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Classified

Originaltitel: Classified__ Herstellungsland: USA-Bulgarien__ Erscheinungsjahr: 2024__ Regie: Roel Reiné__ Darsteller: Aaron Eckhart, Abigail Breslin, Tim Roth, Matt Hookings, Brandon Lessard, Kim DeLonghi, Marysia S. Peres, Myles Clohessy, Lucky Ali, Baylee Toney, …
Classified

Das libanesische und amerikanische Postermotiv (© Four Star Films und Grand Entertainment sowie Saban Films und Sony Pictures Home Entertainment).

Zum Trailer (engl. OV) geht’s hier!

Bei “Classified” handelt es sich um einen amerikanisch-bulgarischen Action-Thriller aus dem Jahr 2024, der auf der schönen Mittelmeer-Insel Malta gedreht wurde und an dessen Entstehung u.a. auch das ZDF beteiligt war. Die Skript-Vorlage stammt aus der Feder Bob DeRocas (“the Air I breathe”), mit Aaron Eckhart, Abigail Breslin und Tim Roth konnte man drei international bekannte Darsteller verpflichten und in Gestalt von Roel Reiné holte man sich einen Regisseur an Bord, der über einen achtbaren Umfang an Genre-Erfahrung verfügt. Obwohl dem Holländer im Laufe seiner Karriere noch nie ein ernsthaft als gut zu charakterisierender Film gelungen ist, hatte er sich über die Zeit hinweg unter B-Movie-Fans dennoch beliebt gemacht – maßgeblich dank diverser sich zumindest überwiegend flott entfaltender sowie optisch ansprechend daherkommender Direct-to-Video-Fortsetzungen; darunter “the Marine 2“, “Death Race 3: Inferno“, “Hard Target 2” und “Behind Enemy Lines: Seal Team Eight“…

In zwei unmittelbar zuvor veröffentlichten Produktionen (Renny Harlin’s “the Bricklayer” und Jesse V. Johnson’s “Chief of Station“) hatte sich Eckhart indes in vergleichbaren Rollen relativ prächtig geschlagen, so dass im Ganzen eine legitime Hoffnung darauf bestand, allemal einen unterhaltsam-passablen Style-over-Substance-Streifen geboten zu erhalten. Leider ist dem letzten Endes jedoch nicht so – mit der Schuld daran evident bei gewissen Mitgliedern der Cast&Crew zu verorten. Aber der Reihe nach: Eröffnet wird mit den aufgezeigten Attentats-Vorbereitungen des einer CIA-Black-OPs-Einheit angegliederten Hitmans Evan Shaw (Eckhart), dem man seine Aufträge stets via Codes in bestimmten Tages-Zeitungen übermittelt. Aktuell in NYC zugange, sehen wir bspw. seine Anreise und sein Einchecken in ein Hotel, wie ihm seine Waffen zugestellt werden und er von einem Container-Verlade-Terminal am Hafen aus das Geschäftsgebäude seiner anvisierten Zielperson auskundschaftet…

Per se ist nichts verkehrt an diesem Einstieg – bloß dürften die meisten noch den nicht unähnlich gearteten von David Fincher’s “the Killer” im Gedächtnis haben, an den dieser hier nicht einmal im Ansatz heranreicht. Neben handwerklichen Gegebenheiten liegt das ebenfalls mit daran, dass Evan regelmäßig “Visionen” seiner inzwischen toten großen Liebe Monica (Marysia S. Peres) hat, deren Verlust er noch nicht zu überwinden vermochte – sie etwa neben sich im Bett ruhend oder sich in einem Café ein Heißgetränk holend sieht (wobei sie ohne einem klaren Grund ein durchsichtiges Oberteil anhat). Eigentlich wollte Evan seine riskante Profession an den Nagel hängen und sein Leben mit Monica verbringen – doch nachdem sie bei einem “Unfall” starb, hat er stattdessen eine “einsamer Wolf Mentalität” angenommen und sich im Prinzip vollständig seinem Job und Vaterland verschrieben. Mit Klischees und Vorhersehbarkeiten wird der Zuschauer also schonmal von Anfang an konfrontiert…

