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Knockout – No Exit

Originaltitel: No Exit__Herstellungsland: Kanada__Erscheinungsjahr: 1995__Regie: Damian Lee__Darsteller: Jeff Wincott, K.C. Buffalo, Sven-Ole Thorsen, Richard Bulley, David Campbell, Derek Clifford, Warren Coughlin, Joseph Di Mambro, Richard Fitzpatrick, David Fraser u.a.
No Exit wurde in Deutschland als Knockout veröffentlicht.

“No Exit” wurde in Deutschland als “Knockout” veröffentlicht.

Nach einigen Fehlgeburten ist Professor John Stonemans Frau endlich wieder schwanger. Und dieses Mal scheinen die Vorzeichen gut zu stehen. Doch nach dem Besuch eines Arztes kommt es zu einem Zwischenfall. Familie Stoneman wird überfallen. Die Lumpen rammen Frau Stoneman ein Messer in den schwangeren Bauch. Der in Martial Arts bewanderte Professor tritt die Angreifer zusammen und tötet einen in Notwehr. Von den Medien wird der verzweifelte Vater nun wie ein Held gefeiert.

Das nimmt auch Fieswicht Armstrong wahr. Der lebt am nördlichen Polarkreis und verantwortet hier besonders deftiges Fernsehen für reiche Perverse. Das Programm: Kämpfe auf Leben und Tod. Armstrong wittert in John Stoneman ein Millionengeschäft. Er lässt den Professor entführen und zwingt ihn, an den Kämpfen teilzunehmen. Doch John weigert sich und sucht mit neuen Verbündeten einen Ausweg aus dieser Vorhölle.

Schaut in „Knockout“ hinein

Amtlich Bullshit mit Jeff Wincott

Man ist als B-Action-Afficionado ja eine Menge Dummfug gewohnt. „No Exit“, der in unseren Breiten als „Knockout“ auf den Markt geworfen wurde, schlägt dahingehend jedoch dem Fass den Boden aus. Ein B-Actioner mit einem Professor für Angewandte Ethik als Held? Wem da nicht schummrig wird, der ist hart im Nehmen. „Knockout“ könnte euch aber den titelgebenden Schwinger versetzen.

Denn Initiator hinter dem Film ist B-Action-Regie-Nulpe Damian Lee („Jungle Law“). Und der läuft hier auch als Drehbuchautor zu ganz großer Form auf. Im negativen Sinne. Die Folge: Endlos dumme Dialoge, in denen Gewalt verurteilt wird, während der Film drumherum selbige zelebrieren muss, um überhaupt etwas für den Zuschauer bieten zu können. Verlogener geht es kaum.

Knockout mit Jeff Wincott

Manche Mediabooks von “Knockout” transportieren auch den Originaltitel.

Dazu gesellt sich ein Hauptcharakter, der Professor sein soll, aber nichts im Kopf zu haben scheint. Wie sonst ist zu erklären, dass er einem psychopathischen Vollhorst wie Armstrong mittels Argumenten beizukommen versucht, wo doch beim ersten Gespräch klar ist, dass dies vollkommen sinnlos ist? Zudem entwickelt John den grandiosen Plan, einfach niemanden mehr in der TV-Show von Armstrong zu töten, so dass seine Zuschauer gelangweilt abspringen. Für diesen „Plan“ lässt er sogar seine einzigen Freunde vor Ort mal eben über die Klinge springen. Was für ein Arschloch.

Die Folge aus diesen ganzen Abfuck-Elementen? Ein unfassbar öder, sich selbst viel zu ernst nehmender B-Actionfilm, der sich immer mehr zieht. Das Gutmenschentum Johns ist irgendwann genauso wenig zu ertragen wie die unfassbar dummen Monologe Armstrongs. Die beiden Antipoden überbieten sich förmlich im Scheiße-Quatschen. Und Damian Lee, den außer mir erstaunlicherweise keiner so sehr hasst, wie das etwa bei Uwe Boll gerne zelebriert wird, schüttet immer neue Wagenladungen der immer gleichen Dialog-Scheiße über dem Zuschauer aus. Was zum Teufel haben wir dem Kerl getan?

Nichts an dem lächerlich konstruierten „Knockout“ macht Sinn. Nichts macht Spaß. Und nichts unterhält. Nicht einmal die brutal schlecht inszenierte und vor allem montierte Action. Da hat Damian Lee einen Könner wie Jeff Wincott („Mission Open Fire“) an der Hand und lässt den außer Katas so gut wie nichts zeigen. Hier mal ein Stöckchen schwingen, da ein Kick – tolle Kombinationen oder steile Finishing Moves? Vergesst es. Als sein Gegner wird zumindest Sven-Ole Thorsen („Running Man“) schön fies aufgebaut, nur kann der halt nicht kämpfen. Entsprechend taugen auch seine Actionszenen nichts und bestehen nur aus übel unglaubwürdig umgesetzten Genickbrüchen.

