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Heads of State

Originaltitel: Heads of State__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2025__Regie: Ilya Naishuller__Darsteller: Idris Elba, John Cena, Jack Quaid, Paddy Considine, Carla Gugino, Priyanka Chopra Jonas, Amber Rose Revah, Stephen Root, Sarah Niles, Richard Coyle u.a.
Heads of State mit Idris Elba und John Cena

Ilya Naishuller macht wieder Action: „Heads of State“.

Ilya Naishuller hat mit dem irrwitzigen POV-Actioner „Hardcore“ bewiesen, dass er Bock auf Action hat und diese innovativ in Szene zu setzen weiß. Der Nachfolger, „Nobody“, geriet mainstreamiger, aber nicht minder unterhaltsam und actionaffin. Entsprechend heiß war ich auf „Heads of State“. Würde Naishuller seiner Vorliebe für steile Action wieder freien Lauf lassen? Kleiner Spoiler: Absolut!

Will Derringer ist seit wenigen Tagen der neue Präsident der USA. Aktuell befindet er sich auf Europatour. Es stehen Antrittsbesuche bei den Staatsoberhäuptern der alten Welt ebenso auf dem Plan wie ein Bekenntnis zur NATO im italienischen Triest. Schon in London verliert Derringer alle Lust an diesem Trip. Denn der britische Premierminister Sam Clarke hat einen gewaltigen Stock im Arsch. Obendrein meinte er schon mehrmals, den neuen US-Präsidenten düpieren zu müssen.

Eine gemeinsame Pressekonferenz der Riesenegos endet in einem Desaster. Infolgedessen empfehlen die PR-Leute beider Staatsmänner einen gemeinsamen Flug in der Air Force One gen Triest, um Einigkeit zu symbolisieren und den kindischen Streit bei der Pressekonferenz vergessen zu machen. Nach einigem Zögern fügen sich beide Streithähne in ihr Schicksal. Doch in dem Flugzeug kracht es erneut zwischen den beiden.

Kurz bevor die Lage jedoch richtig eskalieren kann, wird die Air Force One von einem anderen Flugzeug bedrängt. Die Angreifer starten zahlreiche Drohnen, die das präsidiale Fluggefährt massiv beschädigen. Ein Agent des Präsidenten zieht sowohl Derringer als auch Clarke einen Fallschirm über und schubst beide aus dem Flugzeug. Vorher erklärt er ihnen, dass sie in Weißrussland landen würden und sich von da unerkannt gen Polen durchschlagen müssten.

Während die beiden tun, wie ihnen geheißen, gerät die Welt in Schieflage. Denn mittels einer neuen Software namens Echelon ist es einem fiesen Terroristen gelungen, Papiere zu leaken, die die vermeintlich friedlichen Beziehungen der NATO-Staaten untereinander kompromittieren. Das Verteidigungsbündnis steht vor seinem unmittelbaren Aus. Und die einzigen, die es retten könnten, ziehen es vor, sich irgendwo im Ostblock gegenseitig anzufrotzeln.

Schaut in den Film hinein

Actionspaß mit John Cena, Idris Elba UND Priyanka Chopra Jonas

Was früh im Film auffällt, ist, dass sich der als rasanter Kintopp startende „Heads of State“ schnell beinahe unangenehm aktuell anfühlt. Da wären ein frischgebackener US-Präsident, der sich zur NATO bekennt und mit seiner Art für einiges Chaos sorgt. Eine Welt, die dem Krieg näher ist als dem Frieden, weil sich Staaten aufgrund von Kleinigkeiten gegenseitig das Vertrauen aufkündigen. Und wir hätten da einen Charakter, der bald in der Lage sein könnte, eine Atombombe zu bauen und darum vorsorglich unter einem Bombenteppich begraben wird. Wer zuletzt auch nur eine Nachrichtensendung pro Tag verfolgte, wird hier zahlreiche aktuell brennende Themen wiederfinden.

Freilich maßt sich „Heads of State“ nicht an, diese Problemlagen zu analysieren oder tiefer auszuloten. Dafür ist der Film definitiv nicht gemacht. Aber die aktuellen Bezüge des Drehbuches verursachen immer mal wieder ein beklemmendes/unangenehmes Gefühl in der Magengegend des Zuschauers. Zumal der Streifen aufgrund seiner Entstehungszeit bei einigen dieser Problemlagen fast schon prophetisch daherkommt.

Die eigentliche Handlung des Actionspaßes bedient sich hingegen freigiebig bei den bekanntesten Buddy Movies. Entsprechend dürfen sich John Cena („Hidden Strike“) als Präsident und Idris Elba („Beast – Jäger ohne Gnade“) als Premier wunderbar anzicken und ihre wirklich witzigen Spitzen verteilen. Während der britische Premier sich über die Filmvergangenheit des US-Präsidenten (Water Cobra, Baby!!!) lustig macht, mokiert der sich über das nicht vorhandene Privatleben des verbissenen Politikers aus London. Da die beiden Darsteller eine tolle Chemie haben, funktioniert das Gekabbel prächtig und hätte beinahe noch ausführlicher geraten dürfen. Geübt haben sie dafür ja bereits bei James Gunns „The Suicide Squad“.

