Mit „Painted Skin“ lieferte Regisseur und Co-Autor Gordon Chan eine freie Adaption einer klassischen chinesischen Kurzgeschichte ab. Darin geht es um ein Liebeswirren, als ein verheirateter General ein Mädchen als Dienerin von einem Feldzug nach Hause bringt, die ihm nicht nur schöne Augen macht, sondern auch ein Fuchsdämon ist, der sich von menschlichen Herzen ernährt. Donnie Yen gibt einen Krieger, der die Mordserie in den Stadtmauern aufklären will.
Originaltitel: Hua Pi__Herstellungsland: China/Hongkong/Singapur__Erscheinungsjahr: 2008__Regie: Gordon Chan__Darsteller: Donnie Yen, Zhou Xun, Chen Kun, Vicki Zhao Wei, Betty Sun, Qi Yuwu, Jin Song, Ada Liu Yan, Wen Yang, Li Qi-Long u.a. |
Als Regisseur von Actionhits wie „Fist of Legend“, „Thunderbolt“ oder „Beast Cops“ hatte sich Gordon Chan in Hongkong einen Namen gemacht, mit „Painted Skin“, der freien Verfilmung einer klassischen chinesischen Kurzgeschichte, sollte er allerdings einige Jahre nach der Rückgabe der ehemaligen Kronkolonie an China an der Kasse noch ordentlicher abräumen.
Es beginnt in der Wüste, wo die Truppen von General Wang Sheng (Chen Kun) einige Banditen aufmischen und dabei das junge Mädchen Xiao Wei (Zhou Xun) retten, welches sie mit sich nehmen. Der siegreiche Feldherr reitet heim in seine Stadt, die der Film fast gar nicht mehr verlässt. „Painted Skin“ mag mit seinem Auftakt kurz nach einem Martial-Arts-Schlachtenepos aussehen, verengt sich jedoch zunehmend räumlich und personell, um eine kleinere, intimere Geschichte zu erzählen.
Daheim wartet die Gattin Chen Peirong (Vicki Zhao Wei) auf dem Gemahl, die nur semiglücklich über das weibliche Mitbringsel ist, das von da an als Dienerin im Haushalt arbeitet. Schnell ist nämlich klar, dass Xiao Wei Gefühle für ihren Retter empfindet, die über Dankbarkeit hinausgehen. Dabei ist Chen Peirong das wahre Ausmaß der Misere nicht klar, denn bei der Geretteten handelt es sich um einen Fuchsdämon, der sich von menschlichen Herzen ernährt. Bald werden auch die ersten Toten in der Stadt gefunden, womit das Ganze einen leichten Horror-Touch erhält, denn von nun an suchen die Leute natürlich nach der mörderischen Bestie in ihrer Mitte.
Auch dabei spielen Liebschaften und Gefühle eine Rolle: Der Krieger Pang Yong (Donnie Yen) war und ist in Chen Peirong verliebt, die sich aber für Wang Sheng entschied, will die Taten aber nicht zuletzt für die Holde aufklären. Xiao Wei wiederum tötet nicht selbst, sondern der Gestaltwandler-Dämon Xiao Yi (Qi Yuwu) füttert sie, weil er sie liebt und sie von ihren Gefühlen für Wang Sheng abbringen will…
Schaut euch den Trailer zu „Painted Skin“ an
Auf dem Papier klingt „Painted Skin“ nach einer tragischen Geschichte über Liebe und Tod, angereichert mit Horror- und Martial-Arts-Elementen, voller Liebesdreiecke rund um den General und seine Gemahlin. Wobei natürlich nur die Dämonen lügen, betrügen und intrigieren, während die Menschen alle dermaßen selbstlos und porentief rein sind, dass nicht nur jede Clearasil-Werbung neidisch wird, sondern dass sie auch jedes Opfer bringen. Notfalls nehmen sie die Schuld an Morden auf sich oder gehen freiwillig in den Tod, Hauptsache der oder die Geliebte ist sicher, womit der Geschichte schnell sämtliche moralischen Ambivalenzen ausgetrieben sind. Allenfalls die Versuchung Wang Shengs durch Xiao Wei führt in moralische Grauzonen, die das Drehbuch aber auch nicht ausloten möchte. Mit der feschen, aber etwas unerfahrenen Dämonenjägerin Xia Bin (Betty Sun) wird dann auch noch eine potentielle Alternativpartnerin für Pang Yong installiert. Das Finale ist dann voller (versuchter) Dramatik und Aufopferung, ehe dann ein fauler Kniff doch noch ein kitschig-klebriges Friede-Freude-Eierkuchen-Ende garantiert.
