granaten, endlich spritzt das Blut und ENDLICH sterben auch mal Charaktere. Es keimt direkt die Hoffnung auf, dass Carnahan einen doch noch bespaßen will.

Mark Strong (mitte) überdreht stark als Oberlump.
Der erweitert dann das Schlachtfeld und packt sogar noch eine Verfolgungsjagd zwischen Booten obendrauf. Bei der er aber das Highlight in Form eines vom Wasser abhebenden und an Land aufprallenden Bootes erneut nicht zeigen will. Trotzdem ist „Shadow Force“ nun gefühlt endlich bei sich und liefert noch zwei hübsche finale Duelle.
In technischer Hinsicht fällt abseits der Action auf, dass Carnahan nicht sonderlich inspiriert inszeniert. Das Gebotene ist handwerklich okay, aber nie begeisternd. Kolumbien als Schauplatz liefert ganz hübsche Bilder und beugt optischer Langweile vor. In der von Marco Morales betreuten Action, der zuvor schon bei „Copshop“ mit Carnahan gearbeitet hatte, fällt schnell auf, dass Nahaufnahmen und viele Schnitte das Nichtkönnen von Sy und Washington zu kaschieren versuchen. Wirklich zum Genießen sind die entsprechend physischeren Konfrontationen so nicht. Dafür verzichtete man auf schlechtes CGI-Blut und lässt diverse Squibs platzen. Die ganz harten Einlagen bleiben aber durchweg aus.
„Shadow Force – Die letzte Mission“ wird von vielen anderen Actionern überschattet
Ganz oft beschleicht den Zuschauer beim Genuss von „Shadow Force“ das Gefühl, dass Joe Carnahan nie so recht zu wissen schien, wo er mit seinem Film hin wollte. Alles steht sich hier irgendwie gegenseitig im Weg. So bremst die Familienzusammenführung die Action komplett aus, obwohl sie sie ja anschieben soll. Vom Ton her passen dann die Action und die Familienszenen mitsamt Lionel-Ritchie-Running-Gags und angenehm unsentimentalen Liebeserklärungen nicht wirklich zusammen. Und in der Action selbst verwehrt uns Carnahan die Money Shots und bekommt nichts Erinnerungswürdiges fabriziert.
Mehr noch: Viele in den Ring geworfene Figuren jucken einen einfach nicht, bekommen aber wie zahlreiche ratlos in den Film geschmissene Spezialeinheiten-Klischees viel zu viel Zeit eingeräumt. Alleine schon das vollkommen folgenlos bleibende Gewese um Omar Sys / Isaacs Hörschädigung zeigt nur, dass hier von Seiten des Drehbuchs gewaltig der Wurm drin war. Offensichtlich gab es nicht einmal gewitzte Dialoge.
Rollt dann der Showdown, werden wenigstens ein paar Kohlen aus dem Feuer geholt – ohne dass das Finish irgendwie glänzen würde. Auch die Darsteller mühen sich redlich. Wobei vor allem Mark Strong hervorsticht, das aber nicht zwingend positiv. Dessen Fieswicht ist nämlich derart überdreht, dass er in seiner comicesken Art gar nicht zum Rest des Streifens passt. Dem hätte vermutlich mehr von diesem Überdrehten gut getan. Genau wie mehr Spannung, mehr Action, mehr Unterhaltungswert und mehr Kurzweil.
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Der Film läuft seit dem 08. Mai 2025 in den deutschen Kinos. Er kommt von LEONINE und ist uncut ab 16 freigegeben.
In diesem Sinne:
freeman
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