Originaltitel: Endless Love__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2014__Regie: Shana Feste__Darsteller: Alex Pettyfer, Gabriella Wilde, Robert Patrick, Joely Richardson, Rhys Wakefield, Emma Rigby, Bruce Greenwood, Dayo Okeniyi, Paisley Scott Dickey, Anna Enger u.a. |

Das Poster ist romantischer als der gesamte Film: “Endless Love”
Der Film „Endless Love“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Scott Spencer (schrieb beispielsweise auch „Waking the Dead“, später mit Jennifer Connelly und Billy Crudup verfilmt), der die Liebe zwischen Jade und David zum Thema hat. Dabei ist bis zum Schluss nicht wirklich klar, ob Hauptfigur David tatsächlich seine große Liebe erlebt oder ob seine Zuneigung zu Jade nicht doch eher eingebildet ist bzw. auf einer Art Besessenheit basiert. Kurzum, Spencer erdete den Kitsch, den man bei dem Titel erwarten musste, mit diversen düsteren Storykniffen. Aus verschiedenen Gründen veräußerte er seine Rechte an dem Buch für wenige Dollars und musste so miterleben, wie sich Hollywood 1981 erstmals an seinem Buch verging. Unter der Regie von Franco Zeffirelli geriet die Verfilmung zu einer einzigen Katastrophe. Von Spencers Vorlage blieb nicht mehr viel übrig und sechs Nominierungen für die goldene Himbeere, den Anti-Oscar, waren der Lohn für die „Mühen“. Spencer selbst nutzte die nächsten Jahre, in denen Remakes des Filmes angedacht aber nie produziert wurden, um seinen Frieden mit Hollywood zu schließen. Doch nun, knapp 35 Jahre nach der Buchveröffentlichung und der ersten Verfilmung, hat man Nägel mit Köpfen gemacht und Spencers Buch neu verfilmt. Das Ergebnis: Die Umdeutung der Vorlage zu einer peinlich plakativen Bravo-Foto-Lovestory und ein wütender Autor …
Jade ist eine hübsche junge Dame, die sich nach dem Krebstod ihres großen Bruders vollkommen von der Welt zurückzog und lieber strebte, anstatt zu leben. Ursache hierfür war vor allem ihr strenger Vater Hugh, der auf äußerst despotische Art und Weise versuchte, die Reste seiner Familie vor dem Auseinanderbrechen zu bewahren. Bei Jade geht das zumindest solange gut, bis sie eines Tages David begegnet. Der herzensgute Sohn eines Automechanikers mit leicht angedunkelter Vergangenheit und die wohlbehütet aufgezogene Schönheit verlieben sich sofort ineinander. Jade beginnt nun plötzlich aufzuleben und sich auch gegen die Entscheidungen ihrer Familie zu stellen. Das sieht ihr Vater freilich gar nicht gerne und intrigiert gegen David, wo er nur kann…
httpv://www.youtube.com/watch?v=dSvkQgKCLyc
„Was Hollywood nicht versteht, ist, dass „Endless Love“ ein Messerstich ins Herz des Lesers sein sollte – nicht ins Herz des Autors!“

Jade und David machen ganz viel Knutschieknutschie in “Endless Love”
Derart klar und eindeutig äußert sich Scott Spencer über die Neuverfilmung seines Buches und tut wirklich gut daran, sich von diesem Film zu distanzieren. Lässt selbiger von seiner Vorlage doch so gut wie gar nichts übrig. Die Figuren werden bis zur Unkenntlichkeit verbogen und Schlüsselmomente des Buches umsortiert oder in ein gänzlich anderes Licht gerückt. Auch der Aspekt, dass David von Jade krankhaft besessen sein könnte, wird vollkommen unter den Teppich gekehrt. Mehr noch: „Endless Love“ erinnert an eine schmierige Liebesschnulze, wie sie Rosamunde Pilcher und Co. wöchentlich unter die Leute schmeißen. Das Ergebnis ist eine vollkommen vorhersehbare, in Kitsch und Klischees absaufende, spannungsfreie Liebesgeschichte, wie man sie schon zigtausend mal gesehen hat. Da missgönnt der reiche Papa seiner Tochter den Umgang mit dem armen Mechanikerbengel, ohne jemals so richtig zu sagen, was ihn eigentlich an David stört. David selber hat freilich noch eine hässliche Ex-Freundin, die immer in den ungünstigsten Momenten auftaucht und für „Dramatik“ und Missgunst sorgt. Besonders romantische Szenen werden zu einer Art Videoclip zusammenmontiert und von Schmusemusik untermalt und immer wenn Jade besonders glücklich ist, reckt sie ihre Arme gen Himmel. Hach, wie romantisch!