Jeff Wincott in No Exit

Jeff Wincott spielt die Hauptrolle in “No Exit” aka “Knockout”

Dabei steht dann auch die Kamera gerne mal komplett falsch, so dass diverse Schläge arg offensichtlich am Gegner vorbeigehen. Und die Montage der Actionszenen ist teils einfach nur wirr und dumm. Dass dabei ein und derselbe Move zeitlich brutal versetzt gerne mehrfach gezeigt wird, passt da nur ins Bild. Blöderweise sind diese Mehrfachverwendungen einzelner Szenen zu offensichtlich. Die grobschlächtigen Keilereien lassen zudem jeden Druck und jede Härte vermissen. Andere Derbheiten, etwa explodierende Menschlein, sind so schlecht inszeniert, dass sie niemals irgendeine Art von Wirkung entfalten. Der ein oder andere abgegebene Schuss zeitigt ebenfalls keinerlei blutspritzende Wirkung.

Jeff Wincott wirkt in diesem Fanal der Unfähigkeit einfach nur komplett überfordert. Man hat größtenteils keine Ahnung, was das gerade sein soll, was er da spielt. Seine endlosen Labertiraden nerven zudem schnell. Zumindest in seinen Katas macht er eine gute Figur. Von denen kriegt man aber einige zu viel aufs Auge gedrückt. Die restlichen Schauspieler passen sich diesem Niveau an, einzig Richard Fitzpatrick hat als Armstrong den einen oder anderen ganz okayen Moment zu verzeichnen. Allerdings ist sein Charakter des „Showmasters“ einfach nur Banane und reicht nicht im Entferntesten an das auch sonst immer mal wieder durchscheinende, offenkundige Vorbild aus „Running Man“ heran.

In technischer Hinsicht nerven vor allem Damian Lees altbekannte Marotten, wie ewige Zeitlupensequenzen, die zu nichts hinführen. Zudem präsentiert er hier einen Vorspann, der wichtige Schlüsselbilder aus dem Film vorweg nimmt, was auch so gar keinen Sinn macht. Die langweiligen Bilder in dem Komplex, in dem gefightet wird, werden von jeder zeitgenössischen Serie locker übertrumpft (sogar GZSZ sieht schöner aus). Kleine Glanzpunkte setzen zumindest schöne Schnittbilder aus dem ewigen Eis – das Lee außer für einen komplett unlogisch verlaufenden Fluchtversuch null zu nutzen weiß. Der Mann bleibt sich halt treu.

„Knockout“ ist ein filmischer K.O.-Schlag

Ich bin wahrlich bereit, viel zu verzeihen, wenn es um B-Action-Gülle geht. Aber bei Damian Lee ist meine Geduld schon länger aufgebraucht. Der Mann hat keinerlei Ahnung von dem, was er da macht. Seine Werke sind der formvollendete Pain in the Ass. Und ich mag auch nicht anerkennen, dass er zumindest immer mal versuchte, seine Filme mit mehr Bedeutung aufzuladen. Weil genau das die kaum auszuhaltenden Werke nur noch übler machte. Und da gibt und gab es nie irgendetwas schön zu reden.

„Knockout“ passt gut rein in dieses Oeuvre, ist er doch peinlich schlecht geskriptet, übel inszeniert, mies gespielt und bar jedweder Inspiration oder Liebe zum Film auf Zelluloid gebrannt worden. Leid tut es einem da nur um Jeff Wincott, wobei der dank der im gleichen Jahr gedrehten Übergurke „Jungle Law“ eigentlich hätte wissen müssen, auf was er sich hier einlässt.

1 von 10

Nachdem der Film in ungeschnittener Form lange Zeit zu brutal war, um ihn einem erwachsenen Publikum zu präsentieren, nahm sich NSM des Streifens an. Die ließen den ungeschnittenen Actioner neu prüfen und erreichten für den bislang nur geschnitten ab 18 freigegeben Müll mühelos eine Freigabe ab 16. Extras zum Film ließen sich keine auftreiben. Ein weiteres Manko: Das ansonsten tadellose und bestechend gute Bild wurde vom ursprünglichen 4:3 Format merklich auf 16:9 getrimmt. Dabei gingen oben und unten am Bild einige Informationen verloren.

Im Booklet der Mediabook-Veröffentlichungen warten Sätze wie diese über Damian Lee auf den Leser: „Sein Interesse am Storytelling und seine Fähigkeit, spannende und actionreiche Szenarien zu schaffen, bildeten das Fundament seiner Karriere.“ Ich würde gerne einen Damian-Lee-Film sehen, auf den diese Aussage in irgendeiner Form zutrifft. NSM hat inzwischen auch eine Amaray zum Film nachgeschoben.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: NSM__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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