Originaltitel: Class of 1984__Herstellungsland: Kanada__Erscheinungsjahr: 1982__Regie: Mark L. Lester__Darsteller: Perry King, Merrie Lynn Ross, Timothy Van Patten, Roddy McDowall, Stefan Arngrim, Michael J. Fox, Keith Knight, Lisa Langlois, Neil Clifford, Al Waxman u.a. |

Mark L. Lesters düstere Zukunftsvision „Die Klasse von 1984“
Andy Norris, ein idealistischer junger Musiklehrer, tritt seinen Dienst in einer für ihn neuen Schule an. Doch diese Highschool ist schon längst nicht mehr zu retten. Auf den Gängen wird gedealt, Halbstarkenbanden teilen die Reviere untereinander auf und Gewalt gegen Schüler und auch Lehrer ist an der Tagesordnung. Doch Andy Norris will nicht kapitulieren. Blöd nur, dass es ihm ein Junge namens Peter Stegman nicht wirklich leicht zu machen gedenkt. Spätestens als Andys Auto in Flammen aufgeht, sein Leben massiv bedroht wird und seine Familie und Freunde in die immer heftiger schwelenden Auseinandersetzungen mit Stegman hineingezogen werden, muss er handeln…
Zu Beginn von „Die Klasse von 1984“ weiß man nicht so recht, was man von dem Film halten soll. Zu überzeichnet ist das Sujet, zu grotesk sind die Figuren, zu bizarr ist das zu gewollt auf Anarchie getrimmte Setting und zu extrem ist das teilweise wirklich brutale Overacting. Was man allerdings auch bemerkt, ist, dass gerade die heftigen Klischees, die Mark L. Lester („The Base“) bei seinen Figuren zelebriert, für ordentliches Involvement auf Seiten des Zuschauers sorgt. Der erlebt nämlich zum einen einen echten Gutmenschen. Einen Lehrer, der selbst im Angesicht der größten Gefahr lange Zeit nicht seine Menschlichkeit verliert und an das Gute im Menschen glaubt. Erst recht ans System der Gerechtigkeit. Auf der anderen Seiten stehen eine Handvoll Jugendlicher. Asozial angehaucht, Drogen dealend, Mitschüler terrorisierend und sogar die Lehrer anfeindend. Da die Gesellschaft in Form des restlichen Lehrkörpers, der Polizei und der Staatsanwaltschaft nicht in der Lage ist, diese beiden Pole auseinanderzuhalten, kann Regisseur Lester unbändig an seiner immer mehr eskalierenden Gewaltspirale drehen und dafür sorgen, dass sich die Fronten immer weiter verhärten und die Taten beider verfeindeter Parteien immer brutaler und immer existentialistischer geraten.
httpv://www.youtube.com/watch?v=-wFVpKYNvRU
Kollateralschäden in Form befreundeter Lehrer auf Seiten der Hauptfigur Andy Norris inklusive. Am Ende steht dann die Katastrophe. Norris Frau wird vergewaltigt und entführt und Norris, der Feingeist und Musiklehrer(!!!), muss handeln. Spätestens jetzt ist „Class of 1984“ den Trashgefilden entwachsen und ein sehr unbequem zu goutierender Beitrag in Sachen Verrohung der Gesellschaft geworden. Und endlich darf auch Mark L. Lester richtig loslegen. Wo bisher kleinere Keilereien dominierten, werden nun Arme abgesägt, Menschen angezündet und zerquetscht oder am Dachfirst aufgeknüpft. Mittendrin ein nur noch reagierender Andy Norris. Beinahe tollwütig in seinen Bestrebungen, sein letztes bisschen Glück zu erhalten und seine Frau zu retten. Unterstützend an seiner Seite: Der Zuschauer.
Ein Beleg der tadellosen Leistung des Norris Darstellers Perry King (ein beliebter TV- und Seriendarsteller), der den Lehrer so aufrecht, edel und gut anlegt, dass man gar nicht anders kann, als sich auf seine Seite zu schlagen. Auch und vor allem dann, wenn er sich zu wehren beginnt und dabei gerne auch mal Recht und Ordnung hinter sich lässt. Als sein wichtigster Antagonist spielt Timothy van Patten (ein Freund von Steven Spielberg und bei Serien wie „The Pacific“ oder „Boardwalk Empire“ federführend) sehr stark auf und schafft es, trotz der sehr klischeehaften Anlage seiner Figur, nicht zur Witzfigur zu verkommen. Ganz im Gegenteil: Sein Peter Stegman wirkt unberechenbar in seinen Taten und seltsam wankelmütig. In weiteren Rollen wissen Roddy McDowell („Fright Night“) und ein pausbäckiger Michael J. Fox („Zurück in die Zukunft“) zu gefallen. Regisseur Mark L. Lester inszeniert seinen Streifen sehr geerdet und ruhig. Er lässt weniger seine Bilder als vielmehr die Bildinhalte für sich sprechen. Abgefahrene Klamotten, punkige Gestalten, Graffitis an allen Wänden und ausufernde Punkkonzerte bestimmen die Szenerie und entwerfen eine sehr düstere Zukunft (der 1984 spielende Film entstand 1982), in der unsere Gesellschaft vollends auf ihren Niedergang zuzustreben scheint.
Am Ende bleibt ein zunehmend unbequemer werdender, stark überzeichneter, dabei aber dennoch effizienter Kommentar zum zunehmenden Verfall unserer Gesellschaft im Allgemeinen und der Verrohung des Mikrokosmoses Schule im Besonderen. Dabei schenkt uns Mark L. Lester mit der groben Kelle aus der Klischee-Suppe ein und arbeitet weniger mit plausiblen Figuren als vielmehr mit vollkommen grotesken „menschlichen“ Abziehbildern. Nebenbei dreht sich eine effektive Gewaltspirale in immer höhere Sphären und entlädt sich in einem ziemlich brutalen Finish, das Mark L. Lester breit und genüsslich ausspielt und dabei an die niedersten Instinkte im Zuschauer appelliert. Dadurch ist der Film in erster Linie unrealer aber unterhaltsamer Rock’n’Roll und weniger wirklich ernst zu nehmende Sozialkritik. Das verwehrt ihm letzten Endes zwar den Aufstieg in die Phalanx der Klassiker der Gewaltstudien („Uhrwerk Orange“ und „Wer Gewalt sät“ seien genannt), dennoch schafft er es durchaus, über den Filmgenuss hinaus nachzuhallen. Weniger wirksam, dafür deutlich actionreicher geriet Lesters Fortsetzung „Class of 1999“.
Eine deutsche ungeschnittene DVD (SPIO/JK geprüft) kommt unter anderem von dem Label CMV Laservision, die dem relativ alten Film eine erstaunliche optische Frische abrangen. Der dumpfe Ton kann da nicht ansatzweise mithalten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Fortsetzungen:
Class of 1999
Class of 1999 Part 2 – The Substitute
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