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The Amateur

Originaltitel: The Amateur__Herstellungsland: Kanada, USA__Erscheinungsjahr: 2025__Regie: James Hawes__Darsteller: Rami Malek, Julianne Nicholson, Jon Bernthal, Rachel Brosnahan, Caitríona Balfe, Laurence Fishburne, Holt McCallany, Adrian Martinez, Joseph Millson u.a.
Rami Malek ist The Amateur Filmposter

Rami Malek ist „The Amateur“.

Charles Heller ist ein Ass im Dechiffrieren und Analysieren von Daten. Bei der CIA reicht dies trotzdem nur zu einem Büro in den Kellerebenen. Doch das kommt dem introvertierten Agenten gar nicht einmal so unrecht. Er hat es nicht so mit anderen Menschen. Eine wichtige Ausnahme: Seine Frau Sarah. Die weiß ihren Nerd genau richtig zu nehmen.

Eines Tages bricht Sarah zu einer Dienstreise nach London auf. Hier gerät sie in eine Geiselnahme und wird von den Lumpen eiskalt hingerichtet. Als Charles davon erfährt, bricht für ihn eine Welt zusammen. Er will Gerechtigkeit. Schnell macht er, was er am besten kann: Er analysiert, was in London passiert ist. Kurz darauf kann er alle Verdächtigen mit Namen benennen.

Doch als er seinen Vorgesetzten seine Erkenntnisse präsentiert, wissen die längst Bescheid. Charles muss feststellen, dass seine Frau für seine Vorgesetzten nichts zählt. Sie denken gar nicht daran, die Schuldigen zu bestrafen. Der Analytiker schaltet darum einen Gang rauf. Bei seinen Recherchen sind ihm Unterlagen untergekommen, die nahelegen, dass seine Vorgesetzten ordentlich Dreck am Stecken haben.

Er droht, diese Unterlagen öffentlich zu machen. Er würde nur darauf verzichten, wenn sie ihm eine Ausbildung als Field Agent garantieren und ihn auf seinem Rachefeldzug mit Geld und Equipment unterstützen. Charles bekommt die Zusage und stürzt sich in seinen privaten Feldzug, der ihn durch halb Europa führen wird.

Schaut in den Film hinein

Actionthriller mit Rami Malek

„The Amateur“ basiert auf dem gleichnamigen, 1981 veröffentlichten Roman von Robert Littell. Dieser wurde noch im gleichen Jahr von Charles Jarrott mit einer Verfilmung bedacht. In der nahm John Savage Rache für die Ermordung seiner Freundin. Seitdem ist viel Wasser die verschiedensten Flüsse hinunter geflossen. Zeit also für ein modernisiertes Remake. Die Regie übernahm der Brite James Hawes, der sich mit starken Arbeiten für das TV und das Drama „One Life“ einen Namen gemacht hatte.

Er feiert in seiner Adaption die Intelligenz eines Jedermanns, der einen nicht ganz typischen Rachefeldzug in die Wege leitet. Denn sowohl Charles Heller als auch sein ihm zur Seite gestellter Ausbilder Henderson stellen sehr schnell fest, dass in Heller keine One Man Army steckt, die ihre Gegner auf kurze Distanz mit entsprechenden Feuerwaffen oder Messern aus dem Spiel nimmt. Entsprechend schaltet er fortan seine Opfer mit Sprengsätzen und den Gesetzen der Physik aus.

Und die ihn auf Schritt und Tritt verfolgende CIA trickst er mittels seiner technischen Kenntnisse aus. Immerhin hat er so manche Tracking-Software des Geheimdienstes selbst entworfen. Rami Malek („Keine Zeit zu sterben“) erweckt diese Figur extrem nuanciert zum Leben und nimmt den Zuschauer brutal für seine Figur ein.

Rami Malek will den Tod von Rachel Brosnahan rächen in The Amateur

Charles Heller und seine Sarah in glücklichen Zeiten. Copyright: 20th Century Studios. All Rights Reserved / John Wilson

So entsteht vor dem Auge des Zuschauers eine wirklich reizvolle Rächerfigur, die durch zahlreiche „Fehler“ nur noch lebendiger wird. Denn Heller verhält sich in den Actionszenen geradezu tollpatschig und unkoordiniert. Was auch nicht verwundert, da er zuvor nie im Außeneinsatz war. Und im größten Stress unterlaufen auch dem brillanten Heller Nachlässigkeiten, die man ihm gar nicht zutrauen würde.

Doch auch die Figuren um Heller sind durchaus interessant. Vor allem sein Ausbilder Henderson, zurückhaltend und sehr souverän von Laurence Fishburne („John Wick: Kapitel 4“) gespielt, macht mit seinen vollkommen unvorhersehbaren Entscheidungen viel Spaß. Und die in keinster Weise überzeichneten Bösewichter werden zur Überraschung Hellers irgendwann zugeben, dass seine Frau für sie kein gesichtsloses Opfer war. Dass sie die Frau viel eher als heldenhaft empfunden hätten.

Das sorgt für Interesse beim Zuschauer. Und der Rachefeldzug quer durch Europa birgt genug Spannung, um im Film drin zu halten. Zumal Heller selbst immer befürchten muss, dass die ihn jagende CIA das Versteck der kompromittierenden Daten über seine Vorgesetzten finden, ihm alle Unterstützung entziehen und ihn des Hochverrates bezichtigen könnte. Die Spannungsspitzen liefern dann die Tötungen der Mörder von Hellers Frau. Die sorgen für amtliche Adrenalineinspritzungen und werden zumeist von kleineren Actionszenarios gefolgt.

