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the Pit and the Pendulum (aka „Meister des Grauens“)

Originaltitel: the Pit and the Pendulum__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1991__Regie: Stuart Gordon__Darsteller: Lance Henriksen, Rona De Ricci, Jonathan Fuller, Mark Margolis, Jeffrey Combs, Carolyn Purdy-Gordon, Tom Towles, Frances Bay, Oliver Reed, …
the Pit and the Pendulum

Cover C der deutschen Blu-ray-Premiere von „The Pit and the Pendulum“

httpv://www.youtube.com/watch?v=3g76LwvbBEI

Bei Stuart Gordon´s „the Pit and the Pendulum“ (aka „the Inquisitor“) – hierzulande auch als „Meister des Grauens“ bekannt – haben wir es mit einer relativ lose auf der gleichnamigen 1842er Edgar Allan Poe Kurzgeschichte „die Grube und das Pendel“ basierenden sowie aus Charles Band´s „Full Moon Entertainment“-Kult-Schmiede stammenden Produktion aus dem Jahr 1991 zutun. Angesichts des limitierten Umfangs der Vorlage, welche nur wenige Seiten umfasst, war es für Drehbuchautor Dennis Paoli („From Beyond“) von Nöten, sich eine weitestgehend eigenständige Rahmenhandlung auszudenken, um vom Inhalt her auf eine volle Spielfilmlänge zu kommen. Entsprechend dürftig erinnert das fertige Werk noch an die klassische Story des berühmten amerikanischen Horror-Schriftstellers – zumal das „Kernstück“ jener (die im Titel genannte Apparatur) im Vorliegenden nicht einmal mehr eine zentrale Position innerhalb der Geschehnisse einnimmt, sondern erst zum Finale hin (sozusagen als „Abschluss“ einer ganzen Reihe anderweitiger Set-Pieces) mit eingebunden wurde…

Toledo, Spanien, 1492: Während Columbus auf der anderen Seite des Atlantiks gerade die „neue Welt“ entdeckt, herrschen in vielen Gebieten Europas „pechschwarze Zeiten“, denn „mit eiserner Faust“ regiert dort – sich quasi von der streng religiösen Prägung des Volkes nährend – die heilige Inquisition, deren Ziel es ist, „Gottes Wort und Wille“ (bzw. ihre Interpretation der betreffenden Überlieferungen) zu gewährleisten und durchzusetzen. Zu diesem Zweck werden anders denkende Individuen (Abweichler, Opponenten, Freigeiste etc.) nur allzu häufig als Ketzer oder Hexen diffamiert: Sadistische Folterverhöre und öffentliche Hinrichtungen stehen an der Tagesordnung. Als das junge Bäcker-Ehepaar Maria (Rona De Ricci) und Antonio (Jonathan Fuller) im Rahmen eines Marktplatz-Besuchs unfreiwillige Zeugen solch eines grausamen „Spektakels“ werden, ist vor allem die gottesfürchtige Frau angewidert von der dargebotenen Brutalität, die selbst vor dem Auspeitschen eines Kindes nicht Halt macht, welches zugleich mit ansehen muss, wie seine Mutter zuerst bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt sowie im Anschluss daran (vom Jubel der Massen begleitet) verbrannt wird. Entsetzt, schreitet sie ein und bittet den anwesenden Großinquisitor Torquemada (Lance Henriksen) um Gnade für den Jungen. Zwar stoßen ihre Worte bei ihm auf „taube Ohren“ – doch etwas in seinem Innern fühlt sich augenblicklich von ihrer unschuldig anmutenden Schönheit angezogen: Ein Gefühl, welches er (selbstredend) „nicht zulassen“ darf – weshalb er Antonio umgehend niederprügeln und sie verhaften lässt…

