| Originaltitel: The Fantastic Four: First Steps__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2025__Regie: Matt Shakman__Darsteller: Pedro Pascal, Vanessa Kirby, Joseph Quinn, Ebon Moss-Bachrach, Ralph Ineson, Julia Garner, Natasha Lyonne, Sarah Niles, Paul Walter Hauser, Mark Gatiss u.a. |

Mit „The Fantastic Four: First Steps“ wagen die Fantastischen Vier ihre ersten offiziellen Schritte im MCU
Die Fantastischen Vier gehören zwar zu den ältesten Figuren im Marvel-Kosmos, hatten aber verfilmungstechnisch auch viermal Pech, ehe sie durch den 20th-Century-Fox-Aufkauf durch Disney wieder ins MCU zurückkehren konnten. Dort will sie „The Fantastic Four: First Steps“ nun etablieren.
Wobei das mit den ersten Schritten fast inkorrekt ist, denn die MCU-Version geht einen ähnlichen Weg wie „Spider-Man: Homecoming“ oder James Gunns „Superman“ und erzählt die Origin Story seiner Helden nicht nochmal im Kleinklein. Stattdessen startet der Film direkt auf der Erde 828, wo die Fantastic Four bereits seit einigen Jahren ein Heldenteam sind.
Fernsehmoderator Ted Gilbert (Mark Gatiss) rekapituliert ihre Ursprünge in einem TV-Special: Bei einem Raumflug wurde das Quartett aus Reed Richards (Pedro Pascal), seiner Frau Sue Storm (Vanessa Kirby), deren Bruder Johnny (Joseph Quinn) und ihrem besten Freund Ben Richards (Ebon Moss-Bachrach) einer Strahlung ausgesetzt, die sie mutieren ließ. Reed kann als Mr. Fantastic sich wie Gummi dehnen, Sue kann als Invisible Girl nicht nur unsichtbar werden, sondern hat in dieser Version auf eine Art Telekinese-Update, Johnny ist die fliegende menschliche Fackel und Ben Grimm ist The Thing mit der Steinhaut und den Superkräften.
Nach zwei Jahren des erfolglosen Versuchens erwarten Reed und Sue Nachwuchs – mit der Ungewissheit, wie wohl ein Baby wird, das von zwei mutierten Menschen gezeugt wurde. Es ist jedoch eine gute Zeit, in die auf einmal Silver Surfer (Julia Garner) hineinplatzt und den Menschen verkündet, dass die Erde vom Planetenfresser Galactus als baldiges Ziel auserkoren wurde. Als Herold des Schurken überbringt sie die Nachricht, dass sich alle nochmal von ihren Lieben verabschieden sollen, denn das Ende naht. Klassischer Fanta-4-Stuff, der auch schon in der Eichinger-Produktion „Rise of the Silver Surfer“ umgesetzt wurde, der aber den Zorn von Comicfans auf sich zog, weil Galactus hier zu einer kosmischen Wolke umgemodelt wurde.
In „The Fantastic Four: First Steps“ ist Galactus wieder ein Titan, das versprach bereits der Trailer und das sehen auch die Fantastischen Vier, als sie ihn im All aufsuchen, um ihn plattzumachen oder ihn umzustimmen. Ersteres erscheint schwer möglich, letzteres dagegen schon. Allerdings will Galactus das Kind von Sue und Reed, um die Erde im Gegenzug zu verschonen…
Schaut euch den Trailer zu „The Fantastic Four: First Steps“ an
Eines muss „The Fantastic Four: First Steps“ umgehend zugestehen: Der Film hat Stil. Und zwar enorm. Das retrofuturistische Design der Erde 828 liefert Sixties-Style deluxe, egal ob Klamotten, Autos oder Fernsehstudio-Designs, selbst in der Ausrüstung der Helden, mit einem Faible für runde Ecken und gedämpfte Farben. Das Szenenbild von Kasra Farahani („Loki“) und die Kostümbild von Alexandra Byrne („The Flash“) gehören zu den größten Hinguckern des Films. Liebevoll sind auch viele kleine Details, etwa die Einbindung etwas alberner, aber Sixties-typischer Schurken in die anfängliche Vorstellung der Helden.
Darunter sind ein Oberbösewicht mit dressierten Affen als Helfern oder Harvey Elder (Paul Walter Hauser) alias Mole Man mit seinem unterirdischen Volk. Oder die Fanta-4-Actionfiguren und -Zeichentrickserie, die intradiegetisch existieren. Aus letzterer soll dann auch Bens Wahlspruch „It’s clobberin‘ time“ stammen, den er im Film eigentlich gar nicht sagen möchte. Im Gegensatz zu Josh Tranks Düster-Reboot von 2015, das die Vorlage neu interpretieren wollte, umarmt „The Fantastic Four: First Steps“ seine Verortung in früheren Zeiten, stilistisch und inhaltlich.

