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Digital Man

Originaltitel: Digital Man__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1995__Regie: Phillip J. Roth__Darsteller: Ken Olandt, Kristen Dalton, Adam Baldwin, Matthias Hues, Paul Gleason, Ed Lauter, Don Swayze, Chase Masterson, Sherman Augustus, Woon Park u.a.
Digital Man mit Matthias Hues DVD Cover

Der „Digital Man“ räumt im gleichnamigen Actioner ordentlich auf.

In der Zukunft haben ein paar Terrorlumpen die Abschusscodes für 250 Atomraketen entwendet und erpressen die freie Welt. Die entsendet recht überstürzt wirkend einen neuen Prototyp der Unholdbekämpfung: den Digital Man. Der schwer bewaffnete Cyborg landet wenig später im direkten Umkreis der Lumpen und ballert sie brutal über den Haufen. Die Abschusscodes nimmt er freilich an sich.

Zurück in seinem Transportmittel wird der Digital Man des Umstandes gewahr, dass ein Crew-Mitglied falsch spielt. Es will an die Abschusscodes kommen und sorgt in dem Fluggerät für Chaos. Der Digital Man schaltet den Halunken aus, beschädigt dabei aber das Transportgerät derart, dass es abstürzt.

In der Homebase des Digital Man ist nun Polen offen. Denn keiner weiß, was in dem Fluggerät passiert ist. Schnell kommt man zu dem Schluss, der Cyborg sei – warum auch immer – abtrünnig geworden. Man hetzt ihm ein Spezialistenteam auf den Hals, das ihn ausschalten und die Abschusscodes an sich nehmen soll.

Schaut in den Film hinein

Science-Fiction-Action mit Matthias Hues

Dass der Digital Man und das Spezialistenteam eigentlich auf derselben Seite sind und prinzipiell die gleichen Ziele verfolgen, tut der Handlung und dem Spannungsbogen von „Digital Man“ wahrlich nicht gut. Mehr als einmal fragt man sich, was es für einen Sinn macht, dass beide Parteien sich gegenseitig zu dezimieren versuchen. Und das mit Inbrunst. Einmal Reden würde ganz viel klären. So weiß man gar nicht, zu wem man halten soll. Und der Hauptbösewicht agiert derweil in weiter Ferne – in einer egalen und den Film häufiger brutal ausbremsenden Nebenhandlung mit viel Geschwafel.

Doch auch die Hatz auf den kriegerischen Prototyp kommt nicht recht voran. Schnell spürt man, dass die dürre Handlung den Film überhaupt nicht trägt. Also schmeißt Regisseur Phillip J. Roth („Prototype“) ganz viel weiteren Ballast in die Handlung. Etwa humorig gemeinte, brutal nervende Bewohner des Hauptkriegsschauplatzes. Der liegt in der Wüste, heißt Badwater und sorgt zumindest für etwas Augenfutter.

Matthias Hues („Watership Warrior“), der den Prototyp gibt, erinnert sich in seiner Biografie „Shirtless in Hollywood“ auch an diesen Film. Dabei blieben ihm vor allem zwei Sachen präsent. Zum einen hatte er sich bei den Gehaltsverhandlungen deutlich unter Wert verkauft. Das fuchste ihn so sehr, dass er sich nicht ausgiebig genug mit dem Drehbuch auseinandersetzte. Infolgedessen bekam er nicht mit, dass sein Cyborg auch Dialogzeilen hatte. Entsprechend stand er irgendwann vollkommen unvorbereitet auf dem Set und brachte Regisseur Roth förmlich zur Weißglut mit seinem Gestammel.

Außerdem erinnert sich Hues vor allem an eine der größten Explosionen im Film. Der Sprengmeister habe dabei alles an Material in dem zu sprengenden Set verbaut, was er vorrätig hatte. Mit der Folge, dass Hues, der nur knapp 50 Meter von dem Gebäude entfernt stand und es mit seinem Raketenwerfer „sprengen“ sollte, immer mulmiger in der Magengegend wurde. Als er dann letztendlich abdrückte, war er sicher, diesen Drehtag nicht zu überleben.

