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Road to Hell

Originaltitel: Road to Hell__Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2012__Regie: Albert Pyun__ Darsteller: Michael Paré, Clare Kramer, Courtney Peldon, Deborah van Valkenburgh, Roxy Gunn, Joei Fulco, Anita Leeman, Norbert Weisser, Scott Paulin, …

Das für die Premiere auf dem "PollyGrind"-Festival kreierte Poster-Motiv.

Das für die Premiere auf dem “PollyGrind”-Film-Festival kreierte Poster-Motiv.

Ein früheres Poster-Motiv aus der Zeit vor der Änderung des visuellen Stils des Films.

Ein früheres Poster-Motiv aus der Zeit vor der Änderung des visuellen Stils des Films.

httpv://www.youtube.com/watch?v=MK4SSCAfusI&feature=youtu.be

A very different time, a very different place – but still a Rock ‘n’ Roll fable…

Albert Pyun´s „Road to Hell“ ist ein überaus eigenwilliger Streifen. Zugegeben, nicht gerade wenige seiner Veröffentlichungen lassen sich auf diese oder ähnliche Weise charakterisieren – und dennoch vermag das Werk selbst aus eben jenen Reihen noch markant herauszuragen, in erster Linie aufgrund seines ungewöhnlichen Stils sowie der speziellen Entstehungsgeschichte dahinter. Zurückzuführen ist das alles auf Walter Hill´s 1984er Genre-Mix „Streets of Fire“: In einem angrenzend zeitlosen „Retro-Setting“ angesiedelt, handelte die für rund 14,5 Millionen Dollar produzierte Kombination aus Musikfilm, Crime-Drama und Action-Thriller von dem ehemaligen Soldaten Tom Cody (Michael Paré), der sich auf der Bitte seiner Schwester Reva (Deborah van Valkenburgh) hin in seiner Heimatstadt auf die gefährliche Suche nach seiner Ex-Freundin Ellen Aim (Diane Lane) begibt – ihres Zeichens eine bekannte Sängerin, welche kurz zuvor seitens des Biker-Gang-Leaders Raven (Willem Dafoe) verschleppt worden war. Obgleich der kommerzielle Erfolg an den Kinokassen ausblieb, erwarb sich das ambitionierte Projekt unter entsprechend geneigten Zuschauern rasch einen achtbaren „Kult-Status“, welcher sich in den folgenden Jahren zunehmend weiter verfestigte. Ursprünglich sogar mal als Trilogie geplant, änderte allerdings auch letztere Gegebenheit nichts daran, dass die beiden potentiellen Sequels „the Far City“ und „Cody´s Return“ nie realisiert wurden…

Pyun selbst hatte sich „Streets of Fire“ erstmals im Zuge eines „Pre-Release-Screenings“ auf dem Gelände der „Universal Studios“ angesehen. Seither einer seiner Lieblingsfilme, kam es zwischen ihm und seiner Partnerin Cynthia Curnan wiederholt zu Diskussionen hinsichtlich des gebotenen Endes: Während er es als „wahnsinnig romantisch“ empfand, hielt sie es dagegen für „tragisch“ und hegte obendrein das Gefühl, dass Ellen und Cody auf jenem Wege „etwas Schreckliches“ bevorstehen würde. Daraus hervorgehend sowie dank einer Interessensbekundung Parés zusätzlich bestärkt – mit welchem sie und Albert sich 2007 im Rahmen eines spanischen Festivals trafen – verfasste Cynthia schließlich das Skript zu „Road to Hell“. Der von ihr gewählte Ansatz entspricht beileibe nicht dem einer Fortsetzung im klassischen Sinne – stattdessen beschäftigte sie sich (losgelöst von den inhaltlichen wie stilistischen Strukturen des Vorgängerwerks) vorrangig mit der Frage, was in der Zwischenzeit möglicherweise aus den Charakteren geworden sein könnte: Wie wohl ist es Cody nach dem Verlassen seiner „großen Liebe“ ergangen – wenn der trainierte Kämpfer anstelle des Erlebens „heldenhafter Abenteuer“ (eventuell als konkrete Folge eben jener Entscheidung) immer weiter „auf abgründig-düsteren Pfaden“ vorangeschritten wäre? Welchen Einfluss hätte das auf seine ohnehin nicht umfassend gefestigte Psyche gehabt? Nicht allein nur die Antwort darauf wird etliche Fans des Originals mit Sicherheit ein ziemliches Stück weit verärgern…

