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Death Grip

Originaltitel: Death Grip__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2012__Regie: Eric Jacobus__Darsteller: Eric Jacobus, Nathan Hoskins, Johnny Yong Bosch, Rebecca Ahn, Chelsea Steffensen, Alvin Hsing, Ray Carbonel, Caitlyn Corson, Sean Rochford, Victor Repizo u.a.
Death Grip

In „Death Grip“ kloppt sich Eric Jacobus mit Johnny Yong Bosch und dessen Schergen

Mit ihrem Spielfilmdebüt „Contour“ hatte das Team von The Stunt People rund um Eric Jacobus 2006 erste Aufmerksamkeit erregt, neben mehreren Kurzfilmen stand sechs Jahre später mit „Death Grip“ der zweite lange Streich an.

Wieder ist Jacobus Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Hauptdarsteller in Personalunion, dieses Mal soll es allerdings eine Nummer ernster sein als der bewusst klamaukige Vorgänger. Also beginnt „Death Grip“ schon damit, dass Hauptfigur Kenny Zemacus seinen autistischen Bruder Mark (Nathan Hoskins) abholt und in Pflege nimmt. Die Mutter ist verstorben, die Brüder haben sich seit 15 Jahren nicht gesehen, Kenny hat keine einfache Vergangenheit mit Vater Staat, seine Absichten mit dem Bruder sind besser als seine tatsächlichen Fähigkeiten im Umgang. Schwererer Stoff als „Contour“ also, aber immer noch der Aufhänger für Martial-Arts-Action, wie man sieht, als die Brüder mit drei Troublemakern am Baseballplatz zusammenstoßen. Die Inspiration durch „Rain Man“ in der Prämisse ist währenddessen überdeutlich, wobei Mark nicht gut im Kartenzählen, sondern im Schlösseröffnen ist, was natürlich noch wichtig werden wird.

Denn Kenny muss seinen Bruder notgedrungen zum einem Catering-Job im Museum mitnehmen, den Rindy (Rebecca Ahn) organisiert hat. Dort ist unter anderem eine wertvolle Münze ausgestellt, einer von jenen 30 Silberlingen, die Judas für seinen Verrat an Jesus erhielt. Nach Ende der Veranstaltung wollen Diebe rund um Torch (Johnny Yong Bosch) das gute Stück klauen, doch die Brüder werden in die Sache hineingezogen, als Mark die Münze entwendet, weil er den Schlüsselcode für die Vitrine knacken kann…

Schaut euch den Trailer zu „Death Grip“ an

„Contour“ war ein Ulk, ein Spaß unter Freunden, mit viel Elan, aber auch mit sichtlichen Produktionsmängeln. „Death Grip“ soll da die Verbesserung bringen, professioneller wirken. Natürlich handelt es sich auch hierbei um eine No-Budget-Produktion, bei der beispielsweise die weibliche Hauptdarstellerin Rebecca Ahn nicht nur gleichzeitig Stuntfrau und Produzentin ist, sondern auch noch für Make-Up und Kostümbild verantwortlich zeichnet. Hauptsächlicher Dreh- und Handlungsort ist eine Lagerhalle, in der nicht nur die zweite Hälfte des Films größtenteils spielt, sondern in der wahrscheinlich auch die Museumssets aufgebaut wurden. Der gräuliche, entsättigte Look bildet einen Kontrast zum Anime-inspirierten „Contour“, lässt das Ganze etwas wertiger aussehen, allerdings auch etwas trister. Wenn sich die Kontrahenten in Hälfte zwei vorzüglich in der schwach beleuchteten Lagerhalle fetzen, dann ist diese optische Wahl auch nicht immer die beste, da man die Fights nicht immer gut erkennen kann.

