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Sphere – Die Macht aus dem All

Originaltitel: Sphere__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1998__Regie: Barry Levinson_Drehbuch: Kurt Wimmer, Stephen Hauser, Paul Attanasio__Darsteller: Dustin Hoffman, Sharon Stone, Samuel L. Jackson, Peter Coyote, Liev Schreiber, Queen Latifah, Marga Gómez, Huey Lewis, Bernard Hocke, James Pickens Jr., Huey Lewis u.a.
Sphere

Sci-Fi-Horror von Barry Levinson nach Michael-Crichton-Vorlage und Kurt-Wimmer-Script: “Sphere”

Nach dem Megaerfolg von „Jurassic Park“ setzte in Hollywood ein Run auf die Bücher von Michael Crichton ein, es folgten Verfilmungen wie „Congo“, „Der 13te Krieger“ oder „Timeline“, die jedoch meist an der Kasse scheiterten. Auch „Sphere“ konnte keinen großen kommerziellen Erfolg verbuchen.

In seiner ersten Hollywoodarbeit adaptierte Kurt Wimmer („Spell“) den Roman, seine Vorarbeit formten Stephen Hauser und Paul Attanasio („Donnie Brasco“) zum fertigen Drehbuch und die Regie übergab man Barry Levinson („The Bay“), obwohl dieser eher für Dramen und Komödien bekannt war. Gemeinsam mit dem Psychologen Dr. Norman Goodman (Dustin Hoffman) wird das Publikum direkt in die Handlung geworfen, als Regierungsleute den Wissenschaftler einsacken. Der denkt, dass die Überlebenden eines Flugzeugabsturzes betreuen soll, ehe ihm langsam dämmert, dass sich der Einsatz auf ein Research Paper stützt, das er dereinst im Auftrag der vorigen Regierung zum Erstkontakt mit außerirdischem Leben schrieb. Dummerweise ging es Norman damals vor allem um die Forschungsgelder, seine Ausarbeitung ist nur teilweise auf Quellen gestützt und bei der Liste möglicher Spezialisten gab er Freunde und Bekannte an.

So kennen sich er und der Rest des herangekarrten wissenschaftlichen Teams, bestehend aus der Meeresbiologin Dr. Elizabeth ‘Beth‘ Halprin (Sharon Stone), dem Mathematiker Dr. Harry Adams (Samuel L. Jackson) und dem Astrophysiker Dr. Ted Fielding (Liev Schreiber). Das birgt bereits Konfliktpotential, da der verheiratete Norman beispielsweise eine Affäre mit Beth hatte – als diese seine Patientin war. Unter den wachen Augen ihres militärischen Aufpassers Captain Harold C. Barnes (Peter Coyote) kann Norman allerdings nur schwer mit der Wahrheit herausrücken. Schnell geht der Film zum Mission Briefing weiter: In den Tiefen des Ozeans wurde ein abgestürztes Raumschiff gefunden, das schon stolze 300 Jahre dort liegen muss.

Nach einem (nicht gezeigten) Crashkurs in Sachen Tauchequipment macht sich das Team erst zur Unterwasserbasis auf, von wo aus es bald das Raumschiff erkundet. Dies scheint menschlichen Ursprungs zu sein. Doch während das Team nach seiner Rückkehr zur Basis noch nachgrübelt, passieren seltsame Dinge, die bald zum ersten Toten führen…

Schaut euch den Trailer zu „Sphere“ an

„Sphere“ erinnert an jene kurze Welle von Unterwasserfilmen mit „Deep Star Six“, „Leviathan“ und „Abyss“, will aber nicht bloß die große Monstersause in der Meerestiefe sein, sondern eher ein psychologisch angehauchter Sci-Fi-Horrorthriller. Also geht nicht bloß die böse Butzemann-Kreatur aus dem All um, sondern es steckt noch mehr hinter dem ganzen Spuk, wobei die Auflösung jedoch so ihre Vorbilder hat. *SPOILER* Das Motiv wurde unter anderem in dem Klassiker „Forbidden Planet“, der Roger-Corman-Produktion „Galaxy of Terror“ und dem kurz zuvor entstandenen „Event Horizon“ verwendet. *SPOILER ENDE* Am Ende des Tages kann man „Sphere“ nun wahlweise dafür loben, dass er mehr als nur ein „Alien“-Derivat unter Wasser sein will, oder dafür kritisieren, dass er dies auf teilweise schwer nachvollziehbare, manchmal sogar sackdumme Weise tut.

Am schlimmsten ist dabei die Schlussphase. Mag das Wie und Warum der Monsterattacken und unheimlichen Vorfälle noch nachvollziehbar sein, so ist alles dahinter es nicht. *SPOILER* Wozu wurde die Kugel überhaupt gebaut, wenn sie anscheinend keine positiven Effekte mit sich bringt? Was war der Sinn der verunglückten Mission? Und warum wird das gute Stück nicht wie der Rest des Schiffs bei der finalen Explosion zerstört, sondern schwebt danach ins All? Bonusfrage: Warum manifestiert sich sonst nur Unterbewusstes, die Protagonisten können ihre Macht am Ende aber bewusst zum Vergessen einsetzen? *SPOILER ENDE* Die Menge offener Fragen und Logiklücken ist groß. Auch ist schwer zu verstehen, warum all diese Wissenschaftler mit teilweise mehreren Doktortiteln so lange brauchen, um auf den Trichter zu kommen, wenn ihnen des Rätsels Lösung quasi schon zur Halbzeitmarke ins Gesicht schreit.