Curnan und Pyun schwebte es vor, sich bei der Umsetzung ihrer Story maßgeblich an den dominant von Musik geprägten Einstiegsminuten von „Streets of Fire“ zu orientieren – weniger an dem „Look&Feeling“ des vergleichsweise konventioneller gearteten („Neo-Noir“-esken) weiteren Verlaufs. In Anbetracht der eigenständigen, sozusagen „inoffiziellen“ Beschaffenheit des Vorhabens standen ihnen bloß sehr eingeschränkte finanzielle Ressourcen zur Verfügung – und so fanden die eigentlichen Dreharbeiten dann auch nur an drei Tagen (mit einer spärlichen Ausstattung sowie kleinen Cast&Crew) komplett auf einer „Green Screen“-Bühne statt. Leider aber führte ein Defekt bei einer der verwendeten HD-Kameras dazu, dass nahezu jedes Frame des aufgenommenen Bildmaterials bestimmte „Beschädigungen“ aufwies – u.a. in Form unsauberer Rand-Strukturen sowie des Auftretens von Artefakten, insbesondere im Bereich der blonden Haare zweier Darstellerinnen. Das war 2008. Die notwendigen „Detail-Korrekturen“ entpuppten sich fortan als ebenso mühevoll, aufwändig und langwierig wie der „Compositing-Prozess“ (also die Einbindung eben jener Aufnahmen in die digitalen Backgrounds) tendenziell eher unbefriedigend – woraus irgendwann gar kurzzeitig die Idee erwuchs, vielleicht doch lieber gänzlich auf die angedachte intensive Farbgebung zu verzichten, und zwar zugunsten einer durchaus „kaschierend“ wirkenden Schwarzweiß-Optik in der Tradition von „Sin City“. Resultierend aus Faktoren und Überlegungen wie diesen, zog sich die „Post-Production“-Phase des Streifens letztlich über gleich mehrere Jahre hin…

2011 geschah es, dass Pyun auf die in Las Vegas ansässige Newcomer-Rock-Band „the Roxy Gunn Project“ aufmerksam wurde – was ihn prompt dazu veranlasste, sie sowohl für eine prominente Mitwirkung am Soundtrack zu gewinnen als auch einen vollkommen neuen, sich um eine Tochter Codys rankenden zentralen Plot-Strang zu konzipieren sowie der charmanten jungen Lead-Sängerin den betreffenden Part (obendrein) geradewegs „auf den Leib zu schneidern“. Vereinzelte Nachdrehs wurden durchgeführt – unter ihnen eine im „Hard Rock Cafe“ jener Metropole arrangierte Konzert-Sequenz sowie verschiedene Landschafts-Impressionen der umliegenden Wüste Nevadas, welche dem Film später (in Gestalt eingefügter Hintergrund-Motive) einen gewandelten visuellen Stil verleihen sollten. Die Tatsache, dass Albert „die volle künstlerische Kontrolle“ über das Werk besaß bzw. behielt – nicht so wie des Öfteren schon im Laufe seiner Karriere, als ihm Produzenten mehrfach den „Final Cut“ entzogen (siehe u.a. „Cyborg“ oder „Captain America“) – führte schließlich dazu, dass er am 28. August 2012 mit exakt der von ihm ersonnenen und kreierten Fassung auf dem „PollyGrind“-Festival die offizielle Premiere feiern konnte. Dabei beließ er es allerdings nicht: In den anknüpfenden Wochen organisierte er immer wieder einzelne Screenings und nahm regelmäßig geringfügige Änderungen (meist am Schnitt) vor. Als jemand, der diese gesamte Entwicklung achtsam mitverfolgt hat, muss ich gestehen, nicht erst ab jenem Zeitpunkt echt gespannt auf das fertige Ergebnis gewesen zu sein…

