Originaltitel: The Monster Club__Herstellungsland: Großbritannien__Erscheinungsjahr: 1980__Regie: Roy Ward Baker__Darsteller: Vincent Price, John Carradine, Anthony Steel, Roger Sloman, Fran Fullenwider, B.A. Robertson, Night, Suzanna Willis, Barbara Kellerman, Simon Ward, James Laurenson, Geoffrey Bayldon, Donald Pleasence, Richard Johnson, Britt Ekland u.a. |
Wenn Begriffe wie „Horror“, „Gothic“, „Spooky“ oder „Monster“ mit Begriffen wie „Party“, „Story“, „House“ oder „Club“ kombiniert werden, ist Vorsicht angesagt – insbesondere, wenn sich gerade mal wieder eine glorreiche Epoche des Horrorfilms ihrem Ende neigt. Man wird dann höchstwahrscheinlich auf verzweifelte Skelette stoßen, deren beste Zeit längst hinter ihnen liegt, denen die Knochen im Grunde schon seit Jahren weh tun, die aber tanzen müssen wie Fred Astaire, um nicht völlig zu verbleichen. Roy Ward Bakers „Monster Club“ wäre dafür so ein unglückseliges Paradebeispiel. Konzipiert als augenzwinkernde Hommage an gute alte Amicus-Tage, umweht ihn seit Entstehung selbst der ranzige Mief des Vergangenen, wenn er seine drei Gruselepisoden anbiedernd in zeitgenössische Rock- und Pop-Nummern einbettet und darüber zur filmischen Entsprechung eines Leichenschmauses gerät.
Dass der mit Vampirgebiss ausgestattete Vincent Price (“Der Hexenjäger“), der in der Einführung ausgehungert durch eine hübsche kleine Studiokulisse mit gepflastertem Bürgersteig, Laternenpfahl und Boutique streift, niemand anderen zum Beißen findet als Klappergestell John Carradine (“Hexensabbat“), sollte einem Warnung genug sein. Die Gelegenheit zur Flucht, oder wenigstens zum Verweilen in der ruhigen Kulissenlandschaft (wozu gibt es denn die Pause-Taste), sollte man nicht ungenutzt verstreichen lassen. Minuten später gibt es nämlich kein Zurück mehr, als sich die Pforten zu einem Club öffnen, in dem ein Maskenkarneval herrscht, bei dem selbst das Kneipenvolk von George Lucas’ Star-Wars-Planeten Tatooine große Augen machen dürfte.
So gerne man Vincent Price an den Lippen hängt, wie er über sein Fachgebiet referiert, Baker sieht das fortan anders und lässt die Linse lieber auf die weitgehend uninteressanten musikalischen Acts gerichtet. Das öffnet nicht nur Tür und Tor für unvermeidliche Redundanzen, wenn die Musik die Filmhandlung verdrängt anstatt sie zu ergänzen, nein, die Musiker performen auch noch dermaßen hip, dass ihre Performance nahezu in der Bewegung altert, zumal die Kamera mit äußerst fragwürdigen Stilmitteln experimentiert, die in der Intention zwar fetzig, in der Wirkung jedoch peinlich geraten sind. Man frage am besten mal bei BA Robertson nach, ob er sich noch erinnert, wie oft ihm der Wüterich am Zoom das Objektiv in die Nase oder zwischen die Zahnreihen gerammt hat.
Zum Glück geht jedem Musiker irgendwann die Puste aus, so dass Price zwangsläufig doch wieder in den Mittelpunkt rückt. Und der weiß selbst dann seine unverwechselbare Aura zu verströmen, wenn er wie ein Genealoge am Whiteboard steht und den Monster-Stammbaum durchkonjugiert. Wie er so darüber referiert, welche Brut gezeugt wird, wenn sich Monster X und Monster Y paaren, könnte man glatt meinen, er zitiere das Matthäus-Evangelium, nur eben mit der Geselligkeit eines Hobbit-Dorfältesten anstatt mit dem heiligen Ernst eines Kirchenmannes. Und dann darf es endlich losgehen mit den drei Kurzgeschichten nach dem britischen Autoren Ronald Chetwynd-Hayes, der aber, so viel sei verraten, nicht allzu angetan war, weder von der Adaption seiner Geschichten noch von der Besetzung seiner Person mit dem gut abgehangenen Carradine.
Tatsächlich schmeichelt sie dem Autoren nicht allzu sehr, die erste Geschichte um den von Price so wortgewandt vorgestellten „Shadmock“, eine der niedersten Kreaturen auf der Monsterskala. Einmal mehr bekommen wir den selbstmitleidigen Tropf serviert, der viel Reichtum besitzt, aber kaum menschliche Kontakte pflegt, weil er, wie er selbst immer wieder betont, so hässlich ist – dabei sieht er im Grunde bloß aus wie Nick Stahl, den man bei Brot und Wasser einen Monat in einen Kellerraum ohne Fenster eingesperrt hat. Die barocke Kulisse kann nicht über die wenig originelle Rahmenhandlung rund um vorsintflutliches Romance Scamming hinwegtäuschen, bei der Moral und Konsequenz ganz wie in einer klassischen Geschichten-aus-der-Gruft-Folge eine wichtige Rolle spielen, abgerundet durch einen künstlich herausgezögerten finalen Buh-Effekt, bevor der Cryptkeeper wieder übernimmt. Immerhin ist die Spezialkraft des Shadmock, gesichtszerschmelzendes Pfeifen nämlich, durchaus originell geraten, und man darf wohl froh sein, dass die Scorpions „Wind of Change“ damals noch nicht geschrieben hatten. Es ist aber dann doch ein wenig bezeichnend, dass die fette, coole Katze auf dem Anwesen in hockender Lauerposition noch am ehesten im Gedächtnis bleibt, mehr noch als das Moder-Zombie-Makeup der Opfer des Shadmock’schen Pfeiftons.
