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Space Rangers

Martial-Arts-Profi Richard Norton spielt die Hauptrolle in „Space Rangers“, in dem er allerdings wenig von seinem Können zeigen darf. Der Sci-Fi-Billigheimer erzählt von der Crew eines Raumschiffs, die im All mehr oder minder strandet und sich um den einzigen Platz im rettenden Shuttle balgt, während der Rest der Truppe 22 Jahre Hyperschlaf bis nach Hause vor sich hat.

Originaltitel: Hyper Space__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1989__Regie: David Huey__Darsteller: Richard Norton, Don Stroud, Lynn-Holly Johnson, James Van Patten, Ron O’Neal, Rebecca Cruz, Big John Studd, Professor Toru Tanaka, Jeff Imada
Space Rangers

„Space Rangers“ ist kostengünstige B-Sci-Fi mit Richard Norton in der Hauptrolle

Der kürzlich verstorbene Richard Norton war zwar ein respektierter Kampfkünstler und wirkte an als B-Actionstar auch an einigen echten Knallern („Tough and Deadly“, „Shanghai Police“) mit, dort aber in der Regel als zweite bis fünfte Geige, während er bei seinen Hauptrollen meistens glücklos blieb – was auch auf das Sci-Fi-Vehikel „Space Rangers“, im Original „Hyper Space“, zutrifft.

Der deutsche Titel klingt er nach der Realumsetzung einer Animationsserie wie „Galaxy Rangers“ (was das Budget dieses Heulers allerdings keinesfalls hergab) und ist auch nur semi-angebracht. Denn Held Thomas Stanton (Richard Norton) ist zwar bei einer Polizeibehörde namens Rangers, aber mit seinem Partner Matt Chang (Jeff Imada) in der Auftaktszene noch in ganz irdischen Gefilden unterwegs. Dort beobachten sie wie ein Hüne einen anderen Kerl in einer Werkstatt zu Kleinholz verarbeitet, woraufhin Stanton eingreift und den Übelwicht nach mäßig doll gefilmtem Fight seinerseits umhaut und abfackelt. Den in den Credits nur als Psycho geführten Bösmann spielt übrigens Wrestler John Minton alias Big John Studd („Harley Davidson and the Marlboro Man“).

Es folgen die Credits, die vom Atommüllproblem der Erde in der fernen Zukunft erzählen, weshalb spezielle Raumschiffe das Gelumpe im Hyperraum entsorgen – daher Originaltitel. Auf so einem Vehikel hat Stanton angeheuert, der zwar jetzt in Space, aber kein Ranger mehr ist. Stanton erwacht mit dem Rest der Crew aus dem Hyperschlaf in bester „Alien“-Tradition, wobei die Schlafenden aus Kostengründen nicht in Cryokammern, sondern auf einfachen Liegen mit Atemmasken auf der Rübe rumliegen – letztere sehen so aus wie Notfallteile im Flugzeug und waren es vielleicht vor ihrer Verwendung als Requisite auch. Neben Stanton gehören zur Crew der überforderte, feige Captain Raymond Scully (James Van Patten), der übellaunige Arbeiter Ryan Drezak (Don Stroud), die freundliche Technikspezialistin Arias Christensen (Lynn-Holly Johnson), die krabetzige Pilotin Roberta Villalobos (Rebecca Cruz) und der alternde beste Kumpel von Stanton, Samuel ‘Tubbs‘ Tubarian (Ron O’Neal).

Das Sextett wird unerwartet geweckt, weil es Probleme mit dem Schiff gibt und der Treibstoff unerwartet knapp wird. Die Rückreise im Hyperschlaf wäre jetzt nur noch bei langsamer Geschwindigkeit möglich und würde 22 Jahre dauern. Arias hat eine Idee: Das Shuttle kommt schneller zur Erde, kann aber nur eine Person ohne großes Risiko befördern. Das sorgt natürlich für Begehrlichkeiten, wenn es um den Platz geht…