2013 wandte sich Albert dann seiner nächsten Regie-Arbeit zu – nämlich „Cyborg Nemesis“: In diesem Kontext lernte er die jugendliche Sängerin Joei Fulco kennen, welcher er sogleich eine „tragende Rolle“ in dem Sci-Fi-Action-Flick zugestand (ja, in der Hinsicht ist augenfällig ein Schema auszumachen). Darüber hinaus „inspirierte“ sie ihn ebenfalls dazu, eine weitere Figur für „Road to Hell“ zu erschaffen und diese in den bereits bestehenden Verlauf zu integrieren – was kurzerhand Mitte August (wiederum per „Green Screen“) in die Tat umgesetzt wurde. Im ersten Moment musste ich sofort an all die „nachträglichen Verschlimmbesserungen“ denken, die Pyun´s „Tales of an Ancient Empire“ (2010) geradezu vollends ruiniert hatten – zumal bekannt wurde, dass Joei allen Ernstes den Erzengel Gabriel verkörpern sollte bzw. würde! Zumindest Albert schien mit dem Resultat jedoch überaus zufrieden zu sein – worauf er einigen Fans eben diese (an sich im Prinzip nahezu endgültige) Version im September jenes Jahres zum Sichten anbot, auch um so an zusätzliches Feedback zu gelangen: Eine Chance, die ich mir (selbstverständlich) nicht entgehen lassen habe. Auf genau jenen „Stand der Dinge“ bezieht sich meine hier vorliegende Kritik nun also. Natürlich besteht noch immer die Möglichkeit, dass gewisse „kleinere“ (von mir negativ herausgestellte) Gegebenheiten bis hin zur konkreten Veröffentlichung des Werks eine Optimierung erfahren – und das zum Teil sogar mit relativ wenig Aufwand – doch leidet der Streifen gleich an einer ganzen Reihe wahrhaft gravierender Probleme, die „unter realistischen Bedingungen“ einfach nicht mehr zu korrigieren sind…

„Road to Hell“ eröffnet mit einer von Fulco vorgetragenen Einleitung, welche dem Publikum auf Anhieb diverse Informationen zur vorherrschenden Situation offenbart – u.a. dass sich das im Folgenden Präsentierte inmitten des Purgatoriums abspielt: Gelegen innerhalb des gequälten Bewusstseins einer rastlosen Seele – irgendwo zwischen Himmel und Hölle. Bei ersterer handelt es sich um Codys – und Gabriel´s Bestreben ist es, diese sowohl einzufangen als auch zurück in den „Guf“ (ein Begriff aus dem Talmud) zu führen, bevor Luzifer himself vollends von ihr Besitz ergreifen kann. Da es ihm/ihr allein bloß darum geht – und nicht etwa um „die Ankündigung des Jüngsten Gerichts“ – trägt er/sie statt des charakteristischen Horns in diesem Fall übrigens nur eine Gitarre (zum Zwecke des Anlockens) bei sich. Eingebettet in diesem erzählerischen Rahmen, erhält der Zuschauer einen frühen Eindruck der schwer gezeichneten Psyche Codys vermittelt: Seit er vor 29 Jahren seiner „einzigen Liebe“ Ellen Aim den Rücken kehrte, hat das viele Kämpfen und Töten bei ihm einen zunehmenden „Verlust seiner Humanität“ bewirkt. In bestimmter Weise ist ihm bewusst, was aus ihm geworden ist: Die einzige Chance auf „Erlösung“ – so glaubt er – liegt darin, nach Hause zurückzukehren und Ellen aufzusuchen. Die Reise dorthin führt ihn allerdings durch ein weites Ödland, in welchem er schon bald auf Caitlin (Clare Kramer) und Ashley (Courtney Peldon) trifft – ihres Zeichens zwei junge Frauen, die kurz zuvor ein grausames Blutbad angerichtet haben und Cody nun prompt als ein neues (potentielles) Opfer ansehen…

Die erste Stunde des 84-minütigen Films entfaltet sich in der Einsamkeit jener Wüstenregion – welche nicht nur dank der ausgiebigen „Green Screen“-Verwendung einen höchst surrealen Anschein erzeugt. In dieser individuell gearteten Form des Fegefeuers weist so manches eine metaphorische Bedeutung auf: Caitlin und Ashley etwa sind weitaus mehr als nur ein Killer-Pärchen auf der Flucht vor den Behörden – sondern sozusagen auch Dämonen, die sich Cody und seiner angestrebten „Errettung“ in den Weg stellen. Aufgrund seiner Erfahrung bzw. des Erlebten Schrägstrich Widerfahrenen ist er ihnen (in den meisten Belangen) jedoch klar überlegen: Verhältnismäßig zügig gelingt es ihm daher, sie zu überwältigen sowie an den Überrollbügel und Kühler ihres fahruntüchtigen Jeeps zu fesseln. Auf „Streets of Fire“ bezogen, mutet in dieser Phase des Geschehens nahezu alles „irgendwie unpassend“ an – vom Stil über den Inhalt bis hin zu dem an den Tag gelegten Verhalten Codys, welcher die Damen obendrein bis auf ihre Unterwäsche entkleidet sowie gleich mehrfach beleidigt, schlägt und auch „genüsslich“ foltert. Ferner hat er sogar seine einstige Weggefährtin McCoy getötet, ihr Ellen´s Name in den Oberkörper geritzt sowie ihre Leiche bei sich im Kofferraum abgelegt. Er wird geradezu als ein Psychopath portraitiert, für den man eigentlich keinerlei Anteilnahme (oder so) empfinden kann – stattdessen ist es eher die von ihm (vollkommen unnötig) gepeinigte Ashley, die bei einem ein registrierbares Maß an Mitleid erweckt…