Fortan geht Torquemada seine hübsche Gefangene nicht mehr aus dem Kopf: Er ist fasziniert von ihr, registriert in ihm erkeimende „fleischliche Gelüste“ und sieht sie in seiner Phantasie gar als „Jungfrau Maria“ an. Selbst intensive Geißelungen können diese Gedanken bestenfalls temporär vertreiben. Währenddessen mündet eine Untersuchung, bei der diverse Männer (unter ihnen Jeffrey Combs und Mark Margolis) die nackte Maria nach „Teufelsmalen“ absuchen, darin, dass einer jener sie heimlich kneift sowie die dadurch entstandene Haut-Verfärbung als „Beweis ihrer Schuld“ ausgelegt wird. Ins Burgverlies gesperrt, lernt sie dort Esmeralda (Frances Bay) kennen: Ihres Zeichens eine echte „Hexe“ (im Sinne einer naturverbundenen Heilerin), die ihr nützliche Ratschläge gibt – etwa wie man beim Erleiden von Schmerzen „geistig an einen besseren Ort entfliehen“ kann. Simultan bemüht sich Antonio darum, seine Angetraute zu befreien: Per Bestechung erkauft er sich den Weg ins Gebäude – wo er allerdings prompt verraten und gefasst wird. Beide Liebenden erleiden daraufhin etliche Qualen unter den Händen der christlichen Folterknechte – nur unterbindet Torquemada das irgendwann in Maria´s Fall, da er sie inzwischen im Prinzip nur noch „für sich allein“ haben will. Als es ihm jedoch nicht gelingt, sich ihr „körperlich aufzuzwingen“, flüchtet er sich in blindwütigen Aktionismus: Zusätzlich erzürnt von ihren Worten, schneidet er ihr die Zunge heraus, ordnet Esmeralda´s Verbrennung an und wählt Antonio als das erste Opfer seines neusten Tötungsinstruments aus: Ein riesiges, mit einer rasiermesserscharfen Klinge bestücktes, von der Decke herabhängendes sowie sich langsam auf die darunter festgeschnallte Person niedersinkendes Pendel…

Ich muss zugeben, dass mich „the Pit and the Pendulum“ stracks von den ersten Minuten aus an überrascht hat – bloß leider nicht unbedingt auf eine positive Weise. Angesiedelt in einer der grausamsten Epochen überhaupt, habe ich einen konsequent düsteren Film erwartet, der die historisch überlieferten Gräueltaten, welche manche Zweige der Kirche zu jener Zeit „im Namen des Herrn“ begangen, schonungslos aufzeigt – doch gleich die Eingangssequenz zwang mich dazu, diese Hoffnung schlagartig aufzugeben und mich auf eine ganz andere Herangehensweise gefasst zu machen: Posthum der Ketzerei für schuldig befunden, lässt die religiöse Obrigkeit kurzerhand einen länger schon Verstorbenen aus seinem Grab holen – worauf der bereits skelettierte Leichnam zusammengebunden, aufgehängt und ausgepeitscht wird sowie die infolge der Schläge entstandenen Einzelteile zu Staub zermahlen und in eine mächtige Sanduhr Torquemadas gefüllt werden. Das Gebotene wirkt „Comic-haft überzogen“ – und diese Art von Humor ist es, die fortan die komplette Laufzeit durchzieht. Des Öfteren hat sich Gordon im Rahmen seiner Karriere ernsteren Stoffen mit „augenzwinkerndem Witz“ angenähert – bloß funktioniert das in diesem speziellen Fall unglücklicherweise (im Gesamtbild betrachtet) nicht sonderlich gut bzw. nur unzureichend ergiebig…

