Originaltitel: Steel Dawn__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1987__Regie: Lance Hool__Darsteller: Patrick Swayze, Lisa Niemi, Anthony Zerbe, Christopher Neame, Brion James, John Fujioka, Brett Hool, Marcel Van Heerden, Arnold Vosloo, James Whyle, Russel Savadier u.a. |

Endzeitaction von Lance Hool mit Patrick Swayze: „Steel Dawn“
Als Produzent war Lance Hool länger tätig, als Regisseur eher glücklos. Mit „Missing in Action 2“ inszenierte er das eigentlich Original von Cannons Actionreihe, das aus Marketinggründen als Sequel veröffentlicht wurde. Doch sein zweiter Film „Steel Dawn“ geriet zum niedrig budgetierten Flop, der auf der damals schon abebbenden Endzeitwelle reiten wollte, weshalb er danach nur noch „Rileys letzte Schlacht“ mit Tom Berenger inszenieren konnte.
„Steel Dawn“ merkt man die Inspiration durch große Hits an, bereits in der Auftaktszene. Der Held, ein Nomade (Patrick Swayze), dessen Name nie genannt wird, wird inmitten der Endzeitwüste von Angreifern attackiert, die wie Kreuzung aus den „Star Wars“-Sandleuten und „Mad Max“-Mutanten aussehen. Immerhin graben sie sich putzig ein und aus, als sie ihn angreifen, doch der schwertschwingende Krieger erledigt sie dennoch samt und sonders. Der Grund für den Zusammenbruch der Zivilisation liegt dieses Mal in einem verheerenden Krieg, in dem auch unser Hero dereinst kämpfte.
Bei seinen Wanderschaften begegnet er auch seinem alten Lehrmeister Cord (John Fujioka), doch das Wiedersehen ist nur von kurzer Dauer, denn in einer Taverne wird der Held von Sho (Christopher Neame) niedergeschlagen, der den Lehrer anschließend im Nahkampf meuchelt. Das schreit nach Rache, weshalb der Krieger sich nun in jenen Landstrich begibt, in dem Cord eigentlich als Friedensstifter für einen Rest von Ordnung sollte. Also Raum für einen Racheplot, den „Steel Dawn“ dann allerdings bis zum letzten Drittel komplett aufs Abstellgleis schiebt und dann eher nebenbei hervorkramt.
Der Nomade gelangt zu einer Farm, wo Tark (Brion James) Vorarbeiter ist und auch Kasha (Lisa Niemi) und deren John Jux (Brett Hool) leben. Der Held verdingt sich als Arbeiter, muss aber seine Kriegerfähigkeiten wieder auspacken, als der schurkische Damnil (Anthony Zerbe) und seine Schergen die Farm bedrohen…
httpv://www.youtube.com/watch?v=39UbyppM_tc
Endzeitfilme beschreiben nicht nur einen Rückfall in archaische Zeiten, sie nähern sich oft auch Genres an, die jene archaischeren Zeiten beschreiben, etwa dem Barbarenfilm oder dem Western. Letzterer stand unübersehbar Pate bei „Steel Dawn“: Der schweigsame Loner, der eine Gesellschaft friedlicher Siedler vor Banditen beschützt, die Tatsache, dass er am Ende doch nicht bleiben kann, sondern weiterziehen muss, und der Endkampf gegen den Kopfgeldjäger mit den ebenbürtigen Fähigkeiten, das kennt man aus amerikanischen und Italowestern – allen voran dem Klassiker „Shane“. An diesem orientiert sich „Steel Dawn“ besonders, auch zu erkennen daran, dass der Held nicht nur zu Kashas Lover, sondern auch zum Lehrmeister und Ersatzvater für ihren Sohn wird. Außerdem sind noch Sprengsel des Samuraifilms in „Steel Dawn“ zu finden. John Fujioka gibt hier den Lehrmeister, ähnlich wie er es davor und danach in „American Fighter“ und „American Samurai“ tat. Sho als Nemesis des Helden möchte diesen allein und im fairen Kampf besiegen, er folgt also einem klaren Ehrenkodex. Dass er dann am Ende von Damnil angeheuert wird, nimmt den erwähnten Racheplot zwar wieder auf, doch zeigt es auch nur wie nebensächlich dieser Aspekt für Drehbuchautor John Lefler („Vytor: The Starfire Champion“) ist.