Was Curnan und Pyun aus Cody „gemacht“ haben, erscheint mir weder unbedingt clever noch schlüssig: Zwar gibt seine Schwester Reva der Polizei gegenüber eingangs zu Protokoll, dass er in gewisser Weise schon immer „gestört“ gewesen sei – weswegen sie sich auch stets eine sich ggf. „stabilisierend“ auf ihn auswirkende Beziehung zwischen ihm und Ellen erhofft hatte – doch war mir diese vollzogene Wandlung hin zu einem sadistischen Killer nur wenig plausibel bzw. schlichtweg zu weit hergeholt. Zweifelsohne können Kriege das aus einem Menschen werden lassen – bloß hätte es (zumindest in diesem Fall) wesentlich mehr Sinn ergeben, Cody eher etwas in Richtung einer (mit Ellen´s Hilfe zu überwindenden) Alkohol- oder Drogensucht „zuzuschreiben“. Darüber hinaus hat Pyun versucht, die Schrecken jener Zeit in Gestalt einzelner Images darzubieten, anstatt sie gänzlich der Vorstellungskraft des Betrachters zu überlassen: Leider aber wirkt die Einbindung der dafür gewählten Archiv-Aufnahmen (einiger Krisenherde sowie eines Snipers beim Justieren seines Gewehrs) recht „unbeholfen“ und sieht eine Sequenz mit drei „Apache“-Kampfhubschraubern überdies ein gutes Stück weit unfreiwillig komisch aus. Unabhängig dessen verleiht diese Backstory seinen Interaktionen mit Ashley und Caitlin eine spürbare Unberechenbarkeit und Anspannung: Sie sind es, die quasi zwischen ihm und Ellen stehen, welche er in Edge City zu treffen gedenkt – einem Ort, an dem „gefallene Seelen“ (unter entsprechenden Umständen) „Frieden erlangen“ können. Die Sache ist nur, dass Ellen inzwischen bereits tot ist…

Angereichert seitens der intensiven Farben der hinzugefügten Hintergrund-Motive, bilden die ersten beiden Film-Drittel ein ebenso düsteres wie aufgeheiztes „unwirklich-albtraumhaftes Kapitel“ der Geschichte – und obgleich so einige Momente (wie das Laufen oder Vollführen rascher Bewegungen vor der „Green Screen“) „nicht ganz vorteilhaft“ ausschauen, ist diese „kreierte Künstlichkeit“ an sich von durchaus solidem Reiz. Nach diversen Gewalttätigkeiten (unter ihnen eine Enthauptung und ein aufgeschlitzter Bauch) findet dieser Plot-Abschnitt letztlich im Zuge einer „merkwürdig“ konzipierten Szene seinen Abschluss: In dieser wird Cody urplötzlich von einer durch die anbrechende Dunkelheit rasenden Dame angefahren und infolge dessen einfach am Straßenrand liegend zurückgelassen! Überraschenderweise kaum verletzt, nimmt ihn ein anderer vorbeikommender Autofahrer kurz darauf bis nach Edge City mit – wo seine (nach ihrer Mutter benannte) Tochter Ellen Dream (Roxy Gunn), zu welcher er „seit Ewigkeiten“ keinerlei Kontakt mehr hatte, just an dem Abend ein Konzert gibt. Ohne weiteres gelingt es ihm, ihr Backstage zu begegnen und mit ihr ein offenes, emotionales Gespräch zu führen – über begangene Fehler, Veränderungen und zukünftige Absichten. Während der Show, in deren Rahmen sie die bekanntesten Songs aus „Streets of Fire“ zum Besten gibt, beobachtet er sie dann aus dem Publikum heraus – schwelgt dabei in Erinnerungen und lässt die in ihm aufsteigenden Gefühle (wie Stolz, Trauer und Zuneigung) endlich mal wieder „ununterdrückt“ zu: Trotz allem verfügt er also doch noch über „wahre Menschlichkeit“…

