Wir zelebrieren Actionfilme, die rocken!

Sleeping Dogs: Manche Lügen sterben nie

Originaltitel: Sleeping Dogs__Herstellungsland: Australien, USA__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: Adam Cooper__Darsteller: Russell Crowe, Karen Gillan, Marton Csokas, Tommy Flanagan, Kelly Greyson, Elizabeth Blackmore, Zara Michales, Thomas M. Wright, Lynn Gilmartin u.a.
Russell Crowe in "Sleeping Dogs"

Russell Crowe ermittelt in „Sleeping Dogs“ in Sachen Mord.

Roy Freeman ist ein ehemaliger Cop, der an Alzheimer erkrankt ist. Als wir ihm das erste Mal begegnen, erhält er die Offerte, an einer experimentellen Behandlung partizipieren zu dürfen, die das Vergessen abwenden und ihm einige Erinnerungen wiederbeschaffen soll. Gerade als die Behandlung startet, tritt eine Anwältin an ihn heran. Sie arbeitet für eine Organisation, die die Fälle von Inhaftierten erneut auf den Prüfstand stellt. Dieses Mal geht es um Isaac Samuel, der unter anderem auch von Roy weggesperrt wurde.

Samuel sitzt seit nunmehr zehn Jahren ein und wird in wenigen Tagen mittels Giftspritze hingerichtet werden. Er soll den College Professor Dr. Joseph Wieder brutal ermordet haben. Das Problem: Isaac war tatsächlich am Tatort und er hat die Tat auch gestanden. Doch kurz vor der Vollstreckung seines Urteils behauptet er plötzlich aus tiefster Überzeugung, dass er den Mord nicht begangen habe.

Roy Freeman kennt derartige Fälle. Geständige Verurteilte, die vor der Urteilsvollstreckung kalte Füße bekommen, sind ihm nicht fremd. Doch er beißt an. Vermutlich auch, weil er sich erhofft, das seinem Hirn das Training gut bekommt. Alsbald wird ihm ein neuer Verdächtiger in Gestalt von Richard Finn auf dem Silbertablett serviert. Dessen Fingerabdrücke wurden damals in rauen Mengen am Tatort gefunden, doch Isaacs Geständnis beendete alle Ermittlungen in Richards Richtung. Voller Tatendrang stürzt sich Roy erneut in den Fall.

Schaut in den Film hinein

Thriller mit einem vergesslichen Russell Crowe

„Sleeping Dogs“ basiert auf dem Roman „The Book of Mirrors“ von dem Autoren E. O. Chirovici und ist ein typischer Whodunit-Thriller. Entsprechend werden im Filmverlauf zahlreiche mögliche Verdächtige aufgebaut und deren Motive für die Tat aufgedeckt. Mittendrin ein Ermittler, für den der Fall aufgrund seiner Krankheit geradezu frisch und vollkommen unbekannt anmutet. Entsprechend wäre der Weg frei für ein munteres Miträtseln. Doch das klappte für mich nur bedingt.

Ich empfand das Umfeld, in dem die Handlung steigt, als wenig interessant oder spannend. Die Figuren sind weitgehend Wichtigtuer, die sich auf ihre vermeintliche Bildung etwas einbilden. Kern der eigentlichen Erzählung ist eine unspannende Dreiecksbeziehung von drei total egalen und blass bleibenden Charakteren, für die man zu keinem Zeitpunkt irgendetwas empfinden mag.

Russell Crowe in "Sleeping Dogs"

Russell Crowe spielt in dem Thriller den an Alzheimer erkrankten Roy Freeman.

Der einzige interessante Schlenker, der verfing, war der Umstand, dass Roy Freeman in einem Fall ermittelt, in dem eine der treibenden Figuren bemüht ist, negative Erinnerungen bei anderen Menschen zu beseitigen, ja sogar auszulöschen, während der ehemalige Cop eben alles dafür geben würde, sogar solche Erinnerungen niemals zu verlieren oder gar zurück zu erlangen.

Von diesem ironischen Momentum abgesehen, bleibt Freemans Alzheimer aber leider ein Gimmick. Es ist nicht so, dass aufgrund der Ermittlungen Freemans Erinnerungen an damalige Ermittlungszeiten zurückkehren würden. Alles was bleibt, sind wenige Fetzen, die weder er noch das Publikum einordnen können. Ansonsten bemerkt man kaum Besserung bei Freeman. Wenig Vorankommen. Ergo muss er klassische Ermittlungsarbeit leisten.

Russell Crowe und Tommy Flanagan in "Sleeping Dogs".