Reed Richards (Pedro Pascal) ist Superheld und Wissenschaftler, muss nun aber mit der Vaterrolle klarkommen. © 2025 20th Century Studios / © & TM 2025 MARVEL. All Rights Reserved.
So gelten die Fanta 4 ja auch als „Marvel’s First Family“, die hier im wörtlichen Sinne Nachwuchs erwartet. Und das Thema Familie zieht sich durch den Film. Bisweilen sogar dermaßen penetrant, dass es selbst Dominic Toretto und seiner Crew aus den Ohren raushängen würde. Nichts geht über die Familie, Mutterschaft und die Sorge um den eigenen Nachwuchs sorgen für die Extra-Portion Über-Sich-Hinauswachsen, in einer reichlich pathetischen Ansprache erklärt Sue sogar die gesamte Menschheit zum Teil der Fantastic-Familie. Da driftet der Film schon sehr ins Kitschige ab, wenngleich das Thema auch wieder für interessante Denkanstöße und Plotentwicklungen sorgt. Etwa wenn es um den Silver-Surfer-Hintergrund geht oder wenn Reed und Sue ihr Kind nicht an Galactus abgeben wollen, damit die Erde aber potentiell dem Untergang weihen. Und weil sie ja so ehrliche Leute sind, beichten sie dies auch dem Rest der Menschheit, was auch innerhalb des Films entsprechende Debatten auslöst.
Zum Traktat über Verantwortung und Altruismus im Superheldengewand wird „The Fantastic Four: First Steps“ dann doch nicht, denn dafür ist der Film dann doch ein bisschen zu einfach und zu harmlos. Dramatische Entwicklungen werden im Schlussdrittel angedeutet, aber doch schnell wieder negiert. Ganz so klamaukig wie in den Eichinger-Verfilmungen wird es glücklicherweise nicht, augenzwinkernd-humorvoll gibt sich aber auch „The Fantastic Four: First Steps“, gerade in der Interaktion seiner Helden.
Aber so launig-entspannt sollte es in einer funktionierenden Familie ja auch abgehen. Plottechnisch ist derweil nicht so viel los; nach dem ersten Aufeinandertreffen mit Galactus steht das Warten auf seine Ankunft und das Arbeiten an Gegenmaßnahmen, deren Funktionieren dann im Showdown auf die Probe gestellt wird. Immerhin: Da es sich ja um eine von vielen Parallelerden handelt, ist deren Schicksal nicht ganz klar, aber es bringt auch das Problem der Multiversums-Beliebigkeit mit sich. Die letzte Szene deutet die Ankunft eines alten Bekannten und auch den Sprung ins Multiverse an, wo die Fantastic Four ja absehbar mit dem Rest der Helden zusammenarbeiten sollen.
Die Effekte sind auf gutem Niveau, zeigen schnieke Weltraumpanoramen, vor allem aber den Silver Surfer und Galactus, dessen Raumschiff als Zerstörungsmaschine wirkt, die ihm Planeten mundgerecht serviert. Action wird nicht so groß geschrieben, ein paar Set Pieces gibt es aber schon. Vor allem ein paar wilde Verfolgungsjagden mit dem Silver Surfer leben nicht nur von der dynamischen Kameraarbeit Jess Halls („Ghost in the Shell“), sondern lassen die Figur ihrem Namen alle Ehre machen, wenn diese über Lava und ähnliche Dinge surft.

Sue Storm (Vanessa Kirby) wird zur Supermutti. © 2025 20th Century Studios / © & TM 2025 MARVEL. All Rights Reserved.
Etwas enttäuschend fällt dagegen der Showdown aus, der Galactus durch die Stadt wüten lässt. Es ist etwas einfallsloses Superhelden-contra-Riesenmonster-Gehaue, das auch den Teamgedanken der Fantastic Four weniger stark bebildert als beispielsweise die Plansequenz in „The Avengers“, der Flughafen-Fight in „Captain America: Civil War“ oder die „No Sleep Till Brooklyn“-Actionszene in „Guardians of the Galaxy 3“. Regisseur Matt Shakman arbeitete primär für Serien, darunter aber auch die ähnlich retrofuturistische Marvel-Serie „WandaVision“, hat das Ganze inszenatorisch aber gut im Griff.
Der Cast besteht aus mehreren angesagten Namen, die alle nicht auf der Höhe ihrer Kunst, aber solide agieren, nämlich Pedro Pascal („Massive Talent“), Vanessa Kirby („Mission: Impossible – The Final Reckoning“) und Jungstar Joseph Quinn, der schon in „Gladiator II“ an der Seite von Pascal spielte. Ebon Moss-Bachrach („The Last Ship“) ist weniger bekannt, meist aber auch unter der The-Thing-Maske verborgen. Für Akzente sorgen dann vor allem Mark Gatiss („Mission: Impossible – Dead Reckoning“) als Moderator und Natasha Lyonne („Yoga Hosers“) als potentielles Sequel-Love-Interest für Ben Grimm. Paul Walter Hauser („Cobra Kai“) hat einen besseren Cameo, in der seinen üblichen Rollentypus launig verkörpert, Sarah Niles („F1 – Der Film“) sieht man in einigen Szenen als Stabschefin der Fantastischen Vier.
„The Fantastic Four: First Steps“ ist definitive eine Abwechslung im MCU, allein durch seinen markanten, sehr einnehmenden Style. Das Familienthema zieht der Film konsequent durch, bisweilen etwas überpräsent und kitschig, aber konsequent. Der Plot ist eher simpel, aber erzählt wird das Ganze einigermaßen kurzweilig, sodass ein recht vergnügliches, schnell verflogenes Sixties-Style-Sci-Fi-Abenteuer bleibt, dem es aber an Nachhall oder wirklich eindrücklichen Sequenzen mangelt. Wie gesagt: Definitiv eine Abwechslung im MCU, aber für die gern beschworene Frischzellenkur zu konsequenz- und harmlos.
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„The Fantastic Four: First Steps“ wurde von Walt Disney/Leonine in Deutschland auf Blu-Ray und DVD veröffentlicht, ungekürzt ab 12 Jahren freigegeben. Auf der DVD gibt es kein Bonusmaterial, auf der Blu-Ray Featurettes, entfallene Szenen und einen Audiokommentar von Matt Shakman und Kasra Farahani. Ihr könnt den Film auch streamen.
© Nils Bothmann (McClane)
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