Gewiss: Wenn man den Blick auf individuell herausgestellte Passagen richtet, muten Einzelheiten gelegentlich „nicht unköstlich“ an – allen voran die trockenen Kommentare Franciscos (Combs), der immerzu Protokoll führt und für aufklärende Erläuterungen á la „Confessions are only accepted under Torture – otherwise you might only confess to avoid being tortured, and it wouldn´t be a true Confession“ zuständig ist. Großartig auch seine letzte Botschaft an Esmeralda vor ihrer Exekution: „I´m sorry that you weren’t properly able to confess. There just wasn’t enough time to torture you.“ Ihre Erwiderung: „Thanks anyway.“ Die Absicht hinter dieser ironischen Präsentation der Dinge ist klar erkennbar – nämlich das Herausstellen der grotesken Absurdität der betreffenden Handlungen und Motive (also dass diese Fanatiker im Schutze ihrer Ämter und Positionen in erster Linie „sich selbst“ dienen, ohne dass „Gottes Wille“ im Vordergrund ihrer Verfügungen steht) – allerdings empfand ich die Gewichtung im Kontext als nicht sonderlich „homogen“. Garstige und zum Schmunzeln anregende Momente wechseln sich permanent miteinander ab – wobei letztere die der Materie angemessene abgründige sowie mitunter regelrecht abstoßende Stimmung jedes Mal aufs Neue „verpuffen“ lassen; was ebenso für etwaige Klerus-kritische Story-Ansätze gilt. Wie kann man sich den vermittelten Eindruck ungefähr vorstellen? Vielleicht so, als hätte ein Studio einigen Parodisten den Auftrag gegeben, Paul Verhoeven´s „Flesh and Blood“ per Re-Shoots „mehr als nur einen Hauch“ ihres gewohnten Stils einzuverleiben…

Als „Personifizierung“ aller schlechten Facetten der spanischen Inquisition glänzt B-Movie-Urgestein Lance Henriksen („Pumpkinhead“) in der Hauptrolle als diabolisch-fieser Torquemada, der Maria für die Befriedigung seiner lange vehement (u.a. per Tragen eines „Selbstgeißel-Gürtels“) unterdrückten „Bedürfnisse“ vereinnahmen will – allerdings immer wieder aufgrund ihres Widerstands, seiner Impotenz sowie der wiederholt hervortretenden „inneren Zerrissenheit“ daran gehindert wird. Über seinem Bett hat er gar ein Schwert an einem dünnen Faden hängen, der jederzeit reißen kann: Er ist davon überzeugt, dass ihn Gott – sollte jener mit seinem Tun unzufrieden sein – auf diese Weise schon bestrafen würde. Lance agiert „entfesselt“ – des Öfteren im „Over-Acting-Modus“. Kontinuierlich setzt er seine Hände ein, um mit Gesten bestimmte Aussagen zu unterstreichen, trägt eine bizarre Haarkranz-Frisur und verleiht dem Part durch seine markante Stimme zusätzlich noch eine verstärkte Ausstrahlungskraft. Ihm gegenüber steht die attraktive, wenn auch nicht übermäßig ausdrucksstarke Rona De Ricci: Ihr nach „the Penitent“ (1988) zweiter und letzter Leinwandauftritt. Gordon-Regular Jeffrey Combs („Doctor Mordrid„) fällt im Zuge seiner gewohnt trocken-sarkastischen Charakter-Auslegung positiv auf – worüber hinaus u.a. noch Stuart´s Gattin Carolyn Purdy-Gordon („Re-Animator“), Tom Towles („Fortress“), Frances Bay („Blue Velvet“) und Mark Margolis („the Courier„) mit von der Partie sind. Jonathan Fuller („Arcade„) weist in einigen Szenen indes arge darstellerische Defizite auf und war mir schlichtweg zu „blass“, um einen „würdigen Helden“ zu mimen, und Alt-Star Oliver Reed („Gladiator„) schaut an einer Stelle mal als vom Papst entsandter Kardinal für knappe fünf Minuten vorbei – wurde im Zuge dessen im Grunde aber weitestgehend „verschenkt“…

