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Unbesiegbar – Der Traum seines Lebens

„Unbesiegbar“ basiert auf wahren Begebenheiten, ist aber gewissermaßen ein typisch amerikanisches Sportmärchen. Mark Wahlberg gibt den Aushilfslehrer und Barmann Vince Papale, der in den 1970ern die große Chance erhält: Obwohl er schon 30 Jahre alt ist, bewährt er sich bei einem Probetraining der Philadelphia Eagles und hat die Chance Footballprofi zu werden.

Originaltitel: Invincible__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2006__Regie: Ericson Core__Darsteller: Mark Wahlberg, Greg Kinnear, Elizabeth Banks, Kevin Conway, Michael Rispoli, Kirk Acevedo, Dov Davidoff, Michael Kelly, Sal Darigo, Nicoye Banks, Turron Kofi Alleyne, Cosmo DeMatteo, Paige Turco, Michael Nouri, Stink Fisher, Randy Couture u.a.
Unbesiegbar

Mark Wahlberg lebt den American Dream als Vince Papale in “Unbesiegbar”

Sportfilme im Allgemeinen und Footballfilme im Besonderen sind fast immer Geschichten über den American Dream, über den Sieg des Underdogs – kein Wunder, dass man „Invincible“ hierzulande nicht nur „Unbesiegbar“ taufte, sondern auch noch den Untertitel „Der Traum seines Lebens“ verpasste.

Man schreibt das Jahr 1976, die Stimmung ist am Boden. Die Nachwehen des Vietnamkriegs haben das Land demotiviert, die wirtschaftliche Situation ist schlecht. In Philadelphia bieten die Spiele des Traditionsteams der Philadelphia Eagles ebenfalls kaum Grund zur Freude, denn die Footballer fahren eine Niederlage nach der anderen ein. Hauptfigur Vince Papale (Mark Wahlberg) kann in den Katzenjammer einstimmen: Er schlägt sich als Barmann und Aushilfslehrer durch, beides mäßig bezahlte Teilzeitjobs, von denen er den einen auch noch verliert, als die Schulbehörde weiter Budget sparen muss. Das zentrale Anliegen von Regisseur Ericson Core („Point Break“) und Drehbuchautor Brad Gann („Black Irish“) ist die Verbindung von Mikro- und Makroebene, die man schon an dieser Schichtung der verschiedenen miteinander verbundenen Perspektiven sieht.

Dick Vermeil (Greg Kinnear) soll als neuer Coach Abhilfe schaffen und hat schon eine Idee, um Aufmerksamkeit zu generieren und zumindest positive Stimmung zu verbreiten: Ein öffentliches Probetraining, an dem Ortsansässige teilnehmen können. Zu diesem Zeitpunkt hat der Film Vince natürlich schon als Trumpf-As der nachbarschaftlichen Footballspiele mit den Kumpels etabliert, der schnell läuft und ruckzuck den Spielverlauf dreht, sobald er das Feld betritt. Auf Anraten seiner Freunde versucht er es auch und beeindruckt als einziger von vielen Kandidaten – dabei ist er 30 Jahre alt (im Profisport also fast schon ein Opa) und hat nur Highschool-Footballerfahrung, noch nicht mal einen Run in der Collegeliga.

Als Vince in die engere Auswahl für den nächsten Kader der Eagles kommt, wird er zum Local Hero. Doch kaum jemand rechnet damit, dass er es in die endgültige Aufstellung schafft. Doch Vince nutzt die Chance zur Bewährung, ähnlich wie das in Ungnade gefallene Team sie nutzen muss…

httpv://www.youtube.com/watch?v=2TbnfDJCLWU

Unbesiegbar

Vince (Mark Wahlberg) und Janet (Elizabeth Banks) verstehen sich gut

So muss sich jeder in diesem Film bewähren: Vince, Dick, die Eagles, die Arbeiter aus Amerika im Allgemeinen und aus Philadelphia im Speziellen. Das dekliniert „Unbesiegbar“ auch an diversen Nebenfiguren durch, vor allem den Kumpels von Vince. Tommy (Kirk Acevedo) hat Angst, weil ein Streik der Gewerkschaften aufzieht, der Ärger mit den Fabrikanten bedeutet, Pete (Michael Kelly) knabbert immer noch daran, dass sein Bruder nicht aus Vietnam zurückkehrte, Johnny (Dov Davidoff) ist seit längerem arbeitslos und fürchtet sich davor, dass auch noch die Clique auseinanderbricht. Football hält sie zusammen und gibt ihnen Hoffnung, sodass Vince‘ Aufstieg zweierlei bedeutet: Einerseits können sie einen der ihren nun anfeuern, andrerseits droht er damit auch der Freundesclique verlustig zu gehen. Es ist redlich, dass Core und Gann ein Panorama des Arbeiterklassen-Amerikas zeichnen wollen, doch letztendlich scheitern sie ein wenig an ihrer Halbherzigkeit: Vieles wird zwar angesprochen, aber nicht aufgelöst – ob und wie Tommy, Pete und Johnny mit ihren Problemen fertig werden, das spielt im weiteren Verlauf keine echte Rolle mehr.