Episode 2 befasst sich mit einer Gattung, die dem geneigten Zuschauer wohl weitaus vertrauter sein dürfte, dem Vampir nämlich. An dieser Front gibt es dann auch wenig Neues zu vermelden: Pflöcke sind es insbesondere, die den Artverwandten des Erzählers zu schaffen machen, und geradezu klassisch werden einige der Regeln ausgespielt, bis hin zum Schlafsarg im heimischen Keller. Interessanter sind da schon die Blinis, die hier mal nicht als osteuropäische Pfannkuchen, sondern als Vertreter einer bürokratisierten Form der Vampirjägergilde gezeichnet werden. Dass der Sohn des Vampirs das perspektivische Zentrum der Handlung bildet und in dieser Position von den Blinis als Lockvogel missbraucht wird, sorgt dabei immerhin für eine unverbrauchte Präsentation des Stoffes, gleichwohl auf Seiten der Regie jedwede Finesse fehlt. Bisweilen schaut gerade das Mittelstück wie biedere TV-Unterhaltung aus dem Vorabendprogramm aus. Wenigstens ist der Twist am Ende in seiner Doppelbödigkeit angemessen albern, durchaus passend zur vorausgehenden Inszenierung und in diesem Kontext auch von einer gewissen komischen Qualität geprägt.
Obgleich der Vampir also scheinbar in einer solchen Sammlung obligatorisch bleibt, beweist die Kurzgeschichtensammlung doch vor allem ein Herz für die Kreaturen der zweiten Reihe, denn weder Mumien noch Werwölfe, Geister oder Zombies sorgen für den Abschluss, sondern der gemeine Ghul. „Der Ghul“ (1975) von Freddie Francis drängt sich hier natürlich als Vergleich auf, derweil das atmosphärische Setting gewisse Inspiration aus Filmen wie „Stadt der Toten“ (1960) und diversen Lovecraft-Erzählungen zu beziehen scheint, während man sich aus heutiger Sicht manches Mal auch in die Stimmung von „The Village“ (2004) versetzt fühlt. Morbide und mysteriös ist diese Episode allemal geraten, was sie im Vergleich mit den Vorgängern immerhin am wenigsten cheesy wirken lässt. Auch mit einem fiesen Twist im Abgang kann Baker noch einmal auftrumpfen, auch wenn der sich inzwischen längst zum Klischee des Horror- und Terrorfilms entwickelt hat. Abseits der Atmosphäre hat aber auch die Ghul-Saga eher wenig zu bieten. Ein Minimum an Handlung und Effekten sorgt dafür, dass man schnell ungeduldig wird, sofern man nicht mit ganzem Herzen bei der Sache ist in diesem Kampf heiliger Mächte gegen fleischfressende Grabräuber.
Zur Auflockerung geht es zwischen den jeweiligen Episoden natürlich immer wieder zurück in den Club, wo immerhin eine Steigerung in Sachen Musik festgestellt werden kann, mündend in dem schmissigen Rausschmeißer „Stripper“ von der Band „Night“. Nicht nur Rockröhre Stevie Vann ist da ein Hingucker, sondern im Hintergrund entkleidet sich tatsächlich auch eine Dame, bis der Schattenwurf bei den allzu pikanten Stellen übernimmt und die Live-Action in eine nette Trickanimation übergeht, überschreitet der Striptease doch diesmal die normalen Grenzen des Ausziehbaren und hinterlässt schließlich das auf der Bühne, was John Carradine am Ende mit knackenden Knöcheln auf der Tanzfläche imitiert: Ein tanzendes Skelett.
Ganz ohne moralischen Zeigefinger geht es natürlich nicht, also wird der Mensch in einer festlichen Pointe schließlich als das größte Monster von allen gekürt und mit einer Ehrenmitgliedschaft im Club der Monster belohnt. Das ist wohl genau diese Art von biederem Humor, die man von den abdankenden Herrschaften längst vergangener Zeiten zu erwarten hat. Da passt dann auch der Auftritt von Anthony Steel als „Lintom Busotsky“ ins Bild, als sprechendes Anagramm von Milton Subotsky also, der hier zum letzten Mal in seiner Karriere als hauptverantwortlicher Produzent agierte. Auch für Roy Ward Baker sollte es der letzte Kinofilm sein; anschließend folgten nur noch ein TV-Film und einige Episoden für TV-Serien. Wenn man die Verabschiedung solcher durchaus bedeutsamer Karrieren eher mitleidig als sentimental begleitet, dann stimmt irgendwas mit dem Abschied nicht.
Schaut in den Trailer zu “Monster Club”
„Monster Club“ erschien in Deutschland erstmals Mitte der 80er auf VHS und wurde in den 2000ern ins DVD-Zeitalter überführt, gleichwohl die DVD von MIB abgesehen von dem englischen neben dem deutschen Ton keine nennenswerten Vorzüge gegenüber der VHS zu bieten hatte. Abhilfe schafft die seit Ende 2023 als DVD oder Blu-ray verfügbare Edition von Pidax: Hier bekommt man den Film endlich im 1,78:1-Format in guter Qualität, inklusive deutscher und englischer DTS-Spur, deutschsprachigem Audiokommentar von Lars Dreyer-Winkelmann, Trailer, Presseheft, Bildergalerie und einer Episode „V.I.P. Schaukel“ mit Vincent Price.
Sascha Ganser (Vince)
Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder und Screenshots/Label: Pidax Film__FSK Freigabe: FSK16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja / Ja |