„the Pit and the Pendulum“ markiert ein kleines Highlight unter den Veröffentlichungen aus dem Hause „Full Moon Entertainment“, welche sich in der Regel am besten mit den Worten „ausschließlich für Trash-Fans geeignete Low-Budget-Ware“ umschreiben lassen. Trotz der Tatsache, dass die Dreharbeiten Anfang der 1990er stattfanden, wirkt das Ergebnis wie aus den frühen ’80ern – weist manchmal sogar ein leichtes „Hammer-Studio-Feeling“ auf. Unabhängig des Mangels an Detailreichtum in Sachen Kulissen und Kostümen, welche partiell jeweils etwas „steril“ anmuten, kann das mittelalterliche Setting jedoch weitestgehend überzeugen: Umgesetzt in Charles Band´s eigener Burg in Giove (Italien), sind alle zu einem solchen Projekt passenden Schauplätze (wie Kerker, Kellergewölbe und alte Straßenzüge) vertreten – was den Aufbau einer relativ dichten Atmosphäre ersprießlich nährt sowie zusätzlich seitens des feinen Scores Richard Bands („Prison„) ergänzt wird. Die unheilvollen altertümlichen Illustrationen im Rahmen der Anfangs-Credits haben mir gefallen – woran anknüpfend Personen innerhalb des Verlaufs eingemauert, verbrannt, ertränkt, gestreckt, ausgepeitscht, lüstern körperlich untersucht, in eine „eiserne Jungfrau“ gesperrt, auf Metall-Stühle über ein entzündetes Feuer gesetzt sowie lebendig begraben (etc. pp.) werden. Grausam? Klar – bloß im Endeffekt nicht allzu „intensiv“, vorrangig da man inzwischen selbst im Kino extremere Kost gewohnt ist und der hier gebotene Humor dem scheußlichen Treiben immerzu ein zusätzliches Maß seines Schreckens raubt…

Insgesamt ist Paoli´s Skript nicht unbedingt originell geraten: Die von ihm erdachte Handlung setzt sich vornehmlich aus Foltereien, Antonio´s Befreiungsversuchen sowie der „Beziehung“ zwischen Torquemada und Maria zusammen – ohne markante Innovationen oder einen klaren „Rhythmus“ vorzuweisen. Positiv sehe ich indes die Einbindung einiger anderer klassischer Poe-Motive, welche den Geschichten „the Premature Burial“ und „the Cask of Amontillado“ entstammen: Dies sagte mir ebenso zu wie eine zum Finale hin hervortretende Fähigkeit Marias, die einen „amüsanten Kontrast“ zu ihrer gelebten Gottesliebe repräsentiert. Punktuelle Einfälle entpuppen sich als zweifelsohne kreativ – man nehme nur mal die Idee, Ratteninnereien als Schmiermittel zu verwenden, oder gezielt eine Menge Schießpulver zu schlucken, um beim Feuertod dann zu explodieren, worauf Knochensplitter die Herumstehenden wie Schrapnelle teils tödlich verwunden – „verwässern“ angesichts ihrer unrealistischen Gestaltung den Fokus auf das während der Inquisition ausgeübte (reale) „menschliche Böse“ aber gleichermaßen wie die Hinzugabe von übernatürlichen Elementen im Schlussakt. Regisseur Stuart Gordon („Robot Jox„) erfüllte sich mit dieser Produktion übrigens einen langjährigen Wunsch, den er ursprünglich mit Peter O´Toole in der Hauptrolle realisieren wollte. Seine verfügbaren „finanziellen Ressourcen“ waren nicht sonderlich üppig – doch die Inszenierung ist kompetent und wartet zudem mit einigen netten Schwertkämpfen und anderweitigen Sequenzen auf, die passabel anzusehen sind. Langeweile kam bei mir jedenfalls nicht auf…