Auch sonst hat das Script nicht viel zu bieten, zumal es „Steel Dawn“ unheimlich an Tempo mangelt. Die saftlose Lovestory zwischen Kasha und dem Helden interessiert nie, ebenso wenig die Pläne der bösen Butzemänner, die halt nur die Macht wollen und sonst blass bleiben. So plätschert der Film dahin, lässt den Nomaden seine Fähigkeiten bei kleinen Prügeleien und einem Überfall auf Damnils Lager zeigen und hält die Spannungskurve enttäuschend flach. Viel los ist aus Budgetgründen auch nicht, weshalb Damnil nur über eine überschaubare Anzahl von Häschern versucht, die eine überschaubare Anzahl Zivilisten knechten wollen – in wackeligen Setbauten-Hütten hausen sie eh alle, wobei das immerhin etwas abgewrackten Endzeitcharme besitzt. Es gibt auch ein paar interessante Facetten dieser Zukunftsvision, vor allem das Fehlen von Autos und Schusswaffen unterscheidet „Steel Dawn“ von anderen „Mad Max“-Plagiaten. So sind die Schwertkämpfe und die Fortbewegung mit Gleitern, die wie eine Mischung aus Katamaran und Streitwagen wirken, reizvolle Ideen, die leider kaum genutzt werden: Die Klingen sprechen nur am Anfang und Ende, die Gleiter sieht man kaum in Aktion.
Im Endzeitfilm bekriegen sich die Parteien ja meist wegen Benzin, Schusswaffen oder Wasser – da es die ersten beiden in „Steel Dawn“ nicht gibt, ist letzteres hier der Anlass für Krawall. Nur leider viel zu selten. Im Mittelteil gibt es nur die erwähnten Scharmützel, von denen manche auch wie eine Schulhofschlägerei unter Drittklässlern daherkommen. Nur der Auftakt und der Showdown zeigen das Potential des Films, gerade in den ziemlich stark choreographierten Schwertkämpfen, aber auch eine Jagd mit den Gleitern kann sich sehen lassen. Und Sho ist eine interessante Antagonistenfigur, die das Fehlen von großer Metzelmasse in Damnils Diensten teilweise ausgleicht: Er sieht aus wie Mischung aus Wikinger und Hair-Metal-Sänger, ist mit seinem Kodex kein simpler Bösling und kann dem Helden ordentlich Contra geben.
Zudem spielt Christopher Neame („Martial Law“) diesen Gegner auch mit Charisma, was ebenfalls ein Pluspunkt ist. Dagegen wirkt Anthony Zerbe („Fahr zur Hölle, Liebling“) etwas blass als eigentlicher Oberschurke, was dem Film wiederum nicht gut tut. Auch Lisa Niemi („Ruf nach Vergeltung“) mag als Ehefrau des Hauptdarstellers vielleicht gern Zeit mit ihrem Gatten am Set verbracht haben, wirkt aber steif und ausdrucksarm. Dagegen gibt Patrick Swayze („Gefährliche Brandung“), der diesen billigen Endzeitreißer auf seinen Megaerfolg „Dirty Dancing“ folgen ließ, als maulfauler Loner mit gelegentlichen Onelinern und Kickboxfähigkeiten einen überzeugenden Helden ab. Zu Damnils Handlangern gehört ein junger Arnold Vosloo („Harte Ziele“) und Brion James („Red Scorpion“) überrascht dadurch, dass seine Figur den ganzen Film über auf Seiten der Guten bleibt. Das ist man angesichts seiner sonstigen Filmographie kaum gewöhnt.
So hat „Steel Dawn“ schon kleinere Meriten, gerade in den Schwertkämpfen und im Westernflair des Ganzen, erweist sich aber als recht zäher Endzeit-Actionfilm mit einigen Hängern, in denen bedeutungsschwanger salbadert wird, während Fäuste und Klingen Pause haben. Da Lance Hools Film allerdings wenig zu sagen hat, bleiben diese Passagen egal und tumb. Wer dennoch einen verklausulierten Eighties-Western mit Patrick Swayze in der Hauptrolle sehen will, der greift lieber zu „Road House“.
„Steel Dawn“ ist bei mehreren Labels auf DVD und Blu-Ray erschienen, zuletzt bei Digidreams. Die Fassungen sind ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben. In Sachen Bonusmaterial gibt es Trailer, Pressematerial, ein Making Of, ein Behind the Scenes und den Killcount zum Film.
© Nils Bothmann (McClane)
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