John Cena und IDris Elba in Heads of State

Nur nicht hängen lassen! © 2023 Amazon Content Services LLC / Prime / Chiabella James

Freilich wachsen sie alsbald zusammen. Allerdings benötigen sie dafür Hilfe von außen. In Gestalt der aparten Agentin Noel Bisset (verkörpert von Priyanka Chopra Jonas („Baywatch“)) drängt die nach einiger Zeit mit Macht in die Handlung und verändert „Heads of State“. Macht ihn zielgerichteter, zwingender. Regie und Drehbuch machen nun offenkundiger, worauf sie hinaus wollen. Und die Dramaturgie schwenkt vom bislang lockeren Abenteuer (das lange Zeit an den starken B-Actioner „Air Force One Down“ erinnert) stärker in Richtung dramatisches Finale um.

Das ist storytechnisch alles sehr simpel gehalten, hat aber eine Menge Zug und Tempo und ist extrem unterhaltsam. In Richtung Finale steigt auch die Spannung deutlich an. Trotzdem fühlt sich „Heads of State“ mit knapp zwei Stunden Laufzeit etwas zu lang an. Allerdings muss man Ilya Naishuller unbedingt zugute halten, dass er die lange Laufzeit für einen ganzen Haufen geiler Actionmomente nutzt.

Er beginnt seine wilde Fahrt in Spanien. Eine Tomatenschlacht eines Volksfestes schlägt hier in eine in Teilen (Genialer Slide unter einem Transporter hindurch) cool choreographierte Ballerei um, bei der zahlreiche US- und UK-Agenten tot auf den mit Tomatensaft getränkten Boden sinken. Priyanka Chopra Jonas wird hier bereits als coole Actionheldin inszeniert, hernach für ziemlich lange Zeit aus dem Film genommen und dann mit einer brillant montierten Flashback-Szene wieder in die Handlung integriert. Frau Jonas ist unbedingt einer der Gewinner dieses Streifens!

Priyanka Chopra Jonas in Heads of State

Schlagkräftig und sexy: Priyanka Chopra Jonas. © 2023 Amazon Content Services LLC / Prime / Chiabella James

Es folgt der erste großformatige Actionmoment, wenn die Air Force One als fliegende Festung mit Miniguns in den Tragflächen inszeniert wird. Das Flugzeug wird in der langen Einlage fachmännisch zerlegt. Auch in dem Fluggefährt wird ordentlich Action gemacht. Ein sehr versiert killender Fieswicht räumt hier nämlich derb auf. Das Beste: Die Effekte sitzen und man wird nicht von cheesy Momenten aus der Action gerissen.

Direkt nach ihrer Landung in Weißrussland geraten unsere Helden an junge Taugenichtse, denen sie amtlich eine einschwenken. Die ganze Choreografie erinnert in ihrem Witz und ihrer Konzentration auf körperlichen Slapstick stark an alte Jackie-Chan-Streifen und macht richtig Laune. Es folgt eine großartige Nummer in einem polnischen Safe House, in der Jack Quaid („Mr. No Pain“) in einer grandiosen Nebenrolle mit zahlreichen Lumpen aufräumt – auch durch Mauerwerk hindurch. Eine wirklich geile Szene. Garniert mit einer (ich nenne es mal…) „Ping-Pong-Explosionsszene“ rund um eine Stahltür.

Das nächste Actionsetpiece zündete bei mir jedoch gar nicht. Hier bestreitet Idris Elba in einem Treppenhaus den Großteil der Action. Während das noch ganz ansehnlich gerät (und an eine ähnliche Szene in dem leider ziemlich in Vergessenheit geratenen Knaller „Shoot ‚em up“ erinnert), ist das Finish der Szene rund um einen Hubschrauber und eine Hängepartie irgendwie total unterwältigent. Der Szene fehlt eine Pointe. Ein wirklich cooler Moment. Zudem ist eine parallel steigende Explosion nicht sonderlich toll umgesetzt und auch die Szenen um den Hubschrauber wirken billig getrickst.

Jack Quaid in Ilya Naishullers Actionfilm

Jack Quaid hat eine großartige und feurige Nebenrolle abbekommen. © 2023 Amazon Content Services LLC / Prime / Chiabella James

Doch die Entschuldigung für diese misslungene Einlage folgt auf dem Fuße. „Heads of State“ lanciert jetzt nämlich eine Szene, die sich „G20“ vermutlich gerne gewünscht hätte. „The Beast“, die Präsidenten-Limousine, kommt zum Einsatz! Und wie! Explosionen, sich überschlagende Karren und Karambolagen werden flankiert von Kämpfen in der Limousine. Die Fieswichter ballern mit Phosphor-Munition und setzen damit andere Karren in Brand, andere wiederum nutzen Granatwerfer, um „The Beast“ zu knacken. Es kracht und knallt und dem Actionfan wird die Jogginghose eng. Nur geil!