Fazit: „the Pit and the Pendulum“ (1991) ist eine „eigenwillig-unebene“ Kombination aus einem düster-brutalen Mittelalter-Streifen und einer ironisch-schwarzen Komödie, die einen zwar nie wirklich „packt“ oder „verstört“ – wohl aber mit einem überragenden Lance Henriksen in der Hauptrolle aufwartet sowie gestandenen Genre-Freunden „unterm Strich“ durchaus annehmbare, altmodische Unterhaltungskost offeriert…

knappe

Stefan Seidlthe Pit and the Pendulum

Informationen zur Veröffentlichung von „The Pit and the Pendulum“

Deutsche Blu-ray-Premiere

Am 24. März 2020 verlor die Welt Stuart Gordon. Der vornehmlich auf Horror-Stoffe abonnierte Regisseur war Spezialist für meist nicht sonderlich hoch budgetierte, aber stets erstaunlich kreativ umgesetzte Produktionen, in denen kleine Ideen einen großen Effekt erzielten. Im Fall von „The Pit and the Pendulum“ rührte die Inspiration auch von einem Museumsbesuch her. Relikte aus längst vergangenen Tagen, hinter denen grausame Geschichten standen, sollten ein passender Startpunkt sein für die Arbeit an der Poe-Adaption, die unerwartet schwarzhumorig ausfallen würde, angetrieben von einem Lance Henriksen, der die religiösen Posen von Lichtgestalten und Schattendienern gleichermaßen zu verspotten scheint.

Die deutsche Blu-ray-Premiere, die der englischen einmal mehr um Jahre hinterherhinkt, steht ganz im Zeichen des Regisseurs. Gordons Foto ziert die Rückseite des Booklets des neuen Mediabooks, das bei Wicked-Vision im Rahmen der „Full Moon Collection“ als Nr. 5 erschienen ist. „Wir vermissen dich!“, steht unter dem Geburts- und Todesdatum mit dem gewohnt emotionalen, informellen Ausdruck, der auch auf früheren Releases immer mal wieder durchdrang.

Das Bild

Bislang war über Retrofilm unter dem Titel „Meister des Grauens“ und schließlich über MIG / Eurovideo unter der gewöhnungsbedürftigen Originaltitel-Variation „The Pit and the Pendelum“ lediglich eine DVD erschienen, die zwar ungeschnitten war, aber gemäß der ursprünglichen US-DVD von Full Moon Pictures im Vollbildformat vorlag. Die Wicked-Vision-Ausgabe folgt nun der 2013 in den USA und in UK erschienenen Blu-ray-Ausgabe, die erstmals das Format 1,66:1 nutzte. Dieses kommt nun auch im vorliegenden Transfer zur Anwendung, auch wenn das Backcover inkorrekterweise 1,85:1 ausweist. In der Bildqualität ist durch den Sprung zu HD natürlich eine deutliche Verbesserung zur hierzulande erhältlichen DVD zu erkennen, gleichwohl keine Wundertaten zu erwarten sind; das Bild ist als körnig, erdig und auch ein wenig verwittert zu bezeichnen, was durchaus gut zum Stoff passt. Der Abspann indes scheint einer anderen Quelle zu entstammen, hier wird es dann auf einmal deutlich unschärfer und die sichtbaren Informationen werden wieder gefühlt auf Vollbild zusammengestaucht.

Der Ton

Beim Originalton hatten die englischen Releases noch eine 5.1-Abmischung zu bieten. Diese steht nun nicht mehr zur Verfügung, stattdessen bekommen wir sowohl die englische als auch die deutsche Tonspur in DTS-HD Master Audio 2.0. Naturgemäß klingt der Originalton einen Hauch natürlicher (und ist schon wegen Henriksens prägnantem Organ selbstredend vorzuziehen). Zur deutschen Version wäre anzumerken, dass in einer kurzen Passage von wenigen Sekunden Dauer in den O-Ton gewechselt wird. Was die bisherigen Releases übrigens nicht zur Verfügung hatten, waren Untertitel; die bekommt man hier nun sowohl in Deutsch als auch in Englisch, was womöglich sogar für Auslandskäufer ein interessantes Detail sein dürfte.