James Fishburne als Henderson

Henderson soll Heller zum Field Agent machen. Copyright: 20th Century Studios. All Rights Reserved / Jonathan Olley

Dabei spielt die Action in „The Amateur“ eher eine untergeordnete Rolle. Klar, die Rachetour von Heller birgt eine gewisse Dynamik mit ihren vielen Schauplatzwechseln. Sachen explodieren und es wird auch mal geballert oder aufeinander eingeprügelt – ein Actioner wird der Film so aber nicht. Highlight ist eine Verfolgungsjagd zwischen einem PKW, der eine Strandstraße entlangrast, und einem Patrouillenboot, von dem aus auf das Auto geballert wird. Ein echter Actionfilm hätte das für fette Bilder genutzt, „The Amateur“ lässt die Einlage eher unpointiert auslaufen.

Doch „The Amateur“ hat leider ganz andere Probleme als einen Mangel an Action. Denn in der an sich reizvollen Erzählung funktioniert manches Element so gar nicht. Das beginnt mit dem Pärchen aus Charles und seiner Sarah. Eine kleine Montage zu Beginn soll uns deren Liebe und Verbundenheit nahe bringen, wirkt aber eigenartig unauthentisch, mit seltsamen Dialogen durchsetzt und offenbart eine mangelhafte Chemie zwischen Rami Malek und seiner Co-Darstellerin Rachel Brosnahan („Dead for a Dollar“). Kleine, flirrende Einschübe im Laufe des Filmes, in denen Charles seine Sarah um sich herum agieren sieht, wirken intimer und inniger als der komplett misslungene Einstieg.

Zudem hat der Film Szenen und Figuren, deren Sinn sich nie so wirklich erschließt. Die komplette Episode in Marseille muss hier genannt werden. Derartige Szenen helfen der Spannung nicht wirklich und sorgen für Momente, in denen „The Amateur“ Leerlauf produziert. Noch viel schlimmer trifft es jedoch Jon Bernthals („The Accountant 2“) Figur The Bear, deren erster Auftritt total unpointiert im Nichts verläuft und deren zweiter Auftritt ein vollkommen nichtssagendes Rätsel bleibt. Immer wieder hat man das Gefühl, dass zur Straffung des ohnehin zu lang laufenden Filmes so manche Szene weichen musste, die manchen Episoden und Figuren vermutlich geholfen hätte.

Rami Malek im Agententhriller The Amateur

Charles Heller auf den Spuren der Mörder seiner Frau. Copyright: 20th Century Studios. All Rights Reserved / John Wilson

Zudem häufen sich die Momente, in denen Heller total beliebig die Schauplätze wechselt. Zwischen Istanbul, Madrid und Rumänien liegt hier nur ein Schnitt. Was aufgrund der allgemeinen Situation im Film (Heller wird von der CIA gejagt!) nicht ganz so einfach sein dürfte. Hier wird es dann auch immer mal wieder etwas unlogisch. Dazu kommen dann auch Figuren, deren Motivationen total im Unklaren bleiben. Eine von Caitríona Balfe („Escape Plan“) okay geschauspielerte Informantin sei dahingehend genannt. Und der von Holt McCallany („Cash Truck“) richtig cool gespielte Director Moore kommt als Antipode Hellers ebenfalls nie wirklich zur Entfaltung. Kurzum: „The Amateur“ lässt doch einiges an Potential ungenutzt verstreichen.

Inszenatorisch sorgen die zahlreichen Schauplatzwechsel für ein gewisses „Bondiges“ Flair. Regisseur James Hawes lieferte dazu passende, wertige Bilder und ließ seinen Komponisten Volker Bertelmann einen schönen Score zaubern. Einzig das manche Szenerien seltsam in Dunkelheit absaufen und man teilweise gar nicht erkennt, wer da gerade spricht, befremdet während des Filmgenusses. Und Hawes ist einer jener Filmemacher, die meinen, dass man hektische Momente auch genauso bebildern muss. Sprich, in der Action geht leider gerne mal der Überblick verloren.

„The Amateur“ ist halt kein Profi

Es gibt wirklich starke Momente in „The Amateur“. Die gesamte Einlage um einen zwischen zwei Wohntürmen schwebenden Swimmingpool gehört definitiv dazu. Doch selbst bei dieser Szene meint man, dass irgendwie mehr drin war. Man diese besser hätte auskosten können. Klar, wie Industrial Lights & Magic die Szene mit großer Zerstörung beendet, ist definitiv technisch perfekt umgesetzt, aber letzten Endes fehlt irgendwas. Und das gilt für den gesamten Film.

Vielen Pluspunkten stehen hier echte Problemherde gegenüber. Auf wirklich tolle Szenen folgen total belanglose. Während die eigentliche Handlung von toll geschriebenen und gespielten Figuren vorwärts getrieben wird, bremsen sie egale und nichtssagende Figuren wieder ein. Immer mal wieder meint man, der Film verliere gar seinen Fokus – so beliebig werden manche Nebenschauplätze gereicht. Infolgedessen sind hier an Stellen Spannungsabbrüche zu verzeichnen, wo man viel lieber atemlose Adrenalineinspritzungen gesehen hätte. Das alles macht den Agententhriller zu keinem Reinfall, er hatte aber definitiv die Anlagen, weitaus spannender zu unterhalten.

05 von 10

Der Film läuft seit dem 10. April 2025 in den deutschen Kinos. Er kommt von den 20th Century Studios und ist mit einer Freigabe ab 12 ungeschnitten. Seit Mitte Juni 2025 durchläuft er die digitale Auswertungskette und erscheint am 11. Juli 2025 auf DVD, Blu-ray und 4K UHD.

In diesem Sinne:
freeman

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