Doch so hoch die Fallhöhe auch sein mag, so viel Dramatik da auch auf dem Papier besteht, im filmischen Endergebnis wirkt das Ganze leider eher wie Fantasy-Seifenoper, bei der auch die Belegschaft nicht sonderlich hilfreich ist. Auf Donnie Yen („John Wick 4“) ist einigermaßen Verlass, kann er doch als entschlossener Mann der Tat punkten, nur den enttäuscht-aufopferungsvollen Lover dahinter nimmt man ihm weniger ab. Chen Kun („Mojin – The Lost Legend“), Zhou Xoun („Flying Swords of Dragon Gate“) und Vicki Zhao Wei („Hollywood Adventures“) hauchen und schmachten sich dagegen weitestgehend blass durch den Film, wobei Zhou Xun auch unter der Anlage ihrer Rolle leidet. Das Drehbuch kann sich nie so wirklich entscheiden, wie gut oder böse, wie opportunistisch oder ehrenvoll Xiao Wei denn nun sein soll, sodass sie weder als Schurkin noch als tragische Antiheldin so wirklich punktet. Kleine Akzente kann Betty Sun („Fearless“) als angehende Dämonenjägerin zu setzen, hat aber deutlich weniger Screentime als das Protagonistenquartett.
Weiteres Problem von „Painted Skin“ ist sein vollkommen verschlepptes Tempo. Chan zieht seinen Plot nicht als Horrorthriller auf, sondern lässt die Morde im Vorbeigehen passieren, greift auch die Konsequenzen wie Misstrauen und Verdächtigungen unter den Stadtbewohnern kaum auf. Stattdessen kriecht „Painted Skin“ voran, lässt seine Figuren stets und ständig salbadern, über ihre Gefühle, über ihre Loyalitäten, über enttäuschte Liebe, ohne auf den Punkt oder vom Fleck zu kommen, dafür aber reichlich zu ermüden. All die Genre-Elemente treten in den Hintergrund, die paar Masken- und sonstigen Effekte sind Dreingabe für das supernaturale Schmalz, das hier von der Leinwand tropft.
Dementsprechend kurz kommt dann auch die Action, die zudem mit reichlich Drahtseilfliegerei und etwas mythischem Budenzauber daherkommt. Der Auftakt in der Wüste ist schon eher sparsam gemacht, danach gibt es ein paar kleinere Duelle, eine Rettungsaktion vor einem wütenden Mob und schließlich dann das etwas größere Finale, das dem Actionpublikum dann auch nicht mehr so wirklich die Geschenke bringt, weil es einfach viel zu spät kommt. Die Choreographie ist sauber, Donnie Yen zeigt einige ordentliche Kostproben seines Könnens, vor allem dann, wenn man die Drahtseile mal im Schrank lässt und mehr auf klassische Körperbeherrschung gesetzt wird, aber das ist dann auch nur eine bittere Ahnung des Films, der „Painted Skin“ hätte werden können.
Denn das angedachte große Martial-Arts-Geister-Liebes-Epos ist letzten Endes nur schnarchiger Kitsch aus der Schöner-Leiden-Abteilung, in dem viel geschmachtet und gelabert wird, ohne auf den Punkt zu kommen oder den Plot voranzutreiben. Die homöopathisch eingesetzte Action sorgt für ein bisschen Freude, aber irgendwie erinnert „Painted Skin“ weniger an einen „Chinese Ghost Story“, sondern eher an jenen Fabelwesen-Horror-Romantikkram, der quasi zeitgleich in den USA mit Filmen wie „Twilight“ oder „Red Riding Hood“ losgelassen wurde.
„Painted Skin“ ist in Deutschland bei New KSM auf DVD und Blu-Ray erschienen, ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben. Dabei handelt es sich um den Director’s Cut, der auf dem Cover als „Extended Version“ beworben wird, aber die einzige in Deutschland veröffentlichte Version des Films darstellt. Als Extras gibt es Musikvideos, ein Making Of, ein Bildergalerie und Trailer.
© Nils Bothmann (McClane)
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