Tommy Flanagan (links) gibt Russell Crowes Partner. Copyright: Sarah Enticknap

Blöderweise beginnt man aufgrund der Tatsache, wie Freemans gesundheitlicher Zustand „verschwendet“ wird, schnell zu ahnen, dass „Sleeping Dogs“ gerne irgendwann twisten will. So viel sei verraten: Genau das passiert dann auch. Und hier wird der Film plötzlich aus sich heraus spannend. Denn zahlreiche der Erinnerungsfetzen machen ENDLICH Sinn und der Twist schließt einige offene Lücken in der Erzählung. Kurzum: Nach einem definitiv zu langem, in Teilen komplett spannungsfreiem Anlauf, verabschiedet sich der Thriller zumindest mit Schwung in seinen Abspann.

Russell Crowe („Unhinged“) kann für diesen insgesamt eher weniger befriedigenden Gesamteindruck nichts. Der Mime spielt großartig auf und ist definitiv DER Grund, sich diesen Film anzusehen. Der sonst gerne so wuchtig agierende Crowe nimmt sich extrem zurück. Spielt in Teilen beinahe zerbrechlich seinen Ex-Cop, der um die Erinnerung an seine Vergangenheit kämpft und seine Wohnung mit Spickzetteln drapiert, um sich selbst nicht zu vergessen.

Russell Crowe als Alzheimerkranker Cop

Roy Freeman versucht das Puzzle um einen vergangenen Mordfall zusammenzusetzen.

Um Crowe herum wird es allerdings schwierig. Alle Darsteller haben gefühlt daran zu knabbern, dass der Film schlichtweg nicht viel zu erzählen hat, beziehungsweise der grundlegende Fall nicht viel taugt. So bleiben Marton Csokas („The Equalizer“) als Professor und Harry Greenwood („The Nightingale“) als Richard Finn unendlich blass. Und die das Liebesdreieck vollständig machende Karen Gillan („Gunpowder Milkshake“) habe ich noch nie so ratlos erlebt wie hier. Ihr affektiertes Spiel und ihre wie auswendig gelernt wirkenden und seltsam betont aufgesagten Dialogzeilen gehen einem früh auf den Keks. Nur Crowes „Gladiator“-Kompagnon Tommy Flanagan („Code Name Banshee“) wusste mir noch in einer Nebenrolle zu gefallen.

Auch optisch sagte mir „Sleeping Dogs“ nicht zu. Sobald die Figuren draußen unterwegs sind, herrscht ein arg farblich reduzierter Look vor, der ab und an sogar ein wenig billig wirkt. In Innenräumen dominieren plötzlich sehr warme, erdige Farben. Ab und an mutet die Kamera fahrig an, dann ist sie wieder außerordentlich streng. Bei einigen Flashbacks wirkt sie sehr hektisch. Und irgendwie finden diese Einzelteile nicht so recht zusammen. Vermutlich auch eine Folge des Umstandes, dass der sonst als Drehbuchautor tätige Adam Cooper („The Transporter: Refueled“) hier sein Regie-Debüt ablieferte.

„Sleeping Dogs“ weckt keine schlafenden Hunde

Ein wenig fragt man sich schon, was einen Hochkaräter wie Russell Crowe dazu bewegte, auf dieses Drehbuch anzuspringen. Vielleicht war es der finale Twist, vielleicht auch die Tatsache, dass man in seiner Heimat Australien drehte. Es ist schwer zu sagen. Der Mime jedoch liefert wahrlich ab. Spielt seinen Roy Freeman nuanciert und auf den Punkt! Wer Crowe als Schauspieler mag, der macht hier nicht viel falsch, muss aber auch damit leben, dass „Sleeping Dogs“ seinen Hauptdarsteller mehrmals für sehr lange Zeiträume aus dem Spiel nimmt.

Und dann sorgen die wenig spannende Handlung und einige neben sich stehende Darsteller für Verdruss. Was vor allem daran liegt, dass der Thriller viel zu lang geraten ist, an egalen Figuren krankt und keine wirklich involvierende Geschichte zu erzählen hat. Schnell macht sich das Gefühl von Belanglosigkeit breit. Bis dann endlich Russell Crowe wieder auftaucht.

Knappe:
05 von 10

Ende August 2024 startete der Film mit einer Freigabe ab 16 in den deutschen Kinos. Seit Dezember 2024 könnt ihr den Thriller bei Paramount+ im O-Ton und in deutsch synchronisierter Fassung genießen. Auch auf anderen VoD-Plattformen kann der Film gegen einen Obolus angeschaut werden. Über physische Veröffentlichungen wurde bislang nichts verlautbart.

In diesem Sinne:
freeman

Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Paramount Pictures__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein

Tagged as: , , , , , , , , , ,

Wie Viele Actionnerds gibt es?

  • Keine Sorge, du bist mit deiner Vorliebe nicht allein! Uns besuchten bereits 17682013 andere Actionnerds