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Awesome Asian Bad Guys

Der Titel der crowdfinanzierten Meta-Actionparodie „Awesome Asian Bad Guys“ ist Programm: Mehrere bekannte Schurkendarsteller wie Al Leong und Yuji Okumoto spielen sich selbst und werden von zwei Filmenthusiasten rekrutiert, um einen asiatischen Schurken aufzuhalten, denn die meisten Asian Bad Guys sind in diesem eigentlich die Good Guys.

Originaltitel: Awesome Asian Bad Guys__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2014__Regie: Stephen Dypiangco, Patrick Epino__Darsteller: Stephen Dypiangco, Patrick Epino, Tamlyn Tomita, Al Leong, George Cheung, Sapphire Steel, Randall Park, Yuji Okumoto, Aaron Takahashi, Dante Basco, Ed Ackerman u.a.
Awesome Asian Bad Guys

In der crowdfinanzierten Low-Budget-Actionparodie “Awesome Asian Bad Guys” spielen Schurkendarsteller wie Al Leong und Yuji Okumoto sich selbst

Die beiden asiatischstämmigen Filmenthusiasten Stephen Dypiangco und Patrick Epino gründeten die National Film Society, mit eigenem YouTube-Kanal und Podcast, außerdem versuchten sie sich selbst als Filmemacher mit dem crowdfinanzierten „Awesome Asian Bad Guys“.

Der Titel fasst das Konzept des Films gewissermaßen zusammen, in dem quasi jeder der Hauptdarsteller eine fiktionalisierte Version seiner selbst spielt. Es geht um jene asiatischen Schauspieler, die in den Actionfilmen der 1980er und 1990er immer wieder den Part der Schurken einnahmen, darunter der legendäre Al Leong („Stirb langsam“, „Lethal Weapon“, „Rapid Fire“), aber auch George Chung („Rambo II“, „Big Trouble in Little China“) und Yuji Okumoto („Mean Guns“, „RobotJox 2“). Den Stein des Anstoßes Schauspielerin Tamlyn Tomita, deren (nur in diesem Film existente) Zwillingsschwester Pamlyn ermordet wurde – und zwar von Aaron Takahashi, dem „asiatischen Charlie Brown“. Seine rechte Hand ist Dante Basco, vor allem bekannt als Rufio aus „Hook“, der es allerdings hasst, auf diese Rolle seiner Jugend angesprochen zu werden.

Auch Dypiangco und Epino sind als sie selbst dabei. Eines ihrer National-Film-Society-Videos bringt Tomita auf die beiden Filmfans: Sie sollen ein Team der „Awesome Asian Bad Guys“ zusammenstellen, mit deren Hilfe sie nun dem wahren Schurken und seinen Schergen das Handwerk legen sollen…

httpv://www.youtube.com/watch?v=zk6rcuy55n4

„Awesome Asian Bad Guys“ könnte und möchte vieles sein, vor allem eine Hommage an die goldenen Jahre des Actionkinos, in denen asiatische und asiatischstämmige Schauspieler oft auf den Part des Schurken reduziert wurden. Die Auswahl der Darsteller dürfte mit ihrer Verfügbarkeit und ihrem Mitmachwillen zusammenhängen, was der Film auch offensiv angeht: Tomita fragt in einer Szene, wo denn Bolo Yeung oder James Hong seien. Dem actionerfahrenen Zuschauer werden noch weitere Namen, etwa Cary-Hiroyuki Tagawa oder James Lew, in den Sinn kommen. Leider beschränkt sich die Analyse des Actionfilms dann auf die Nennung von ein paar der wichtigsten Filme der Darsteller; am cleversten ist es noch, wenn in einem Running Gag die TV-Auftritte der Asian Bad Guys erwähnt werden und dabei herauskommt, dass jeder von ihnen mal bei „Simon and Simon“ am Start war.

