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Queen of Justice – Sri Asih

Originaltitel: Sri Asih__Herstellungsland: Indonesien__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Upi Avianto__Darsteller: Pevita Pearce, Ario Bayu, Christine Hakim, Jefri Nichol, Surya Saputra, Reza Rahadian, Jourdy Pranata, Dimas Anggara, Mian Tiara, Canti Tachril, Revaldo, Jenny Chang u.a.
Queen of Justice – Sri Asih DVD-Cover

“Queen of Justice – Sri Asih” konnte auf Iko Uwais Stuntteam zurück greifen.

Mit „Valentine – The Dark Avenger“ haben die Indonesier bereits 2017 bewiesen, dass sie im Umfeld des damals noch deutlich lebendigeren Superheldenbooms flotte Superheldenaction auf die große Leinwand bringen können. 2019 folgte mit „Gundala“ ein Film nach, der das BCU, das Bumilangit Cinematic Universe (Bumilangit ist das Studio, das heute die Rechte an Gundala und zahlreichen anderen indonesischen Superhelden inne hat), installieren sollte. Entsprechend endete der Film ziemlich offen und teaste den Auftritt einer weiteren Figur, die für das BCU wichtig werden sollte: die superstarke Sri Asih, einst erschaffen von Raden Ahmad Kosasih.

Doch deren Filmauftritt sollte sich einige Zeit hinziehen. Der Hauptgrund: Die Produktion wurde gleich von mehreren Corona-Wellen hart getroffen. Immer wieder fielen positiv getestete Schauspieler und Crew-Mitglieder aus. Der Zugang zu Drehorten wurde aus Angst vor Corona verwehrt und häufiger ruhte die Produktion teils tagelang. So zog sich der Entstehungsprozess Ewigkeiten hin.

Zumindest halfen die Pausen dem Projekt, schärfte doch Regisseurin Upi Avianto mit Joko Anwar, der neben dem Drehbuch zu „Queen of Justice – Sri Asih“ auch „Gundala“ geschrieben und inszeniert hatte, ihre Vision von dem Film. Und die im Kampfsport ungeübte Hauptdarstellerin Pevita Pearce konnte mit dem Stuntteam von Iko Uwais, der als Fight-Consultant auch immer wieder bei den Dreharbeiten zugegen war, ihre Skills verbessern.

Sri Asih versus die Feuergöttin

Alanas Geburt ist das pure Chaos. Ein Vulkan bricht aus und reißt ihren Vater und die werdende Mutter aus dem Leben. Eine alte Frau nimmt sich des Babys an und verbringt es in ein Waisenhaus. Sarita, eine Kampfsportlehrerin, sieht etwas in dem kleinen Mädchen und adoptiert Alana. Fortan erzieht sie das Kind in Jakarta zu einer toughen Kampfsportlerin, die keinem Konflikt aus dem Weg geht. Im Zuge dessen bringt sie einem reichen Fuzzi eine demütigende Niederlage bei.

Der lässt seine Gefolgsleute von der Kette, die Alanas Adoptivmutter halb tot prügeln. Das will sich Alana nicht bieten lassen, wird jedoch von einem jungen Mann namens Kala eingebremst, bevor Schlimmeres passieren kann. Trotzdem wird der reiche Fuzzi wenig später ermordet aufgefunden. Dessen Vater, Prayogo, dürstet freilich nach Rache. Aufgrund der in der Stadt grassierenden Korruption hat er die wichtigsten Leute unter seiner Kontrolle und führt einen weiteren Anschlag auf das Leben von Alanas Mutter durch.

Die erfährt derweil von Kala und dessen Mutter, dass sie Nachkomme der indonesischen Gottheit Sri Asih sei. Diese befände sich in einem ewigen Kampf gegen die verbannte Feuergöttin. Deren Kommandeure, zu denen Prayogo gehöre, planen demnach die Opferung von tausend armen Indonesiern, um die Feuergöttin wieder auf die Erde zu holen. Natürlich darf Alana das nicht zulassen.