Das Casting ist dabei sowieso begrenzt glücklich. Dustin Hoffman („Billy Bathgate“) ist auf dem Papier sicher keine schlechte Wahl für den Wissenschaftler als Krisenheld (siehe etwa „Outbreak“) und Sharon Stone („Sliver“) zeigt Einsatz auf der Suche nach Rollen abseits ihres Images als Sexbombe. Dummerweise spielen beide die Wissenschaftler über weite Strecken des Films so, als seien diese immer noch im Hörsaal und würden nicht gerade vor Ort die vielleicht größte Entdeckung der Menschheit machen. Das bessert sich erst im Schlussspurt des Films. Samuel L. Jackson („The Protégé“) vereint sein Image als cooler Motherfucker ganz brauchbar mit der Rolle des studierten Mathematikers, gibt sich in manchen Szenen aber dem fröhlichen Overacting hin. Liev Schreiber („Scream“) als Jungwissenschaftler und Peter Coyote („Cybertech P.D.“) als bärbeißiger Militärkontakt sind okayer Support, in unauffälligen Nebenrollen tauchen Queen Latifah („New York Taxi“) und Musikstar Huey Lewis auf.

Es ist allerdings wenig hilfreich, dass die Figuren quasi in der Reihenfolge der Popularität ihrer Darsteller den Löffel abgeben und die großen Stars mehr oder minder gesetzt als Überlebende sind. Ebenfalls wenig spannungsfördernd ist das Timing der Monsterattacken. An einer Stelle etwas stellt die Crew fest, dass eines ihrer Mitglieder aus unerfindlichen Gründen und ohne Absprache außen an der Basis herumfuhrwerkt, nur damit es gleich verhackstückt werden kann. Da kommt ein Zittern um das Schicksal dieser Figur erst gar nicht zustande. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Kapitelstruktur des Films, die sicherlich dazu beiträgt, manchen Zeitsprung durch Einblendung des nächsten Kapitelnamens zu erklären, oft genug aber für Brüche sorgt, die das Publikum aus dem Film herausreißen.

Vielleicht mag Barry Levinson auch nicht die glücklichste Wahl für den Film gewesen sein, denn manchmal inszeniert er „Sphere“ eher wie ein Charakter-Kammerspiel, in dem die Figuren viel zusammensitzen und reden, manchmal leider redundantes Zeug, und nicht wie eine Big-Budget-Sause. Dabei hat „Sphere“ eine durchaus packende Atmosphäre, die immer dann zum Tragen kommt, wenn Levinson auf die Kraft der Bilder von Kameramann Adam Greenberg („Eraser“) vertraut. Die Enge der Unterwasserbasis, das Interieur des abgestürzten Raumschiffs und vor allem die dunkle Tiefsee, aus der jederzeit etwas attackieren kann, sorgen für Stimmung, aus der noch nicht einmal die Tatsache herausreißen kann, dass die titelgebende güldene Sphäre eher wie ein gigantisches Ferrero Rocher aussieht.

So ist „Sphere“ stets dann am besten, wenn er sich weniger als vermeintliche Science Fiction für das denkende Publikum versucht, sondern eher auf die Magengrube und den Adrenalinspiegel abzielt. Wenn das Misstrauen innerhalb der Crew hochkocht und man sich untereinander ausbooten will, wenn Figuren zu brisanten Außeneinsätzen in den gefährlichen Wassern gezwungen sind, wenn am Ende die obligatorische Bombe mit Zeitzündern hochgeht und vor allem wenn das Viehzeug angreift, dann ist richtig Leben in der Bude. Warum die 80-Millionen-Dollar-Produktion alle Kreaturen bis auf den Riesenkalmar zeigt, der nun die größte Bedrohung darstellt, wird das Geheimnis der Filmemacher bleiben, doch Wesen wie Tiefseeschlangen und Killerquallen sind stark designt. Szenen wie Normans Flucht durch das kalte Wasser ohne Schutzanzug sorgen für Spannungsausschläge, selbst wenn sie der anfänglichen Aussage widersprechen, dass man noch zwei Minuten ohne Schutz in den eisigen Wassern einfach erfriert – Norman ist nach Erreichen der Station ein bisschen kalt, aber das war es auch schon.

So bleibt der Versuch eines psychologisch grundierten, klugen Sci-Fi-Horrorthrillers, der jedoch an entscheidenden Stellen doof ist. Auch das begrenzt glückliche Casting und die gelegentlich holprige Erzählweise schaden „Sphere“, der dafür mit dichter Atmosphäre, schicken Unterwasser-Bildern und stark inszenierten Monsterszenen punkten kann. Ein zwiespältiges Vergnügen, aus dem man mit Feintuning einen echten Kracher hätte machen können.

Starke:

Warner hat „Sphere“ in Deutschland auf DVD veröffentlicht, ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben. In Sachen Bonusmaterial gibt es nur Texttafeln zum Regisseur und den Hauptdarstellern.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Warner__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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Categorised in: Reviews, the Horror Pit

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