Auf diese großartige Szene, die locker als Showdown durchgehen könnte, packt „Heads of State“ eine weitere finale Actioneinlage, in der Naishuller noch einmal amtlich am Bodycount dreht. Nebenbei bekommt vor allem Priyanka Chopra Jonas noch einmal ein paar coole Szenen auf den sportlichen Leib geschneidert und John Cena holt mit einem wirklich ungewöhnlichen Geschoss einen Helikopter vom Himmel. Ende!

Bis auf die eine misslungene Szene macht die Action in „Heads of State“ einfach nur richtig Spaß, hat clevere Einfälle und haut ein paar grandiose Einzelmomente raus. Dabei werden gerne auch mal die Lachmuskeln gekitzelt. Man beachte etwa das Unvermögen im Waffenhandling von Cena in der Rolle eines ehemaligen Actionhelden, eine Art Schere-Stein-Papier-Sequenz um Elba und einen Lump im Kampf um den Abzug einer Waffe und das Gym-Kraft und Kraft-Kraft-Gebrubbel während einer Fluchtsequenz.

John Cena und Idris Elba ballern sich durch

John Cena und Idris Elba ballern sich als „Heads of State“ durch. © 2023 Amazon Content Services LLC / Prime / Chiabella James

Obendrein platzen durchaus einige Bloodpacks, die Umgebung wird in den Ballereien teils regelrecht zerstört und so mancher Moment fühlt sich trotz PG-13-Freigabe durchaus derb an. Zur Umsetzung zog Naishuller mal eben rund 160 Stuntmen zu Rate. Und er ließ seinem Second Unit Director Lee Morrison („No Time To Die“) bei der Umsetzung der Action gefühlt vollkommen freie Hand.

Abseits der aufwändigen Action punktet der Film ebenso mit einer absolut kinotauglichen Umsetzung. Die Bilder muten teuer an und die zahlreichen Schauplatzwechsel sorgen für Schauwerte. Aufwändige Sets wie die Air Force One funktionieren prächtig, die Effekte sitzen und auch der Score hat Schmackes, ohne besonders memorabel daher zu tönen. Trotzdem werden so manche Songs kongenial eingesetzt. Genannt sei ein Elvis-Presley-Song im Finale.

„Heads of State“ bietet fetzige Unterhaltung

Wie man anhand meiner Kritik vielleicht heraushören konnte, ist „Heads of State“ mitnichten ein neues Action-Meisterwerk. Der Film hat diverse Problemchen, die einem den Film zwar nicht verleiden, aber auffallen. Das Problem ist jedoch, dass ich die größte Baustelle bislang ausgespart habe. „Heads of State“ ist nämlich ein totaler Reinfall, wenn es um seine Bösewichter geht. Der Actionspaß ist so sehr auf John Cena, Idris Elba und später Priyanka Chopra Jonas fokussiert, dass Paddy Considine („Blitz“) als Oberlump total hinten herunterfällt. Das geht soweit, dass er nicht einmal selbst seine Motivation erörtern darf!

Dazu versucht „Heads of State“, eine Art Maulwurfscharade innerhalb der Stäbe unserer Staatsoberhäupter aufzubauen. Das macht er so lustlos und halbherzig, dass der Zuschauer diesen Story-Part sofort durchschaut und Null ernst nimmt. Die Figuren, die im Zuge dessen ebenfalls zu Bösewichtern werden, haben dann gleich gar keine Motivation für ihr Tun. Die Folge ist, dass man die gesamte Bösewichtriege niemals als Bedrohung begreift. Hier lässt „Heads of State“ wirklich massiv Körner liegen.

Davon abgesehen hatte ich definitiv großen Spaß mit der Actionkomödie. Die punktet mit einem starken Hauptdarstellergespann, einer famosen Actionheldin, internationalen Schauplätzen, einer wertigen Inszenierung, tatsächlich witzigen Momenten und extrem cooler Action, bei der sich Ilya Naishuller und sein Team kreativ richtig austoben. Weiter so!

07 von 10

Es ist schade, dass ein offensichtlich fürs Kino gedrehter, teuer aussehender Film wie „Heads of State“ nicht mehr im Kino ausgewertet wird, sondern direkt als Dreingabe bei einem Streamer landet. Entsprechend wird der Actioner seit dem 2. Juli 2025 (für Prime-Mitglieder sogar kostenlos) bei Prime-Video ausgewertet. Hier hat er eine Freigabe-Empfehlung ab 16 erhalten.

In diesem Sinne:
freeman

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