So ist „Unbesiegbar“ dann eine dieser typischen Erfolgsstorys, in denen sich der Held durch Talent und Fleiß bewährt. Vince Papale und seine Underdog-Story gab es wirklich, der Mann war auch als Berater am Set, wenngleich „Unbesiegbar“ manches davon noch hollywoodesk überhöht und verdichtet, aber so funktioniert Dramaturgie nun einmal. Jedoch bedeutet es auch, dass sich das Ganze im Endeffekt wenig von anderen Sportfilmen unterscheidet – gerade durch den Schauplatz Philadelphia werden Erinnerungen an „Rocky“ wach, dem „Unbesiegbar“ mit einer Jogging-Einlage Vince‘ durch die Straßen auch noch Tribut zollt. Aber Boxen und Football sind wohl auch die typischen US-Sportarten, anhand derer man die Story vom ganzen Kerl mit dem reinen Herzen am besten erzählen kann.

So ist die Struktur wohlbekannt, wenn Vince auf die ersten Hindernisse stößt, sich durchbeißt und kreative Lösungen für Probleme findet (etwa indem er leichtere Polsterung anzieht, um schneller rennen zu können). Am Ende steht die große Bewährungsprobe für Vince und das Team, nachdem man sechs Vorsaisonspiele und den Auftakt verloren hat – es ist natürlich der verdiente wie glorreiche Sieg, natürlich vor allem durch Vince verantwortet. Die Freunde jubeln, ebenso die Barkeeperin Janet (Elizabeth Banks), die sich mittlerweile als traumhafter Ersatz für die abhandengekommene Ehefrau erwiesen hat. Ein paar Schlusstitel klären noch über das weitere Schicksal von Vince, Dick und den Eagles auf, Friede, Freude, Eierkuchen. Manchmal ist „Unbesiegbar“ emotional, etwa wenn Vince seinen Freunden beweist, dass er immer noch der Junge aus dem Viertel ist, mal lustig, etwa wenn ihm der ruppige Profi Denny Franks (Stink Fisher) auf sehr eigenwillige Tipps gibt, wie man die Gewichtsverlagerung eines Gegners erkennt.

Unbesiegbar

Coach Dick Vermeil (Greg Kinnear) gibt Vince seine Chance

Was „Unbesiegbar“ dann zu einem besseren Vertreter derartiger Konfektionsware macht, ist das Casting. Gerade Mark Wahlberg („Spenser Confidential“) spielt – wie so oft – den Helden der Arbeiterklasse mit Muckis und Charme. Im Vergleich zum ähnlich gelagerten „Rock Star“, in dem er ebenfalls ein Fan gab, der mit seinen Idolen auftreten durfte, ist seine Rolle hier ernster angelegt, der nahbare Everyman, den man den Erfolg gönnt und der daran nicht zu zerbrechen droht. Mit Elizabeth Banks („The Hunger Games“) hat er einen guten Konterpart gefunden, die charmant dagegen anspielt, dass die Männer klar im Zentrum stehen. Etwas, das Paige Turco („Daddy ohne Plan“) als Vermeil-Ehefrau nicht gelingt. Greg Kinnear („Fast Food Nation“) bietet guten Support als väterlicher Coach, während Kirk Acevedo („Planet der Affen – Revolution“), Michael Kelly („Man of Steel“), Dov Davidoff („The Comedian“) und Michael Rispoli („Empire State“) in den Rollen von Vince‘ Kumpeln das heimliche Herz des Films sind.

Zudem lässt Core in seiner Doppelfunktion als Regisseur und Kameramann ziemlich gut aussehen. Die Gelb-Braun-Töne des Films fangen die Seventies-Stimmung und die mäßig gute wirtschaftliche Lage Philadelphias adäquat ein. Natürlich gibt es auch die für den Sportfilm so wichtigen Spiel- und Trainingsszenen, in denen der Schnitt nicht immer optimal ist, die aber dich mitzureißen wissen. Vor allem das Finale packt das Publikum, ist eben nicht nur ans Ende des Films gesetzt, sondern auch in Sachen Flair und Inszenierung der Höhepunkt des Films. Es gibt sicher Footballfilme, die noch mehr und noch packendere Spielszenen haben, aber „Unbesiegbar“ ist in der Hinsicht schon ein guter Vertreter seiner Klasse.

Insofern erfindet Cores Spielfilmdebüt den Sportfilm sicher nicht neu, eher im Gegenteil: Es ist die übliche Geschichte des bzw. der Underdogs, die sich bewähren (sowohl Vince als auch die Eagles), er erzählt die Mär vom Wahrwerden des American Dream, er ist ein bisschen lustig, ein bisschen emotional. Doch „Unbesiegbar“ ist ansprechend gefilmt und gut besetzt, macht in den Spiel- und Trainingsszenen Laune und versucht zumindest über den Tellerrand der Sportmärchen hinauszugucken, auch wenn er diesen Ambitionen nicht ganz gerecht wird.

Buena Vista/Walt Disney hat „Unbesiegbar“ hierzulande auf DVD herausgebracht. Der Film ist ab 6 Jahren freigegeben und in Sachen Bonusmaterial gibt es zwei Audiokommentare, eine Featurette und Trailer.

© Nils Bothmann (McClane)

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