Schaut in den Film hinein

Comic-Verfilmung aus Indonesien

Geht man nach dem Film, ist Sri Asih / Alana eine indonesische Variation von Wonder Woman. Sie ist extrem stark, kann fliegen, sich extrem schnell bewegen und hat anstelle des Wonder-Woman-Lassos einen roten Schal, den sie allerdings ausschließlich als Waffe einsetzt. Im Verlauf des Filmes kann sie mittels eines Schreis zudem die Schwerkraft aufheben. Diese Einlage hängt allerdings genauso in der Luft, wie Alanas Gegner in der entsprechenden Szene.

„Queen of Justice – Sri Asih“ lässt uns wie die Heldin nach und nach diese Fähigkeiten entdecken. Entsprechend wird die indonesische Comic-Verfilmung in Form einer typischen Origin-Story präsentiert. Diese kommt etwas langsam in Schwung, hakt die wichtigsten Eckpunkte aber geflissentlich ab. Das Gereichte ist nicht immer logisch, häufiger nicht nachvollziehbar und mit der grundsätzlichen Geschichte um eine Gottheit, die Indonesien unterjochen will, ziemlich generisch. Trotzdem fühlt man sich gut unterhalten. Dabei hilft vor allem die schwer sympathische und hübsch anzusehende Hauptdarstellerin Pevita Pearce („Buffalo Boys“) mit ihrem netten Spiel.

Pevita Pearce als "Queen of Justice – Sri Asih"

Pevita Pearce sorgt als als Sri Asih für Gerechtigkeit.

Die Story hat ordentlich Zug, so lange sich alles um Alana und deren Superheldinnen-Werdung dreht, schwächelt aber ausgerechnet bei den Bösewichten. Der Zuschauer bekommt etwas über fünf, teils dämonische Kommandeure und eine Feuergöttin erzählt, der Film selbst reicht aber nur eine absolute Luftpumpe als Bösewicht, um dessen Identität auch noch eine überflüssige, weil absolut vorhersehbare Rätselei veranstaltet wird.

Entsprechend fühlt sich dann auch „Queen of Justice – Sri Asih“ wie „Gundala“ nur wie die Ouvertüre für etwas viel Größeres an. Teast dann ebenfalls den nächsten filmischen Auftritt eines weiteren indonesischen Superhelden, Godam, an und entlässt den Zuschauer unbefriedigt in den Alltag. Irgendwie hätte man sich da doch deutlich mehr Kassalla gewünscht, als man letzten Endes bekommt.

Was auch daran liegt, dass die Action in „Queen of Justice“ wie jene in „Gundala“ den rechten Druck missen lässt. Das Stuntteam von Iko Uwais („The Raid“) kommt zwar häufiger zum Zuge, aber wirklich begeistern will das Ergebnis nicht. Ein Hauptgrund: Die Hauptdarsteller haben gefühlt alle keinen rechten Kampfsportbackground. Vor allem Kala-Darsteller Dimas Anggara und Hauptdarstellerin Pevita Pearce sieht man immer wieder an, dass sie Choreographien folgen und dabei durchaus auch unsicher sind. Es fehlt an Selbstsicherheit, an Power, an Agilität und vor allem an Tempo.

Der Fieswicht in Sri Asih

Immobilienhaie – die wahren Bösewichter unserer Zeit.

So fühlen sich die Actionszenen rundweg gebremst an. Zumal man auch überdeutlich spürt, dass „Queen of Justice – Sri Asih“ ein großes Publikum erreichen sollte und deshalb nicht zu derb ausfallen durfte. Die deutsche FSK 12 spricht Bände über das Gebotene. Uwais Stuntleute lassen sich aber zumindest immer wieder derbe gegen Wände und so weiter pfeffern und sind von der Kritik weitgehend ausgenommen.

