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The Weapon

Originaltitel: The Weapon__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Tony Schiena__Darsteller: Tony Schiena, AnnaLynne McCord, Sean Patrick Flanery, Chuck Zito, Richard Grieco, Donald Cerrone, Cuba Gooding Jr., Bruce Dern, Jeff Fahey, Shannon Ritch, Oksana Lada u.a.
The Weapon von und mit Tony Schiena DVD Cover

„The Weapon“ von und mit Tony Schiena.

Tony Schiena fiel das erste Mal mit seiner starken Performance in dem ebenso steilen Van-Damme-Comeback „Wake of Death“ (2004) auf. Mit dem Netflix-Actioner „Darc“ (2018) konnte er erneut auf sich aufmerksam machen. Viel interessanter als seine nicht gerade üppig bestückte Filmografie ist jedoch sein Leben abseits des Filmes: Der Südafrikaner ist ein ehemaliges Mitglied des südafrikanischen Geheimdienstes und arbeitete als solches sowohl für private als auch öffentliche Einrichtungen.

Heute ist er CEO eines Unternehmens, das private Sicherheitsdienste unter anderem in der Terrorismusbekämpfung schult. Er ist außerdem Deputy Sheriff in Virginia und Leutnant der ICAC (Internet Crimes Against Children) Task Force. Zudem engagiert er sich mit seinem Unternehmen gegen den Menschenhandel, ist unbesiegter Schwergewichtsweltmeister im Karate und hat im Irak Kurden trainiert und ausgebildet. Ein spannendes Leben, das selbst einen Film wert wäre.

Darum geht es in „The Weapon“ allerdings nicht. Für seinen neuen Film entwickelte Tony Schiena die Story, übernahm die Rolle des Produzenten und Regisseurs und spielte zugleich die Hauptrolle. Als Dallas ist er in dem Actionfilm auf der Suche nach seiner entführten Freundin Iris. Dabei kennt er kein Halten und kein Erbarmen und sprengt unter anderem Menschenhändlerringe.

Das macht die Unterwelt und vor allem den Fieswicht Lars extrem nervös. Entsprechend wirft er Dallas alles entgegen, was er hat. Killer, Biker-Gangs, korrupte Cops – alle sind sie bald hinter Dallas her, um das gewohnte Gleichgewicht wieder herzustellen. Und alle sollen sie für Lars eine Frage klären: Für wen arbeitet Dallas und vor allem warum?

Schaut in den Film hinein

Schnarchige Action mit Tony Schiena

„The Weapon“ erzählt eine absolut simple Story. Damit diese nicht direkt zu offen vor dem Zuschauer liegt, springt Regisseur Schiena immer mal wieder in der Erzählzeit vor und zurück. Ein dramaturgisches Stilmittel, das er allerdings schnell wieder aufgibt. Auch und vor allem, weil es seinem Film nicht hilft. Einem Film, der sich im Nachhinein als 85-minütiges Anteasen einer größeren Story entpuppt.

Denn in seinen letzten zehn Minuten fängt der Film plötzlich das Erzählen an. Zum einen wird die bislang durchgestandene Handlung dadurch ein wenig aufgewertet, zum anderen werden Brotkrumen beziehungsweise ganze Brote in Richtung einer Fortsetzung gestreut. Dabei bleibt der Film in seinem bisherigen Erzählduktus und gibt sich ein wenig verklausuliert. Vor allem wird die titelgebende „Weapon“ beinahe mythisch überhöht.

Mehr als ein genervtes Augenrollen erntet das Drehbuch für diesen viel zu späten Versuch, Interesse beim Zuschauer zu erzeugen, jedoch nicht. „The Weapon“ ist und bleibt dröge erzähltes Schnarchkino, das keinen Pfifferling auf seine Charaktere gibt und keine Ahnung von Tempo beziehungsweise einem flotten Erzähl-Rhythmus hat.