Gedreht an einer Handvoll „unaufregender“ Locations in Las Vegas – dafür aber zumindest mit deutlich wenigeren „digitalen Bild-Kompositionen“ versehen – werden Freunde des ursprünglichen Walter Hill Streifens mit den finalen 24 Minuten sicherlich ein Fünkchen mehr anfangen können als mit den vorherigen 60. Die Problematik ist allerdings, dass Cody nicht unbedingt lange zuvor noch drei Frauen gequält und ermordet hat – was es einem (wiederum bzw. anhaltend) nahezu unmöglich macht, in einem ersprießlichen Maße mit ihm zu sympathisieren. Hinzu kommt, dass man geradezu merkt, dass der gesamte sich um Ellen Dream rankende Handlungsteil erst später ins Werk integriert wurde – u.a. da Cody ihre bloße Existenz im Vorhinein nie ausdrücklich thematisiert (er sich stattdessen immerzu nur auf Ellen Aim bezieht) sowie alles damit in Zusammenhang stehende einen unergiebig oberflächlich gestrickten Eindruck heraufbeschwört. Das Bestreben, ihre Vergangenheit (samt Anschauungsweise) innerhalb einer Radio-Sendung aufzuarbeiten bzw. mit einzuflechten, scheitert indes markant: Die betreffende Intention dahinter wirkt viel zu offensichtlich und forciert – worüber hinaus die Performances der Beteiligten (in diesen Augenblicken) auffallend zu wünschen übrig lassen. Zum Schluss hin taucht Reva ebenfalls noch auf dem Konzert auf, berichtet ihrem Bruder von einigen Dingen, die sich in den vorangegangenen Jahren ereignet haben (etwa hinsichtlich der Sterbeumstände Ellens), wonach Cody gelobt, sich fortan sorgsam um seine Tochter kümmern zu wollen – unmittelbar bevor einen eine eingeblendete Texttafel (mit bestimmten weiterführenden Infos) schließlich in den Abspann entlässt: Ein unbefriedigender Ausklang – ebenso wie eine ärgerliche, nicht zum ersten Mal verwendete „Unsitte“ Pyuns…

Rundum anständig meistert Michael Paré („Eddie and the Cruisers“) die Rolle des „vom Leben gezeichneten“ Anti-Helden Tom Cody – so befremdlich diese (in diesem Film hier) auch beschaffen sein mag. Unweigerlich musste ich bei ihm an den von Rutger Hauer und Sean Bean verkörperten „Hitcher“ denken – Wüsten-Setting, langer Mantel, fieses Messer, Psycho-Killer etc. – nur dass jene Herrschaften am Ende (ihrerseits) natürlich nicht auf einmal arg sentimental und wehmütig wurden. Nicht bloß dafür, dass sie kurz vor Drehstart erst ein Kind auf die Welt gebracht hat, sieht Clare Kramer („the Gravedancers“) klasse aus und holt zudem eine Menge aus ihrem beinahe schon Comic-haften Part heraus – dessen Dialoge im Verlauf (zum Glück) noch eine erfreuliche Verbesserung erfahren, nachdem sie eingangs u.a. viel zu vordergründig „auf Badass getrimmt“ klingen. Zugleich reservierter wie geringfügig schwächer agiert Courtney Peldon („Mortuary“) dagegen als ihre ehemalige Stripper-Kollegin sowie jetzige Komplizin und Geliebte Ashley, Anita Leeman („Devils Inside“) wurde als „Diane-Lane-Ersatz“ kaum gefordert, die Mitwirkung Deborah van Valkenburghs („Mean Guns“) markiert immerhin eine weitere direkte Verbindung zu „Streets of Fire“, Norbert Weisser („the Thing“) und Scott Paulin („Bulletface“) sind jeweils nur „rein stimmlich“ vertreten und die zwei jungen wie hübschen „Rock ‘n’ Roll Chicks“ Roxy Gunn und Joei Fulco schlagen sich bei ihren ersten Schauspiel-Versuchen beide durchaus (je nach Szene und Anforderungsgrad: mehr oder minder) wacker – wobei ihre Stärken allerdings klar im Bereich des Gesangs liegen…

