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MacGruber

Originaltitel: MacGruber__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2010__Regie: Jorma Taccone__Darsteller: Will Forte, Val Kilmer, Kristen Wiig, Ryan Phillippe, Powers Boothe, Maya Rudolph, Rhys Coiro, Dalip Singh, Chris Jericho, Glenn Jacobs, Paul Wight, Timothy V. Murphy, Mark Henry, Antonio Banks u.a.
MacGruber

In “MacGruber” nimmt die SNL-Crew unter anderem James Bond, MacGyver und Eighties-Action aufs Korn

Nicht nur Komiker aus dem Comedy-Dauerbrenner „Saturday Night Live“ bekommen eigene Filme, manchmal sogar Figuren aus den Sketchen. Das bekannteste Beispiel dürften Wayne und Garth aus „Wayne’s World“ oder die Blues Brothers sein, anno 2010 erhielt der Titelheld von „MacGruber“ seinen Spielfilm.

MacGruber (Will Forte) ist die amerikanische Antwort auf James Bond oder vielleicht eher Austin Powers: Ein Typ, der Frauen vernascht und Schurken umlegt, das aber nicht im eleganten Maßanzug, sondern im MacGyver-Outfit, während seine Begrüßungshandschläge mit muskulösen Kollegen eher an Werke wie „Predator“ und „Over the Top“ gemahnen. Doch wie dereinst Rambo in „Rambo III“ (oder Topper Harley in „Hot Shots 2“) hat sich MacGruber in ein Kloster zurückgezogen. Der Grund: Noch während der Hochzeitszeremonie wurde MacGrubers Ehefrau Casey (Maya Rudolph) von seinem Erzfeind Dieter Von Cunth (Val Kilmer) umgebracht – Kollege Bond kennt das ja so ähnlich aus „Im Geheimdienst ihrer Majestät“.

Doch die Lage ist ernst, als der für tot gehaltene Von Cunth zurückkehrt und eine Atomwaffe in seine Gewalt bringt. Colonel James Faith (Powers Boothe) kann MacGruber mit der Aussicht auf Rache an seiner Nemesis ködern, auch wenn der eigenwillige Superagent Faiths besten Mann Dixon Piper (Ryan Phillippe) für sein Team ablehnt. MacGruber stellt sein eigenes Team aus alten Kollegen zusammen, die nicht nur in Sachen Style und Attitüde in den Eighties hängengeblieben sind, sondern auch alle von Wrestlern wie Chris Jericho, Glen Jacobs und Paul Wight gespielt werden. Ein Missgeschick mit C4 später ist MacGruber sein Team allerdings auch schon wieder los und kurz vorm Aufgeben.

Doch dann schließt sich seine Ex-Kollegin und beste Freundin der verstorbenen Gattin, Vicky St. Elmo (Kristen Wiig), der Mission an und auch Piper will weiter dabei sein. Also jagt man den Superschurken zu dritt, doch Piper muss bald feststellen, dass sein Idol vielleicht nicht immer so kompetent ist wie erwartet…

Schaut euch den Trailer zu „MacGruber“ an

Regisseur Jorma Taccone („Popstar: Never Stop Never Stopping“), SNL-Star und Teil des Comedy-Trios The Lonely Island, orientierte sich am Actionkino der 1980er. Nicht nur nahm er seinen Lieblingsfilm „Stirb langsam“ als Ideengeber, er benutzte sogar die C4-Requisiten aus John McTiernans Klassiker in „MacGruber“. Auch seinen Darstellern gab er die Anweisung so zu spielen, als sei dies eine Joel-Silver-Produktion des Jahres 1988. MacGruber erinnert nicht nur vom Outfit an MacGyver, er benutzt auch keine Knarren, sondern Improvisiertes, gebastelt aus Sachen, die gerade herumliegen. Der Nachname von Kollegin Vicky erinnert an Joel Schumachers Eighties-Klassiker „St. Elmo’s Fire“ und auf dem Soundtrack ist natürlich jede Menge Mucke aus der Dekade (u.a. „Rosanna“ von TOTO, „Broken Wings“ von Mr. Mister und „Harden My Heart“ von Quarterflash) zu hören – bevorzugt auf MacGrubers tragbarem Autoradio, das der Geheimagent nie in seiner Karre lässt. So huldigt „MacGruber“ dem Jahrzehnt von Schulterpolstern, Koks und Actionklassikern einerseits, stellt aber auch liebevoll seine Rückwärtsgewandtheit heraus, die im Kontrast mit modernen Zeiten noch stärker auffällt.