Infolgedessen zieht sich „The Weapon“ sehr früh sehr gewaltig. Das einzig Positive sind die Coolshow von Hauptdarsteller Tony Schiena und dessen sehr trockene Kommentare und Dialoge. Leider verkackt es Schiena ausgerechnet in der Action seines Filmes. Was ihm sonst ordentlich von der Hand geht, ist hier viel zu schlecht choreographiert, getimet und inszeniert. Die Actionregie bekommt keinerlei Druck in die Aktionen des kampfsportversierten Hauptdarstellers und sie hat keine Gegner für ihn.

Und abgesehen von einigen viel zu kurzen Fight-Einlagen hat „The Weapon“ kaum andere Action. Ja, hier und da bricht mal ein Schuss und auch ein Typ endet als menschliche Fackel. Dafür werden aber räudigste CGIs bemüht, um diese Momente zu inszenieren, was einen direkt total abfucked. Zudem steigen die wenigen Actionszenen in total abgerissenen oder total langweiligen Settings. Vor allem das aus den immer gleichen Gängen bestehende Showdown-Setting lässt einem gefühlt die Füße einschlafen.

Und apropos Showdown: Der ist mit unbefriedigend noch nett umschrieben. Es gibt nicht einmal eine finale Konfrontation zwischen Dallas und Lars. Abseits der Action sieht „The Weapon“ ultra billig aus. Kaum ein Setting wirkt hier glaubwürdig. Und die echten Sets sind einfach nur abgeranzte Buden. Zumindest versucht der Kameramann, mit sehr schrägen Perspektiven ein paar Pluspunkte zu sammeln, die glatte Digitaloptik macht derartige Versuche aber alsbald wieder kaputt. Lichtsetzung, Farbdramaturgie, die Arrangements der Einstellungen, nichts weiß hier zu gefallen. Auch die random in den Film geschmissenen Songs enden immer genau dann, wenn sie sich gerade eingegroovt zu haben scheinen.

Darstellerisch hatte hier bis auf Schiena keiner rechten Bock auf den Film. Dabei ist die Besetzung durchaus namhaft geraten. Allerdings beschränken sich alle großen Namen auf extrem kurze Auftritte, die allesamt turbowichtig für den Film sein sollen, aber nie als solche wahrgenommen werden. Die meiste Screentime hat noch Sean Patrick Flanery („Sinners and Saints“) als Cop inne. Der jagt immer hinter Schiena her und ist durchweg den berühmten Schritt zu spät da.

AnnaLynne McCord („Blood Out“), Jeff Fahey („Palido“), Bruce Dern („The Most Dangerous Game“) und Cuba Gooding Jr. („The Hit List“) sind ebenfalls in Kleinstrollen zu entdecken. Dazu gesellt sich ein horrormäßig aussehender Richard Grieco („The Demolitionist“), der inzwischen wie ein Zombie-Double von John Wick oder Jared Leto rüberkommt. Und er spielt in „The Weapon“ als Lars einfach erbärmlich schlecht.

„The Weapon“ sollte lieber nicht in Serie gehen

Prinzipiell hätte man aus der Story von „The Weapon“ sicherlich einen spannenden Actioner machen können. Es gibt genug Filme, die auf einer Entführungsprämisse aufbauend gute Action rausgehauen haben. Doch „The Weapon“ schafft das zu keiner Sekunde. Der Film nimmt sich selbst viel zu ernst und schafft es niemals, den Zuschauer in seinen Plot hineinzuziehen. Die Dramaturgie holpert munter vor sich hin, es kommt niemals irgendeine Form von Spannung auf und die Action will und will einfach nicht zünden.

Tony Schiena bemüht sich als Hauptdarsteller um eine coole Aura und eine ebensolche Präsenz, was ordentlich funktioniert, aber das Drumherum ist eine einzige, lahmarschige Katastrophe. Schade drum.

02 von 10

Über eine deutsche Veröffentlichung ist mir nichts bekannt. In den USA erschien eine Code-1-DVD von Lionsgate. Diese präsentiert den R-Rated-Streifen ungeschnitten und ohne Extras.

In diesem Sinne:
freeman

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