Robert Patrick ist als Vater von David dabei.
Das größte Problem des Filmes aber ist, dass er selbst dann, wenn man die Vorlage auszublenden vermag, immer noch vollkommen belanglose 0815 Kost ist, in der sich zwei Menschen kennen- und liebenlernen und ihre Liebe wider alle Widerstände zu leben versuchen. Zwar hat man einen halbwegs interessanten Ansatz dahingehend gefunden, dass Jade beinahe wie ein Neugeborenes ihre neuen Freiheiten entdeckt und sich neue Freiräume erschließt, doch selbst dieser Aspekt wird bald unter einer wahren Flut an Liebesschwüren begraben. Witzigerweise versucht der Film zu Beginn sogar, seine kitschigsten Momente ironisch zu brechen, gibt diese Bemühungen aber ziemlich bald auf. Stattdessen bereitet er nun Bruce Greenwood („The Place Beyond The Pines“) eine große Bühne. Wenn es sich lohnt, „Endless Love“ zu sehen, dann wegen ihm und der wundervoll selbstgerechten Anlage seiner Arschloch-Figur Hugh. Dabei schwingt sich Greenwood irgendwann zu solcher Biestigkeit auf, dass man ihn wahrlich von ganzem Herzen zu hassen beginnt und sich gleichzeitig wünscht, dass er die kitschige Liebesschnulze zu einem Bad Happy Ending bringen möge. Leider ist Regisseurin Shana Feste dafür die falsche Ansprechperson…
Diese kann halbwegs froh sein, dass zwischen ihren Hauptfiguren David und Jade dank der ordentlichen Darsteller Alex Pettyfer („Ich bin Nummer Vier“) und Gabriella Wilde („Die drei Musketiere“) die Chemie durchaus stimmt und vor allem Frau Wilde wirklich sehr niedlich rüberkommt. Dafür gehört der Friseur von Herrn Pettyfer gekündigt. Joely Richardson („Nip/Tuck“) hat als Hughs Frau keine Chance gegen Greenwood anzuspielen und wird vom Drehbuch zudem komplett vergessen, während Robert Patrick („The Last Gasp“) als angenehm bodenständiger Vater von David in leider viel zu kleinen Szenen glänzen darf.

Bruce Greenwood dreht im Gegensatz zum Film richtig auf!
Inszenatorisch ist „Endless Love“ so langweilig wie sein Plot und die belanglose Musik von Christophe Beck untermalt die 0815 Bilder. Was freilich verwundert, wenn man bedenkt, dass noch auf dem amerikanischen Poster die alles andere als langweilige oder belanglose Tagline „Say Goodbye To Innocence“ prangte. Doch irgendwie erwartet man sich da etwas mehr als ein verschämt gelüpftes Sommerkleidchen unter dem ein blauer Slip hervorlugt. Mei, wie unverschämt. Und genauso „frivol“, „mutig“ und „versaut“ ist auch der gesamte Rest des Filmes. Anstelle die Vorlage endlich einmal werkgetreuer zu adaptieren, drehte man lieber wieder eine absolut langweilige Schnulze für das PG 13 Publikum, das man anscheinend nicht mehr herausfordern darf. Zumindest Bruce Greenwood und Robert Patrick machen für sich das Beste aus dieser Katastrophe…
Der Film ist ab 27. März 2014 in den deutschen Kinos zu sehen und kommt von Universal Pictures.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Universal Pictures International__FSK Freigabe: ab 06__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab 27.3.2014 in den Kinos |