Der Wandel zu einer seriöseren Produktion steht „Death Grip“ aber nur bedingt gut zu Gesicht, denn ein großer Schauspielfilm ist das nicht. Ex-Power-Ranger Johnny Yong Bosch („Wicked Game“) ist hier klar der professionellste unter den Darstellern, wird jetzt als eindimensionaler Bösewicht nicht wirklich gefordert. Dem Rest vom Fest merkt man oft an, dass er fachfremd ist, wobei ausgerechnet Nathan Hoskins („Death Kiss“) überraschend gut rüberkommt. Sicherlich kocht seine Rolle in erster Linie diverse Autistenklischees auf, aber er spielt das recht überzeugend.

Noch so ein Problem ist dann auch, dass das Drama nicht sonderlich tief geht. Eine Hauptfigur wird gegen Ende des zweiten Drittels relativ lieblos entsorgt, ohne dass es einen emotionalen Nachhall hätte. Das Bruderdrama wird pflichtschuldig abgehandelt, hat ein, zwei schöne Momente, ist aber auch alles andere als Oscar-Material. Und der Mainplot passt einerseits auf einen Bierdeckel, ist andrerseits aber immer noch konfuser Kokolores: Die Bösen sind ein Judas-Kult, die Münze soll Torch einen Aufstieg bringen, ihn über einen mysteriösen Anführer setzen, den er selbst nicht kennt, von dem er aber glaubt, dass Kenny es sein könnte. Wirklich aufgelöst wird der Mumbo-Jumbo-Mystik-Bullshit freilich nicht, sondern das Ganze ist nur Grundlage für ordentlich auffe Fresse.

Das ist natürlich die Disziplin, in der „Death Grip“ punkten möchte, ähnlich wie der Vorgänger, ähnlich wie genauso handlungsarme „Broken Fist“, in dem ebenfalls Johnny Yong Bosch mitkloppte. Dummerweise hält sich „Death Grip“ deutlich mehr zurück als diese Filme, hat gerade in den ersten zwei Dritteln oft längere Durststrecken zwischen den Kämpfen. Ein Gimmick ist, dass man manchmal Kennys Vorstellungen vom Ausgehen eines Kampfes und danach das reale Ergebnis sehen kann, sodass manche Begegnung mehrfach durchgespielt wird.

Eine weitere nette Idee ist ein Fight im Dunkeln, bei dem Kenny und sein blinder Kontrahent in erster Linie nach Gehör agieren müssen. Dafür sind einige Fights (z.B. gegen die Baseballfeld-Rowdys) vergleichsweise kurz, sodass „Death Grip“ erst im letzten Drittel richtig loslegt. Neben dem Showdown zwischen Kenny und Torch sowie der One-Against-Many-Fight gegen die Sektierer sticht ein Messerkampf zwischen dem Helden und einem Handlanger hervor, der allerdings bisweilen so schnell ist, dass manchmal die Übersicht verloren geht. Das ist schade, denn die Beteiligten sind allesamt Könner und die Choreographie ist ziemlich stark.

Insofern ist „Death Grip“ ein Film, der das Talent von Eric Jacobus und seinen Leuten sicherlich gut ausstellt, aber leider nicht so ganz satt macht. Das Budget ist kaum vorhanden, der Plot ebenso, doch leider gibt es nicht genug Action, um diese Mängel aufzufangen, gerade angesichts vergleichbarer Low- bis No-Budget-Produktionen. „Broken Fist“ ist durchgängig exzessiver, „Life After Fighting“ bekommt das Drama besser hin und „Contour“ vom gleichen Team war nicht nur ausladender in den Fights, sondern hatte auf seine klamaukige Art den etwas ansprechenderen Ton.

Starke:

Auf der Webseite von The Stunt People kann man „Death Grip“ auf Blu-Ray und DVD kaufen, in den USA erschien er auch bei Osiris auf DVD, sogar codefree. Aktuell kann man ihn außerdem bei dem kostenlosen amerikanischen Streamingdienst Plex sehen.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: The Stunt People__Freigabe: Unrated__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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