Die Songs von Tony Riparetti und Jim Steinmen („Nowhere fast“/„Tonight is what it means to be young“) sind schmissig und wissen prima zu gefallen, der persönliche Stil Roxys kommt bei „Goodbye Kiss“ am besten zur Geltung, den Track „Shelter Me“ nahm sie gemeinsam mit Paré auf und zu guter Letzt darf Fulco (am Ende) dann auch noch ein eigenes Liedchen trällern. Alles in allem hat es der Zuschauer mit einem „typischen Pyun“ zutun – von den musikalischen Elementen aus der Zeit zu Beginn seiner Karriere (vgl. „Radioactive Dreams“ oder „Vicious Lips“) bis hin zu den teils sehr „eigenwilligen Eigenheiten“ seiner jüngeren Werke. Die Idee, Hill´s Kult-Streifen auf diese unorthodoxe Weise „weiterzuspinnen“, ist zweifellos interessant – nur hapert es (mal wieder) an der finalen Umsetzung des Ganzen: Gewisse Bezüge, Verweise und Gegebenheiten muten einfach „zu aufgesetzt“ an – wie dass Caitlin die Tochter Ravens sein sowie sie ihn gar getötet haben soll – während vereinzelte Details keine zufrieden stellende Konkretisierung erfahren (Stichwort: Baby). Bei einer Materie wie dieser lohnt sich ein Aufregen über registrierte Logik-Patzer ja nicht wirklich – z.B. darüber, warum eigentlich keinerlei Cops das Konzert überwachen, obgleich Cody öffentlich zur Fahndung ausgeschrieben wurde – wohl aber über die ausgeprägte „Redseligkeit“ des Gebotenen: Allein die zig eingespielten Radiomeldungen zum Stand der Untersuchungen hätten definitiv nicht sein müssen. Zumindest die Erläuterungen Gabriels empfand ich jedoch als überwiegend zweckdienlich – zumal sie nicht nur dem Titel mehr „Gewicht“ (sprich: Bedeutung) verleihen. Losgelöst einzelner weiterhin vorhandener Optimierungsmöglichkeiten (gerade beim Schnitt) betrachtet, denke ich, dass die von mir gesehene Fassung die „Vision“ der Verantwortlichen schon sehr treffend widerspiegelt – irgendwie schade, dass mir das Ergebnis insgesamt nicht besser zugesagt hat…

Fazit:  In Bezug auf Walter Hill´s „Streets of Fire“ ist Albert Pyun´s „Road to Hell“ weniger als eine Fortsetzung, vielmehr als eine Art unkonventionelles „Companion Piece“ anzusehen: Ein wie aus einem Fiebertraum hervorgegangener, ambitioniert-experimenteller Fan-Film in Gestalt eines inhaltlich wie stilistisch „holprigen“ kleinen B-Movies, das ausschließlich für ein spezielles Nieschenpublikum geeignet ist. Ungewöhnliche Projekte wie diese gibt es ja bekanntermaßen nicht sonderlich oft zu finden – weshalb ich es auch kein Stück weit bereue, mir den Streifen angeschaut zu haben, all der „Unebenheiten“ und unverkennbaren Schwächen zum Trotz. Bei dem Werk handelt es sich übrigens um die nunmehr fünfzigste Regie-Arbeit Pyuns – traurigerweise wurde bei ihm im Zuge der Fertigstellung eine relativ schwere Form von Multiple Sklerose diagnostiziert…

knappe

Im August 2012 feierte der Streifen auf dem “PollyGrind”-Festival in Las Vegas seine Premiere. Seitdem wurde er noch einige Male im Rahmen verschiedener anderer Festivals und Sonderveranstaltungen aufgeführt. Im September 2013 bot Regisseur Albert Pyun einigen interessierten Fans eine ergänzte und weiter überarbeitete Fassung zum Ansehen und Kommentieren an – auf genau dieser basiert meine oben hinterlegte Kritik. Auf DVD oder BluRay ist der Film bislang noch nirgends erschienen…

Stefan Seidl

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Copyright der Cover und Pics: Curnan Pictures / Filmwerks / Yellow Fever Productions

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