| Originaltitel: Among Wolves__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Justin Lee__Darsteller: Jeff Fahey, Victoria Pratt, Tom Berenger, Spencer Locke, Trace Adkins, Kelly Lynn Reiter, Edward Finlay, Paul Bloom, John Marrs, Blaize Naasz u.a. |

Tom Berenger gibt in „Among Wolves“ einen Priester.
In Ruby, einer Bergbaustadt im Wilden Westen, treten die Minenarbeiter in den Streik. Sie fordern eine fairere Bezahlung und eine menschenwürdige Behandlung. Doch die Bergbaugesellschaft versteht dahingehend keinen Spaß und entsendet die Pinkertons. Ein privater Sicherheitsdienst, der die Interessen der Bergbaugesellschaft notfalls auch mit Gewalt durchsetzt. Die richten unter den Bergbauarbeitern ein mittleres Massaker an.
Dabei meucheln sie sogar den Priester der Stadt. Der drückt vor seinem Tod den beiden Missionarinnen Kara und Elizabeth eine Tasche voller Geldspenden in die Hand und drängt sie zu fliehen. Die beiden Frauen erreichen alsbald eine einsam gelegene Farm. Hier leben Michael und Angel, die sich der beiden Frauen annehmen. Als plötzlich Pinkertons vor dem Haus der beiden Männer stehen und die Herausgabe der Missionarinnen fordern, nieten Angel und Michael die Lumpen eiskalt um.
Die Frauen beschließen, ihren Rettern ein Angebot zu machen. Sie bieten ihnen viel Geld aus der Kollekte, wenn sie sie an einen sicheren Ort begleiten. Nach kurzem Überlegen nehmen Angel und Michael die Offerte an.
Western mit Tom Berenger als Priester
Wer angesichts der Inhaltsangabe hofft, dass dies der Auftakt für eine spannende Verfolgungsjagd zwischen den Pinkertons und der Zweckgemeinschaft aus Michael, Angel und den Missionarinnen sein könnte, der wird sich schnell getäuscht sehen. Denn die „Verfolgung“ endet direkt im Saloon des Nachbarortes. In dem entfesselt Regisseur und Drehbuchautor Justin Lee („The Most Dangerous Game“) eine Dialogwüste sondergleichen.
Der bis dahin bereits sehr sehr langsam erzählte und ruhig bebilderte Western fällt nun regelrecht ins Koma. Es wird gelabert und gelabert und nichts davon ist irgendwie wesentlich für den Film. Anstelle reizvolle Elemente der Handlung aufzunehmen, etwa dass Angel und Michael eine sehr düstere Vergangenheit haben und nun angesichts der beiden Missionarinnen um Vergebung bitten könnten, wird nur ödes Zeug gelabert. Auch dass Angel in Kara seine verstorbene Tochter zu erkennen glaubt, ist dem Drehbuch keine Vertiefung wert. Stattdessen versichert ihm sein Kumpel Michael im Vollsuff, dass Angel definitiv falsch liege.

Jeff Fahey als Angel in „Among Wolves“.
Und so verläuft leider der ganze Film. Er fokussiert gefühlt immer auf das maximal Unwichtigste. Und er lässt den von mir nicht sonderlich geschätzten Trace Adkins („Maneater“) viel zu viel Raum einnehmen. Betont langsam schwafelt der daher und sorgt alleine dafür, dass der Film schon vor dem Saloon-Besuch nicht sonderlich erquickend verläuft.
Jeff Fahey („Palido“), der offensichtlich in seinem Vertrag stehen hatte, nicht mehr machen zu wollen, als immer mal random neben Trace Adkins zu stehen, spielt ihn trotzdem mühelos an die Wand. Denn Fahey hat Charisma und Ausstrahlung. Trace Adkins hat nichts von beidem.
Der gefühlt immer behäbiger werdende „Among Wolves“ wird leider nur selten von actionreichen Momenten aufgebrochen. Diese sind zudem komplett hilflos in Szene gesetzt. Meist latschen Michael und Angel einfach bar jeder Deckung auf die Lumpen zu und nieten sie um. Und die Fieswichter treffen die beiden nicht einmal, wenn sie nur Zentimeter von ihnen entfernt stehen.