Freilich hat er überlebt und die angesprochene Explosion ist ein echtes Schmuckstück im Film. Handgemacht und super wuchtig lässt sie den Wüstenboden beben. Allgemein ist der Streifen voller Explosionen. Denn der Prototyp und seine Verfolger beharken sich durchgehend mit Waffen mit Explosivgeschossen. Dementsprechend steigen hier alle naselang Feuerbälle gen Himmel. Immer wieder springen zudem Stuntman vor den Feuerbällen her und werden durch die Luft gewirbelt. So etwas gibt es heute wahrlich nicht mehr zu sehen – vor allem nicht im B-Actionbereich.

Bei dem Geballer geht es durchaus auch derber zur Sache. Zwei Charaktere werden onscreen zersprengt. Es gibt zudem ein paar derb zerstörte Helden zu sehen. Und Hues Waffe hat noch den zynischen Einschlag, dass damit abgeschossene Projektile gerne den Körper der Gegner durchschlagen und erst hinter ihm explodieren. Das sorgt für platzende Blutbeutel und Explosionen auf einem Haufen! Toll.

Weniger toll: Die bei Phillip J. Roth zumeist beeindruckend gut wirkenden Effekte rund um Raumschiffe und Transportfluggeräte sehen hier richtig mies aus. Ob er diesmal sein Budget komplett weggesprengt hat? Ansonsten ist der Film technisch okay, liefert schöne Wüstenbilder und bietet einen ordentlichen DtV-Look.

Darstellerisch ist in „Digital Man“ nichts zu holen. Matthias Hues stampft mit regungsloser Miene durch die Wüste. Das passt gut zu seinem Charakter, ist aber auch etwas arg eintönig. Zumindest kommt man nicht umhin, ihm vollen Respekt dafür zu zollen, dass er da bei der Gluthitze mit einer doch recht schwer wirkenden Wargear durch die Settings latscht. Selbige macht ihn aber auch recht schwerfällig, was für wenig dynamische Actionszenen sorgt, in denen er meist nur an einem Fleck steht und ballert.

Der Anführer der Verfolger wird von Ken Olandt („Velocity Trap“) gegeben und ist reichlich egal. Am engagiertesten wirkt er, wenn er an Kristen Dalton („Babysitter Wanted“) herumkrabbeln darf, die ansonsten reichlich fehl am Platz wirkt und ihre riesige Wumme immer wie eine Handtasche neben sich her trägt. Ultranervig ist Don Swayze („Death Ring“) als White-Trash-Bewohner von Badwater, der hauptsächlich für den vollkommen verunglückten Humor im Film verantwortlich ist. Allerdings nicht ganz allein, denn auch Sherman Augustus geht einem mit seinem Müllgelaber im Team von Ken Olandt heftigst auf die Eier.

In der Homebase des Digital Man wird es dann durchaus etwas prominenter. Hier erleben wir Adam Baldwin („Hitman – Cohen & Tate“), Ed Lauter („Nevada Pass“) und Paul Gleason („Kick Fire“) in dem bereits erwähnten, leider wenig ergiebigen und irgendwann nervenden Handlungsnebenstrang, der ein paar Nebelkerzen werfen und im Finale für Überraschungen sorgen soll. Was grundlegend misslingt.

„Digital Man“ ist eher eine Null als eine Eins

Was am Ende bleibt, ist ein B-Actioner mit durchaus ordentlichen Schauwerten. Zahlreiche fette Explosionen, ein paar brutalere Ableben einiger Charaktere und das Wüstensetting machen wirklich viel her. Matthias Hues sieht als Prototyp genauso cool aus wie seine Verfolger in ihren Rüstungen. Und die mitgeschleppten Knarren sind einfach nur geil in Form und Größe.

Leider kann all das die müllige und quasi nicht vorhandene Story, die endlos dummen Dialoge (alleine was Matthias Hues da an Wortkotze in die Wüste erbricht …), den absolut beklatschten Humor, die schwachen Schauspielleistungen und den seltsam langweiligen Showdown mit ewigem Herumgelatsche in einem Fabrik-Setting nicht aufwiegen. Schade.

04 von 10

Die deutsche DVD zum Film erschien unter dem Sci-Fi-Sensation-Label von Voulez Vous / Intergroove und ist mit einer FSK 18 Freigabe ungeschnitten. CMV und Inked Pictures hatten den Film in extrem kleinen Auflagen ebenfalls veröffentlicht.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Voulez Vous / Intergroove__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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