Nach getaner Arbeit in den Staaten wird Evan ein paar Wochen später nach Rom geschickt, wo er prompt mit denselben Schritten beginnt – bis eben jene durch das Auftauchen einer jungen Dame namens Kacey (Breslin) unterbrochen werden, welche angibt, eine MI6-Analystin zu sein und wichtige Infos für ihn zu haben: Vorrangig die Preisgabe, dass er in Wahrheit gar nicht mehr für die CIA tätig wäre – sondern für irgendeine andere (noch nicht identifizierte) Organisation, die dasselbe Vorgehen ihm gegenüber nutzen würde wie der US-Geheimdienst ursprünglich. Die betreffende Division der Agency sei vor einigen Jahren aufgelöst worden – und seither würde ihn jemand auf diesem Wege fürs Ausüben spezieller Morde “missbrauchen”. Doch wer und warum? Natürlich glaubt ihr Evan nicht – allerdings kann sie ihm ein entsprechendes Dossier vorlegen und ruft ihm überdies in Erinnerung, dass sich seine Opfer damals just dann von Warlords und Kartell-Chefs hin zu Forschern und Business-CEOs gewandelt hatten…

Ein zusätzliches Argument Kaceys: Evan’s Handler Kevin (Roth), der ihn einst rekrutierte und mit dem er sich immerzu freundschaftlich-prima verstand, sei eine Weile bereits tot. Um diesen Behauptungen auf die Schnelle nachzugehen, sperrt er sie kurzerhand im Bad ein und begibt sich an eine Internet-Recherche – im Zuge derer er sowohl bestätigende Angaben über sie als auch offizielle Nachrufe Kevins entdeckt. Zwar weiterhin noch nicht völlig überzeugt, verbündet er sich nichtsdestotrotz mit ihr – und gemeinsam geht’s nun auf nach Malta, wo sozusagen alle Fäden zusammenlaufen (und uns “Classified” fortan dankenswerterweise keine dort gefilmten Szenen mehr als Locations in Italien oder den Vereinigten Staaten “verkaufen” muss). Was Evan bislang aber auch noch nicht bemerkt hat: Irgendwann hatten ihm seine Auftraggeber (irgendwie) einen GPS-Tracker implantiert – weshalb jene seine Abweichung vom Plan stracks registrieren sowie umgehend eine kleine Truppe Söldner mobilisieren, um ihn aufzuhalten…

Aus Kasey’s Enthüllungen hätte man eine Menge Reizvolles machen können: In erster Linie sie als “energischen Katalysator” einer mehrschichtigen Story fungieren zu lassen – die damit verbundenen Auswirkungen auf Evan’s Denken und Empfinden ebenso beleuchtend wie den klassischen Genre-Mechanismen einen genügend kräftigen (Action und Suspense bietenden) Antrieb verleihend. Exakt das haben DeRoca und Reiné durchaus versucht – nur nicht unbedingt mit einträglichem Erfolg. Evan muss urplötzlich in Betracht ziehen, dass er zuletzt wohlmöglich überhaupt nicht im Dienste der Guten agierte – was bei ihm unweigerlich einen “inneren Konflikt” auslöst; Wut und Selbstreflexion inklusive. Gewisse Zweifel an Kasey’s Ausführungen bleiben jedoch bestehen: Kann er ihr wirklich trauen? Warum z.B. sollte eine MI6-Analystin derart an ihn herantreten – zumal so; ohne Unterstützung? Was verheimlicht sie ihm? Obendrein hätte angeblich auch Monica (frei seiner Kenntnis) dem britischen Secret Intelligence Service angehört…