Ein kleiner Einblick in die Vergangenheit von Michael und Angel.
Man erkennt in der Action keinerlei Choreographie. Es fehlt an Esprit, an inszenatorischen Ideen und erst recht an Härte. Stattdessen klingen die Waffen wie beim Kinderfasching und die CGI-Bluteffekte sind einfach nur lachhaft schlecht. Nicht einmal der Macher der Filmmusik erkannte in den Actionszenen etwas, was man rasanter untermalen hätte müssen.
In technischer Hinsicht fällt direkt der digitale Look von „Among Wolves“ negativ auf. Dass man den in Richtung trister und langweiliger Sand-/Erdfarben korrigierte, trägt viel zur Ermüdung des Zuschauers bei. Zumindest gefallen ein paar staubige Impressionen von Landschaften und Westernstädtchen. Weniger gefallen hingegen die aufgetragenen Kostüme. Denn die sehen auch genauso aus: eben wie Kostüme und nicht wie authentische Kleidung. Sie sind von fast schon steriler Sauberkeit. Selbst wenn man gerade durch eine Wüste reitet. Nur Adkins und Fahey scheinen ihre Klamotten etwas fieser behandelt zu haben. Deren Outfits haben Risse und sehen tatsächlich dreckig/getragen aus.

Die zwei Missionarinnen erleben eine aufregende Zeit.
Darstellerisch macht Jeff Fahey als Angel alle Co-Darsteller platt. Seine Maulfaulheit nervt zwar und sein Charakter wird null ergründet, aber er funktioniert. Trace Adkins ging mir als Michael einfach nur auf den Senkel. Victoria Pratt („June“) mag ich als B-Darstellerin eigentlich immer gerne sehen. Auch hier liefert sie als Elizabeth sauber ab. Spencer Locke („Landmine goes click“) hat einen interessanten Look, wirkt aber zumeist hilflos.
Als Fieswicht ist James Russo („Code of Honor“) dabei. Leider fällt dessen Interpretation des Oberlumps erstaunlich handzahm aus. Tom Berenger („Sniper“) ist als Priester leider nur in den ersten Minuten von „Among Wolves“ zu sehen. Er spielt okay, macht aber keinen sonderlich engagierten Eindruck.
„Among Wolves“ lässt nicht nur die Wölfe heulen
Justin Lee hat unter anderem mit „Vergeltung – Revenge is coming“ und „A Tale of two Guns“ bereits hinreichend bewiesen, dass er keine wirkliche Ahnung vom Western-Genre hat. „Among Wolves“ ändert an dieser Einschätzung gar nichts. Alleine die von ihm immer präferierte digitale Optik ist für mich schon ein echtes Ausschlusskriterium. So cheesy kann der Wilde Westen nicht ausgesehen haben.
Doch „Among Wolves“ versagt auch und vor allem erzählerisch. Während die eigentliche Grundstory eigentlich netten Western-Standard bietet und durchaus ordentlich angeschoben wird, ist der weitere Story-Verlauf einfach nur unfassbar öde. Der Western-Versuch wird gelangweilt, ultra langsam und ohne irgendein Gespür für den Aufbau von Spannung oder Dramatik in viel zu laaangen 108 Minuten runtererzählt.
Dazu sind dem Film seine eigenen Figuren kackegal. So geht’s dann auch schnell dem Zuschauer. Der bekommt zumindest in der wirklich miesen Action noch mal was zu lachen. Auch an den anderen Fronten herrscht komplette Hilflosigkeit. Insgesamt fallen nur ein paar der Darsteller einigermaßen positiv auf, es gibt ein oder zwei wirklich hübsche Einstellungen zu verzeichnen und das war es dann auch schon. Justin Lee, bitte einfach die Hände weg vom Western!
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Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film kommt am 24. Oktober 2025 von Lighthouse Home Entertainment und ist mit einer Freigabe ab 16 ungeschnitten. Ihr könnt den Film auch streamen.
In diesem Sinne:
freeman
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