Ein weiteres Problem der Action: Sie verliert nach einem sehr physischen Start immer mehr an Wucht. Denn mit den neuen Fähigkeiten Alanas ändert sich auch die Action. Die Figur zischt und fliegt umher, hässliche Verwischungseffekte deuten hohe Geschwindigkeit an und statt mit Fäusten und Füßen haut Alana nun die meisten Goons mit ihrem Schal um. Nunja. Zudem nervte mich Alanas seltsam arrogante Grundhaltung mit der Zeit immer mehr. Zumal sie auch in Szenen abgefeuert wurde, wo sie einfach nur deplatziert war. Und im Mittelteil wird die Action beinahe komplett pausiert, was dessen Tempo enorm schadet.

Pevita Pearce als "Queen of Justice – Sri Asih" in Action.

Sri Asih räumt auf.

In optischer Hinsicht ist schade, dass man vom Handlungsort Jakarta nicht wirklich viel zu sehen bekommt. Was freilich auch einen Grund hat, denn aufgrund der Corona-Probleme beschloss man, viel in Innenräumen und Studios zu drehen. In den Räumlichkeiten dominieren warme, ins Braune tendierende Farben. Bei Nacht kommt eine Komplementärfarben-Optik hinzu. Das funktioniert alles ganz ordentlich.

Die Effekte hingegen schwanken doch stark in ihrer Qualität. Alanas Fähigkeiten empfand ich als wenig glaubwürdig umgesetzt. Während ihre Schal-Kampfskills noch funktionierten, wirkten ihre Supersprünge und „Renneinlagen“ unglaubwürdig und leicht trashy. Die Superskills ihres Hauptgegners laufen unter egal und sehen nicht wirklich schön aus. Zumindest sorgen sie für etwas Dynamik im Endfight. Vor allem in der Action gefällt die wuchtige Filmmusik, die fast mehr Schmackes verspricht, als „Queen of Justice – Sri Asih“ liefern kann.

„Queen of Justice – Sri Asih“ müht sich

Prinzipiell funktioniert „Queen of Justice – Sri Asih“ als Origin-Story ganz ordentlich. Alana ist eine sympathische Figur und die an Genrestandards entlang hangelnde Geschichte mag nicht neu sein, funktioniert über 132 Minuten hinweg aber ganz ordentlich. Nur im Mittelteil kommt tatsächlich Leerlauf auf, weil der Film hier beinahe verzweifelt nach einem Bösewicht zu suchen scheint, Alanas Charakter sich nicht weiter entwickelt und die Action extrem pausiert wird. Selbige enttäuscht den Fan indonesischer Actionhämmer obendrein ziemlich. Denn ihr fehlt Druck, Wucht und Konsequenz.

Ein weiteres Problem ist, dass sich das Bumilangit Cinematic Universe noch heftig im Teasing-Modus befindet und infolgedessen einen belanglos langweiligen Bösewicht in den Ring wirft und nebenher viel interessantere und mächtigere Gegner aufbaut. Damit erinnert „Queen of Justice – Sri Asih“ überdeutlich an die Origin-Storys amerikanischer Comic-Verfilmungen, die ebenfalls meist eher lahme Gegner präsentierten. Genau hier hätten die Indonesier um Regisseurin Upi Avianto einen Weg finden sollen, es anders zu machen. Beispielsweise bereits ein Team-up aus Gundala und Sri Asih zu präsentieren.

So bleibt ein etwas zu langer, optisch ansprechender und mit guten Darstellern gesegneter Superheldenfilm, der leider eine eigene Identität beziehungsweise eine gewisse Eigenständigkeit missen lässt. Dahingehend funktionierte „Gundala“ etwas besser. Zwar versucht das Drehbuch von „Queen of Justice – Sri Asih“, etwas indonesischen Mystik-Mambojambo einzubringen, der bleibt aber so egal, dass man die Szenen auch mühelos hätte streichen können.

5 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 23. November 2023 von PLAION. Die Datenträger sind mit einer FSK 12 ungeschnitten. Als Extras wird neben kurzen Featurettes ein 40-minütiges Behind the Scenes gereicht, das sich lohnt. Daneben kommen die physischen Datenträger in einem hübschen Schuber. Und streamen kann man den Film auch.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: PLAION__Freigabe: FSK 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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