Als Actionparodie hat „MacGruber“ auch ein paar Konfrontationen zu bieten, die zwar teilweise ganz schön saftig sind, aber eher im Dienste der Comedy stehen als große Schauwerte zu bieten. Da führt MacGruber seinen Signature Move, das Kehlen-Herausreißen in bester „Road House“-Tradition mit entsprechender Reaktion Pipers, mehrfach vor, eine Fluchtszene wird zum reinsten Chaos und beim finalen Umlegen des Oberschurken zeigt MacGruber, was ein wahrer Overkill ist. Freilich kann Taccones Film seine Sketch-Ursprünge kaum verhehlen, denn in Sachen Plot ist hier noch weniger los als bei „Austin Powers“. Man arbeitet sich an Agentenklischees wie dem Undercover-Einsatz auf einer Dinnerparty, Täuschungen durch Verkleiden und dem obligatorischen Showdown am Startort einer Atomrakete ab, doch das sind alles eher einzelne Episoden, die dann Folie für die Gags sind.

Und diese Gags gehen auch gerne mal unter die Gürtellinie, seien es betont schnulzige oder abstruse Sexszenen (unter anderem mit dem Geist der verstorbenen Ehefrau), eine Sellerie-Ablenkung der speziellen Art oder MacGrubers Wahlspruch „Let’s pound some Cunth“. Die Trefferquote der Witze ist allerdings ganz ordentlich, auch wenn sich mancher Running Gag in der zweiten Filmhälfte etwas abnutzt. Dafür ist es schon ein Vergnügen MacGruber als vollkommen aus der Zeit gefallenen, total überforderten Gockel zu sehen, der sich trotzdem immer noch für den Größten hält und dann doch auf seine Weise triumphiert. Sicher ist das eher das grobe Beil als das feine Florett der Komik, doch „MacGruber“ hat Spaß mit Agenten- und Actionklischees, ist mit Gespür für Comedy-Timing inszeniert und auch gut besetzt.

Will Forte („Kindsköpfe 2“) mag nicht der facettenreichste SNL-Comedian sein und daher auch nicht die Karrierehöhen von Kollegen wie Bill Murray, Chevy Chase oder Andy Samberg erreichen, als selbstherrlicher Titelheld macht er einen guten Job. SNL-Kollegin Kristen Wiig („Date Night“) hat als Agentin mit Zweitkarriere im Musikgeschäft ebenfalls die Lacher auf ihrer Seite, während Powers Boothe („Ausgelöscht“) und Ryan Phillippe („The 2nd“) überzeugend die Straight Men geben, an denen sich die schräge Komik von Forte und Wiig reiben kann. Irgendwo dazwischen ist Val Kilmer („Palo Alto“), dessen sadistischer Schurke nie ins Kaspern verfällt, von dem Schauspieler aber auch klar als Karikatur angelegt wird, was Kilmer gut gelingt. Neben den erwähnten Wrestlern kennt man ansonsten nur noch Maya Rudolph („Inherent Vice“), deren Rolle allerdings auch nur ein besserer Cameo ist.

Niveauvoll ist sicher anders und es gibt im Bereich der Parodie von Action- und Agentenklischees treffsichere, filigrane Werke als „MacGruber“. Aber die Hauptdarsteller hängen sich rein, das Comedy-Timing stimmt öfter als nicht und das Zurschaustellen und Verarschen von Eighties-Klischees ist immer noch eine Gaudi. Wenn auch eine, die sich mit weiterem Verlauf etwas abnutzt.

Universal hat „MacGruber“ hierzulande in der Kinofassung herausgebracht, die ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben ist. Es gibt aber zusätzlich noch eine verlängerte Unrated-Fassung, die unter anderem in Großbritannien und den USA erschien. Auch Extras gibt es auf den deutschen Discs nicht.

© Nils Bothmann (McClane)

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