Schaut euch den Trailer zu „Space Rangers“ an

Tatsächlich ist die Ausgangslage für ein B-Movie unerwartet zurückgenommen und könnte in der Theorie ein packender Film werden. Vielleicht ein Paranoiathriller, in dem bald keiner mehr weiß, wem er an Bord noch trauen kann, oder ein Sci-Fi-Drama, in dem sich einfach, vorher befreundete Leute aus dem Wunsch um das eigene Überleben an die Gurgel gehen. Dummerweise zeichnet für „Space Rangers“ Regienulpe David Huey verantwortlich, der B-Actionfans unter anderem durch die vergeigten Gary-Daniels-Vehikel „Full Impact“ und „Kickboxer Terminator“ in schlechter Erinnerung ist. Außerdem schien Huey, der sogar die Story für „Space Rangers“ lieferte, der Prämisse doch nicht ganz zu vertrauen, weshalb das menschliche Drama um den Notfall im All mit Martial-Arts- und Monster-Einlagen aufpäppelt. Für letztere sorgt das erbärmlich getrickste Haustierchen von Tubbs, der neben dem aggressiven Terrariumbewohner noch ein illegales Gewehr in seiner Kajüte hat, von dem allerdings dennoch gefühlt die gesamte Crew weiß. Tubbs ist übrigens der beste Freund des Helden, schwarz und redet von der bevorstehenden Rente, sodass sein Schicksal den Genregesetzen zufolge schon besiegelt ist. Wenn er dann noch das obligatorische Streichholzziehen um den Platz im Shuttle gewinnt, dann wird das Offensichtliche nur noch bestätigt.

Da das Publikum in einer weiteren Rückblende noch den Tod von Matt begutachten darf, der aber auf einer anderen Zeitebene stattfindet, schafft „Space Rangers“ es quasi sowohl den Schwarzen als auch den Asiaten als erstes sterben zu lassen, das ist selbst im Reich der übelsten Filmklischees noch eine Leistung. Besagte Rückblende soll Stanton noch ein Androidentrauma geben, denn der Übelwicht, der Matt in einer Schattenspielsequenz den Körper vom Leib trennt ist ein Android. Das weiß man zwar nur, weil Matt und Stanton explizit seine Baureihe sagen, wobei der Dialog offensichtliche „Blade Runner“-Inspirationen erkennen lässt. Besagten Kopfabtrenner spielt übrigens Professor Toru Tanaka („Running Man“) – Huey setzte bei den Rückblenden-Schurken wohl voll ganz auf Wrestler. Inhaltlich und inszenatorisch ist die Szene großer Quark: Erst suchen Matt und Stanton minutenlang ereignislos in einer Spielzeugfabrik nach dem Schurken (laaaangweilig!), dann verliert Stanton seine Wumme zwischen lauter identisch aussehenden Spielzeugpistolen (und kann das Original trotz Label auf den Spielzeugen nicht identifizieren), zum Schluss verlangt der Schurke mit dem gefangenen Matt beim Standoff zehn Minuten Vorsprung, bekommt diese von Stanton gewährt – und killt Matt trotzdem.

Matt wird (wohl aus Kostengründen) von Stunt Coordinator Jeff Imada („Sie leben!“) gespielt, der später unter anderem als Fight Choreographer der Bourne-Filme das Actiongenre prägen sollte. Hier muss er noch sehr kleine Brötchen backen, denn trotz seiner und Nortons Beteiligung gibt es nur zwei echte Kampfszenen – den Auftakt und das Finale (die Matt-Exitus-Rückblende bricht nach dessen Tod quasi ab). Im beiden gibt es einige ganz gute choreographische Ideen (etwa wenn die Kontrahenten zu behelfsmäßigen Waffen greifen und sich damit duellieren), denen die miserable Inszenierung durch Huey aber schnell jeden Drive austreibt. Auch sonst kann „Space Rangers“ nicht mit Schauwerten protzen: Die Modelltricks der Außenansicht des Raumschiffs sind immerhin okayes B-Niveau, das Monster-Haustier sieht dagegen schrecklich unecht aus und die wenigen Innensets des Schiffs mit Schlafkammer und Essensraum sind nicht nur offensichtliche Billig-Imitate ikonischer „Alien“-Schauplätze, sondern sehen auch stets aus wie notdürftig aus Sperrholz, Alufolie und ein paar Einrichtungsgegenständen gebaut. Wenigstens wackeln sie nicht.