Die Extras

Ein Audiokommentar ist diesmal nicht dabei, dafür begrüßt uns Charles Band aber wieder vor dem Sprung ins Menü mit einem kleinen Vorwort, in dem er bereits einige interessante Fakten über die Entstehung des Films vorwegnimmt und ideal auf das Kommende einstimmt.

In Sachen Bonusmaterial wird zwar vieles recycelt, was auf bisherigen Releases bereits zu sehen war, unter dem Strich ist aber vermutlich von der vollständigsten Sammlung an Extras zu sprechen. Den Einstieg macht die etwa 26 Minuten lange originale „Videozone“-Episode, die am Ende mit Trailern aus dem Full-Moon-Programm und Werbung für Shirts und anderes Merchandising ausklingt, in der ersten halben Stunde jedoch ein Making Of zum Film im typischen 90er-Jahre-Samstagvormittag-Stil zu bieten hat, inklusive Interviews, B-Rolls und allem, was dazugehört. Es handelt sich um das einzige Extra, das nicht untertitelt wurde. Dafür allerdings liegt der Making-Of-Teil noch einmal zusätzlich in deutscher Synchronisation vor (Voiceover).

The Pit and the Pendulum Videozone

Der junge Charles Band führt durch die „Videozone“-Episode zum Film, die viele Interviews und B-Rolls an Bord hat.

Hinzu gesellt sich die Featurette „Behind The Pit & The Pendulum: The Inquisition of Stuart Gordon“ (ca. 8 Min.) Darin äußert sich der Regisseur zu seiner Inspiration sowie zu einigen seiner Stars und Mitarbeiter. Ebenso wie die „Videozone“ hat auch dieses Interview eine dezente Werbe-Note, zumal natürlich niemand schlecht weg kommt, dennoch ist es natürlich sehr unterhaltsam, was der „Meister des Grauens“ zu sagen hat. Während die „Videozone“ auch schon auf den deutschen DVDs zu sehen war, bekam man das Gordon-Interview bislang ausschließlich im Ausland.

Ganz neu hingegen scheint die knapp zweiminütige Blooper Reel zu sein, in der man unter anderem sieht, wie Oliver Reed vergeblich nach einer Schriftrolle in seinem Kostüm sucht und sich dabei um Kopf und Kragen redet, oder wie Lance Henriksen mit seiner Reibeisenstimme einen James-Brown-Gedächtnis-Jauchzer ausstößt. All diese Outtakes scheinen aber bereits komplett in den anderen Features verarbeitet zu sein, es ist also gewissermaßen nur ein neuer Zusammenschnitt. Oben drauf gibt’s dann noch den Originaltrailer.

Der Soundtrack

Das besondere Schmankerl befindet sich dann auf der zweiten Disc im Paket – die ist nämlich mit dem Filmsoundtrack von Richard Band bestückt. 64 Minuten Musik verteilt auf 27 Stücke verteilen sich auf der CD. Passend zur Thematik verwendet Band in seinen pompösen Arrangements viele Chöre mit lateinischem Singsang, und das nicht nur im Main Theme, sondern wie ein roter Faden durch den gesamten Score hindurch. Dennoch wird es in „The Chase“ oder „The Meadow“ auch mal etwas leichter. Insgesamt dominieren aber schallende Pauken, nervöse Streicher und dunkle Bläser, die aus den tiefsten Katakomben zu erklingen scheinen, insbesondere im fast 9-minütigen „The Pit and the Pendulum“, das eine regelrechte Reise durch die Stimmungswelt des von Henriksen gespielten Inquisitoren ist.

Die Verpackung

Bei den Mediabooks hat man mal wieder die Wahl zwischen drei verschiedenen Motiven. Interessanterweise ist das mit dem Originalmotiv ausgestattete Cover A dasjenige mit der geringsten Stückzahl. Nur 222 Einheiten wurden davon gedruckt. Zum Glück wurde das zweite „E“ aus „Pendelum“ von der Eurovideo-DVD, die das gleiche Motiv verwendete, wieder gegen ein „U“ getauscht.