Manipulationen, Verstrickungen, Hintergehungen, überraschende Offenbarungen sowie moralische und/oder ethische “Grauzonen” sind bewährte, gern genutzte Bestandteile von Agenten-Geschichten – allerdings mangelt es DeRoca’s Vorlage an Cleverness und inspirierten Ideen, um das Interesse des Publikums an dem Plot (und den Figuren) in einem vernünftigen Maße aufrecht zu erhalten, und ist es keine Kunst, einzelne Twists noch deutlich vor der Halbzeit-Marke vorauszusehen. Zugegeben: Einer kommt tatsächlich ein Stück weit unerwartet daher – vermag seinerseits aufgrund anderer Faktoren aber dennoch nie sein volles Potential auszuschöpfen. Die “Zutaten” waren vorhanden – die “Köche” jedoch überfordert. Daraus resultierend, werden die üblichen Entwicklungen und Setpieces abgespult, ohne Spannung zu erzeugen oder einen emotional zu involvieren – und das mitunter ungünstig redselig: Locker hätte man “Classified” um ein paar Minuten (von 100 runter auf rund 90) kürzen Schrägstrich straffen können…

Aaron Eckhart (“Rumble through the Dark“) verkörpert Evan auf routinierte Weise kompetent – wohingegen Abigail Breslin (“Final Girl“) ihre “eingeschränkte Spielfreude” nicht verbergen konnte (oder wollte). Das Skript gab ihr eine Menge Exposition zum Vortragen und gestaltete den ebenfalls relativ stereotypen Part (einen gewollten Kontrast zu Evan’s Ernst bildend) regelmäßig zwischen unsicher, zielstrebig-mutig und quirky wechselnd. In einer Szene, in der Kasey allein daheim “lustig” Kicks und bestimmte Posen übt, tat mir Breslin geradezu leid (DeRoca hat übrigens auch “Killers” mit Katherine Heigl und Ashton Kutcher mitverfasst). Obgleich ich gestehen muss, dass es schon ein wenig gewöhnungsbedürftig war, sie hier mit so einigen Kilos mehr auf den Rippen zu sehen, sollte das eigentlich (hoffentlich) niemanden konkret “stören”. Da ist die unverkennbare “fehlende Chemie” im Rahmen der zahlreichen Interaktionen Evans und Kaseys bzw. Eckharts und Breslins als wesentlich problematischer einzustufen…

Mit zurückzuführen ist das auf Anschuldigungen Breslins, Eckhart hätte sich ihr gegenüber des Öfteren aggressiv, erniedrigend und unprofessionell verhalten – was bis hin zu einer offiziellen Beschwerde von ihr diesbezüglich bei der “Screen Actors Guild” ging, das Arbeiten mit den beiden am Set natürlich “verkomplizierte” sowie später gar auch noch einen der bulgarischen Produzenten dazu bewog, sie wegen dadurch entstandener Zusatz-Kosten zu verklagen und sie in dem betreffenden Text als hysterisch und sich das alles bloß eingebildet habend zu beschreiben. Unterdessen hat Tim Roth seinen (sich vorausahnbar nicht rein auf Flashbacks beschränkenden) Auftritt mal wieder “auf Autopilot” abgeleistet – so wie u.a. in “the Misfits“; weit entfernt von tollen Performances wie etwa in “Resurrection” oder TV’s “Lie to Me” – und das samt eingeflochtener “amüsanter Eigenheiten”, die je nach Situation mal einen besseren, mal einen just in dem Moment minder passenden Eindruck heraufbeschwören…