Doch das Hauptproblem des Films ist nicht das fehlende Spektakel, sondern das schnarchige Script von Rick Dominguez (der erst 33 Jahre später mit dem selbst inszenierten „Carlos Through the Tall Grass“ wieder ein Drehbuch realisieren sollte) und die inkompetente Regie von David Huey. Ehe die jetzt nicht wirklich komplexe Prämisse etabliert ist, ist schon mehr als die Hälfte des Films um. Man könnte annehmen, dass „Space Rangers“ die Zeit nutzt, um seinen Charakteren Tiefe und weitere Facetten zu verleihen, aber Pustekuchen. Sie bleiben reine Klischees. Stanton ist der gezeichnete, aber prinzipientreue Held, Scully das feige, zeternde Rumpelstilzchen von Captain, das stets anderen die Schuld gibt, Drezak schon vor Bekanntwerden des Defekts ein tumber, rüpeliger Arschkrampen, Arias die Nette, in Stanton Verschossene, Tubbs eine Ansammlung von Geht-bald-drauf-Klischees und Roberta (die wohl optisch nicht ganz zufällig an Vasquez aus „Aliens“ erinnern soll) die nervige Opportunistin, die Tubbs für einen Mitflug im Shuttle erst ihren Körper und dann ihr Vermögen anbietet. Falls irgendwer Wetten abschließen möchte, wer draufgeht und in welcher Reihenfolge das passiert: Es kommt genau so, wie ihr euch das denkt.

Also passiert für mehr als die Hälfte des Films quasi gar nichts, ehe die Figuren relativ zügig hintereinander abgeräumt werden. Es kommen dann auch noch zwei, drei Plottwists, die ganz offensichtlich aus zwei Ridley-Scott-Klassikern, die in dieser Kritik schon genannt wurden, abgepaust wurden, aber kaum vorbereitet werden und ohne Nachhall verpuffen. Aber „Space Rangers“ fühlt sich eh nur so halb entwickelt an, was schon bei der Prämisse anfängt. Einerseits wäre eine via Funk angeforderte Rettungsmission durch den Auftraggeber für diesen zu teuer, andrerseits soll die via Shuttle gerettete Person eventuell Hilfe holen. Und wer bezahlt die? Warum manche Crewmitglieder lieber das Leben aller riskieren anstatt in den sauren Apfel zu beißen und 22 Jahre im Hyperschlaf zu verbringen, kann der Film auch nie so recht rüberbringen. *SPOILER* Und warum ein Androide den Platz im Shuttle beansprucht, kann dieser nach einer Enttarnung noch nicht mal dann begründen, als er von Stanton explizit danach gefragt wird. *SPOILER ENDE*

So ist „Space Rangers“ eine einzige vertane Chance für seinen Hauptdarsteller Richard Norton („Eyes of the Dragon“), der als Martial Artist kaum von der Leine gelassen wird. Schauspielerisch macht er das gar nicht schlecht, soweit ihm Buch und Regie dafür Raum lassen, wobei ihm dafür ungefähr zwei Trauerpassagen zugestanden werden. Don Stroud („Space Defender“) spielt das Arschloch vom Dienst zwar im Klischeemodus, aber das mit Elan, und auch James Van Patten („Young Warriors“) als wenig leidsamer Captain macht sich ganz gut. Holly-Lynn Johnson („The Sisterhood“) ist okay als Good Girl, Rebecca Cruz („Teuflische Klasse“) dagegen liefert mieses Schmierentheater als Bad Girl ab. Und Ron O’Neal („Puppetmaster V“), der originale Superfly, macht ein wenig glückliche Figur in dieser wenig glücklich geschriebenen Altersrolle.

So verfügt „Space Rangers“ über eine reizvolle Grundidee, der Regie und Drehbuch dummerweise schnell jeden Reiz austreiben. Das Ergebnis ist unspannend, unlogisch und unterfinanziert, Hauptdarsteller Richard Norton darf kaum zulangen, zumal die wenige Action mäßig inszeniert ist. Die Prämisse, Norton und ein paar andere charismatische B-Fressen heben „Space Rangers“ dann über den absoluten Bodensatz, aber das auch nur knapp.

Knappe:

In Deutschland ist „Space Rangers“ als Einzel-DVD bei EuroVideo/Screen Power erschienen, außerdem als Teil diverser Sammelboxen. Dort liegt er nur in deutscher Sprache vor, als Extras gibt es Trailer sowie Filmographien von Richard Norton und David Huey. Die deutsche Fassung geht ca. 87 Minuten, die US-Fassung ist trotz NTSC-Format rund 6 Minuten kürzer. Szenen, die in der deutschen Fassung abgehackt wirken, wirken auch dort abgehackt, weshalb dies vielleicht nicht an Zensurschnitten, sondern am mangelnden Talent von David Huey liegen dürfte. In anderen Ländern wurde „Space Rangers“ manchmal auch als „Black Forest“, wobei nicht klar ist, worauf sich dieser Titel beziehen soll.

© Nils Bothmann (McClane)

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