The Pit and the Pendulum Cover A, B, C

„The Pit and the Pendulum“ scheint in drei verschiedenen Mediabooks als Blu-ray im Set mit der Soundtrack-CD.

Von Cover B erwartet man sich wohl die meisten Abverkäufe, denn dieses ist 444 Mal verfügbar. Unverkennbar handelt es sich bei dem Künstler wieder um Ralf Krause, in dessen Farbkasten wohl stets akuter Mangel an Blau und Weiß herrschen dürfte, so sehr diese Kombination auf seinen Bildern dominiert. Krause hat sich mit der Pendel-Szene das Naheliegende herausgepickt und diese wirkungsvoll in den Vordergrund verlegt. Hauptdarstellerin Rona de Ricci erwischt er im Moment ihrer größten Verletzbarkeit, das Layout gönnt ihr aber immerhin das „um“ aus dem Titel als Feigenblatt. Abgesehen von Henriksen, der als diabolischer Kapuzenmann in Übergröße über der Szenerie wacht, haben es außerdem noch Jeffrey Combs und Frances Bay auf das Motiv geschafft.

Für etwas Abwechslung sorgt Comiczeichner Timo Wuerz, der für das zur Besprechung vorliegende Cover C (333 Stück) verantwortlich zeichnet. Neben der ungewöhnlichen Ausleuchtung und der interessanten Farbwahl (eine Mischung aus Schwarz, Rot, Blau und Goldgelb) überzeugt vor allem die Raumaufteilung, die auf geschickte Weise mit religiös konnotierten Mustern und Formen spielt und die Fläche auf sehr kreative Weise nutzt, gerade weil er das Pendel nicht zum Zentrum macht, sondern auf den Flügel als Gegengewicht zu Jeffrey Combs verlagert. Dass sich Wuerz nicht auch auf die nackte de Ricci stürzt, sondern die formidable Jungfrau-Maria-Einstellung aus dem Film rezitiert, rückt seine Arbeit weg vom Exploitation-Ansatz seines Kollegen Krause hin zu seiner geschmackvolleren Variante.

Das Booklet

Im Inneren gibt es hinter den Disc-Trays dann noch die Zeichnung einer Ratte zu bestaunen, die an einem abgetrennten Arm nagt, während das Originalmotiv (wie Cover A, nur mit anderem Layout) als Deckblatt für das 24-seitige Booklet dient. Darin begibt sich Christoph N. Kellerbach tief in die Geschichte der Inquisition und buddelt ein paar unappetitliche historische Details aus, die ihn schließlich zur Kurzgeschichte von Edgar Allen Poe führen und von dort aus zu Charles Band und seiner Full-Moon-Werkstatt. Das sind schon einige recht wagemutige Jump Cuts, die uns schließlich zum vorliegenden Film führen, mitsamt seiner Veröffentlichungs- und Zensurgeschichte, mit welcher der Text abschließt. Effektiver kann man eigentlich keine Brücke schlagen zwischen dem 15. Jahrhundert und einem Blu-ray-Release im Jahr 2020.

Sascha Ganser (Vince)

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the Pit and the Pendulum

Copyright der Screenshots (der britischen DVD): Empire Pictures / Full Moon Entertainment / Prism Leisure Corporation, 88 Films (UK) / MIG, EuroVideo, Retrofilm (D)__ Copyright der Packshots: Wicked Vision Media__ Infos zur dt. VÖ:__ Freigabe: FSK-18__ Geschnitten: nein__ DVD/BluRay: ja (Retrofilm / MIG / Eurovideo 2009 – 2011)/ja (Wicked-Vision 2020)__

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Categorised in: Reviews, the Horror Pit

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