Evan’s Suche nach den Verantwortlichen – deren Aufträge er bis zu Kasey’s Erscheinen stets erledigt hat, ohne sie je zu hinterfragen – bringt ihn in Kontakt (sprich: auf Konfrontations-Kurs) mit einigen nicht sonderlich interessant gestrickten Antagonisten: Neben einem “geheimnisvollen Unbekannten” (hust, hust) primär noch mit zwei “Business-Leuten” (Kim DeLonghi aus “Code Name Banshee” und Matt Hookings aus “Prizefighter”) sowie dem ihm verbissen nachjagenden Leiter der entsandten Söldner-Truppe (Brandon Lessard aus “Robert the Bruce”). Unabhängig solcher Faktoren wie der seichten Story, blassen Charaktere und der teils miesen Dialoge hätte “Classified” aber immerhin noch im Bereich der Action auftrumpfen können – doch selbst in der Hinsicht enttäuscht das Gebotene, sofern man nicht nur flüchtige individuelle Highlights betrachtet, die zwar vorhanden sind, an sich aber auch nicht wahrhaft begeistern. Feuer und Explosionen sehen bisweilen zu künstlich aus – ebenso wie das inzwischen leider ja gängige CGI-Blut…

Die Shootouts und Verfolgungs-Sequenzen (egal ob zu Fuß oder in Fahrzeugen) wissen einen zu unterhalten und etliche Kugel-Einschläge in Mauerwerk, welche an “Styropor-Partien” direkt vor Ort (und nicht nachträglich am Rechner) arrangiert wurden, sind nett anzusehen – allerdings sind die Baddies grauenhafte Schützen und merkt man mehreren der Beteiligten an, dass ihnen im Vorhinein weder ausreichendes Stunt- noch Waffen-Training zugestanden wurde (wobei ich das bei Breslin noch fast verstehen kann, denn schließlich ist Kasey keine Feld-Agentin). Selbst Eckhart wirkt im Vorliegenden nicht so “dynamisch” wie in den anderen genannten Werken. Grundsätzlich ist der zuständige Koordinator Morgan Chetcuti (u.a. “Accident Man: Hitman’s Holiday” und “the Silent Hour“) ein fähiger Mann auf dem Gebiet – doch gelang es ihm und Reiné einfach nicht, etwas zu erschaffen, das aus dem generischen Ganzen herausragt sowie die verschiedenen sonstigen Schwächen ergiebig zu kaschieren in der Lage wäre…

Neben der Regie hat Reiné außerdem den Score beigesteuert – welcher nicht der Rede wert ist – sowie als Cinematographer fungiert. In letzterer Funktion lieferte er ordentliche Arbeit (mit diversen schicken Drohnen-Shots) ab und sorgte für eine würdige Einbindung der imposanten maltesischen Locations – wofür das Projekt quasi im Gegenzug eine stattliche Summe an Fördergelder erhielt; wie zuvor schon Produktionen wie “Jurassic World: Dominion” oder “Hounds of War“. Unglücklicherweise krankt der Streifen neben den bereits aufgeführten Punkten obendrein auch noch an trägem Pacing, Kontinuitäts-Fehler, Unglaubwürdigkeiten und so einigen Plot Contrivances (á la die präsentierte Unzuverlässigkeit des GPS-Trackers), so dass das Negative “unterm Strich” klar überwiegt. Kurzum: “Classified” ist lahm und insgesamt sogar “Chief of Station” unterlegen – welcher selbst ja wiederum im Prinzip bloß nur den Eindruck eines zweitklassigen DtV-Ostblock-Sequels von “the Bricklayer” erweckte…

7 von 10

Während “Classified” in England bereits auf DVD sowie in Skandinavien auf DVD und BluRay erhältlich ist, sind mir bis heute (11/2024) indes noch keine Veröffentlichungspläne für Deutschland bekannt…

Stefan Seidl

Classified

(© Saban Films und Sony Pictures Home Entertainment)

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Copyright der “Classified” Postermotive und Pics: Film Bridge International / Filmology Finance / Midwest / Underdogg Ent. / Four Star Films, Grand Ent. (Middle East) / Signature Ent. (GB) / Saban Films, Sony Pictures Ent. (US)__ Freigabe der britischen VÖ: BBFC 15__ DVD/BluRay: ja/nein

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