Ansonsten gibt es ein paar Witzeleien zur Stereotypen über Asiaten und Asiatinnen im Film, eine Szene, in der Tomita eine Szene aus ihrem bekanntesten Film „Karate Kid II“ (in dem auch Okumoto als Schurke mitspielte) nachspielt und das leicht ironische Nachkauen bekannter Actionfilmplots, freilich ohne sonderlich große Finesse oder neue Einsichten auf das Genre. So ist die vielleicht größte Ironie eine, die gar nicht auf dem Mist des Films gewachsen ist: In „Awesome Asian Bad Guys“ will Randall Park trotz seiner Comedy-Filmographie mit Titeln wie „Larry Crowne“ unbedingt Teil des Teams sein und wird dafür schief angeguckt. Da konnte kaum jemand ahnen, dass er kurz darauf mit seiner Kim-Jong-Un-Darbietung in „The Interview“ ganz derbe Bad-Guy-Credibility sammeln sollte.

Allerdings sind die Bad Guys – egal ob auf guter oder böser Seite in diesem Film – auch hier nicht die erste Geige, sicherlich auch aus Budget- und Drehplangründen. Dreh- und Angelpunkt sind Dypiangco und Epino, deren Film-Alter-Egos gewissermaßen die realen Filmemacher spiegeln, denn die sind hin und weg, dass sie mit ihren Leinwandidolen zusammen herumtollen dürfen. Da fiel den beiden Filmemachern leider auch wenig ein, was sie über diese Grundidee hinaus anstellen sollten. Denn „Awesome Asian Bad Guys“ bleibt eine Ansammlung von Einzelszenen ohne guten Flow, mit sichtlich wenig Budget gedreht.

Leider ist der Humor dann auch von der eher plumpen Sorte. Wenn die beiden Protagonisten Jet Li für ihren Film rekrutieren wollen, dann stellt sich Jet Li als das Kind von George Chung heraus. Ne, was ist das lustig. Und es verprügelt den erwachsenen Epino. Brüller. Und stellt sich danach als Mädchen heraus. Hui, wie originell, kleines Mädchen verkloppt erwachsenen Mann. Ansonsten wird auf eher faden Running Gags herumgeritten, etwa dass Leong nicht totzukriegen ist, Dypiangco ein überforderter Familienvater ist oder Epino andauernd versucht Tomito anzubaggern. Alles wenig originelle Witze, die dann auch noch mit einem schwachen Comedy-Timing inszeniert werden.

Dass angesichts der Crowdfunding- und Low-Budget-Wurzeln keine Action im Stil der Vorbilder drin war, dürfte klar sein. Noch dazu sind einige der Bad Guys sichtlich in die Jahre gekommen – Leong etwa hatte sich zum Veröffentlichungszeitpunkt schon eine knappe Dekade aus dem Filmgeschäft zurückgezogen. Okumoto hingegen langt deutlich überzeugender zu und Jet-Li-Darstellerin Sapphire Steel hat für ihr Alter echt was drauf. Bis zum Showdown wird allerdings selten handgekantet und sonderlich inspiriert gefilmt ist das Gekloppe und Geballer (inklusive reichlich lauer John-Woo-Hommage) auch nicht.

So ist „Awesome Asian Bad Guys” nicht mehr als eine reizvolle Idee, über die man mit Kumpels in der Kneipe redet. Dummerweise gaben genug Backer den Regisseuren Geld dafür, um auch einen rund 50-minütigen Film daraus zu machen, der aber aufgrund flacher Gags, dröger Inszenierung und fehlendem erzählerischem Drive komplett versandet – mehr noch als der ähnlich gelagerte „18 Fingers of Death“ von James Lew. Das ist schade, denn aus der Grundidee hätte man sicherlich mehr machen können als halbgare Witzchen und gelegentliches Actionfilm-Namedropping.

„Awesome Asian Bad Guys“ ist nirgendwo auf einem Datenträger erschienen. Dafür stellten die Macher ihn nach einer Festivaltour im Internet zur Verfügung, unter anderem auf dem YouTube-Kanal der National Film Society.

© Nils Bothmann (McClane)

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